Alles andere wäre wirklich unnötige Quälerei.
Soll ich ihn 2 x die Woche in die TK schleppen,Hin-und Rückfaht je 1 Stunde, für Chemo,wenn die Chance fast Null ist....
Mir fällt gerade noch was ein:
Vor vier Jahren kam immer öfter ein schmächtiger zerzauster Kater, Minka, an unser Haus und fraß die Reste aus Mickys Napf leer, wenn dieser draußen stand. Er ließ sich nicht anfassen und rannte, als er mich das erste Mal sah, voller Panik weg. Er muss wohl sehr schlechte Erfahrungen mit Menschen gemacht haben. Über viele Monate hinweg, fasste er langsam ein wenig Vertrauen und duldete es, wenn ich neben ihm saß. Etwa ein Jahr später durfte ich ihn sogar ganz sanft und langsam streicheln, aber nicht lange. Als er merkte, dass ich ihm wirklich nix machte, lief er mir oft hinterher und wollte ihn meiner Nähe sein, aber immer mit einer gewissen Distanz.
Er hatte irgendwann einen Schlafplatz im Keller zusammen mit Micky, den er sich durch viele Kämpfe erobert hatte. Und dort stand auch ein Katzenklo. Ich bemerkte, dass sein Kot ganz unnatürlich aussah. Minka war schon äußerlich in einem desolaten Zustand: zerzaustes, struppiges Fell; ziemlich abgemagert, so dass man die Rippen und die Wirbelsäule deutlich spüren konnte; wenn er mal ein wenig schneller lief oder wo hochsprang, bekam er Atemnot. Aber ich wollte ihn nicht zum TA schleppen, denn er hatte eben so eine Panik vor Menschen, dass ich ihm das keinesfalls zumuten wollte. Als ich dann seinen komischen Kot sah, habe ich davon eine Probe beim TA abgegeben und der konnte dann feststellen, dass seine Bauchspeicheldrüse nicht funktionierte. Er bekam dann was unters Fressen gemischt und die Überprüfung seines Kotes nach einigen Tagen ergab, dass es ihm deutlich besser ging. Trotzdem starb er drei oder vier Wochen später, weil er unter einem Auto lag und überfahren wurde, als dieses losfuhr. Aber ich vermute, dass er da schon tot war, weil es heiß war und er eben eh schon Atemnot hatte.
Ich bereue nicht, dass ich ihn nicht so schnell wie möglich zum TA gebracht habe. Er hätte wahrscheinlich einige Erkrankungen festgestellt und ihm bestimmt Medikamente verschreiben können. Aber Minka hatte wohl kein schönes Leben und sehr schlechte Erfahrungen mit Menschen gemacht. Warum sollte ich ihm so einen enormen Stress, bei dem er sicherlich in Panik geraten wäre, zumuten? Ich versuchte, ihm ein schönes restliches Leben zu geben, soweit es mir eben möglich war. Er sollte die Erfahrung machen, sich bei Menschen sicher zu fühlen und geliebt zu werden. Und ich denke, dieses Gefühl konnte ich ihm in seinen letzten Wochen und Monaten ein bischen geben. Ein paar Mal in seinen letzten Wochen kam er sogar freiwillig ins Haus und lugte in unsere Küche rein. Das war für mich ein total schönes Gefühl. Als er starb habe ich Rotz und Wasser geheult, weil ich es so ungerecht fand, dass er gerade jetzt sterben musste, wo es ihm endlich mal ein wenig besser ging und er sich sicher fühlen konnte.
Ich möchte dir damit Mut machen und ein wenig Zuspruch geben, dass es nicht immer die beste Lösung ist, alle Möglichkeiten, die die Tiermedizin bietet, unbedingt nutzen zu müssen. Gerade, wenn es eh fraglich ist, ob sich dieser enorme Aufwand, der mit viel Stress für das Tier verbunden ist, überhaupt lohnt.