*TJ*
Forenprofi
- Mitglied seit
- 23. November 2009
- Beiträge
- 11.501
- Ort
- Nord-Trøndelag, Norwegen
Soll heißen, Wohnungskatzen haben wenig bis gar keine Lebensqualität?
Wohnungskatzen haben auf jeden Fall deutlich weniger Lebensqualität, dass würde ich durchaus so behaupten.
Das heisst aber nicht, dass ich Wohnungshaltung nun verurteile. Eine Katze ist ein recht anpassungsfähiges Tier. Wenn eine Katze nichts anderes wie Wohnungshaltung kennt und in der Wohnung nicht allein gehalten wird und man sich ausreichend mit der Katze beschäftigt, so find ich Wohungshaltung durchaus ok. Es gibt eben nicht überall die møglichkeit Freigang zu gewähren.
Bei diesem Thema kann ich natürlich nur von meinen eigenen Erfahrungen ausgehen. Nach mehreren Katzen, die wir von der Straße abkratzen mussten, die von einem Luftgewehr aus falsch verstandener Tierliebe getötet wurden, vergiftet wurden oder in der Spree ertrunken sind (wir haben ein Wassergrundstück), habe ich für mich selbst entschieden, keine Katze mehr in den ungesicherten Freigang zu schicken.
Wir haben eine ganze Weile direkt am Meer gewohnt, der Garten endete direkt im Wasser. Es ist nie was passiert!
Jetzt leben wir seit mehreren Jahren auf einem Grundstück wo ein grosser Bach durchfliesst. Es ist nie was passiert!
ganz in der nähe sind noch weitere grøssere Bäche mit teilweise starker Strømung. Es ist nie was passiert!
Auch einige grosse Seen sind ganz in der nähe von unserem Haus. Es ist nie was passiert.
Und zu guter letzt liegt auch das Meer nach wie vor ganz nah am Grundstück, definitv im Revierbereich unserer Katzen. Es ist nie was passiert.
Bei meinen Eltern gibt es direkt gegenüber vom Haus einen grossen Mühlteich, 50 Meter entfernt einen grossen Bach, 500 Meter entfernt einen Fluss. Auch da ist noch nie was passiert.
Wasser ist jedenfalls etwas, was ich für unbedenklich halte.
Ich habe bis jetzt nur einen einzigigen Ort gesehen, bei dem ich mir dachte "Hier könnte man seine Katze (relativ) ruhigen Gewissens rauslassen" - der Ort hatte geschätzt vielleicht 90 Einwohner und nur eine winzig kleine Straße ("jwd" sagen wir hier in Brandenburg dazu).
Meine Eltern wohnen in einem Dorf in Hessen, ca 800 Einwohner. Meine Mutter liebt Katzen über alles und wir hatten immer mehrere Katzen bei meinen Eltern, dass ist bis heute so. Allesamt Freigänger und nicht eine ist im Strassenverkehr umgekommen.
Aber auch da können die Katzen von einem Fuchs (inzwischen ja auch wieder Wölfe), Landwirtschaftsmaschinen etc. erwischt werden. Ein gewisses Restrisiko bleibt immer.
Wir wohnen mitten im Wald, bzw rund um unser Haus sind Wiesen und dahinter direkt fängt der Wald an. Es gibt viele Füchse, die jedoch für eine gesunde Katze keine Gefahr darstellen. Es gibt hier sehr viele Luchse, die durchaus Hauskatzen auf dem Speisezettel haben und auch Dachse gibt es hier nicht gerade wenig.
Trotzdem habe ich bisher nur eine einzige Katze draussen verloren und dass nur, weil sie verletzt war. Ich geh davon aus das sie vom Luchs oder Fuchs erwischt wurde. Der Kater hatte eine verletzte Pfote und konnte kaum laufen und hatte Hausarrest. Aber er hat es geschafft sich die Katzenklappe die auf "nur rein" gestellt war durch auf sich zu ziehen zu øffnen und ist so nach draussen entwischt. Das hat er leider nicht überlebt.
Da finde ich die Idee mit dem abgesicherten Garten eigentlich sehr gut. Freigänger, gerade Kastraten, haben ja auch kein unendlich großes Revier. Mit einem abgesicherten Garten wird das Revier eben etwas kleiner. Wenn man bedenkt, womit Katzen ihre Zeit verbringen (schnuppern, lauern, Vögel/Insekten/was-auch-immer gucken, jagen, toben, Katzenkumpels treffen, in der Sonne dösen usw. usf.), denke ich, dass ihre kätzischen Bedürfnisse auch in einem abgesichertem Garten befriedigt werden können.
Ich lach gerade mal ganz dolle. Meine Katzen sind alle kastriert und wir haben wirklich ein sehr grosses Grundstück. Aber selbst wenn ich das komplett einzäunen würde, wäre das nicht mal ein Bruchteil dessen, was die Katzen hier als Revier haben. Der Aktionsradius meiner vierbeiner liegt bei gut über 2 Kilometern, wie ich durch regelmässige observationen und berichten von Nachbarn weiss.
Weisst du, was für meinen verstorbenen Kater das allergrøsste war? Wenn er mit mir spazieren gehen konnte. Er kam dann draussen zu mir und hat mich durch maunzen aufgefordert mit ihm spazieren zu gehen. Er ging dann vorran und ich folgte ihm. Da war er immer vøllig aus dem Häuschen und so sind wir weit durch den Wald gelaufen. Nicht etwa auf dem Weg sondern da wo er gehen wollte. Richtig weite spaziergänge haben wir so gemacht und das war für meinen Kater das allergrøsste.
Natürlich kann es auch da "dumm laufen", aber man kann seine Tiere ja auch nicht komplett von allem abschirmen. Aber man kann die Gefahr für Leib und Leben deutlich verringern. Schließlich wird doch hier im Forum immer gesagt, man übernimmt Verantwortung für 15-20 Jahre Katzenleben und ich möchte meinen Jungs ermöglichen, dieses auch zu erreichen.
Als mein Kater von dem ich eben schrieb gestorben ist, war ich unsagbar traurig und natürlich wuchs da auch meine Angst, dass meinen anderen Katzen ja vergleichbares passieren kønnte.
Aber gerade bei diesem Kater habe ich ja alles gehabt. Erst war er reiner Wohnungskater, dann hab ich ihm einen grossen Katzenknast im Garten gebaut und zu guter letzt konnte ich ihm endlich durch Umzug in eine geeingete Wohnlage Freigang gewähren.
Ja, er wäre wahrscheinlich älter geworden wenn ich ihn drinnen oder im Katzenknast gehalten hätte. Aber ich hab ja gesehen was der Freigang mit ihm gemacht hat. Wie viel glücklicher und ausgeglichener er war. Wie viel selbstbewusster und stolzer!! Ich heule, während ich diese Zeilen schreibe! Seit zweieinhalb Jahren ist er tod und er fehlt mir nach wie vor so sehr! Und trotzdem, kønnte ich die Zeit zurück drehen, ich würde ihm wieder Freigang gewähren! Denn ich weiss, die letzten Jahre seines Lebens, die in denen er Freigang hatte, waren die schønsten Jahre seines Lebens!