"Wie konntest Du"

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Jule390

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16. Oktober 2009
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Als ich noch ein Kätzchen war, unterhielt ich dich mit meinem Herumtollen und brachte dich zum Lachen. Du nanntest mich "dein Baby", und, obwohl ich einige Nippes "killte" wurde ich deine beste Freundin. Wann immer ich etwas "anstellte", hobst du mahnend den Zeigefinger und sagtest: "Wie konntest du!?", aber schon warst du wieder so zärtlich und hast mich eng an dich gedrückt. Als du im Studium so viel lernen musstest, hattest du natürlich wenig Zeit für mich. Aber ich verstand das immer, und spielte mit meinen Bällchen.

Ich erinnere mich an alle die Nächte, in denen ich mich in deinem Bett ganz eng an dich schmiegte, und das Leben vollkommen schien. Du tolltest dann auch wieder mit mir herum, und wir genossen die Sonne gemeinsam auf dem Balkon.
Von deinem Frühstück gab´s für mich immer was vom Schinken, "aber nicht zuviel, das ist für Katzen ungesund!" Und ich schlief solange, bis du von der Arbeit nach Hause kamst.

Nach und nach verbrachtest du immer mehr Zeit auf der Arbeit als mit mir, um "Karriere" zu machen.
Dann warst du so viel weg, um einen Menschenpartner kennen zu lernen. Ich wartete immer geduldig auf dich, tröstete dich bei jedem Liebeskummer, tapste mit meinen Pfoten deine Tränen vom Gesicht. und freute mich, als du endlich "deinen" Partner fandest. Zwar keinen Katzenfreund, aber ich respektierte deine Wahl.

Ich war glücklich, weil du glücklich warst! Dann kamen nacheinander deine Kinder zur Welt. Ich teilte die Aufregung mit dir. Ich war von den süßen Kindchen so fasziniert, dass ich sie mit bemuttern wollte. Aber du und dein Partner dachten nur daran, dass ich den Kindern schaden, sie gar verletzen könne. Deshalb wurde ich auch noch aus dem großen schönen Raum ausgesperrt. In dein Bett durfte ich schon lange nicht mehr.

Ich liebte die Kinder, und wurde "Gefangene der Liebe". Sie fingen an zu wachsen, und ich wurde ihre Freundin. Sie zerrten an meinen Ohren, meinem Fell, meinem Schwanz, hielten sich auf wackligen Beinchen beim Laufen lernen an mir fest. Sie erforschten meine empfindliche Nase mit unbeholfenen Fingerchen, und ich hielt bei all dem geduldig still.
Ich liebte alles an den Kindern, besonders ihre Berührungen, weil deine so selten wurden.
Ich war bereit, die Kinder notfalls mit meinem Leben zu verteidigen. Ich war bereit, in ihre Bettchen zu schlüpfen, um ihre Sorgen und Träume anzuhören. Und zusammen mit ihnen erwartungsvoll auf das Motorengeräusch deines Autos zu hören, wenn du in unsere Auffahrt einbogst.

Vor langer Zeit, als man dich fragte, ob du ein Haustier hättest, zogst du aus deiner Tasche ein Foto von mir und erzähltest so liebevoll von mir. Die letzten Jahre gabst du nur noch ein knappes "Ja" zur Antwort und wechseltest dann das Thema. Ich war früher "deine Samtpfote" und bin heute "nur eine Katze".

Dann hattet ihr eine neue Karrieregelegenheit in einer anderen Stadt. Du und deine Familie zogen in eine Wohnung, in der Haustiere nicht erlaubt waren. Ein Mann hat euch das extra noch gesagt, und ihr habt ohne zu Zögern unterschrieben. Beide. Du hattest für dich und deine Familie eine Entscheidung zu finden, die richtig war. Obwohl einmal ich deine Familie war.

Die Autofahrt machte Spaß, weil auch die Kinder mitfuhren. Als ich merkte, wo wir angekommen waren, war der Spaß zu Ende. Es roch nach Hunden und nach meinen Artgenossen, nach Angst, Desinfektionsmitteln und Hoffnungslosigkeit. Du fülltest Papiere aus und sagtest, das du wissen würdest, dass man ein gutes Heim für mich finden würde.

Die beiden Damen hinter dem Schreibtisch zuckten mit den Achseln und betrachteten dich merkwürdig. Sie verstanden die Wirklichkeit, der eine Katze über die fünfzehn gegenüberstand. Du hattest die Finger deiner jüngsten Tochter aus meinem Fell lösen müssen, während sie weinte und schrie "Nein, nein nehmt mir meine liebe Katze nicht weg!"

