aktive Sterbehilfe

[CatAngel]

Ich sitze hier, zu dieser späten Stunde, mit Tränen in den Augen und habe eure Berichte gelesen. Je schöner/intensiver die Zeit mit unseren Lieblingen desto schwerer ist auch der Abschied. Es ist wichtig unseren Tieren einen würdigen Gang über die RBB zu ermöglichen. Mit Ja oder Nein über Tot und Leben zu entscheiden, bringt jeden fast an die Grenze seiner Belastbarkeit. Aber u. a. genau diese Entscheidung zum Wohle unseres geliebten Tieres zu treffen macht uns zu tierliebenden Menschen.
Ich bin meinem Hund Rambo, nach über 5 Jahren noch dankbar, dass er friedlich in meinem Arm eingeschlafen ist. Mit blieb es aber auch nicht erspart, mehrere Entscheidungen im Sinne des Tieres zu treffen und ich frage mich immer und immer wieder war es auch richtig?
An meine Seelchen hinter der RBB, ich werde euch nie vergessen....

 

[powercat]

Wie sind eure Erfahrungen nachdem ihr der aktiven Sterbehilfe zugestimmt hattet ? Denkt ihr manchmal, wer weiß ob es richtig war ?

ich glaube jedem fällt diese entscheidung sehr schwer und man ringt immer mit zweifeln.
ich habe solche entscheidungen schon treffen müßen, und hatte wie wohl jeder nur die ta als unterstützung.

Wie entscheidet ihr bei dieser sehr schwierigen Frage was für euren Liebling "das Beste" ist, welche Maßstäbe legt ihr zugrunde ?

die lebensqualität eines tieres ist für mich der masstab, es muß selbstständig fressen können, die toi allein aufsuchen und vor allem darf es keine schmerzen haben.
und der ta (nicht nur einer) muß mir bestätigen, dass auch er noch lebensqualität sieht.

liebe grüße
powercat

 

[Paradiseangel]

Mit einer Katze hab ich diesen Weg zum Glück noch nicht gehen müssen, aber ein paar von meinen "Nagern" hab ich schon auf diesem Weg begleitet.

Leider ist nicht immer jeder TA so mitfühlend und toll. 🙁

Vor ein paar Jahren habe ich Degus beherbergt. Alle waren irgendwelche Notfellchen. Mein älteste Degudame war 4,5 Jahre alt. Degus werden meist nicht älter als 6. Stubsi kam zu mir weil sie sich mit den jungen Zicken in ihrer Gruppe nicht mehr verstanden hat und ziemlich zerbissen wurde. Bei mir war sie die erste im Käfig und nach ihr kamen dann die anderen 5, so das sie die Cheffin war. Stubsi war noch relativ fit bis auf einen grauen Star auf einem Auge und das sie eben nicht mehr so agil war wie die anderen. Sie war aber mit Abstand die Zutraulichste der Bande und hat den anderen Mädels aus schlechter Haltung gezeigt das nicht alle Hände böse sind. 🙂

Irgendwann während meiner Ausbildung machten wir einen Tagesausflug. Ich ging morgens um 7 Uhr aus dem Haus und kam Abends um 20 Uhr wieder. Schatzi war noch nicht daheim. Auf der Heimfahrt habe ich noch gesehen das bei meiner (ehemaligen) TÄ in der Praxis Licht brennt. (Sie war damals die einzigste in der Umgebung die sich mit Degus auskannte)
Ich kam zur Tür herein, räumte meine Sachen weg, und ging zur Voilere weil ich die kleinen Monster füttern wollte (damals gabs hier noch keine Samtpfoten).
Stubsi lag seitlich auf dem Boden der Voilere und hat höchstens noch 20 Luftzüge in der Minute getan.
Ich nahm sie heraus aber sie reagierte nicht mehr und lag einfach nur schlaff in meiner Hand.
Ich hab gleich gewusst das ich ihr nur noch helfen kann indem ich sie erlöse.
Also habe ich heulend bei der TÄ angerufen ihr erklärt was los sei und gefragt ob ich kommen könnte um Stubsi erlösen zu lassen.
Der einzigste Kommentar dieser Person war: Der Dr. xxx in xxx hat Notdienst!
Dann hat sie aufgelegt, ohne ein weiteres Kommentar, ohne mir eine Telefonnummer durchzugeben oder sonstiges. 😡
Ich hab nur ungläubig dagestanden und das tuten im Telefon gehört.

Zum Glück hatte ich noch die Visitenkarte von einer TÄ im Nachbarort die mir wärmstens empfohlen worden ist.
Ich habe angerufen und durfte sofort kommen, sie hat wegen mir extra die Praxis nochmal aufgemacht.
Sie war super nett und mitfühlend auch wenn es "nur" um ein Nagetier ging.
Seither ist sie die TÄ meines Vertrauens und ich bin echt froh das ich bei ihr gelandet bin auch wenn die Umständen alles andere als positiv waren.

Ich wünsche wirklich niemandem das er mal an so einen TA gerät wie ich.

