Wuschel und Emerson - Exodus

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Guten Morgen!

Nach meinem Beitrag gestern, schlich ich eine Weile ums Haus und mir wurde klar, dass ich auf dem Wege bin mich in einer Kontrollsucht zu verirren; ich plane und baue im Geiste Wege... kanalisiere Verhaltensweisen... viel zu viele Erwartungen, die mich so weit weg bringen vom lockeren Umgang mit der Katzenschar, der noch vor wenigen Jahren der Normalfall war.

So lenkte ich scharf ein und zog die Handbremse, entschloss mich, lieber zu improvisieren, zu experimentieren, zu reagieren. Schauen was passiert - und wieder zu reagieren.

Als erstes verengte ich die obere Katzenklappe (und öffnete sie wieder) und den Durchgang von der Gästestube (dem anschliessenden Raum) zur Bastelwerkstatt (dem mittleren Raum der oberen Etage) auf 9.5 cm Breite. Sunne und Emerson nahmen das auf der Stelle an. Sie passen durch.
Dann trat ich all mein Ästhetik-Empfinden brutal in die Tonne (schluck) öffnete einen Fensterflügel der Gästestube dauerhaft, setzte dort eine alte Aluminiumplatte ein und verschloss den Rest mit einer Hartschaumplatte, in welche ich einen kleinen Durchgang sägte. Ein angeschraubtes Brett als Übergang zum Vordach der Waschstube, gibt den nötigen Halt, falls doch mal an dieser Stelle eine schnelle Flucht nötig sein sollte.

Nun wurde es schwierig: Wie schaffe ich einen Wuschel-sicheren Aufgang zum Vordach?
Lege ich das Hinderniss zu tief, kann er (dahinter) hoch springen. Lege ich es zu dicht ans Dach, kann er seitlich daran vorbei springen. Baue ich ein Rohr, kann er vielleicht drüber laufen.

Da mein Ästhetik-Empfinden, wie erwähnt, bereits wimmernd in der Tonne lag, nahm ich eine grosse, biegsame Kunststoffplatte und befestigte sie, nach Einsägen eines Durchschlupfes, so, dass das seitliche, wie auch das darüber springen - so denke ich - unmöglich sein sollte.
Dieser Durchgang wurde vom Emerson sofort verstanden und angenommen.

Wie es der Zufall so will, noch bevor ich das Werkzeug wieder weggeräumt hatte, ergab sich folgende Situation: Sunne und Emerson lagen auf dem Vordach (entschuldigt den Zustand: Nach normalen Wintern hat man um diese Jahreszeit die Birkenblätter schon weggespült...) und sonnten sich, alldieweil Wuschel sich, keine zehn Meter entfernt ins trockene Gras legte. Er lauerte, starrte aber nicht. Ich stand dazwischen, einen Meter von Wuschel entfernt.
Zu meiner grössten Überraschung, begann Emerson nun gaaaanz langsam, den Weg nach unten zu nehmen. Er bewegte sich in etwa so wie eine Wanderdüne und schaute nach jedem Schritt Richtung Wuschel, der aber vollkommen uninteressiert in die Sonne blinzelte.
Meine Überraschung rührte daher, dass Emerson so eine Aktion in diesem kurzen Abstand zu Wuschel, vor einigen Wochen noch, nie und nimmer gewagt hätte... wahrscheinlich wäre Emerson alleine angesichts der Nähe, schon vom Vordach ins Haus verschwunden; ganz offensichtlich hat die rigorose Trennung der Beiden, die ich ja während der vergangenen Wochen konsequent auf den Aussenbereich ausgedehnt hatte, sein Selbstbewusstsein bereits gestärkt.

Als Emerson dann etwa einen Meter vom Boden entfernt war, schoss der graue Blitz ohne Vorwarnung auf ihn los und ich erwischte ihn gerade noch an der Schwanzspitze. Ich unterwarf ihn und jagte ihn brutal in den Wald. Wo sich Emerson in Sicherheit brachte konnte ich nicht sehen.

Das war der entmutigende Anfang.

Zwei Stunden später, sass ich nun mit einem Tässchen Kaffee auf der Westseite des Hauses, Wuschel gesellte sich lieb und putzig zu mir - legte sich auf's Gartenmöbel in die wärmende Sonne.

Wie ich so in die Landschaft schaue, sehe ich Emerson in nur etwa 30 Metern Entfernung, auf einem Tisch in der Nähe eines Schuppens liegen. Er sieht uns, aber ich glaube nicht, dass Wuschel Emerson sah.
Das überraschte mich ebenfalls. Diese Ecke gehörte bisher nicht zu Emersons Ecken, war (nach der vorhergegangenen Jagd) recht nahe und vor allem auch viel zu gut einsichtig. Er legte sich ganz offen und sichtbar dort hin. Als gäbe es nur vagen Anlass etwas Distanz zu halten... ich staunte.

