Dein Kater ist vor kurzem an FelV gestorben und deine Kitty zeigt jetzt dieselben Symptome?
D.h., du hast jetzt gerade eine möglicherweise (tod-) kranke Katze daheim und machst dir bereits Gedanken über ihre Nachfolger?
Ich bin bestürzt, so etwas zu lesen.
Ich habe mit so einer Antwort gerechnet und keine deine Bestürzung nachvollziehen. Ich versuche mal meine Situation und meine Gedanken zu erklären. Falls es jemand lesen möchte.
Ich bin alleinerziehend, selbständig, mit zwei kleinen Kindern (2 und 4) und meine Familie wohnt im Ausland. Seit Februar bin ich buchstäblich allein für meine Kinder 24/7 zuständig. Es gibt absolut keine Person hier vor Ort, die sie mal aus dem Kindergarten abholt oder abends übernimmt. Vor Corona kamen meine Eltern alle drei Monate vorbei, haben mir die Kinderbetreuung abgenommen, sodass ich das Aufgestaute abarbeiten konnte und auch mal abends raus konnte. Seit Februar dürfen meine Eltern wegen Einreiseverbot nicht mehr kommen. Das tut verdammt weh und macht sehr einsam. Vor allem die Ungewissheit, wann wir uns wieder in die Arme schließen können. Die Kinder vermissen Oma und Opa selbstverständlich auch und ich kann ihnen keine Antworten geben, wann wir sie wieder sehen. Während andere Paare, nach dem sie ihre Kinder abends ins Bett gebracht haben, noch eine Weile zusammensitzen können und sich unterhalten, bin ich jeden Abend allein. Meine sozialen Kontakte beschränken sich nun auf Mütter, alles andere fällt jetzt flach, weil ich ohne Kinder nichts unternehmen kann.
Meine Selbständigkeit, die vor Corona perfekt funktioniert hat, geriet ins Wanken. Während die Kunden im April noch Verständnis hatten, wurden sie im Mai ungeduldig. Im Juni und Juli hatte ich fast alle meine Kunden verloren, die Verträge wurden gekündigt, da keiner bereit war noch ungewisse Zeit zu warten. Mir fehlte ein Zeitpunkt, den ich nennen konnte, ab dem ich wieder starten kann. Diese Ungewissheit und fehlende Planbarkeit war ausschlaggebend, und nicht allein die Tatsache, dass ich nicht zur Verfügung stand. Während andere vielleicht durch ihre Partner oder Kurzarbeit aufgefangen wurden, war mein Einkommen gleich 0. Mein ganzes Arbeitskonzept war auf einer funktionierenden Kinderbetreuung aufgebaut, die weggebrochen war. Zu Einsamkeit und Isolation kamen dann auch noch Existenzängste.
Und gerade mitten drin in dieser Situation wurde Jambo krank. Ich bereue es sehr, dass ich mich nicht ausreichend um ihn gekümmert habe. Ich bitte ihn ständig, mir zu verzeihen. Leider kann ich aber auch nichts mehr ändern. Und es tut mir sehr weh, dass es so zu Ende gehen musste. Gleichwohl gehe ich davon aus, dass es einmalige Ausnahmesituation war, in der ich mich damals befand. Auch wenn es jetzt nach Entschuldigung klingen sollte, weiß ich, dass es keine gibt.
Das Einschläfern, Tierfriedhof, Traueraufarbeitung mit den Kindern musste ich allein bewältigen. Ich musste nicht nur selbst damit zurechtkommen, sondern auch meine Kinder in deren Trauer auffangen. Insbesondere hatte der Große viel geweint. Ich musste mich dabei selbst stets zusammenreißen. Wir hatten einen Stein für Jambo bemalt und es zum Tierfriedhof gebracht und viel darüber geredet, was mit ihm jetzt passiert. Der Große war auch bei der Beerdigung dabei.
Und wie es aussieht, muss ich jetzt innerhalb so kurzer Zeit das Ganze wieder durchstehen. Ich muss meinen Kindern nun erklären, dass Kitty jetzt auch krank geworden ist. Und sie wieder in ihre Trauer auffangen und die ganze Prozedur noch mal durchlaufen.
Weißt du, als letztes Jahr kurz hintereinander meine Katzen plötzlich schwerkrank wurden, galten meine einzigen Gedanken ihrem Überleben - und nicht etwa ihren potentiellen Nachfolgern.