 

[traeumelein]

Und nehme dennoch ja ganz bewusst genau die Katzen auf, die eben nicht jung und gesund sind.

Dieses Argument von dir stärkt mir oftmals den Rücken, wenn es Peppels gerade mal wieder schlechter geht und ich denke, okay, nun nimmt sein Asthma zu, ich werde vielleicht nicht mehr lange etwas für ihn tun können... Dann sage ich mir, dass ich bewußt ins TH bin und nach einem älteren Tier gefragt habe. Wenn ich ihm nach dem Tierheim nur ein paar Monate ein schönes zu Hause gegeben hätte, hätte ich mein Ziel schon erreicht gehabt...ich hoffe (es geht ihm ja wieder besser 🙂 ) dass ihm noch lange ein schönes "Restleben " geben kann, wo er es doch so schlecht hatte...
Aber ich habe mir auch fest vorgenommen, dass er nicht leiden wird, ich möchte ihn nicht qualvoll ersticken sehen...

Wie gerne hätte ich ihr im Nachhinein die Schmerzen erspart, die sie nach der OP hatte - unnütz, denn der Tumor kam so schnell wieder zurück :-((((((.

Genau dieses Thema hatte ich bei meiner Häsin...Tumor im Mäulchen...auch OP....dann der Todesschrei zu Hause...
Ich würde mich in dieser Situation auch nicht mehr für eine OP entscheiden.
Hinterher ist man oft klüger...🙁

Mit einer Katze hab ich diesen Weg zum Glück noch nicht gehen müssen, aber ein paar von meinen "Nagern" hab ich schon auf diesem Weg begleitet.

Genau so geht es mir auch....

Leider ist nicht immer jeder TA so mitfühlend und toll. 🙁

Ich hoffe, dass ich jetzt eine "bleibende " TÄ gefunden hat. Sie Kennt Peppels nun gut durch die homöopathische Behandlung...
Ich drücke dir die Daumen, dass du auch keine schlechte Erfahrung mehr machen mußt diesbezüglich...

 

[Maggie]

🙁 Bei diesem Thema schiessen mir die Tränen in die Augen,wenn ich das alles so lese und auch an meine Gina denke, die einen Tumor im Mund hatte, der nicht zu operieren war und auch noch streute.

Ich habe den TA gefragt, ob man nicht doch operieren kann?

Nein - dann wäre die Hälfte des Kiefers weg und damit könnte Gina nicht weiterleben können. Unmöglich.🙁🙁

Also war sie noch ca. 3 Monate bei uns und ich habe ihr nur das Leckerchen gegeben, was sie mag. Putenwurst. Vergess ich nie.

Dann kam der Tag, wo sie nicht mehr fressen wollte/konnte.

Ich habe mich auf den Boden gekniet und fürchterlich geweint und gebettelt, sie solle es fressen, weil TA meinte, dann wäre es soweit.🙁🙁

Sie dreht sich um und fraß 😱 Und diesmal aber das letzte mal.

Ich hatte dann beschlossen, eine TÄ zu mir nachhause zu holen, um Gina den Stress zu ersparen.

Dieser Tag war Horror.

Sie hats gemrkt, bevor TÄ klingelte und lief (das konnte sie ja noch) wie ne Irre durch die Wohnung. Wir mußten sie einfangen und festhalten. Und wieder könnte ich weinen und schreien.

Als sie zusammensackte wollte ich mich zu ihr runterknien und sie hochheben. TÄ winkte ab, ich sollte noch einen Moment warten (hab ich bis heute nicht verstanden). Als ich sie hochnehmen durfte, war sie schon so gut wie weg 🙁

Danach habe ich mich auch gefragt, obs besser eher hätte sein sollen (in einem anderen Forum riet man mir dazu, weil ich mein Tier qäulen würde 😱🙁). Ich habe nur noch geweint.

 

[traeumelein]

Als sie zusammensackte wollte ich mich zu ihr runterknien und sie hochheben. TÄ winkte ab, ich sollte noch einen Moment warten (hab ich bis heute nicht verstanden). Als ich sie hochnehmen durfte, war sie schon so gut wie weg 🙁

Ich vergleiche das mal mit einer Menschennarkose...in dem Moment wo der Anästhesist das Mittel spritzt muß im OP alles ruhig sein, das "rumgefummel" am Patienten wird vorübergehend eingestellt. Man darf das "einschlafen" nicht stören, es könnte Panik erzeugen..

Danach habe ich mich auch gefragt, obs besser eher hätte sein sollen (in einem anderen Forum riet man mir dazu, weil ich mein Tier qäulen würde 😱🙁). Ich habe nur noch geweint.

Ich denke dass es als Aussenstehender sehr, sehr schwierig ist zu beurteilen, ob man hätte früher eingreifen müssen...Forenmitglieder lesen nur was derjenige beschreibt....man sieht die Katze nicht, nicht die Gesamtsituation... andere User hier beschrieben man würde es an den Augen sehen, wenn es soweit ist...wenn das Tier zu sehr leidet...

