Ich glaube schon, dass Katzen dann enttäuscht sein können, wenn sie so abgewiesen werden.
Ich hatte Knulla und Samli vier Jahre lang alleine. Knulla ist eine stolze Eigenbrötlerin, die gerne mit Samli spielte, aber mindestens 1m Abstand beim Schlafen braucht. Samli versuchte es vier Jahre lang immer wieder: Knulla schlief, Samli kam an und ließ sich neben ihr niederplumpsen, Knulla versetzte ihr eine Ohrfeige und ging weg, Samli schaute bedröppelt und machte ein klägliches: "Au..." Oft kam sie dann zu uns zum Kuscheln. Samli ist einfach ein Lämmchen, sie liebt alles und jeden, putzt alles und jeden und will von jedem geliebt und geputzt werden. Sie kam vier Jahre nicht auf ihre Kosten und das tat uns in der Seele weh.
Trotzdem dachten wir nie über eine dritte Katze nach, bis sich eine Gelegenheit ergab, Zumi in Pflege zu übernehmen. Tja... Eine Woche, nachdem Zumi hier angekommen war, hatten wir plötzlich nicht mehr drei Katzen, sondern zweieinhalb: Zumi und Samli waren zu "Zumli", den siamesischen Zwillingen verschmolzen. Sie liegen 20 Stunden des Tages aufeinander und sind immer gemeinsam unterwegs. Sie erledigen alles zusammen und Samli wirkt tausendmal glücklicher und ausgeglichener als zuvor. Sie kommt nicht mehr ständig zu uns, weil sie jetzt eine Aufgabe hat - Zumi ihre unendliche Liebe schenken. Sie ist entspannter, leckt sich nicht mehr kahl, hat anderthalb Kilo zugenommen und spielt ausgelassener. Wir können uns heute nicht mehr vorstellen, wie es ohne Zumi wäre. Samli ist eine ganz andere Katze geworden. Knulla hat endlich ihre Ruhe und ist viel gelassener.
Wir dachten früher, dass Samli glücklich sei, aber erst jetzt erkennen wir, wie sie ist, wenn sie tatsächlich glücklich ist.
Ob sie damals traurig war, weiß ich nicht - sie war gestresst, unausgelastet und wirkte enttäuscht. Dass Katzen trauern können, steht für mich aber außer Frage. Denn als Samli vier Wochen nicht da war, fraß Knulla kaum, suchte sie überall und jammerte den ganzen Tag.