Liebe Ecke,
als allererstes herzliches Beileid zum Verlust deiner Mutter 🙁 Ich wünsche dir ganz viel Kraft und toll, dass du dich um die Digge kümmerst!
Wir haben selber letztes Jahr eine extreme Zusammenführung gehabt und vielleicht helfen dir die Erfahrungen etwas weiter.
Wir haben zu unserer verwitweten Katze Mini (damals 14, Modell "Krawallschachtel mit sozialem Kern") einen 6 jährigen, extrem sozialen, aber nicht dominanten Kater Poldi dazu bekommen. Bei Poldi wurde nach kurzer Zeit CNI diagnostiziert und so war für mich klar, dass er niemals wieder ausziehen kann, da er mit dieser Diagnose wohl eher schwierig ein Zuhause findet.
Wir haben uns eine Katzenpsychologin dazu geholt, als es wirklich schlecht aussah und das war der entscheidende Wendepunkt! Vielleicht gibt es in eurer Nähe ja auch jemanden, der euch professionell unterstützen kann?
Hier die Erfahrungen aus der Zusammenführung
1. Der Zeitfaktor oder "Wie lange dauert es?"
Es ist sehr schwierig einzuschätzen, wie lange Zusammenführungen dauern können. In den meisten Fällen sieht man hier im Forum, dass es ein paar Wochen dauert, bis die Katzen irgendwie miteinander klar kommen. Ich würde sagen: das ist der absolute Glücksfall. 😀
Als Erfahrungswert nannte uns die Katzenflüsterin einen Zeitraum von 6-12 Monaten. Es ist daher absolut in Ordnung, wenn die Katzen sich möglicherweise die ersten 8 Wochen nichtmal in die Nähe der Gittertür begeben oder noch mächtig Theater schieben oder Aggressionen zeigen.
Für dich heißt das: richtige dich möglicherweise darauf ein, für einige Monate die Gittertür da zu haben. Das mag jetzt vielleicht blöd klingen, aber gleichzeitig kannst du dann auch etwas entspannter an die Sache heran gehen. Ich denke, dass 6 Monate durchaus realistisch sind. Das sollte dich nicht abschrecken, sondern dir eher einen sicheren Rahmen geben. In dieser Zeit kannst du die Tür einfach da lassen, wo sie ist und alle weiteren Dinge in der Zwischenzeit regeln.
Geh einfach deinem normalen Alltag nach und mach nichts weiter, um die Katzen zum Kontakt zu zwingen. Also kein Füttern an der Tür, kein zur Tür locken mit Spielzeug, gar nichts.
Auch dein Scheuchen wird in dieser Zeit vermutlich lernen können, dass der fauchende und spuckende Drache auf der anderen Seite ihr nichts anhaben kann und sie sich normal in ihrem Bereich bewegen kann, während die Digge irgendwann lernen wird, dass das ganze Drama nichts bringt, da das Gegenüber auf der anderen Seite trotzdem nicht verschwindet. 🙂
Ich bin mir sicher, dass die zwei irgendwann zumindest ansatzweise die Nähe der anderen an der Tür akzeptieren können, auch wenn dies wirklich lange dauern kann.
2. Die "Psychologie" hinter der Zusammenführung
Nach meiner bescheidenen Erfahrung ist der Kern von erfolgreichen Zusammenführungen folgender:
Wenn du trotz meinen Theater/Verstecken/Gefauche/Gebrüll nach Zeitraum X immernoch da bist, dann muss ich dich wohl akzeptieren.
Das könnte der Gedankengang von Katzen sein, die grade in einer Zusammenführung stecken.
In freier Wildbahn ist es so, dass neue Katzen zu Futterstellen kommen und hartnäckig einfach so lange wiederkommen, bis die vorhandenen Tiere das neue Tier akzeptieren. Das kann auch mehrere Monate dauern.
So hab ich es sehr oft mit zugelaufenen Katzen auf Pferdehöfen erlebt, die sich einfach durch "immer wiederkommen" zwangsweise integriert haben.
Natürlich haben Katzen auf Bauernhöfen mehr Möglichkeiten, um sich aus dem Weg zu gehen, aber in Wohnungen ist das Prinzip ja ähnlich.
Die Konfrontation erfolgt an der Gittertür so lange, bis der "Eindringling" irgendwann "wohl oder übel" nicht mehr geht und akzeptiert wird.
Bei einer schwierigen Konstellation kann das sehr lange dauern (siehe oben) und jede Katze hat ihre eigenen Wege, um zunächst die andere zu vertreiben, aber ich habe es noch nie erlebt, dass dieser Punkt der Akzeptans nicht doch irgendwann eingetreten ist. Das hat uns ebenfalls die Katzenpsychologin berichtet, die in ihrer Laufbahn bisher nur eine einzige gescheiterte Zusammenführung erlebt hat. Aber sie sagte auch, dass sich auch die auswegslosten Kombinationen irgendwann in einen Zustand der Toleranz begeben.
Wenn das für dich und deinen Sohn also in Ordnung ist, dann würde ich jetzt gar nichts anderes machen, als erstmal das nächste halbe Jahr in Punkto Zusammenführung "die Füße hoch zu legen" und die Katzen machen zu lassen, das heißt einfach abzuwarten.
Dabei sollten natürlich beide auch etwas ausgelastet werden (spielen, schmusen, etc.), aber wir haben das ja auch durch und es geht schon. Ausgewachsene Katzen sterben nicht daran, wenn sie für einen Zeitraum ein begrenztes Revier haben. Die zwei werden sowieso in den nächsten Monaten genug mit dem "Gegenüber" zu tun haben, sind also eh schon beschäftigt.
Bitte halte uns hier auf dem laufenden, damit wir dich unterstützen können. Es ist so toll, dass du Digge nicht aufgibst und dich trotz der schlimmen emotionalen Situation jetzt trotzdem auf die Zusammenführung einlässt.
Wir drücken euch die Daumen und wünschen von ganzen Herzen alles Gute!