Wir haben unsere auch im Winter das erste Mal rausgelassen, allerdings hatten wir mit scheuen Wildlingen auch ganz andere Grundvoraussetzungen. Dass sie nach der Eingewöhnungszeit schnellstmöglich raus mussten war klar, kaum trauten sie sich in dem fremden Haus mit den fremden Leuten aus der Heizkörpernische vor, drängelte vor allem die Kleine schon direkt raus. Ein paar Tage länger und sie hätte es wohl geschafft die Glasscheibe der Balkontür durchzukratzen...
Letztes Jahr um die Zeit rum (und BEWUSST bei ähnlich eklig feuchtkaltem Wetter nach vielen Empfehlungen) kam dann der Tag an dem wir die Tür aufgemacht haben.
Zögerlich waren sie nur wenige Sekunden (ich müsst mal gucken, ich glaub das hab ich sogar mit dem Handy gefilmt). Dann ging's mit erkennbarem Elan die Treppe runter und prompt anstatt grad aus weiter ins Grün um die Ecke ins Nirwana.
Katerle war nach 'ner Stunde oder so wieder da. Die Kleine (extrem scheue) hat trotz kahlem Bäuchlein gleich 11 Stunden gefehlt. Ich hab Blut und Wasser geschwitzt.
Wie weitermachen? Die Kleine hat sich zu dem Zeitpunkt ja noch nicht mal so wirklich anfassen lassen, ihr Anker war ihr Bruder, darauf konnten wir uns immerhin verlassen. Und der hatte das neue Zuhause ja erkennbar schon angenommen, vielleicht sogar mehr als uns neue Menschen, auch da war noch viel Unsicherheit auf beiden Seiten im Spiel.
Diskutiert. Fazit: Wenn die Kleine wieder raus will soll sie wieder rausdürfen - sie soll ja lernen dass sie bei uns nicht eingesperrt wird, Vertrauen gewinnen usw.. Wir hatten uns ja bewusst Freigänger angeschafft. Blut und Wasser schwitzen gehört dazu.
Beim zweiten Freigang direkt am nächsten Tag blieb sie geschlagene 23,5 Stunden weg.
Als wir vom Weihnachtsessen heimkamen haben wir ein paar Häuser weiter im Dunkeln was rumflitzen sehen was nur sie sein konnte. Rufen brachte nichts. Aber kaum waren wir dann zuhause, hatten abgelegt usw. saß sie vor der Balkontür. Sie wusste also ganz genau wo sie hingehört.
Nach diesen Extremen hat sich das aber alles normalisiert.
Mein Resumée aus dieser Zeit (!) wäre:
Das Katerle hat sich halt mal im direkten Revier rundrum umgeschaut, und da schien alles OK zu sein (resident ist hier nur die Katzenomi vom direkten Nachbarn), also erstmal checken ob die neuen Menschen die so lecker Futter haben auch gut sind als Portier (das hat er dann auch ausgiebig gemacht).
Die Kleine war erst mal froh raus zu sein, ENDLICH! Da musste sie auch gleich gründlich das gesamte Revier inspizieren - wo sind die besten Jagdplätze? wo die besten Verstecke? Alles neu. Alles spannend. Ich geh heim wenn der Hunger größer ist als die Neugier....
Aktuell freu ich mich dass die beiden endlich mal wieder auch mal länger zuhause sind - den Sommer über waren BEIDE (!!!) fast nur zum Fressen zuhause.
Und es hat sich gedreht: Die Kleine machte schon den Sommer über mehr Stippvisiten zuhause, Katerle ist länger am Stück unterwegs.
Katzenklappe kann ich nur DRINGEND empfehlen (chipgesteuert natürlich).
Natürlich müssen wir trotzdem den Portier machen wenn wir zuhause sind.
Aber wenn man sich entschieden hat seinen Katzen Freigang zu geben ist das (in meinen Augen) die einzig richtige Entscheidung.
Ich hab noch 'ne Empfehlung obendrauf: Die Katzenklappe muss nicht zwingend an die offensichtlichste Stelle.
Manchmal ist es besser eine Katzentreppe seitlich ans Haus zu bauen damit sie eben NICHT ausgerechnet im Wohnzimmer reinmüssen. Unseren (Fremden gegenüber) scheuen Katzen ermöglicht das jederzeit freien Zugang zu allem was sie brauchen, auch wenn Gäste das Wohnzimmer belagern.
Klappe kam bei uns dann später - relaxed lief's vorher schon, aber die Klappe ist vor allem für uns SEHR beruhigend weil wir wissen dass beide jederzeit reinkönnen. Seit die Klappe eingebaut ist wurde übrigens hier im Haus kein einziges Katzenklo mehr benutzt - bis heute. Bin gespannt ob das so bleibt. Von Katzenseite aus wird das (einzige verbliebene) Klo zumindest regelmässig kontrolliert, das seh ich an den Pfotenspuren im Streu.
Unsere kamen mit der Klappe (trotz erschwerten Bedingungen, immerhin mussten sie gleichzeitig Katzentreppe und -klappe lernen) ruckzuck zurecht.
Hilft das um Dir Mut zuzusprechen?
Vielleicht hilft Dir der Spruch unserer Pflegestelle mehr:
"Ebbes rechds woiss wo's nogherd..."