Ist das ein Vereinszüchter oder ein Vermehrer (= ohne Vereinszugehörigkeit und Stammbäume für die Kitten)?
Generell ist ein Züchter (und für mich sind nur vereinsgebundene und seriöse Catteries diesen Begriff wert!) nicht verpflichtet, eine Vor- oder eine Nachkontrolle durchzuführen. Beides ist ein Begriff aus dem Tierschutz.
Ein seriöser Züchter wird sich die neuen Dosis seiner Tiere aber sehr genau angucken. Üblicherweise findet ein erstes Treffen, nachdem sich der potentielle Dosi beim Züchter ausführlich per Telefon und/oder Mail vorgestellt hat, beim Züchter statt. Zum einen, um sich gegenseitig persönlich zu beschnuppern, zum anderen, damit auch der Dosi das Tier, für das er sich interessiert, persönlich kennen lernen kann. U. U. gibt es auch mehrere persönliche Treffen, bevor die Katze zum neuen Dosi umzieht.
Es gibt auch Züchter, die ihre Tiere bundesweit ins neue Zuhause bringen und auf diese Weise dann sehen, ob die Behauptungen des Käufers den Tatsachen entsprechen.
Ich habe Katzen aus seriöser Vereinszucht, hatte aber auch schon Katzen mit Vorkontrolle aus dem Tierschutz. Nur zwei Tierschutzkatzen wurden persönlich zu uns gebracht: die beiden Kater Nero und Nicki (der eine von seiner Pflegestelle, der andere aus seinem TH). Die Bezaubernde Jeannie wurde uns als chronisch krankes Fellchen vom TH nach einem ausführlichen Gespräch anvertraut.
Das Orikonzert (vier Katzen) stammt aus vier verschiedenen Catteries. Alle vier Katzen haben Papiere, und bei allen Catteries haben wir uns ausführlich vorgestellt mit Fotos, telefonisch und persönlich und sind auch persönlich vor Ort gewesen, bevor die Katzen bei uns eingezogen sind. Wenn man je Strecke 400 oder mehr km fahren muss, um zum Züchter zu kommen und die Katze persönlich zu sehen, und weiß, dass man genau dieselbe Strecke in einigen Wochen oder Monaten nochmals fahren wird (nötigenfalls auch mit Hotelübernachtung) und dass man für das Tier einige Hundert Euro Kaufpreis bezahlt, ist das aus meiner Sicht auch eine Aussage.
Als unsere Bezaubernde Jeannie über die Regenbogenbrücke gegangen war uind eine neue Katze einziehen sollte, hatte ich mich beispielsweise auch mit Nines Züchter in Verbindung gesetzt, um nach einer passenden Katze Ausschau zu halten. Es gab insofern kein Problem in Richtung "Vorkontrolle" (oder Ersatz hierfür, also Nachweis der Seriosität des künftigen Dosis), aber die Katze, von der Nines Züchter meinte, sie könnte passen, war ein liebes und sehr schönes Tier, aber der Funke sprang nicht über. Weder bei der Katze noch bei mir. Damit war das Thema für den Züchter und für mich erledigt, ohne dass der eine vom anderen deswegen schlecht gedacht hätte.
Um Pfötchen persönlich kennen zu lernen, sind wir dann (nebst Übernachtung) je Strecke fast 500 km gefahren. Erst zum Kennenlernen und gucken, ob Pfötchen zu unseren Tieren passt oder nicht (und umgekehrt natürlich auch!), und dann später zum Abholen.
Ich halte solche Wege für selbstverständlich, denn wenn man nicht einmal bereit ist, die Kosten für ein Wochenende auswärts (auch mit Übernachtung) aufzubringen, um eine potentielle Katze - ein potentielles und langjähriges neues Familienmitglied! - persönlich kennen zu lernen (und dies besonders auch im Mehrkatzenhaushalt wie bei uns), wie will man dann mit eventuellen Problemen umgehen, die sonst aus der Katzenhaltung erwachsen können, falls es denn doch nicht passt?!
Selbst wenn der Weg dann doch vergeblich gewesen sein sollte (wie in unserem Fall mit Nines Züchter), ist es aber doch sinnvoll investiertes Geld, denn man hat auf diese Weise auch die Gewissheit, dass es im Grunde nix geworden wäre, wenn man die Katze blind gekauft hätte.
Außerdem ist es mir auch wichtig, den Züchter persönlich zu kennen und seine Ansichten und seine Meinungen zur Katzenhaltung und zu einer Vielzahl von anderen Fragen! Sicher, vieles davon kann man auch telefonisch oder per Mail in Erfahrung bringen, aber letztlich ist der persönliche Kontakt doch noch etwas anderes und macht eine Person lebendig!
Auch der Züchter sieht bei dem potentiellen Käufer in dessen direktem Umgang mit den Tieren, wie der Käufer tickt. Ist ja nicht so, dass Züchter keine Erfahrung hätten! Ein Züchter wird sehr genau beobachten, wie der Interessent darauf reagiert, dass eine Katze auf dem Esstisch rumstolziert oder auf die Arbeitsplatte in der Küche springt, um den Einkauf zu inspizieren. Oder wie der Interessent guckt, wenn er feststellt, dass im Wohnzimmer ein Katzenklo steht. All diese Kleinigkeiten!
Die Vorkontrolle im TH muss solche Dinge u. U. erfragen, wenn die Interessenten bisher keine Katzen zuhause haben, die evtl. die Arbeitsplatte entern oder den Esstisch bevölkern könnten.
Es gibt bei beiden Herangehensweisen Vorteile und Nachteile, soweit ich sehen kann. Das Ziel sollte jedoch immer sein, dass das Wohl des betroffenen Tieres im Vordergrund steht! Und: letztlich kann man - Vorkontrolle hin oder her! - den Menschein immer nur so weit vor den Kopf gucken!!!
Btw: Nines Züchter - und auch andere - haben im ersten Telefonat derart ruppig reagiert, dass manch anderer gleich abgewinkt hätte! Da war von Kundenfreundlichkeit eher wenig zu spüren, erst als rüberkam, dass wir es ernst meinen und vor allem auch nicht eine unkastrierte Katze kaufen wollen, sondern im Gegenteil Befürworter der Frühkastration sind, wurde der Tonfall etwas freundlicher..... und im Verlauf etlicher Telefonate und Mails dann auch richtig herzlich! Natürlich kann man das nicht verallgemeinern, denn Nine ist ja ein Handicat und benötigte insofern ein besonderes Zuhause.
Aber auch sonst wurden wir gläsern und vom Züchter auf Herz und Nieren geprüft, und das finde ich auch völlig ok und richtig so! Denn: wir machen es umgekehrt ja genauso!
🙂
LG