Eine Weile später aber, verliess er diesen Platz um in grossem, weiten Bogen südlich ums Haus, auf zur Ostseite gehen. Es nahm den Weg unten am Moor entlang und verschwand dort.

Neugierig zu erfahren, ob er sich nun über die Konstruktion in Sicherheit bringen würde, oder ob er den Gefahren zum Trotze, sich an anderer Stelle ins Gras legen würde, folgte ich ihm eine Weile später, konnte ihn jedoch zunächst nicht finden und nahm an, er wäre wohl wieder ins Haus gegangen.
In den darauf folgenden 1.75 Sekunden passierte dann folgendes hinter mir bewegte sich was grosses, graues Wuschelähnliches. Vor mir schoss ein kleiner grauer Schatten aus dem tarnenden Grase. Das nächste Standbild, das mein träges menschliches Gehirn wahrnehmen konnte, war: Emerson in ca. 6 Metern Höhe auf schlankem Ahorn schwankend. Wuschel am Fusse des Stammes. Ich - hinzu springend... das übliche eben. Hart dominieren, niederwerfen, aber diesmal sperrte ich ihn für eine Weile in die Werkstatt - damit erstmal Ruhe herrscht, draussen.

Was mich nun abermals erstaunte, war, wie schnell Emerson begann von dem Baum herab zu klettern. Es war - verzeiht mir diese vermenschlichende Formulierung - so, als wüsste er, dass ich Wuschel nicht nur verjagt, sondern sicher verwahrt war.

Das erste Fazit dieses Tages.
Mein Gedanke am Morgen, war ja: Hilfe zur Selbsthilfe. Nicht alles aus menschlicher Sicht kanalisieren wollen, sondern sehen wie die Katzen mit veränderlichen Umständen umgehen... was sich ergibt.
Und ja - Emerson hat sich bereits verändert, ist mental durch die Zeit der Trennung, durch die gegebene Sicherheit, gestärkt.

Nur: wäre ich nicht zuhause gewesen, so hätte er wohl den Rest des Tages auf dem Ahorn verbringen müssen. Wie bereits beschrieben - Wuschel hält da (bei fremden Katzen) locker bis 22:00 durch, bevor die Verlockungen des gemütlichen Beieinanders am Kamin und die Aussicht auf Futter ihn ins Haus treiben.

Düster und entmutigend.

Ich möchte irgendwann mal Hühner halten und überlege nun ernsthaft, den Hühnerstall und das Raubtiersichere Gehege jetzt schon zu bauen und Wuschel darin ein zu sperren. Punkt aus.

Ich muss gleich weg und habe mir noch nicht überlegt, wie ich das heute mache... Grüsse Ralf
 

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Das war der entmutigende Anfang.

...

Düster und entmutigend.

Ich sehe das ganz anders, ich empfinde es durchaus als ermutigend!

Emerson lässt sich nicht annähernd so beeindrucken, wie du gedacht hast (und wie Wuschel es erwartet), sondern sucht weiter die Nähe zum Haus. Das ist doch erst mal gut!

Ja, okay, Emerson landet dann auch schon mal hoch im Baum - aber Wuschel könnte ja durchaus hinterher und Emerson so weit hoch jagen, dass der abstürzen muss - hat er aber nicht gemacht.



Dass du nicht immer da bist, um Emerson zu schützen, finde ich nicht so tragisch, denn Emerson probiert verschiedene Verhaltensweisen aus (z.B. die Wanderdünenflucht - ein klassisches Verhalten von rangniederen Katern) und merkt sich die, die erfolgversprechend sind. Der arbeitet schon gut mit, und du musst nicht alles alleine tun!


Noch eine Frage, was meintest du mit (sinngemäß): "Ich habe ihn unterworfen" bzw. "dominiert"?
 
Noch zur Klarstellung:


Hmm... ich zweifle...
Eigentlich hatte ich mir das so gedacht, dass die obere Etage für Emerson absolut Konfliktfrei bleiben sollte: Als hundert Prozentige Sicherheitszone. Zwar riecht er (jetzt - wo ich öfters tausche) die Anwesenheit Wuschels; das gefällt nicht, wird aber akzeptiert. Aber diesen Hort der Sicherheit wollte ich ihm eigentlich bieten.
Meinst Du wirklich, das ich dort eine Konfrontation herbeiführen soll?

