Ich lese sowohl in deinen alten Beiträgen als auch im aktuellen viel von Rügen, Schimpfen, Zurechtweisen - also negativen Erziehungversuchen. Erziehung durch Strafe funktioniert nicht besonders gut und bei Katzen sogar gar nicht. Zudem unterstellst du dem Kater bewusste Racheaktionen und Übergriffe, die gegen euch gerichtet sind. Solche komplexen Handlungen können Katzen nicht planen.
Sie lernen einfache Wenn-dann-Zusammenhänge.
Beispiele:
Wenn ich miaue, antworten sie.
Wenn ich vor die Füße laufe, finde ich Beachtung.
Wenn ich an den Schuhen kratze, bemerken sie mich.
Wenn ich zum Schmusen komme, freuen sie sich oder spritzen sie mit Wasser oder schimpfen.
Wenn man konsequent auf ihre Handlungen reagiert, lernen sie schnell, mit welcher Handlung sie eine erwünschte Reaktion erzielen. Wenn man immer Nein sagt, wenn sie auf den Tisch springen, und sie bestimmt hinuntersetzt, werden sie es nach einiger Zeit in Anwesenheit des Menschen unterlassen.
Belohnt man sie, wenn sie neben dem Tisch bleiben, lernen sie es sogar noch viel schneller.
Zunächst versuchen sie, über Handlungen (kuscheln mit dem Menschen, an den Beinen reiben, an"sprechen" durch Gurren oder Miauen...) positive Zuwendung zu erzielen. Wenn das nicht in dem Umfang gelingt, der ihre Bedürfnisse befriedigt, dann weichen sie auf unerwünschte Handlungen aus, um überhaupt beachtet zu werden. Vielleicht empfindet dein Kater deine Jagd nach ihm, wenn er an Schuhen kratzt, als schönes Spiel?
Euer Kater war traumatisiert und hat deswegen zu Beginn seines Lebens bei euch sehr viel Zuwendung und Nahrung gesucht, um sich immer wieder zu versichern, dass er jetzt in Sicherheit ist und immer genug Futter hat. Viele Tierschutzkatzen tun dies am Anfang. Das Ess- und Schmuseverhalten regulieren sich dann von selbst, wenn das Trauma heilt.
Zudem ist es natürlich möglich, das Verhalten zu modifizieren, wenn das Grundvertrauen entstanden ist. Katzen lernen sehr gut, wenn man erwünschtes Verhalten belohnt und Unerwünschtes ignoriert bzw. mit einem klaren Nein kommentiert und nicht weiter beachtet.
Ihr habt das Futter begrenzt und ihn für seine Suche nach Zuwendung bestraft. Daher ist er nach wie vor traumatisiert und verharrt in seinen Verhaltensmustern. Möglicherweise hat er auch Einiges modifiziert, weil er Angst vor Strafen/Schimpfen hat.
Ich habe jetzt hier sehr kurz zusammengefasst, was ganze Bücher füllt, viele Menschen aber instinktiv wissen. Letztendlich lässt sich Vieles auch auf den Menschen und z.B. die Erziehung von Kindern übertragen.
In deinen Texten lese ich sehr viel Durchsetzungswillen deiner Vorstellungen heraus und sehr wenig Einfühlungsvermögen und Verständnis für den Kater. Er braucht dringend ein neues Zuhause mit Katerkumpel, Freigang und Menschen, die ihm helfen, seine Traumata zu bewältigen.
Wenn deine Frau ihn so sehr liebt, sollte sie das Beste für ihn wollen.
Wenn ihr ihn bei euch behalten möchtet, sucht euch dringend Unterstützung von einem/r Tierpsychologen/in und Verhaltenstrainer/in, damit er sich positiv entwickeln kann.