Heute sind wir zur TÄ gefahren, weil Biene trotz des Peritols nicht fresen mag. Ich beobachte auch, dass sie wenig trinkt. Statt dessen speichelt sie viel, stupst ihr Futter aber an, wendet sich dann jedoch ab. Sie scheint also Appetit/Hunger zu haben, kann aber nicht. Das spricht für ein Problem mit der Magenschleimhaut.
Die TÄ hat heute mit zwei Schwestern OHNE Sedierung Blut abgenommen, was eine riesige Aktion war, weil Biene nämlich trotz aller Krankheit so wehrhaft wie immer ist. Ich bin feige rausgegangen und habe es meinem Mann überlassen, dabeizusein. Mich regt das Gekreische und Gezische und Gestrampel furchtbar auf, ich bin da keine Hilfe.
Jetzt wird ein BB gemacht und vor allem nach dem Nierenwert geschaut. Ist er trotz aller Infusionstherapie hoch und höher, dann kommen wir an ein Behandlungsende, weil wir sie dann künstlich am Leben halten. Das Magenproblem ist dann eine Nebenwirkung, bzw. womöglich stellt sie auch das Fressen von selber ein und mag nicht mehr.
Ist der Nierenwert normal, dann könnte eine Magenschleimhautentzündung vorliegen, die man behandeln kann. Dann würde die Infusionstherapie anschlagen und wir müssen zusehen, dass wir sie endlich zum Futtern bekommen.
Es könnte aber natürlich auch sein, dass ein weiteres Problem vorliegt, bspw. ein Tumor im Magen/Speiseröhre etc.
Es werden auch Entzündungswerte mitgemacht, damit wir einen Überblick bekommen.
Infusion hat sie heute bekommen, auch mit einem Schmerzmittel, was wir zuhause nicht geben.
Herz und Lunge sind dem Abhören nach normal.
Biene ist tagsüber nach wie vor recht normal, gerade am Vormittag inspiziert sie ihren Garten, aalt sich in der Sonne, fängt Falter usw. Da ist sie ein Tier, dass einzuschläfern ich mir nicht vorstellen kann. Wenn sie dann aber phasenweise sehr müde ist, dem Futternapf ausweicht und auf der Bank hockt, dann fragen wir uns, was sie möchte und ob es ihr schlecht geht oder ob sie einfach nur ruht.
Das Fressen in der letzten Woche, das ja phasenweise so gut war, hat sie bei über 6 Kilo gehalten, sie sieht auch nicht mehr so klapprig aus, das Fell ist schön, die Augen sind klar.
Es ist verdammt schwierig, man verzeihe mir das Fluchen. Was ist, wenn wir sie im Prinzip seit dem 27.6. dopen und sie nur deshalb lebt, ohne die ganze Behandlung aber längst gegangen wäre? Gibt es ein Leben mit Fressen und reduzierter Behandlung? Denn die Dauerbehandlung und das permanente Animieren zum Futtern ist keine Dauerlösung. Vor meinem Mann, der Phosphatbinder und Tabletten gibt, läuft sie regelrecht weg, wenn er ankommt. Ich nerve sie den ganzen Tag mit Futter. Gestern habe ich stundenlang, wirklich stundenlang, neben ihr gesessen, um die wenigen Momente abzupassen, in denen sie futtern wollte und konnte.
Was passiert, wenn wir die Behandlugn einstellen? Wird sie dann ganz schnell ganz elendig krank? Sollte man das machen und dann den richtigen Zeitpunkt abpassen? Oder sollte man sie gehen lassen, weil man die Behandlung einstellt, um zu vermeiden, dass es ihr innerhalb weniger Tage sehr schlecht gehen wird? Dann würde man ein dem Anschein nach recht fittes Tier schlafen legen. Was ist richtig, was ist falsch?
Wir sträuben uns, weil sie so lange Phasen hat, in denen sie gut wirkt. Aber wir wollen keinesfalls, dass sie nach Einstellung der Behandlung eine Nierenkrise und einen Totalzusammenbruch erleidet.
Aber einen alten Menschen bringt man auch nicht um, nur weil er vielleicht in einem halben Jahr schwerstkrank sein wird. Ich hoffe, der Vergleich ist ok, es ist der einzige, der mir in den Kopf kommt.
Es wäre leichter, wenn sie jenseits der Futterfrage so richtig schlecht wirken würde, matt, stumpfes Fell usw. Aber so ist sie nicht. Sie putzt sich auch, sie ist geistig auch voll da. Aber was, wenn das Täuschung ist und ohne die Infusionen nicht so wäre?
Ich habe mir schon "gewünscht", dass sie früh einfach nicht wach ist, sondern eingekringelt im Schlaf gegangen ist. Ich schrieb wo anders in einem Thread, so wie mein einer Kindheitskater. Einfach das Herzchen stehen geblieben. Ist das falsch?
Phasenweise kann ich nicht mehr, ich sitze seit Tagen die ganze Zeit mit ihr im Garten - ein Hoch auf meine Noch-Arbeitslosigkeit, mein Mann arbeitet noch, bevor er dann Urlaub hat - und kümmere mich. Ich werde irre dabei. Abends im Bett hab ich Herzschmerzen, aber das ist psychosomatisch, es ist gewissermaßen ein gebrochenes Herz.
Seit letzter Nacht kuschelt sie sich wieder ganz eng an uns, trotz der Hitze. Eben bei unserem gemeinsamen Mitagsschlag wollte sie auch an mich ran - und durfte sie auch. Ahnt sie was? Was weiß ein Tier? Ich bin ein sehr religiöser Mensch, aber kein esoterischer.
Wir haben einen Platz für sie im Garten. An der Vogeltränke, da können wir uns vorstellen, dass sie Vögelchen belauert. Zwei Bonsai stehen dort im Sommerhalbjahr und eine wilde Blume könnte man da auch pflanzen. Geben wir auf, innerlich? Ich würde sie so gerne noch haben, ist das egoistisch? Wer kommt denn bei meinem nächsten Buchprojekt auf meinen Schreibtisch geschlichen und legt sich mitten auf alle Unterlagen? Und wer ist den ganzen Tag mit mir im Haus, wenn mein Mann außer Haus ist und seine Termine abarbeitet, was er meistens ist? Wer ruft fragend nach mir, ob ich Zeit für sie habe? Wer fängt im Advent den Treppenschmuck? Wer schippt das Katzenklo aus, als müsse er zum Mittelpunkt der Erde graben? Wer putzt meinem Mann vehement den Kopf? Wir brauchen Biene, aber will sie auch noch?