Darf ich fragen wie die Diagnose bei deiner Katze lautete? Mein Neuzugang Lui kam hustend hier an. Bin auch gleich los, da hieß es Halsentzündung, AB. Die ging, der Husten kam wieder. Vermutet wurde eine geschwollene Thymusdrüse, da er vorn am Hals einen kleinen Knubbel hatte der wohl auf die Atemwege drückte. Er bekam was zu Immunstärkung und es wurde besser. Dann kam der Schnupfen. Wieder AB, das noch gelegentliche Husten ist inzwischen GsD verschwunden. Wenn der Infekt erneut aufflammt soll ein Abstrich gemacht werden (die Sache mit der Narkose
). Schnupfen ist fast weg. Auch er bekommt Echinacea.
die diagnose meiner katze ist nicht soo einfach...
meine katze hat asthma, was aber medizinisch perfekt eingestellt war nach wissenschaftlichem state of the art. trotz allem - eben ein anfälliger patient, dessen lunge inhalativ ständig immunsuppressiva ausgesetzt ist (cortison) und dessen immunsystem nicht das beste ist (und wegen des asthmas auch nicht unterstützt werden darf).
man diagnostizierte zuerst einfach mal ins blaue eine rhinotracheitis, was auch nicht wirklich falsch war - die meisten erkältungen fallen in den katzenschnupfenkomplex. falsch war dann die weitere behandlung: blinde antibiose an und für sich war schon deppert, dann aber auch noch antibiotika auszuwählen, die bei der vermuteten diagnose alles andere als optimal sind - das war schon mehr als ein anfängerfehler.
die ärzte scheiterten schon daran, dass sie scheinbar nicht wussten, welche bakterien verursachend sein können für einen katzenschnupfenkomplex bzw. infektionen der oberen atemwege. es sind normalerweise nämlich nicht allzu viele, genauer - mykoplasmen, chlamydien, bordetellen, seltener pasteurellen.
gegen mykoplasmen z.b. wirken schon mal von natur aus weder cephalosporine (wie z.b. convenia, was auch gerne bei atemwegsgeschichten gegeben wird) noch penicilline.
bei uns würde veracin gegeben, das aus zwei verschiedenen antibiotika besteht - streptomycin und benzylpenicillin. letzteres wirkt nur gegen grampositive keime (90% aller keime, die atemwegserkrankungen hervorrufen, sind aber gramnegativ oder andere), streptomycin hat laut horzinek und vetpharm eine so schlechte resistenzlage (fast alles ist dagegen resistent), dass man es nicht mehr einsetzen sollte.
so ging es lustig weiter - nochmals ein ab, wieder keine erregerbestimmung, die dosierung wurde natürlich nicht an ein chronisch lungenkrankes tier angepasst. dann folgten depotspritzen, die laut hersteller keine waren ("unser medikament hat keine depotwirkung!"), was zur folge hatte, dass die infektion meiner katze gegen den wirkstoff später resistent war.
antibiose ist ein hochkomplexes feld und ich weiß mittlerweile dazu einiges um nicht zu sagen sehr vieles dank etlicher stunden literaturrecherche, kontakte mit diversen unikliniken im deutschen raum und weltweit, diversen gesprächen mit internisten, pneumologen, usw. - sowohl hum-med. als auch vet-med..
und wäre froh, ich hätte es damals schon gewusst.
ich lese hier JEDEN TAG threads zu irgendwelchen katzenschnupfenkomplex-erkrankungen, bei denen nachweislich falsche antibiotika gegeben wurden, was man schon ohne erregerbestimmung sagen kann weil eben einige ab-wirkstoffgruppen nicht gegen bestimmte bakterienarten wirken KÖNNEN (das hat noch gar nichts mit richtiger resistenz zu tun). die meisten tierärzte scheinen hier nicht wirklich fit zu sein. in unserem fall hat das zu folgekosten von mehreren tausend euro geführt, zu einer katze, die jetzt ein pflegefall ist und eine ungewisse lebenserwartung hat - und das alles wegen einem anfänglich harmlosen schnupfen, der mit an sicherheit grenzender wahrscheinlichkeit mit dem richtigen antibiotikum (in ihrem falle wäre es wahrscheinlich doxycyclin gewesen) innerhalb von ein paar wochen für ein paar euro in den griff zu bekommen gewesen wäre.