Nein, das war ein Missverständnis. Für die Konfrontation hatte ich das Wohnzimmer gemeint und deine Idee, leckerliwerfend durch den Raum zu gehen. Ich bin davon ausgegangen, dass das Wohnzimmer nicht oben ist 😕
 
Danke für's Mutmachen Mrs.Filch.

Leider hatte ich in den vergangenen Tagen kaum Möglichkeiten daheim zu bleiben, weswegen die Katzen zur Zeit wieder gänzlich getrennt sind und es keine weiteren Konfrontationen gab.

"Emerson lässt sich nicht annähernd so beeindrucken, wie du gedacht hast (und wie Wuschel es erwartet), sondern sucht weiter die Nähe zum Haus."

...weil ich da war und dazwischen gehen konnte. Wuschel hatte ja gar keine Möglichkeit ihn fort zu jagen.

"Der (Emerson) arbeitet schon gut mit, und du musst nicht alles alleine tun!"

Ja - das denke ich auch. Aber ich sehe diesen Fortschritt als mühsam erkämpftes Gut, als ein zerbrechliches Pflänzchen an.

"Noch eine Frage, was meintest du mit (sinngemäß): "Ich habe ihn unterworfen" bzw. "dominiert"?"

So wie die Katzen das untereinander auch machen; fauchend anfallen und auf den Boden drücken. Wuschel unterwirft (drückt sich flach) sofort, wenn ich ihn nach einer "Straftat" einhole.
Die "normalen" Katzen können genau zwischen Mein und Dein unterscheiden. Wuschel hingegen unterscheidet zwischen "Ralf ist da" und "Ralf ist nicht da". Wie oben angedeutet: Mundraub.
Das führt auch zwischen uns manchesmal zu Streitereien, etwa wenn beim kochen in der Küche das Telefon klingelt. Wuschel nimmt sich, was er kriegen kann - das aber ganz bewusst. Komme ich dann überraschend hinzu, versucht er zunächst zu flüchten - geht das nicht, unterwirft er sich sogleich.

Im Moment geniesse ich wieder die Trennung. Es ist so schön, nach Hause zu kommen und die drei Katzen liegen in der Abendsonne auf der Haustreppe, eilen mir entgegen, haben Spass miteinander und warten, dass ich im Haus ein Feuer mache, bilden einen Dreier-Klumpen, sobald ich im Sessel die Füsse hochlege....

Aber sobald ich mal länger daheim bleiben kann, werde ich wieder Konfrontationen zulassen.
Grüsse Ralf
 
Im Moment geniesse ich wieder die Trennung. Es ist so schön, nach Hause zu kommen und die drei Katzen liegen in der Abendsonne auf der Haustreppe...

Dann genieße diese Tage und entspanne dich auch etwas dabei!
 
Liebe Katzenfreunde!

Auch wenn äussere Umstände mich in der vergangenen Zeit oft von daheim fern hielten und so keine Möglichkeit zur kontrollierten Konfrontation gegeben war, so hat sich doch Bedeutendes geändert; ich möchte es hier kurz mitteilen.

Der konsequente Wechsel der Beiden:
Emerson Nachts oben, so dass er bei mir im Bett oder auch zusammen mit Sunne schlafen kann, während Wuschel draussen oder in der unteren Etage ist.
Morgens dann der Tausch:
Wuschel gibt sich seinem Schicksal hin, weil er weiss dass er oben in Gefangenschaft immer mehr Futter bekommt als unten.
Derweil kann Emerson drinnen oder draussen machen was er will.

Die Einhaltung dieser Routine, hat das Selbstbewusstsein von Emerson unglaublich drastisch verändert: Ich habe doch erzählt, wie sehr ihn Angst ergriff, wenn ich ihn zuvor, geradezu unter Zwang, das Treppenhaus herunter trug. Obwohl er sich auf meinem Arm oder Schulter doch absolut sicher fühlen sollte, versuchte er ja oft im letzten Moment noch ab zu springen, oder sich, bevor ich die Schiebetür (ganz unten) öffnete, noch irgendwie wo fest zu krallen.

Dieser Teil des Hauses, war zuvor der "gefährliche Teil".
Klar - meist steht dann ja Wuschel schon hinter der Türe.

Das hat sich innerhalb kürzester Zeit ins Gegenteil verkehrt. Jetzt ist es so, dass, wenn ich des Morgens nach dem Frühstück oben in der Schreibstube, mit der leeren Kaffeekanne nach unten gehen will, er freudig vorne weg läuft!
Das muss man sich mal vorstellen... ich bin platt.