 

[CatAngel]

Sie hats gemrkt, bevor TÄ klingelte und lief (das konnte sie ja noch) wie ne Irre durch die Wohnung. Wir mußten sie einfangen und festhalten. Und wieder könnte ich weinen und schreien.

Hallo
so eine Situation brennt sich einem in die Seele. Ich kenne das von meinem Pferd. Er wiehrte mir noch einmal zu und ich konnte einfach nur noch weglaufen (ein Freund war bei ihm geblieben). Das festhalten gegen den Willen des Tieres und ihm dabei in die Augen schauen zu müssen...
Aber Maggie du/wir handeln richtig, wir erlösen unsere Tiere so weh es auch tut. Qualvoll sterben, damit wir die Verantwortung dafür nicht übernehmen müssen, darf kein Verantwortungsbewusster Mensch tun.

 

[sabine_neu]

Ich musste diesen Weg erst einmal gehen - bei meinem ersten Kater, Charly. Er wurde vergiftet, vermutlich von unserer psychisch hochgradig gestörten Nachbarin. Ich war erst ca. 14 und wurde von meiner Mutter mit dem sterbenden Kater alleine zur TÄ geschickt. Sie konnte ihn nur noch erlösen. Zu entscheiden gab es da nichts mehr, er quälte sich furchtbar, seine Speiseröhre war völlig zerfressen.
Das war also keine wirkliche Entscheidung. - Keine Ahnung, was ich tun würde, wenn Minnie schwerst krank würde. Bei Menschen bin ich sehr gegen Sterbehilfe. Aber bei Tieren? Die nicht über ihre Situation hinaus denken können? Ich weiß es nicht recht.

 

[traeumelein]

Ich war erst ca. 14 und wurde von meiner Mutter mit dem sterbenden Kater alleine zur TÄ geschickt.

Da hattest du von deiner Mutter eine schwere Bürde aufgeladen bekommen, so jung wie du noch warst...

Bei Menschen bin ich sehr gegen Sterbehilfe. Aber bei Tieren? Die nicht über ihre Situation hinaus denken können? Ich weiß es nicht recht.

Tja, ich bin noch nicht einmal beim Menschen wirklich dagegen.Wenn man einen Menschen an einer Krankheit mal verrecken (ich meine nicht sterben , sondern verrecken...) hat sehen, dann ist der Gedanke an Sterbehilfe ein humaner Akt... Das Problem ist, weshalb es meiner Meinung nach schwer oder gar nicht zu legalisieren ist, dass es dann immer auch für eine Kriminalisierung Lücken gibt....
Wer darf wann gehen...
Wer darf es bestimmen...

Bei unseren Lieblingen nicht minder schwer. Sich von den Gefühlen zu distanzieren. Zu entscheiden wann es leiden ist...

 

[sabine_neu]

Tja, ich bin noch nicht einmal beim Menschen wirklich dagegen.Wenn man einen Menschen an einer Krankheit mal verrecken (ich meine nicht sterben , sondern verrecken...) hat sehen, dann ist der Gedanke an Sterbehilfe ein humaner Akt...

Das sehe ich anders. Ich habe in den letzten Jahren mehrmals Menschen, die mir sehr nahe standen, bis zum Tod (Krebs) begleitet. Das Wort "verrecken" lehne ich ab, auch und gerade bei einer einem so schrecklichen Krankheitsverlauf. Ich meine, das Ziel muss es sein, die menschliche Würde zu schützen. Niemand "verreckt", wenn dieses Ziel erreicht wird. Und es geht!

 

[traeumelein]

Das sehe ich anders. Ich habe in den letzten Jahren mehrmals Menschen, die mir sehr nahe standen, bis zum Tod (Krebs) begleitet. Das Wort "verrecken" lehne ich ab, auch und gerade bei einer einem so schrecklichen Krankheitsverlauf. Ich meine, das Ziel muss es sein, die menschliche Würde zu schützen. Niemand "verreckt", wenn dieses Ziel erreicht wird. Und es geht!

Das habe ich anderst erlebt, frage mal einen HIV - Sterbenden...Bronchialkarzinom im Endstadium...Leberzirrhose im Endstadium... Gangräne, der Mensch verfault von unten her, langsam aber unaufhörlich, entsetzlich stinkend...
klar es gibt gegen die Schmerzen Morphine... wo ist da der Sinn...im Delirium der Droge ....

Aber ich glaube das ist beim Menschen ein Endlosthema. Und wie gesagt, ich Kämpfe nicht für ein "Dafür" weil ich es aus rein praktischen Gründen nicht für realisierbar halte...

Bei unseren Lieblingen ist es geregelt...da trage wir diese riesengroße Verantwortung.

 

[SILKCHEN]

Ich will mich nicht unbedingt in das Thema STERBEHILFE BEI MENSCHEN einklinken.Aber eins will ich ganz kurz und bündig sagen:

Leider kann nicht jeder Mensch in Würde sterben.
Und manche Menschen wären dankbar, wenn man sie "gehen" lassen würde.
Ich würde das bei mir selbst auch so wollen!