Ich wunderte mich noch, wie du ihr ausgerechnet in diesem Moment etwas von Freundschaft, Verantwortung und Loyalität vermitteln wolltest. Zum Abschied tipptest du leicht auf meinen Kopf, vermiedest dabei tunlichst, mir in die Augen zu sehen, und lehntest es höflich ab, meine offen daneben stehende Transportbox wieder mitzunehmen.
Du hattest einen wichtigen Termin einzuhalten, nun habe ich auch einen.

Kurz nachdem du weg warst, sagte eine der netten Damen, du hättest mit Sicherheit schon Monate vorher vom Umzug gewusst, und somit wäre Zeit gewesen, einen "guten Platz" für mich zu finden.
Sie schüttelten bedrückt den Kopf und fragten leise: "Wie konntest du?"
Die Damen widmeten sich uns, wann immer es ihre Zeit zuließ. Wir bekamen gute und reichliche Mahlzeiten, aber ich verlor meinen Appetit schon vor vielen Tagen. Anfangs hoffte ich unentwegt, dass du zurück kämest, und mich hier rausholen würdest.

Dass alles nur ein böser Traum gewesen wäre und ich aufwachen würde - bei dir zu Hause.
Aber du kamst nie. Und dann, wann immer jemand an "meinem" Vermittlungszimmer vorbei ging, presste ich bittend meine Pfoten durch jeden möglichen Spalt. Gab es niemanden, der mich mochte? Niemanden, dem ich all meine Liebe, Dankbarkeit und zärtliche Treue schenken durfte?

Die Wahrheit war, dass ich es nicht mit den süßen kleinen knuddeligen Katzenkindern aufnehmen konnte. Unbeachtet, von allen übersehen und vergessen, zog ich mich in eine Ecke zurück, stand nicht mehr auf. Eines Tages, am Nachmittag, hörte ich Schritte. Man hob mich auf, trug mich über einen langen Korridor, der in einen Raum mündete. Es war ein seliger, ruhiger Raum. Die Frau legte mich auf den Tisch, streichelte behutsam über meinen Kopf und erklärte mir, dass ich mich nicht sorgen solle.

Mein Herz schlug voller Erwartung auf das, was nun kommen sollte. Gleichzeitig hatte ich ein Gefühl des Loslösens. Mir, der Gefangenen der Liebe, gingen die Tage aus. Ich war mehr um die nette Frau besorgt als um mich selbst. Ich erkannte, dass sie an einer Last tragen müsse, die Tonnen wog. Sie band leicht etwas um meine Vorderpfote, während eine Träne ihre Wange hinunter kullerte. Ich schob meinen Kopf in ihre Hand, so wie ich es immer bei dir getan hatte, um dir meine Liebe zu zeigen.

Ich spürte einen leichten Einstich und eine kühle Flüssigkeit, die in mich hineinfloss. Ich streckte mich schläfrig aus, schaute dabei in die freundlichen Augen der Frau und murmelte:" Wie konntest du?"
Möglicherweise verstand sie mein leises Miauen, denn sie sagte:" Es tut mir leid!" Sie umarmte mich hastig und erklärte, dass es ihr Job sei, mir einen besseren Platz zu verschaffen, wo ich nicht missbraucht, ignoriert und verlassen sein würde. Einen Platz, an dem ich mich nicht verkriechen müsse, einen Platz der Liebe und des Lichts, der so anders sei als auf Erden.

Mit meinem letzten Funken Energie öffnete ich weit meine Augen und sah sie unverwandt an, versuchte ihr so zu sagen, dass mein "wie konntest du" nicht an sie gerichtet war. Ich dachte an dich, du mein geliebter Mensch.

Ich werde immer an dich denken und auf dich warten.

Mein letzter Atemzug ist mein Wunsch, dass dir in deinem Leben immer diese Loyalität wiederfährt.


Autor: Jim Willis - Seine Bemerkung zu dieser Geschichte:
Wenn "Wie konntest du" Tränen in Ihre Augen trieb, dann erging es Ihnen genauso wie mir, als ich dies schrieb. Jedermann ist es erlaubt, diese Geschichte weiterzugeben, solange es einem nicht kommerziellen Zweck dient. Erklären Sie der Öffentlichkeit, dass die Entscheidung, ein Haustier aufzunehmen, in eine Familie zu integrieren, eine wichtige für das Leben ist, dass Tiere unsere Liebe und unseren Respekt verdienen.
 
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*Tränchen wegwisch* leider traurige Wahrheit.
 
*schnief*

*Fülltext*
 
Ojee...... eine "schöne" schlimme Geschichte und sicher kein Einzelschicksal....
 
*Tränen wegwischen und sofort die Miezen schmusen gehen*
 
Traurige Wahrheit 🙁

Da frag ich mich wirklich, wie konnte sie nur...
 
