Aufschlussreicher Text
Bezugsquelle: Stiftung Warentest
Vier sind nicht ausgewogen
Alle 28 Feucht- und 11 Trockenfutter sind als Alleinfutter deklariert. Nach der Futtermittelverordnung muss es so zusammengesetzt sein, dass eine gesunde erwachsene Katze damit rundum optimal versorgt ist. Selbst wenn sie ihr Leben lang ausschließlich dieses Fressen vorgesetzt bekäme, dürfte sie keinen Mangel erleiden und dadurch krank werden. Deshalb müssen alle wichtigen Nährstoffe in ausreichender Menge enthalten sein: reichlich Eiweiß (Proteine) und Aminosäuren, Fett, wenig Kohlenhydrate, Mineralstoffe und Vitamine.
Doch nicht nur die Menge muss stimmen. Die Kunst der Futtermittelindustrie besteht darin, die Mahlzeiten so zu komponieren, dass alles im richtigen Verhältnis zueinander steht. Nur dann funktioniert der Katzenorganismus einwandfrei.
Meistens gelingt den Anbietern das. Immerhin 32 Produkte ernähren Stubenkatze und Hofmieze „sehr gut“ beziehungsweise „gut“, darunter alle Trockenfutter. Dreimal lässt die ernährungsphysiologische Qualität aber stark zu wünschen übrig, und zwar bei Rewe/ja! Zarte Stücke mit Geflügel, Fressnapf/fit+fun Geflügel und Almo Nature mit Thunfisch und Huhn. Auch Miamor mit Huhn ist unausgewogen – wenngleich nicht ganz so arg.
Bei Almo Nature fehlt viel
Almo Nature ist ein Alleinfutter ausschließlich aus Thunfisch, Huhn, Reis, Wasser und ohne jegliche Zusatzstoffe. „Einzigartig, weil es absolut natürlich ist, sowie einzigartig, weil es absolut gesund ist“, heißt es verheißungsvoll auf der Büchse. Doch in Wahrheit tut es dem Tier nicht gut, jedenfalls nicht auf Dauer. Es enthält praktisch kein Kalzium – was schlecht für die Knochen ist – , und es mangelt an Linolsäure, Eisen und Zink. Unseriös ist in unseren Augen außerdem die Aufschrift auf der kleinen Büchse „das Huhn stammt aus freier Zuchthaltung ohne Hormonzusätze“. Das mag zwar stimmen, Hormone sind aber auch in der konventionellen Hühneraufzucht in Deutschland generell verboten.
Zusatzstoffe sind nötig
Zusatzstoffe werden oft verteufelt, sind aber vielfach nötig, um eine ausgewogene Katzenvollnahrung herstellen zu können. Dem Tier schaden zugesetzte Nährstoffe jedenfalls nicht, wenn sie richtig dosiert sind. Krank wird der Stubentiger eher dann, wenn er wegen ideologischer Scheuklappen seiner Besitzer auf Dauer unterversorgt bleibt (siehe Text Schleckli Schlemmer-Schmaus). Das passiert mit Yarrah Bio Pâté, als „100% Bio“ bezeichnet, nicht. Es hat Vitamin D und E sowie Taurin zugesetzt. So bekommt das Samtpfötchen alles, was es braucht – und das zum vergleichsweise günstigen Preis. Unter den vier „sehr guten“ Feuchtfuttern ist Yarrah Bio Pâté mit 97 Cent für die Tagesration am billigsten.
Wichtig für den Stoffwechsel der Mieze sind viele hochwertige Proteine (Eiweiß), aber auch Fett. Es liefert Energie, dient als Geschmacksträger, transportiert fettlösliche Vitamine und enthält die nur für Katzen lebensnotwendige Fettsäure Arachidonsäure. Ebenfalls nötig ist die Aminosäure Arginin sowie Taurin. Das ist ein Eiweißbaustein, der nur in tierischen Geweben vorkommt und den die Katze nicht ausreichend selbst produziert. Deshalb muss sie Taurin mit der Nahrung aufnehmen. Fehlt es langfristig, kann sie erblinden, es drohen Fruchtbarkeitsstörungen, Herzkrankheiten und Gehirnschäden beim Nachwuchs.
Auch Vitamin A kann die Katze nicht aus Betakarotin umwandeln, braucht es deshalb über das Futter. Alle Produkte im Test hatten genug Vitamin A, die Zarten Stücke von Rewe/ja! allerdings zu viel. Das schadet besonders den ungeborenen Kätzchen. Tierfreunde sollten ihrem samtpfötigen Hausgenossen auch nicht zu viel Vitamin-A-reiche Leber geben. Bei Jungtieren kann das zur Versteifung der Brust- und Halswirbelsäule führen.
Natürlich sollten alle Anbieter wissen, was ein Alleinfutter bieten muss. Es scheint aber nicht immer leicht zu sein, die richtige Komposition zu finden. Manchmal drängt sich auch der Eindruck auf, als spielten die Vorlieben der Katzenbesitzer eine größere Rolle als die Bedürfnisse der Tiere.
Eine erwachsene, gesunde Katze mit vier Kilogramm Körpergewicht, die leicht übergewichtig ist, braucht täglich nur etwa 230 Kilokalorien. Diese Tagesration haben wir bei der Beurteilung der Nährstoffversorgung zugrunde gelegt. Tierärzte beobachten nämlich seit Jahren, dass viele Stubentiger unter dem Fell zu viel Speck mit sich herumtragen. Das begünstigt im höheren Alter Diabetes, Herz-Kreislauf-Probleme und Gelenkbeschwerden. Gerade nach der Kastration legen die meisten Tiere zu. Sie fressen dann einfach mehr. Ihr Energiebedarf sinkt auch, wenn sie fauler werden. Die Fütterungsempfehlungen der Anbieter tragen dem aber nur selten Rechnung, sind häufig zu wenig differenziert und manchmal schlicht falsch. Wenn für zu schwere Katzen zu viel Futter empfohlen wird, ist das besonders schlimm. Dadurch werden Katzenfreunde erst recht zum Überfüttern animiert. Natürlich sind auch die Tierbesitzer in der Verantwortung. Wer seinen Hausgenossen wiegt, aufmerksam beobachtet und beim Schmusen regelmäßig den Bauch befühlt, stellt leicht fest, wann er zulegt. Dann ist Beschäftigung angesagt, und die Portionen müssen kleiner werden. Hungern sollte das Tier aber nicht. Setzt eine normalgewichtige Katze eine Mahlzeit aus, ist das nicht schlimm. Dickerchen à la Garfield dürfen aber keinesfalls auf Nulldiät gesetzt werden. Das kann zu lebensbedrohlichen Leberschäden führen – vorbei ist es dann mit der schnurrenden Gesellschaft.
Ist die Katze gesund, schlank und trinkt sie genug, spricht nichts gegen Trockenfutter. Von den sieben „sehr guten“ Sorten sind Aldi (Nord)/Schnucki,Aldi (Süd)/Minou und Lidl/Coshida mit 5 oder 6 Cent pro Tagesration am billigsten. „Sehr gutes“ Feuchtfutter kostet deutlich mehr. Hier punktet Yarrah Bio Pâté mit Huhn. Es ist mit 0,97 Euro pro Tagesration günstiger als IAMS Adult 1+ (2,77 Euro), Animonda Vom Feinsten Classic (1,52 Euro) und Gourmet Gold (1,34 Euro).