Andererseits rennt er, wenn ich mich nicht kümmere, geradewegs ins Unheil, denn auf der anderen Seite wartet Wuschel ja schon - und klar, das ursächliche Problem ist damit nicht mal angekratzt. Dennoch empfinde ich eine so zügige Verhaltensänderung als gute Basis für weiteres Training und wollte Euch an dieser positiven Entwicklung teil haben lassen.

Grüsse Ralf
 
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Das ist wirklich eine schöne Entwicklung, ich freu mich mit dir! 🙂
 
Hallo Miteinander!

Ich habe die konsequente Trennung fortgesetzt und nur einmal, an einem Tage, an dem ich sicher in der Nähe war, kurz unterbrochen.
Es dauerte, da Emerson ja nun nicht mehr ängstlich und vorsichtig bewegt, auch nur wenige Minuten bis die beiden einander ansichtig wurden und sofort begann die Jagd.
Einmal ums Haus und Emerson fand nach wildem Gekreische Schutz in einem der "Wuschel-sicheren" Katzentunnel, belagert auf der Aussentreppe in der 2.Etage von Wuschel. Als ich ihn eingeholt hatte und die Treppe herauf jagte, hatte er solche Angst vor mir, dass er ohne zu zögern die knapp 3 Meter herunter sprang und im Walde verschwand.
Ich schreibe Euch das, weil ich glaube, dass es verdeutlicht, wie sehr er vom Instinkt gesteuert wird - ist ihm doch ganz offensichtlich klar, dass ein Angriff auf Emerson Stress mit der Oberkatze bedeutet.

Es wurde immer schwieriger, Emerson abends zum "Revierwechsel" in die obere Etage ein zu fangen. Tagsüber blieb sein Verhalten vollkommen normal und kontaktfreudig. Ab etwa 18:00 aber... nun, er ist immer gerne in der Nähe, wenn man raus geht, lässt einen aber nicht näher als auf Armlänge heran.

Wuschel hingegen ist es schnurzpiepeegal oben eingesperrt zu werden, da die Verlockung einiger Leckerlis bei ihm jede Bedenken ausschaltet.

Ich habe mich daher schweren Herzens entschlossen, Wuschel nun über einen langen, noch unbestimmten, Zeitraum als Wohnungskatze zu halten. Er hat bequeme, sonnige Liegeplätze mit hochinteressanter Aussicht, wird verwöhnt und oft hat Gesellschaft.

Emerson nun, der erst seit wenigen Tagen die absolute Wuschelfreiheit im ganzen(!) Revier geniesst, verwandelt sich langsam in den Platzhirsch; er geht nicht mehr, er stolziert!
Und es ist kaum zu glauben, aber er hat Melinda dominiert. Er hat sie klar (was seinen Liegeanspruch auf dem Sofa am Abend angeht) in die Ecke verwiesen und Melinda kuschte mit angelegten Ohren.
Dabei hatte doch - bei seltenen Konfrontationen - Melinda immer das Sagen über Wuschel. Hier beisst sich die Schlange in den Schwanz.

Ich habe für mich viel gelernt, in der letzten Zeit. Mir ist nun sehr klar geworden, wie schnell man doch das Verhalten einer Katze als Charakter-Eigenschaft sieht, obwohl es sich offensichtlich bei diesem Verhalten nur um die Reaktion auf bestimmte Umstände handelt. Das macht Mut, die Dinge an zu gehen, schränkt einen als Mensch aber auch ein, wenn es um die Grenzen des eigenen Verständnisse geht.
In Zukunft werde ich aber, eines sonderbaren Verhaltens ansichtig, eher nach dem "warum" fragen und das Verhalten mehr als Sprache der Katze betrachten.

Und wenn dem so ist, frage ich nun: "Warum" will Wuschel den Emerson verjagen.
Was ist es, was ihn so - über alle Konsequenzen und dem sicherlich vorhandenen Wunsch nach Ruhe, Sicherheit und Harmonie (oder so...) hinweg - antreibt?

Grüsse und Danke für's Lesen, Ralf
 
Kaum zu glauben, wie schnell sich die Änderung jetzt vollzieht!

Du scheinst auf einem guten Weg, ich drück dir die Daumen, dass es sich positiv weiter entwickelt. 🙂
 
Kaum zu glauben, wie schnell sich die Änderung jetzt vollzieht!

Ich kann das selber kaum glauben, was ich da sehe...
Gestern kam ich sehr spät nach Hause und stand fasziniert und unbeteiligt in einer Raumecke und schaute zu, wie Emerson Melinda konsequent in die Schranken wies. Nachdem dann geklärt war, wer das erste Liegerecht next Ralf hat, war alles wieder ganz ruhig und friedlich.

