Ein Thema, das mich unendlich berührt und betrifft - und betroffen macht. Jedes einzelne (verdammte) Mal. Ja, ich empfinde es so - obwohl ich weiss, es ist richtig und JA, man sieht es an und in den Augen der Katze, wann es soweit ist - ziemlich deutlich sogar, was mir allerdings erst mit der Zeit wirklich bewusst aufgefallen ist.
Ich bin total sehr zwiegespalten - einerseits froh über die Möglichkeit, das Leiden beenden zu können, andererseits traurig, zornig, zerrissen, warum es sein muss, dass ich diese Entscheidung treffe und hilflos danebenstehe und eine Samtpfote verliere / gehen lassen muss.
Und mir fällt es mit jedem Mal schwerer (empfinde ich deutlich so) und manchmal sitze ich hier, schaue mir meine Katzen an und weiss, wie oft ich diesen Weg noch gehen muss und denke, das werde ich nicht ertragen. Und nehme dennoch ja ganz bewusst genau die Katzen auf, die eben nicht jung und gesund sind.
Der Tierarzt ist in dem Moment unendlich wichtig, empfinde ich - und da ich meinen TA seit weit über 20 Jahren kenne, weiss ich, ich kann mich wirklich auf ihn verlassen. Er sagt mir seine Meinung, erklärt mir, warum es besser wäre / ist..., wie die Aussichten wären / sind, nimmt sich Zeit, bestärkt mich, dass er genauso handeln würde, wenn es seine eigene Katze wäre (er hat übrigens ein Katerchen von uns übernommen) und gibt mir Halt. Nur entscheiden, dass muss ich letztendlich doch allein und das ist schlimm. Dieses bewusst Ja dazu sagen, dass gleich ein Leben zu Ende ist durch meinen Entschluss. So empfinde ich das.
Im Laufe der Jahre und der vielen Katzen, die mich begleitet haben und die ich dann auch alle immer, auch in der letzten Minute begleitet habe, hat sich bei mir die Einstellung zum Zeitpunkt des Gehenlassens etwas verändert. Bei den ersten Katzen, die ich einschläfern lassen musste - habe ich Alles, Alles, Alles versucht, das zu verhindern, hinauszuschieben. Und im Nachhinein weiss ich, ich habe einigen Katzen damit keinen Gefallen getan.
Eine dieser Katzen war Stiefelchen, eine mollige kleine schwarze Katzendame mit weissen Stiefelchen. Sie war erst ca. 4 Jahre alt, als sie plötzlich Schwierigkeiten beim Essen bekam - die schreckliche Diagnose, ein dicker Tumor im Mäulchen, direkt am rechten Unterkiefer. Mein TA hat mir geraten / dazu tendiert, da diese bösartigen Tumore bei Katzen eigentlich immer postwendend zurückkommen, sie zu erlösen. Ich konnte das nicht akzeptieren für mein Stiefelchen und bat, sie zu operieren. Dies geschah dann auch. Sie hat sehr gelitten nach der OP, denn der TA musste natürlich weiträumig schneiden im Mäulchen - und kurze Zeit später war der Tumor wieder da. Ich habe mir viele Vorwürfe gemacht, dass ich ihr das nicht erspart habe. Heute würde ich in der Situation, bei der Diagnose, nicht mehr operieren lassen.
Es gab einige Katzen, wo ich aus heutiger Sicht anders entscheiden, sie früher aufgeben / gehen lassen würde. Und das ist eine sehr schwere Last für mich. Stiefelchen ist die Katze, wo es für mich am Markantesten war. Wie gerne hätte ich ihr im Nachhinein die Schmerzen erspart, die sie nach der OP hatte - unnütz, denn der Tumor kam so schnell wieder zurück :-((((((.
Die einzige Katze, wo ich - auch schon sehr lange her - mich (im Nachhinein und das weiss man ja immer erst im Nachhinein) richtig gegen die Euthanasie entschieden habe, war die Tigerdame Teddy. Sie war eine der ersten Katzen, die ich aufnahm, eine total verwilderte Firmengrundstückskatze, die dort nicht bleiben konnte, aber schon fast ausgewachsen und total scheu war. Sie verstand sich prima mit den anderen Katzen, von mir wollte sie rein gar nichts wissen, ich konnte nur bis auf max. 2 m an sie heran. Dennoch schlief sie in meinem Bett, sie wusste, ich würde ihr nie etwas tun. Eines Tages, da war sie vielleicht 2 Jahre alt, bemerkte ich, wie sie den Kopf manchmal leicht schief hielt. Innerhalb von Tagen wurde es immer schlimmer, sie schüttelte den Kopf und ich konnte hören, dass in einem Ohr Flüssigkeit war, sie bekam dann auch leichte Gleichgewichtsprobleme. Ich habe sie dann mit Gewalt, einer dicken Wolldecke auf meinem abgesicherten Balkon in die Ecke drängen, vom Gitter wegnehmen (wo sie in Panik hochgeklettert war, weil sie nicht wegkam) und mit der Decke in eine Katzenfalle buchsieren müssen, so panisch war sie und fuhr mit ihr zum TA. Er betäubte sie, damit wir an sie herankamen und dann war er zu sehen, ein dicke-Bohnen-grosser Tumor in ihrem Ohr. :-((((( Der TA empfahl mir, sie zu erlösen - zum Einen würde der Tumor sehr wahrscheinlich wieder schnellstens wachsen, zum Anderen war ja auch an eine Nachbehandlung nach der recht massiven OP nicht zu denken bei Teddy.
Ich habe es nicht gekonnt, habe Teddy operieren lassen und nahm sie mit heim. Bereits nach zwei Tagen hat sie sich dann die Tamponade, die als Schutz im Ohr vernäht war, selbst herausgerissen - ich habe sie nicht mehr zum TA bekommen, mir war mehr als mulmig in der Zeit - aber, der Tumor ist nicht wiedergekommen. Gegen alle Erwartungen. Sie hat noch etliche Jahre gelebt und ich hörte merhrfach, wie mein TA Anderen erzählte, er würde nur eine einzige Katze kennen, die mit/nach einem solchen Tumor noch lange gelebt hätte - damit meinte er meine Teddy 🙂)).
Es ist und bleibt für mich das Schwerste, Endgültigste, was man tun muss / kann und ich habe schon oft mit meinem TA darüber gesprochen, der immer ruhig bleibt, scheinbar keine Miene verzieht. Irgendwann habe ich ihm mal nach dem Erlösen einer Katze (ich bin bis zu dem Moment, wo es zu Ende ist, bemüht, mich zu beherrschen, damit die Katze nicht von mir gestört wird, aber danach klappe ich zusammen) fast anklagend gesagt "wie können Sie so distanziert dabeistehen" - worauf er erwidert hat "das ist das Einzige, was ich in der Situation für SIE tun kann, zu versuchen, ruhig zu bleiben, Halt und Kraft zu geben, glauben Sie mir, ich bin nicht distanziert". Und hat mir dann erzählt, wie er geweint hat, als er ganz allein seinen Hund nach einer Magendrehung nicht retten konnte und einschläfern musste, mit dicken Tränen in den Augen hat er mir das erzählt.
Und ich habe jetzt über eine Stunde für diesen Beitrag gebraucht, weil mir die ganze Zeit die Tränen runterlaufen. Und frage mich, warum Katzen nur 15 oder 20 Jahre alt werden und keine 100 Jahre.