Guten Morgen,
Ich musste leider auch eine ähnliche Erfahrung machen. Monty ist im Sommer '24 leider von uns gegangen und sein Kumpel Pauli war alleine. Etwas mehr als 12 Jahre haben die beiden zusammen gelebt. Pauli war die ersten drei Tage sehr ruhig, hat viel geschlafen und dann begann die wohl schlimmste Zeit für uns. Er trauerte unglaublich stark. Er fing an stundenlang rastlos durch die Wohnung zu laufen und rief, rief, rief nach seinem Freund. Lautstark. Es war kaum auszuhalten. Das machte er nicht nur am Tage,sondern auch nachts. Er hat gerufen, schrie beinahe und kam gar nicht mehr zur Ruhe. Meine Nerven lagen blank. Ich war selbst so traurig, aber konnte gar nicht richtig trauern, weil Pauli mich so stark gefordert hat. Also dachte ich, dass es gut wäre ihn so schnell es geht wieder zu vergesellschaften.
Er war nach Montys Tod knapp 3 Wochen alleine und dann zogen Ellie und Phoebe hier aus dem Forum ein.
Sie waren natürlich erstmal getrennt, aber trotzdem hatte ich das Gefühl, dass Pauli es irgendwie spannend fand, was da nun vor sich geht.
Ich habe versucht viel Geduld aufzubringen und nach ungefähr 2 Wochen mal tagsüber das Gitter zu öffnen damit sich alle besser kennenlernen können.
Trotz der eigentlich spannenden neuen Zeit trauerte Pauli weiter sehr stark. Sein lautes rufen und vokalisieren hörte einfach nicht auf. Wie hätte ich vorher wissen können, wie er mit der Situation umgeht, wie sehr er trauert? Nichtmal im Nachhinein kann ich sicher sagen, wie ich es hätte besser machen können. Hier im Forum war der gesamte Tenor, ich bin zu ungeduldig und meine Erwartungen zu hoch. DAS ist der einzige Punkt wo ich denke, dass ich jetzt anders reagieren würde.
Pauli war schon immer ein sehr lauter und dazu distanzloser Kater. Die Vergesellschaftung inmitten dieser Zeit sehe ich im Nachhinein kritisch, denn Paulis Verhalten wirkte auf die beiden Neuen derart unhöflich, dass es quasi keine gute Chance gab, dass sich alle halbwegs "entspannt" kennenlernen können. Pauli hatte schlicht auf nix Bock. Auch auf die Neuzugänge nicht, obwohl er immer der sozialere von beiden Katern hier war. Die beiden Mädels sprechen Katzensprache aber ganz hervorragend und aufgrund ihrer Vergangenheit sind sie super sozial. Trotzdem hat es zu Beginn überhaupt nicht funktioniert und ich musste sie immer wieder voneinander trennen. Ellie war genervt von Paulis Schreien und begann ihn zu jagen, ihn zu maßregeln. Pauli hingegen fing an Phoebe zu jagen und die Stimmung hier war richtig Grütze. Ich war oft richtig doll verzweifelt weil ich nicht wusste wie ich damit am besten umgehen soll. Das permanente moderieren hat mich so sehr gefordert, dass ich kaum noch meiner Arbeit hier im homeoffice nachgehen konnte. Sie sind nun knapp 6 Monate hier und es wird besser. Irgendwann hat es aufgehört, dass sie sich gegenseitig stalken und das ignorieren begann. Wir gehen in Minischritten voran. Dicke Freunde sind sie nicht. Friedliche Koexistenz haben wir aktuell erreicht.
Ich glaube im Nachhinein, dass keine andere Katze so richtig hundertprozentig zu Pauli passt. Er ist zu speziell, sehr anstrengend, sehr fordernd. Ellie kann sehr gut mit ihm umgehen, sie bringt genügend Selbstbewusstsein mit und geht weiterhin sehr sehr höflich auf ihn zu. Hätte ich nur eine Katze, wie Phoebe hier, würde ich keine Chance sehen, denn Phoebe will bis heute wirklich gar nichts mit Pauli zu tun haben. Es kommt also wirklich komplett auf deine Charaktete an und auf das einzelne Tier. Ich kann mir vorstellen, dass es gut sein KANN früh neu zu vergesellschaften, aber das kommt komplett auf das Tier an. Bei uns Menschen ist es ja auch so. Der eine braucht viel Trost und Umarmungen, der andere trauert lieber alleine im Stillen. Die Entscheidung ist sauschwer. Ich drücke dir die Daumen, dass ihr eine gute Entscheidung für euch findet. Was mir tatsächlich sehr geholfen hat, war nach einer gewissen Zeit mit einer Katzenverhaltenstherapeutin zu arbeiten. Ich konnte ihr täglich Videos schicken, Situationen schildern und hatte nie das Gefühl sie zu nerven. Sie hat sich alles in Ruhe angeschaut und mir geholfen die Sprache der Katzen besser zu verstehen. Sie konnte Paulis Trauer auch nicht lindern, aber alleine zu wissen, dass ich jederzeit einen geduldigen Ansprechpartner habe, hat meinem Kopf sehr geholfen.
Fazit: Obwohl ich Pauli seit mittlerweile 12,5 Jahren kenne, hab ich nicht einschätzen können, was er braucht. Daher gibt es hier leider keinen allgemeingültigen Tip. Nur ganz viel Daumen drücken.