Zweiter Teil:
Neuroanatomische Lokalisation: Kleinhirn (deutlicher Beteiligung des Lobus Floculonodularis möglich). DD:
intrauterine invektion mit Parvovirus - Kleinhirnhypoplasie, Toxoplasmose infektion, FIP, degenerativ
(Speicherkrankheit)
Rat: Therapieversuch gegen Toxoplasmose, klinische neurologische Kontrolle in 2 Wochen, dann erwägen, ob
intrakranielle Diagnostik (MRT, Liquor) notwenig sind. Keine systemischen Antimykotika mehr bis zur Kontrolle.
Clinda Rp. 3 wochen 11 mg/kg po
Neuroanatomische Lokalisation: Der Ort, wo die Störung ihren Ursprung hat, die grossen Nervenbahnen im Hirn (Hirnnerven) und die Wirbelsäule/Rückenmark hatte der Doc ja per Untersuchungen und Beobachten schon ausgeschlossen.
Neuroanatomisch deswegen, weil es vom Erscheinen her defenitiv das Nervensystem betroffen ist. Die Neuroanatomie ist der Aufbau des Nervensystems eines Wesens. Dazu gehören das Gehirn, das Rückenmark und alle Nerven die irgendwo im Körper sind und entweder Informationen an das Gehirn leiten oder Informationen/Befehle vom Gehirn an die betreffenden Körperteile weiter geben.
Kleinhirn: Das ist der Gehirnteil, wo die Erhaltung des Gleichgewichts reguliert wird und auch die Bewegungskoordination der Muskelgruppen. Das Kleinhirn selber ist wieder in Bereiche unterteilt die verschiedene Namen haben. Oft sind sie danach benannt wo die Nervenbahnen wie eine Autobahn in einen anderen Gehirnbereich übergehen... und so für eine gute Verbindung zwischen den Hirnteilen sorgen.
Der Lobus flocculonodularis ist ein Teil des Kleinhirns, der evolutionsbiologisch gesehen sehr alt ist und mit Nervenfasern mit den Vestibularkernen verbunden. Und Eben diese Vestibularkerne haben wiederrum Nervenfasern die zum Gleichgewichtsorgan im Ohr gehen. Sprich vom Gleichgewichtsorgan gehen die Nervenreize über die Vestibularkerne weiter zum Lobus f. Dort wird die ankommende Info verarbeitet und Signale für Reaktionen des Muskelapparats im Körper rausgeschickt.
Und wenn es genau an diesem Lobus f hakt, dann werden die Infos vom Gleichgewichtsorgan fehlerhaft interpretiert und daraufhin werden dann natürlich "falsche" Signale an die Muskulatur ausgegeben, was dann zu Koordinationsstörungen führt. Dass das nicht dauerhaft zu den gleichen Symptomen führt kann daran liegen, dass eben platt ausgedrückt "nicht alles im Kleinhirn kaputt ist", sondern nur ein paar Nervenbahnen und das zeigt sich dann eben in diesen gelegentlichen Zitteranfällen/Gleichgewichtsproblemen der Katze.
Der Rat des Doc ist einfach darauf beruhend, welche Ursachen es gibt, die diese Störungen verursachen können:
intrauterine infektion mit Parvovirus: Die Mutter wurde während der Tragzeit mit den Kitten mit dem Parvovirus (Katzenseuche) infiziert und dieser hat bei dem Kätzchen in der Entwicklung Störungen verursacht, so dass sich das Kleinhirn nicht 100% normal entwickelt hat. (Parvoviren kommen durch die Plazentaschranke auch in den Kreislauf der Kitten rein!)
Kleinhirnhypoplasie: Ist der Begriff für eine nicht vollkommene Ausbildung/Unterentwicklung des Kleinhirns
Toxoplasmose infektion: Toxoplasmose durch den Parasiten, der im Gehirn Schäden anrichtet.
FIP: Anzeichen von FIP, ich denke über FIP wisst ihr Bescheid
Degenerativ (Speicherkrankheit): Das (Klein)hirn war vollkommen normal entwickelt und wird jetzt durch eine Krankheit langsam zerstört. Eine sogenannte Speicherkrankheit ist, dass etwas im Stoffwechsel der Nervenzellen nicht richtig läuft. Es werden Proteine, die nicht mehr gebraucht werden nicht abgebaut, die sammeln sich an, wie auf einer Mülldeponie und stören dadurch die normale Funktion der Zelle. Das führt irgendwann dann dazu, dass die Zelle abstirbt, weil sie so mit grossen Molekülen vollgestopft ist, dass kein normaler Stoffwechsel mehr stattfinden kann. (Wie eine Messiwohnung... irgendwann stirbt der Bewohner da dran, dass er von seinen Müllbergen erschlagen wird)
Bei diesen Speicherkrankheiten weiss man selten woran es genau liegt. Es können Enzyme, die den Müll beseitigen sollen schlecht oder nicht funktionieren, es können die Proteinfabriken sein, die viel zu viel herstellen und sich nicht bremsen lassen... etc.
Ok. Soweit die Diagonse.
Da sich von allen diesen Möglichkeiten nur die Toxoplasmose behandeln lässt, schlägt er dann eben eine Behandlung vor, die dem Parasiten den gar ausmachen soll, falls er denn da ist.
Um bei der Auswahl an Diagnosen weiterzukommen, schreibt der Doc auf, was man in Zukunft noch machen/untersuchen könnte um genaueres rauszufinden.
intrakranielle Diagnostik (MRT, Liquor): sprich Untersuchungen der Vorgänge innerhalb des Schädels.
MRT: Bildgebende Untersuchungsmethode, wo man sich den Bau des Gehirns ansehen kann und kontrollieren kann, ob dieses normal entwickelt ist.
Liquor: Ist die Flüssigkeit, die im Gehirn von speziellen Zellen produziert wird und in Hohlräumen des Gehirns (sog. Ventrikel) und auch im Rückenmark zu finden ist. (Man kann anhand vom Aussehen des Liquors feststellen, ob im Gehirn Entzündungen sind. Paradebeispiel ist wohl beim Menschen die Gehirnhautentzündung, die man durch Liquorentnahme aus dem Rückenmark feststellen kann. So muss man "nur" in den Rücken stechen und muss nicht den Schädelaufschneiden/das Gehirn verletzen)
Systemische Gabe von Medikamenten:
Gabe von Medikamenten, die sich im ganzen Körper verteilen (also z.b. Tabletten...)
Antimykotika:
Medikamente, die gegen Pilzinfektionen wirken
bei dem "Clinda Rp..." muss ich voll passen, das wird ein Medikament sein, mit einer Gabeempfehlung. Edit: es ist ein AB, welches auch Toxoplasma Gondii, also den Toxoplasmoseerreger killt., der Rest ist denke ich die Dosierung/Anwendungsdauer.
Ok, ich hoffe etwas geholfen haben zu können ... und dass es nicht zu kompliziert von mir geschrieben ist. Frag einfach nach, andere melden sich bestimmt auch noch und können helfen 🙂
Auf alle Fälle alles gute dem Wackel-Zwerg und euch danke, dass ihr euch so gut kümmert.
neko