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Ich kenne den Text und werde ihn nicht nochmal lesen...da krieg ich Heulkrämpfe von! 🙁
 
Heul.mir tut es im Herzen weh.

Ich könnte niiiiiiiiiiiiieeeeeeeeeeeeeee!!!!!!!!!!!!!!
 
*flenn*

Boah, ich darf sowas nicht lesen.
 
ich kannte ihn auch schon....aber er bewegt mich immer sehr🙁
habe ihn jetzt aber auch nicht zu ende gelesen....weil ich an der arbeit bin....und ich heule dabei immer wie ein schloßhund😳

ich sehe dann immer meine mädels vor mir....wie sie gucken würden...

nee, das kann man nicht ertragen....
das würde mir auch niiiiiiemals passieren.....🙁🙁🙁🙁🙁
 
Mein Kehle schnürt sich zu und meine Augen sind ganz feucht...so traurig & schön geschrieben...
 
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ja, das ist so traurig und beklemmend und aus kätzischer Sicht so nachvollziehbar.
Wenn sich doch die Menschen, die sich aus welch fadenscheinigen Gründen auch immer von ihren einstigen Lieblingen trennen, das mal durchlesen würden...
Aber, die, die es betrifft, lesen soetwas sowieso nicht.🙁
 
*heul*

@Fleur2011: Aber Du würdest doch nach einem guten Zuhause selbst suchen und nicht einfach ins nächste Tierheim, wo ältere Katzen meist die schlechteren Chancen haben, oder?
Außerdem manchmal reicht es doch in die Nähe der Stadt zu ziehen. Seinem Tier zuliebe sollte man schon Abstriche machen.
 
Mist. Bin auch bei der Arbeit und muß heulen. 🙁
Aber so ist es ja. Man weiß nie, was das Leben bringt und wie meins in 15 Jahren ausschaut, kann ich ja auch nicht sagen. Aber wenn es soweit kommt, daß, aus welchen Gründen auch immer, meine Katzen und ich nciht zusammenbleiben können, dann will und muß ich einen liebevollen Platz finden, wo sie direkt von mir hinkommen und sie nciht in einen TH-Käfig abschieben. Ich hoffe, meine Familie/Freunde hätten auch so viel Verantwortungsgefühl, falls mir etwas zustoßen sollte.
 
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*heul* Gott wie traurig!!
 
Sehr traurig, aber leider sehr wahr.

Ich hoffe, dass sollte meinem Partner und mir gleichzeitig etwas zustossen, meine Freunde/Eltern auch einen guten Platz für meine beiden suchen und ihnen ein solches Schicksal erspart bleibt. Wobei ich das schon glaube, da meine Mutter "ihr" Schnuffelchen nie weggeben würde.
 
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Ich kenne den Text auch schon, habe ich schon zig Mal gelesen und jedes Mal wird mir das Herz schwer und ich muss heulen. Ich habe es jetzt nicht noch mal gelesen, aber allein die Erinnerung treibt mir schon wieder die Tränen in die Augen.

Es gibt tausende armer Seelchen, die dieses Schicksal teilen ...
 
oh mein gott.
ich lieg grad auf der couch und heul wie ein schloßhund.

schrecklich, diese geschichte.
 
Ich kenne die Geschichte und habe trotzdem den Riesenfehler gemacht, sie noch mal wieder zu lesen, und jetzt hab ich die Quittung. *schnief*
Mag albern sein, aber ich habe meinen Beiden und auch schon Tiger vor ihnen fest versprochen, dass wir alles für sie tun werden und das bis zum Ende, und dass sie sich darauf verlassen können, dass wir immer da sind. Der Absatz mit dem Kind, das weint, weil ihm "seine Katze" weggenommen wird, geht mir immer am meisten nah. Da tun sie mir beide leid, Kind und Katze.
Ich glaube, ich werde immer stolz Fotos herumzeigen. Ich gehe auch nie ohne Fotos von meinen Süßen auf Reisen. Nie. Die fehlen mir schon nach einem Tag ganz greuslich.
 
Ich kenne den Text und werde ihn nicht nochmal lesen...da krieg ich Heulkrämpfe von! 🙁

Das schließe ich mich an. Hab eh seit Ninjos Tod sehr nah am Wasser gebaut. Ich find den Text sooooo traurig 🙁
Aber es steckt auch so viel Wahrheit darin. So handeln wirklich manche Menschen, für die ein Tier fast wie ein Gegenstand ist. Und wenn es unbequem wird oder nicht mehr in die Lebensplanung passt, muss es einfach weg 🙁
Schnief 🙁
 

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