Hallo Pigy,
ich weiß dieser Thread und deine Frage sind schon lange her, aber ich las in einem anderen Thread einen neuen Kommentar von dir, Fynn betreffend, und wollte jetzt mal deine älteren Themen durchlesen, bezüglich Fynn und seinem einst verletzen Schützling...
Da ich hier keine wirklich erklärende Antwort auf deine damaligen Fragen gelesen habe, so möchte ich eine Antwort und Erklärung gerne nachreichen.
Fynn muss nicht der Vater des Kleinen sein,
denn es gibt tatsächlich ältere Kater, sogar im Grunde absolute Einzelgänger, die dennoch Katzen in Not erkennen und die in diesen Fällen nicht nur plötzlich ein sehr soziales Verhalten diesen gegenüber aufzeigen, sondern diese Hilfe benötigenden Katzen auch jemandem zuführen der Hilfe leisten kann.
Ich hatte nämlich auch so einen Kater, der in seinen ganz jungen Jahren, nach zwei Jahren besitzerlos auf der Straße streunend, dann durch harte und lange Arbeit ein Zuhause in so weit annahm, dass dieser Kater jedoch weiter auf seinen Freigänger überwiegend nur nachts bestand.
Er duldete auch nur sehr bedingt andere Katzen in seinem Revier. Zuhause in der Wohnung duldtete er jahrelang gar keine andere Katze.
Doch eines Tages kam er früh morgens mit einem schwarzen Winzling von seinem Freigang zurück. Der/Die Kleine war maximum 4-5 Monate jung, der Winzling schwankte noch teilweise beim Hinterherlaufen hinter meinem Mika, aber es war unmöglich nahe an den Winzling ran zu kommen. Alles schien danach, dass dieser Winzling eine Wildgeburt gewesen war. Mika verweigerte es ins Haus zu kommen, denn normal kam er morgens rein zum Fressen und schlief dann den Tag über zuhause, und ging erst am Abend wieder raus.
Doch diesmal war auch Mika nicht mehr dazu zu bewegen ins Haus zu gehen, auch einfangen ließ er sich nicht, obwohl er mir gegenüber absolut handzahm mittlerweile war.
Erst als ich dem Winzling 400 Gramm Nassfutter vor dem Haus gab, war Mika bereit sich wieder anlangen zu lassen. Nur widerwillig ließ Mika sich dann nach oben tragen zum Fressen - gleich nach dem Fressen zweite er ganz deutlich auf, dass er wieder raus muss... Der Winzling wurde draußen zum absoluten Schatten von Mika, der damals schon ca. 6-7 Jahre alt war, aber der sogar den Po des/der Kleinen ableckte; den Kleinen Tag und Nacht beschützte und wir Mika täglich nur noch Maximal 60 Minuten zum Fressen in der Wohnung halten konnten.
Den Winzling musste ich knapp 7 Monate lang jeden Morgen und jeden Abend draußen erst füttern, bis sich Mika zufrieden und erst dann bereit gab, dann selbst zum Fressen kurz mit rein in die Wohnung zu kommen. Ich habe partou vermeiden wollen auch Mika draußen mit zu füttern, was Mika problemlos zuließ, sofern immer erst der/die Kleine draußen gefüttert wurde und solange dann vor dem Haus gewartet hat, bis Mika wieder raus kam (wie gesagt, Mika war nur noch zum Fressen in der Wohnung und wollte sofort danach dann wieder raus).
Auch draußen war durch den Kleinen ein absolut anderes Sozialverhalten von Mika zu beobachten, denn wir hatten seit Kurzem zwei neue Kater (Brüder von 12 Monaten) im Freigang in unserer Straße, also im Revier von Mika, die von Mika einst richtig angegangen wurden, denn was ich damals noch nicht wusste, beide jungen Brüder waren noch nicht kastriert und dennoch in den Freigang gelassen worden.
Doch ab dem Moment wo Mika auf den/die Kleine draußen aufpasste, ab dem Moment hat Mika diese zwei neuen Kater-Brüder in seinem Revier, bzw. wenige Meter neben ihm geduldet, denn diese zwei spielten wie verrückt mit dem Winzling draußen - ich habe das jeden Abend vom Balkon aus stundenlang beobachtet, wie Mika sich immer zurück nahm und nur beobachtend da liegend zusah, wie diese drei jungen Katzen mit einander herum rannten und spielten.
Erst als einer der Brüder dann nach 3 Monaten den "Winzling" besteigen wollte, auch das sah ich selbst, erst ab da griff Mika den Kater wieder an und verscheuchte ihn. Mein Gang/Besuch zu/bei der Besitzerin der beiden Kater-Brüder offenbarte dann den Grund, beide Brüder waren noch unkastriert, doch noch am nächsten Tag wurde das dann nachgeholt. Und keine zwei Wochen später ließ Mika die zwei Kater-Brüder auch wieder mit dem "Winzling" spielen und verhielt sich wieder nur beobachtend, ohne einzugreifen.