Gibt es eigentlich einen Futterautomaten der in frei programmierten Zeitabständen ein wenig(!) Trockenfutter willkürlich durchs Zimmer wirft oder muss man das selber bauen?
Ich würde dem eingesperrten Wuschel gerne ein wenig mehr Abwechslung bieten, wenn ich nicht zuhause bin.
Grüsse Ralf
 
Ich glaub, solche Futterautomaten gibt es - musst du mal googlen...

Was aber auch helfen würde sind Fummelbretter und Snackballs - so ein Fummelbrett zu bauen ist doch bestimmt voll dein Ding 😉 😀
 
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Hallo - wir leben noch!

Ich habe solche Futterautomaten, die dosiert "schmeissen" (bis 7m Wurfweite) nur als Ausrüstung für die Jagd gefunden. Preiswert und robust, will mir scheinen - und die Betriebsspannung von 12V (vorbereitet für Autobatterien) kommt natürlich gelegen.
Leider lassen sie sich nicht Katzengerecht dosieren und der Timer arbeitet für meine Zwecke zu grob. Aber so etwas in dieser Art wäre ganz geeignet.

Ein Fummelbrett wäre interessant für Emerson, aber in der oberen Etage habe ich ja die kleine Holzwerkstatt und die ist eigentlich ein einziges Fummelbrett. Wenn ich eine Handvoll Krümel quer durch den Raum werfe, hat eine Katze eine ganze Weile zu tun.
Wuschel hat nur wenig Interesse an solchen Dingen; er ist da etwas gröber strukturiert.

Vor dem letzten WE zeigte Wuschel aber Krankheitssymptome. Er hat eine Infektion am letzten Stück Harnweg, die sich auch äusserlich zeigt. Den Besuch beim Veterinär nutze ich gleich zu endgültigen Entfilzung mittels Rasierer - das war dieses Jahr ja besonders schlimm, ich kam da kaum noch mit. Ich glaube ich lasse das in Zukunft immer so machen.
Nun haben wir erst mal eine Weile mit äusserer und innerer Behandlung zu tun, wobei ich nicht weiss, wie ich ihn bewegen soll, seinen Kragen zu tragen... er schafft es immer ihn irgendwo loszuwerden.

Nun ist also zunächst weitere Bettruhe angesagt und Emerson kann derweil fröhlich weiter an seinem wachsenden Ego arbeiten.

Grüsse Ralf
 
Schön, dass du dich mal wieder meldest!


Hm, Harnwegsinfektion...

du solltest, wenn das ausgeheilt ist, u.U. noch einmal eine Wiederzusammenführung probieren... Oft sind ja Schmerzen der Grund für aggressives Verhalten, manchmal in der Tat auch für Aggressionen gegen einen speziellen Feind.... und da Emerson sich derzeit so gut entwickelt, sind bis dahin die Vorzeichen vielleicht doch andere...



Ich wünsch euch weiterhin alles Gute!


PS: Den Futterweitwurfautomaten find ich spannend - vielleicht ist der ja modifizierbar?
 
"Schön, dass du dich mal wieder meldest!"

Danke 🙂
Ich dachte immer mal wieder einen Sachstandbericht abzuliefern, wenn sich etwas ändert.

"Oft sind ja Schmerzen der Grund für aggressives Verhalten,..."

Aber sicher nicht in diesem Falle. Die Symptome sind ja erst jetzt und erstmals aufgetreten. Das ist - leider, muss man fast sagen - nur Zufall.

Aber die Situation, als ich Wuschel in der Transportkiste an Emerson vorbei trug, brachte mich auf den Gedanken, den Ausgang eines Katzentunnels (von der oberen Etage ins Wohnzimmer), der jetzt gänzlich verriegelt ist, nur mit einem Gitter zu versperren. Dazu muss ich eine Querverbindung zur Küche ebenfalls schliessen.
Andersherum, wenn also Emerson "oben" wäre, machte das keinen Sinn, da dieser sich von dort fernhält.
Wuschel aber, ist leicht mit Futter zu dirigieren. Wenn ich nun dort eine bequeme Liege einrichte, könnte er dort des Abends liegen und uns anderen zuschauen.
Es wäre spannend zu beobachten, inwieweit Emerson dann in der Lage wäre, diese Nähe ohne Angst zu akzeptieren; sicher nicht sofort. Auch vor einem Wuschel in der Box hatte er zunächst Angst und entfernte sich schnell, blieb jedoch, nachdem er bemerkte dass er nicht verfolgt wird, beobachtend stehen.
Ein neuer Ansatz.