Kitty ist jetzt 11 Jahre alt (geschätzt, sie kommt aus dem Tierheim). Kitty hatte vor Jahren einen Schlaganfall, ist auf einem Ohr taub und auf einem Auge blind und trägt den Kopf schief. Ich hatte fast 1000 Euro für Diagnose, Klinikaufenthalt und Medikation ausgegeben, als es passiert war. Leider haben die ganzen Untersuchungen und Therapien nichts gebracht. Keiner weiß, warum es passierte. Es ging ihr aber bis jetzt den Umständen entsprechend gut und es hat sie nicht offensichtlich gestört. Ab und zu kriegt sie Schwindelanfälle, dann rollt sie sich auf dem Boden oder dreht sich im Kreis bis sie umfällt. Daher wusste ich, dass sie keine 20 Jahre alt werden wird.
Wenn Kitty nicht mehr da ist, dann haben wir kein Haustier mehr. Die Kinder kennen sowas nicht. Sie sind mit den Katzen aufgewachsen und diese Leere wird auch für sie nicht einfach sein. Es wird eine schwere Zeit für uns alle sein, aber vor allem für meine Kinder. Erst Oma und Opa weg, dann Jambo, dann Kitty, dann tierloses Haushalt. Zumal hier vieles auf Katzen ausgerichtet ist, was nicht einfach weggepackt werden kann. Z. B. drei Katzenklappen und ein Riesenkratzbaum im Garten. Das alles wird uns daran erinnern, dass da was war. Und meine Kinder werden mich natürlich immer wieder fragen, ob wir wieder ein Tier haben können.
Die Gedanken, wie es weitergeht, helfen mir tatsächlich sehr mit dem ganzen psychischen Kram zurechtzukommen. Es ist wie ein Lichtblick, den ich mir selbst schaffe, wenn das Leben schon keins für mich parat hat. Und es ist etwas, was ich jetzt planen muss, um auch meine Kinder, die durch Corona sowieso viel erleiden mussten, aufzufangen und aufzubauen.
Und ich habe gerade in deinem anderen Thread gelesen, dass du deinen Worten nach 0 € für den TA hattest.
Ja, wie gesagt, es war eine Ausnahmesituation, mit der ich zu keinem Zeitpunkt gerechnet habe. Das Geld war zwar da, aber ich wusste nicht, wie lange es reichen sollte. Ich konnte es mir einfach nicht leisten, das Geld auszugeben, was womöglich für die unsere Lebenshaltungskosten nicht mehr da wäre. Hätte ich gewusst, dass ich ab Mitte August wieder arbeiten kann, wäre es anders. Ich hätte vielleicht meine Kunden behalten können, ich hätte das Geld besser verteilen können, aber die Ungewissheit wie und wann es wieder weitergeht, erlaubte keine Planung.
Notsituationen können immer eintreten, mit und ohne Covid, es kann jeden von uns treffen. Aber dass man deshalb einfach nicht mit seiner schwerkranken Katze zum TA geht, das geht einfach nicht! Da macht man halt eine Spendenaktion oder sonstwas... oder bittet in der Tierklinik um Ratenzahlung, Aufschub, was auch immer.
Für die zwei Kitten werde ich sofort eine Krankenversicherung abschließen. Das war mir eine Lehre. Ich habe mich zu sehr auf die funktionierende Kinderbetreuung bzw. Unterstützung meiner Eltern verlassen. Ich hätte zu keinem Zeitpunkt gedacht, dass beides auf einmal auf ungewisse Zeit zusammenbrechen kann. Daher versuche ich mich jetzt gegen weitere Ausfälle auf verschiedene Art und Weise abzusichern.
Gerade deshalb würde ich mir an deiner Stelle ernsthaft überlegen, ob du wirklich die geeigneten Voraussetzungen mitbringst.
Damit meinst du wahrscheinlich, dass ich zu herzlos und unverantwortlich bin, um ein Tier haben zu dürfen? Es mag so rüberkommen, aber es stimmt nicht. Auch meine erste Katze stammte aus einem Tierquäler-Haushalt. Sie wurden am Ende sehr krank, ich musste sie zwei Jahre rundum pflegen, weil sie sowie körperlich aber vor allem psychisch stark angeschlagen war. Aber damals hatte ich einen Partner, ich hatte keine Kinder und es gab auch kein Lockdown. Ich war 100% für sie da, weil ich es mir leisten konnte. Wenn man aber davon ausgeht, dass man ein Tier nur haben darf, wenn man im Notfall zu 100% um es kümmern kann, dann dürften nur arbeitslose und kinderlose Zwei-Personen-Haushalte ein Tier haben. Denn Arbeit, Kinderbetreuung oder eigene Krankheit können nicht wegen einem Tier einfach eingestellt werden.