Nach 7 Monaten dann war es mir endlich möglich, dass ich mich der Transportbox, in der ich dem/der Kleinen schon seit 3 Monaten das Fressen präsentierte, endlich so nahe nähern konnte, damit ich das Gitter schnell genug zu bekam.
Und es war nur Mika zu verdanken, dass die Kleine überhaupt ihr Fressen in einer Transportbox nach wochenlanger Arbeit und langen Hungerphasen dann doch annahm, denn Mika zeigte ihr jedes Mal vorher, dass auch er in die Box geht und nichts passiert - und in den ersten drei Tagen saß Mika sogar m i t in der Box DRIN als die Kleine immer nen schnellen Happen raus nahm und dann schnell wieder raus rannte... so ging das drei Wochen. Und als die Kleine dann etwas ruhiger drinnen fraß, da musste sie m i c h sehen können und zwar in großem Abstand 🙄
Doch Dank leidenschaftlicher Vorliebe für Katzenmilch wurde sie dann unvorsichtig und endlich... haben wir die Box geschlossen bekommen und sie dann mit hoch in die Wohnung nehmen können, um das Tierheim anrufen. Das Alter der Kleinen, ja es war die erste Kätzin hier in unserer Straße, es war mittlerweile schon ca. 10-11 Monate, also höchste Zeit sie zu kastrieren. Doch das Tierheim weigerte sich diese wilde Katze aufzunehmen, das Argument war "unvermittelbar".
Somit saß die Kleine drei Tage bei uns in der Wohnung fest und Mika hat sie zwar auch hier akzeptiert, allerdings wollte er dennoch gut 22 Stunden täglich weiterhin draußen bleiben - er sah die Kleine wohl nun in Sicherheit, aber konnte nicht viel mit ihr zusammen hier in der Wohnung anfangen. Sie war wirklich s e h r scheu und am ersten Tag auch verdammt wild, als ich sie hinter der Waschmaschine vor holen musste, danach war ich übersät mit blutenden Kratzern, nur gebissen hatte sie zum Glück nicht. Sie pinkelte auch überall auf Mika seine Schlafplätze, sprich sie fand genau die eine Stelle auf der großen Couch wo Mika immer lag, zum Pinkeln... Erst nach 2 Tagen hat sie sich etwas beruhigt, das Katzenklo dann endlich zu 100 % benutzt und zum Fressen kam sie immer problemlos d a n n heraus, wenn Mika gefressen hat - ihr Napf stand direkt neben dem Fressplatz von Mika.
Dann war endlich auch über die Stadt geklärt, dass diese ca. 11 Monate junge Kätzin n i c h t einfach von mir wieder rausgesetzt werden darf, wie es das Tierheim von mir erwartete und sich weigerte die "wilde" Katze aufzunehmen.
Das Tierheim wurde verpflichtet zur Kastration, also zur Abnahme.
Ab dem ersten Tag als diese Katze dann abgeholt wurde und weg war, ab diesem Tag war Mika wieder von morgens bis abends in der Wohnung zum Schlafen - Mika hatte sehr, sehr viel Schlaf zum Nachholen wie es schien! Und er hat die Kleine niemals gesucht, er hat schon ein Jahr zuvor erlebt wie ich einen weißen, tauben ca. 18 Monate jungen Kater von der Straße holte und wie der dann ebenfalls abgeholt wurde. Mein Kater hatte wohl immer gewusst, sobald ich die Transportbox schließen und die Katze mitnehmen kann, dass seine Arbeit dann beendet ist und ich dann dran bin...
Mika hat sich sein ganzes Leben lang hier bei uns im Reihenhaus - das waren insgesamt über 7 Jahre - von nur drei Menschen je anfassen lassen, also nur von denen die ihn fütterten, kein anderer schaffte es ihn jemals auch nur streicheln zu können (Tierarzt ausgenommen, das klappte hervorragend). Dabei wurde er ziemlich schnell zum größten Schmusebär den man sich als Katzenbesitzer nur wünschen kann, der sich morgens dann nach dem Fressen, im Bett einem mitten ins Gesicht warf und der einen dann mit seinem Kopf anschmuste, laut schnurrend und sich hin und her rollend - also wirklich extremen Körperkontakt suchte und ein freies Bett neben dran wurde nie angenommen, ihm war der Körperkontakt zur Dosine immer wichtig.
Doch immer dann, wenn es draußen eine Katze in Not gab, dann war er gegenüber dem Menschen wieder der unnahbare, hardcore Freigänger/Streuner, der sogar 7 Monate lang auf Kuscheln, Schmusen und auch auf fest und sicher Zuhause schlafen zu können, verzichtete. Und der auch draußen dann schlagartig höchste, soziale Kompetenz zu anderen Katzen aufwies, mit denen er ansonsten nicht viel zu tun haben wollte oder die er in seinem Revier zuvor gar nicht akzeptierte.
Fortsetzung folgt unten...