"Den Futterweitwurfautomaten find ich spannend - vielleicht ist der ja modifizierbar?"

So schaut so ein Teil aus:
http://www.biltema.se/sv/Fritid/Jakt/Utrustning/Foderspridare-48826/

Die Machanik könnte man sicher leicht anpassen. Das meiste von dem Kasten dient der Aufnahme einer Autobatterie und könnte, da ich ja ein 12V Hausnetz habe, entfernt werden.
Das Gerät müsste unter der Decke montiert werden, da das umlaufende Schutzgitter nicht Katzenpfotengerecht ist.
Aber die Steuerung ist nicht so einfach anzupassen; das lohnt nicht. Da ist es besser, sich ein Steuergerät zu bestellen und alles neu zu bauen - dies vielleicht nach einem ganz anderen Konzept. Ich denke nur, irgendjemand muss doch schon mal auf den gleichen Gedanken gekommen sein - und warum das Rad zweimal erfinden?

Nunja - in den nächsten Wochen bin ich ja sowieso der Krankenpfleger und muss persönlich bespaßen, was mir selber Spaß macht, denn Wuschel nimmt alles so furchtbar dankbar an.

Grüsse Ralf
 
Hallo!

Es wird spannend...

Zunächst: Wuschel ist zügig wieder vollkommen genesen.

Ich habe meine Überlegung sogleich in die Tat umgesetzt und den angesprochenen Durchgang zur oberen Etage hin wieder geöffnet, zum Rest des Hauses hin abgeschottet und zum Wohnzimmer hin mit einem soliden, groben Gitter versehen.
Vor einigen Tagen sind sich die beiden zum ersten Male während meiner Anwesenheit dort begegnet und ich beobachtete mit Freude, wie Wuschel vor dem Fauchen Emersons zurück wich.

Zusätzlich tat ich folgendes:
Die Wechselweise Gefangenschaft vollführte ich in der letzten Zeit recht häufig, quasi im 12 Stunden Rhythmus. Nicht immer, da Emerson sich bisweilen meinem exekutiven Zugriff beharrlich entzog.
Nun habe ich zwischen dem Treppenhaus, an dessen unterem ende sich die Schiebetür befindet, und der Eingangshalle ein Glasfenster in Kopfhöhe; immer wenn ich Emerson auf dem Arm hatte, um ihn nach oben zu bringen, klopfte ich an die Fensterscheibe und signalisierte so Wuschel, der sich irgendwo oben aufhielt, dass nun der Wechsel stattfindet. Dabei hielt ich Emerson immer dicht an die Scheibe und Wuschel gewöhnte sich an, gleiches auf der gegenüberliegenden Seite, wo das Fenster in Bodenebene liegt, zu tun.
Wenn ich bei Emerson Unruhe oder gar Angst spürte, oder wenn ich den Eindruck hatte, Wuschel ginge ins "Starren" über, brach ich sofort ab. Oft war es aber so, als würden sie sich - mit der Scheibe dazwischen - nur beschnuppern; dann lies ich beide eine Weile in dieser Position.

Gestern dann, bekam Wuchel sein Glöckchen um den Hals und wurde zum ersten Male seit langem nach draussen, zeitgleich mit Emerson entlassen.

So ungefähr nach einer Stunde hörte ich dann das erste Kreischen und Fauchen, eilte hinaus und sah zunächst Wuschel. Ich erwartete nun, lange nach Emerson in den hintersten Ecken der Nebengebäude suchen zu müssen, aber dem war NICHT so!
Tatsächlich kam er mir zügig auf offenem Gelände und keineswegs ängstlich entgegen. Er hatte ein paar lose Fellflecken, schien aber recht unbeschadet.
Als ich Wuschel untersuchte, fand ich eine feuchte Stelle an der Flanke.
Wow! Offensichtlich war es ein Kampf auf Augenhöhe und ich würde viel dafür geben, Zeuge dessen gewesen zu sein.

Ich verhielt mich vollkommen unbeteiligt. Später hielt sich Wuschel im Wohnzimmer auf, alldieweil Emerson es sich an seinem Lieblingsplatz in der Küche bequem machte.
Der Abend verlief ruhig und erst später beim Zubettgehen, nahm ich Emerson mit nach oben - da ich mir (für mich) eine ruhige Nacht wünschte.

Anlass zu verhaltenem Optimismus?
Ja - denke ich. Ja, schon deswegen, weil es definitiv aufzeigt wie Beharrlichkeit und Konsequenz des Menschen, etwas verändern können - selbst in einer so dermassen verfahrenen Situation.

