Hi Sigrid,
das Spielen ist ein wichtiger Bestandteil im Leben einer Wohnungskatze.
Wohnungshaltung ist nicht artgerecht (ich habe selbst Wohnungskatzen) und die Katzen fügen sich irgendwann ihrem Schicksal. Sie werden ruhiger, häufig desinteressierter und weil sie desinteressierter sind (verständlicherweise, denn es passiert ja nichts aufregendes, nicht in 24 Stunden, nicht in einer Woche und nicht in einem Jahr) wird das Motivieren mit zunehmender Zeit schwieriger. Und weil das Motivieren schwieriger wird, hört der Mensch auf die Tiere zu motivieren und dann spielen sie irgendwann nicht/kaum.
Das ist ein Teufelskreis, den der Mensch unterbrechen muß. Die Katze kann das nicht.
Meine jetzigen Katzen (ca. 7, 11, 14, 14 Jahre) sind alle 7+ Jahren zu mir gekommen und kann Spiel. Bei zwei von ihnen (Lady und der letzte Neuzugang Alfi) wurde Liebe mit Futter ersetzt bzw. Alfi kannte Futter als Zuwendung (3 Jahre Tierheim).
Ich weiß wie schwer es ist, den Tieren einen neuen Alltag zu schaffen, sie für etwas zu interessieren.
Alle meine Katzen spielen unterschiedlich, habe unterschiedliche Vorlieben.
Ältere Katzen zu motivieren ist häufig zeitaufwändig und ich gebe zu, daß ich auch nicht immer Lust dazu habe, aber wenn ich sie nicht beschäftige, dann wird es wieder ein Tag voller Eintönigkeit und Fressen und Schlafen.
Meine Katzen müssen vor dem Frühstück spielen. Mit einer Tasse Kaffee in der Hand und einem leeren Magen (und auch zeitweiliger Unlust) hetze ich mit ihnen durch die Wohnung, lasse sie mit Angeln, Bändern, Bällchen, rennen, springen, laufen oder eben nur pfoteln, wenn sie wollen.
Wird ein Spielzeug nach einigen Minuten uninteressant, muß ich was neues holenund das sofort und zügig, damit keine große Unterbrechung entsteht.
Ich versuche 20 min einzuhalten und sie kennen das Ritual. Sie können krakelend in der Küche stehen, dann stehen sie dort alleine. Wer fressen will muß spielen.
Es dauerte einige Zeit bis das akzeptiert wurde und ....siehe da....dieses feste Ritual zeigt Erfolge. Alle Vier sind interessiert, alle vier finden sich im Wohnzimmer ein und spielen gerne (der eine mal mehr, der andere mal weniger).
Ich habe die Erfahrung gemacht, daß man garnicht viel Spielzeug kaufen muß (was ich trotzdem tue
😉 ), sondern viele Dinge im Haushalt zweckentfremdet werden können und den Tieren viele Freude bereitet.
Spielangeln sind beliebt, dazu gehört z.a. der Dabird, Spielangeln Nekoflies
http://www.zooplus.de/shop/katzen/katzenspielzeug/spielangeln/spielangeln_sonstige/183880 , aber es reichen auch zwei lange Schnürbänder und eine dünne Gardine, damit alle vier Katzen ausflippen.
Ganz hoch im Kurs stehen auch unsere "Buden". Stuhl, Kratzbaum, Kartons o.ä. zusammenstellen, Decke drüber und einige Bällchen drunterwerfen und die 2-3 von 4 Katzen sind einige Zeit beschäftigt.
Sehr lustig ist auch eine dünne Gardine zwischen die Türzargen zu kleben, sodaß eine "Wand" entsteht.
😀 Dann wird gejagt, gerannt, aufeinander gestürzt etc.
Da ich nur noch ältere Katzen aufnehme und viele von ihnen gelangweilt und desinteressiert sind, wenn sie zu uns kommen, habe ich viele kleine Spiele gefunden, die sie recht schnell lernen können und die Erfolge zeigen.
Die Unlust, der Zeitmangel der Menschen führt dazu, daß Katzen resignieren und dann nicht mehr auf Spiele reagieren, weil sie wissen, daß der Mensch ohnehin kaum Zeit hat.
Wichtig ist, daß die Katzen sich darauf verlassen können.
Ich gebe zu, daß ich auch nicht immer Lust habe, aber ich zwinge mich dann dazu und stelle nach wenigen Minuten fest, daß es doch schön ist, daß es Mensch und Tier Freude bereitet.
Das Spielen ist ja nicht nur eine Beschäftigung für´s Tier, sondern stärkt die Bindung zwischen Mensch und Tier.
Unser letzter Neuzugang Alfi hat die letzten 3 Jahre im TH verbracht und ist sehr dick. Er hat gelernt, daß Futter Zuwendung bedeutet. Er ist nun 4,5 Wochen bei uns und er erfährt nun täglich, daß er natürlich (!!) ausreichend Futter hat (auch Trockenfutter, da er es kennt), aber er muß nicht fressen, um beschäftigt zu sein, er kann mitspielen, er wird gestreichelt und gebürstet.
Er frisst schon eine gute Portion, aber nicht so viel, wie er es bei seinem sehr strammen Gewicht tun müsste.
Versuche es mal. Richte feste Spielzeiten ein. Wenn Deine Katze nicht spielen will, spielst Du trotzdem. Feste Zeit, morgens oder abends, 20 min, wenn möglich täglich.
Zeige ihr, daß sie sich darauf verlassen kann und sie wird irgendwann spielen.
🙂
Die Futtertips sollten natürlich auch berücksichtigt werden.