Wie geht es nun weiter?
Ich würde mir wünschen, die beiden tragen ein paar Machtkämpfe aus (Wuschel ist ja durch das geschorene Fell verletzlicher) und teilen sich das Revier, dass ja nun mal wirklich gross genug ist, neu ein.
Aber so einfach wird das sicher nicht werden.
Ich muss dafür Sorge tragen, dass die obere Etage immer und unter allen Umständen für Emerson einen sicheren Hort darstellt. Nun ist Wuschels Pelz aber so kurz, dass es unsicher ist, ob er sich nicht doch durch die künstlichen Engpässe quetschen könnte, wenn er es mit Gewalt versucht.
Ich werde also die Grund-Situation nur ganz behutsam verändern.

Grüsse Ralf
 
Anlass zu verhaltenem Optimismus?
Ja - denke ich. Ja, schon deswegen, weil es definitiv aufzeigt wie Beharrlichkeit und Konsequenz des Menschen, etwas verändern können - selbst in einer so dermassen verfahrenen Situation.

Ich bin total beeindruckt und begeistert - ja, eindeutig Anlass zu verhaltenem Optimismus...

das Wort "verhalten" gehört allerdings (noch) mit dazu...



aber eben auch das Wort "Optimismus" 🙂





bestimmt hätten viele in deiner Situation verzweifelt, aber du hast gezeigt, da geht was, auch wenn man schon aufgeben mag... solange man sich hinsetzt und genau nachdenkt über das, was die Katzen bewegt....

ich bin schon total gespannt auf deinen nächsten Bericht 🙂



und ich freu mich, für dich, für Emerson, und für Wuschel...

und für alle, die aus deinem Fall den Mut schöpfen, es noch einmal neu zu versuchen, und ähnlich konsequent, beharrlich, und an den Katzen orientiert wie du.... 🙂
 
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Mich würde riesig interessieren, wie es hier weiter gegangen ist!!!
 
Dear Mrs. Filch!

Es ist ein netter Zufall, dass ich heute vor einer Woche aufgrund eines Ereignisses fest beschloß, einen aktuellen Zustandsbericht hier im Forum zu hinterlassen, diesen jedoch - da ich dringend für einige Tage nach Deutschland verreisen mußte - auf die Zeit nach meiner Rückkehr, welche am gestrigen Abend erfolgte, aufzuschieben hatte.
Umso mehr freute mich die offensichtliche in Deiner Nachfrage enthaltene Anteilnahme.

Generell ist zu berichten, dass meiner Familie Lebensumstände Krankheitsbedingt viel Zeit und Aufmerksamkeit erforderte, die meinen Aufenthalt in den eigenen vier Wänden arg beschränkte. Die erhoffte Möglichkeit, lange Abende vor dem Kamin, welche Raum für soziale Experimente mit sich brächten, schon zeitig im Herbst mit den Katzen verbringen zu können, stellte sich so leider als Irrtum heraus.

Ich fasse zusammen:
Der tägliche Revierwechsel hat sich bei meinen Hausgenossen als regelrechtes "Muß" etabliert. Wuschel kratzt schon morgens an der Schiebetüre nach oben und erwartet mit Spannung seine Gefangenschaftnahme für den Tag und dies vollkommen unabhängig von Seinem Sättigungszustand.
Emerson hingegen, der mit Sunne meist mit mir im Alkoven übernachtet, ignoriert mein erstes Hinabgehen am Tage zum Zwecke der morgendlichen Hygiene und Kaffeebeschaffung vollkommen, alldieweil er genau weiss, daß der Tausch an der Schiebetür (die wir mittlerweile "Checkpoint Charlie" nennen) erst später durchgeführt wird, wenn oben angesprochenes Koffein seine erste Wirkung entfaltet hat.

Von daher würde ich sehr gerne von routinierter Gelassenheit, welche die Basis für die angesprochenen, langsam-vorsichtigen sozialen Experimente (immer in meinem Beisein) böten sprechen, aber....

Es ist ja so, dass Wuschel seinen Weg stets mit grosser Begeisterung geht, während Emerson (mal gerne, mal widerstrebend) meinen Tragedienst beansprucht. Wie nahe ich die Beiden dabei aneinander vorbei lasse? Ja, ich möchte es beinahe mit dem gestützten Schreiben, wie es nicht unumstritten bei Autismus zur Anwendung kommt, vergleichen; wohlwissend, dass ich mich mit diesem Vergleich auf dünnes Eis begebe.
Hier Wuschels Körpersprache - dort Emersons Anspannung.
Ein zweitägliches Ritual also, in dessen Verlaufe ich jedoch erkennen musste, dass Emersons Herzschlag sich praktisch immer fühlbar verstärkt, auch wenn er nach aussen scheinbar keine Anzeichen der Angst zeigt.
Es war der Zufall, dass ich Ihn bisweilen so trug, dass sein Herzschlag so deutlich fühlbar wurde, woraufhin das Tragen auf diese Weise, nämlich mit der Flachen Hand unter der Brust, zum Standard erhoben wurde.

Auch und weil die Erkenntnis der unterschwellige Angst, hieraus für mich recht ernüchternd war, ist dieses Verfahren wohl auch in anderen Situationen für Menschen die mit Katzen leben, sehr zu empfehlen: Will man erkennen, was dem Stubentiger Stress bereitet, sich selber zum humanoiden EKG zu machen, was natürlich eine langwierige Gewöhnungsphase erfordert.

Zu diesem Zeitpunkte fragte ich mich wirklich, ob es wohl möglich sei, dass Katzen "eine Rolle" spielen, um Selbstsicherheit gegenüber einem potentiellen Feinde vorzuspielen? Sicheres Auftreten bei Säugetieren gegenüber Artgenossen trotz Unsicherheit? Das müsste man mal recherchieren - vielleicht gibt es Untersuchungen bei Affen in diese Richtung...

Nun zu oben angesprochenem Ereignis.
Vor einer Woche also, ich wuselte tagsüber im Hause herum und sammelte diverse leere Reisekoffer für die anstehende Fahrt ein, fand wie gewohnt der abendliche Tausch am Checkpoint Charly statt. Die Katzen waren schon recht unruhig, wissen sie doch dass der Bereitstellung des Schlafsackes und dessen nächtliche Lüftung, ein baldiger und mehrtägiger Mangel an Streicheleinheiten erfolgt.

Als ich selber eine Stunde später gegen 22:00 ins Bett ging, Wuschel war gerade durch's Fenster nach Draussen gesprungen, fand ich Emerson nicht wie erwartet im Alkoven vor und ein, zwei Runden durch die obere Etage ergaben mir auch keinen Hinweis auf dessen Verbleib. Angesichts der Unruhe, die solche Reisevorbereitungen mit sich bringen, nahm ich jedoch an, er hätte sich beleidigt in einem Schrank zur Nacht gebettet.

Die Nacht verlief bei geöffnetem Fenster ruhig.

Als ich am Morgen einsam erwachte und unten im Wohnzimmer nach den Hausschuhen tastete, wer lag dort im Schlummerkorb auf einem Schrank, nur zwei Meter vom wartenden Wuschel entfernt? Richtig - ein gemütlich eingerollter Emerson, wohl wachsamen Auges, aber äusserlich entspannt.

Und - ja - ich Dösbaddel hatte am Tage zuvor einen Überseekoffer, der zuvor den Tunnel zur oberen Katzenluke nach Draussen hin versperrte, nachlässig zur Seite gestellt, was Emerson offensichtlich sofort wahrgenommen und ausgenutzt hatte.

Und irgendwie haben die beiden - ich schätze, den größten Teil der Nacht - zusammen im Wohnzimmer verbracht. Ich fand weder Kampfspuren an Fell und Ohr, noch auffällige Verschmutzungen wilder Jagden.
Nur zu gerne hätte ich dieses unfreiwillige Experiment, von dem hier zu berichten war, sogleich wiederholt, doch stand dem meine Abreise entgegen und eine unbeaufsichtigte Durchführung ist ausgeschlossen.

Ich konstatiere, Katzen können sich offensichtlich zweckdienlichst verstellen, was dem Menschen ein Verständnis der (Konflikt-)Situation weit mehr erschwert, als ursprünglich vermutet.

Liebe Grüsse, Ralf
 
eine spannende Entwicklung, und eine gute Ausgangslage für weiteres Herantasten an - ja, was? vielleicht doch irgendwann wieder eine Zusammenführung?

Danke für den Bericht! 🙂
 
Ja, von einer Zusammenführung kann man fast träumen.

War es vor einigen Monaten noch so, dass ich dem Wuschel den Zugang zum Alkoven i.A. verweigern musste, weil durch den Geruch dieser für Emerson zur Tabu-Zone wurde, ist dieses Thema nun vollkommen vom Tisch; tatsächlich können beide sich nun einen Platz im Wechsel teilen, noch bevor dieser erkaltet.

Ich wünschte sehr, es wäre ausserhalb nicht so viel zu tun, so dass ich über einen längeren Zeitraum auf das Anliegen konzentriert, zu Hause verbringen könnte.

Grüsse Ralf
 

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