So, es gibt gute und schlechte Neuigkeiten. Die Gute: das Fieber ist fast komplett runter.
Die Schlechte - auf dem Röntgenbild sah man, dass die Maus eine Lungenentzündung hat.
Sie bekommt jetzt ein anderes AB (Cefaclor), zwar ungerne, weil es wohl auf den Knochenbau der Katzen gehen KANN, aber sie sagt, sie würde es aufgrund der Lunge doch gerne geben. Und, weil sie ja immer noch so leicht ist, bekommt sie jetzt von noch ViroLySin Plus.
Am Freitag kommt sie nach der Maus schauen (unsere Brisa muss geimpft werden) und am Montag müssen wir noch mal hin und röntgen.
Ein paar Daumen wären bestimmt hilfreich, damit es der Maus am Montag ENDLICH besser geht...
Cefaclor ist ein Beta-Laktam-Antibiotikum (Wirkstoffgruppe), genauer gesagt ein Cephalosporin (Untergruppe der Beta-Laktame). Gut ist: es wirkt bakterizid (bakterienabtötend) und nicht "nur" bakteriostatatisch.
Schlecht ist aber: Für feline Atemwegskrankheiten kommen auf bakterieller Seite vier Primärerreger in Frage - Mykoplasmen, Chlamydien, Bordetellen, Pasteurellen.
Beta-Laktame wirken NICHT und NIE gegen Mykoplasmen, Cephalosporine als besondere Gruppe der Beta-Laktame wirken NICHT und NIE gegen Chlamydien.
Was Pasteurellen angeht wirkt Convenia (das als blinde AB bei felinen Atemwegserkrankungen NICHT zu empfehlen ist, siehe mein FAQ, und auch sonst nur unter Vorbehalt gegeben werden sollte, auch siehe FAQ) als NEUERES Cephalosporin (3. Generation) dagegen, bei älteren (vorherigen) Generationen von Cephalosporinen haben sich diese wohl schon früher als nicht besonders wirksam gezeigt - siehe z.B. diese Studie:
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC172137/
Hier geht es um Humanmedizin, aber Pasteurella multocida, der in Frage kommende Erreger, ist eine Zoonose, sprich - ein Erreger, der sowohl Mensch als auch Tier befallen kann und insofern ist die Antibiose bzw. die diesbezüglichen Empfehlungen (spezifische Präparate veterinärmedizinischer Natur mal ausgenommen, die müssen ja immer zuerst ran, wenn verfügbar, obgleich man auch umwidmen kann aus der HumMed) gleich.
Hier auch bei Nolde (2014) - empfohlen wird bei Pasteurella Multocida in allererster Linie Amoxicillin mit Clavulansäure, ansonsten wenn dann Cephalosporine 1. oder 3. Generation - Cefaclor ist 2. Generation (wobei ich auch einige Quellen gefunden habe auf die Schnelle, die Cephalosporinen 1. Generation wiederum eine unzureichende Wirkung bescheinigen):
https://books.google.de/books?id=v7...v=onepage&q=cephalosporin pasteurella&f=false
Auch hier ein Artikel, der die MIK auflistet - die minimale Hemmkonzentration, sprich: wieviel Wirkstoff wird benötigt, um das Bakterium zu bekämpfen (--> je kleiner der Wert, desto besser):
https://aac.asm.org/content/aac/29/2/344.full.pdf
Was Bordetellen angeht, ebenfalls eine Zoonose, ergo kann man hier auch andere Tierarten bzw. den Menschen vergleichen hinsichtlich der Antibiose, gibt es auch neuere Studien, die für Penicilline und Cephalosporine, wesentlich mehr Resistenzen bzw. eine sehr viel schlechtere Resistenzlage angeben als für andere Antibiotika:
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC4537227/
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/17261565
Heißt unter dem Strich: Cefaclor wirkt gegen zwei bakterielle Primärerreger, die in Frage kommen, GAR NICHT. Gegen einen weiteren (Pasteurellen) wirkt es vielleicht, vielleicht aber eben auch nicht (hier sind die Quellen, siehe oben, ja etwas indifferent), in jedem Fall braucht es aber viel höhere MIKs als bei anderen Antibiotika, was schlecht ist. Und zwecks Bordetellen, gegen die man viele Antibiotika geben kann, wird Cephalosporinen ebenfalls eine schlechte Wirksamkeit bescheinigt bzw. eine ungünstige Resistenzlage.
Junge Katze, untergewichtig, Zustand nicht besonders gut wegen Vergangenheit, nicht komplett grundimmunisiert, Lungenentzündung - und dafür/dagegen ein Cephalosporin 2. Generation ... Das oben sind alles seriöse Quellen, das ist wissenschaftlicher Standard. Auch, wenn einige der Quellen schon älter sind oder gerade deswegen - Resistenzlagen werden nicht besser, sondern schlechter.
Ich halte das für eine komplett ungünstige bis gefährliche AB-Wahl. Lungenentzündungen können schnell lebensgefährlich werden, erst recht wenn - siehe erster Satz in diesem Abschnitt.
Hier nochmal das FAQ, dort finden sich auch etliche wissenschaftliche Quellen:
FAQ - Atemwegsinfektionen, Erkältungen, Katzenschnupfen & Co.
Bei blinder Antibiose werden andere Antibiotika empfohlen, definitiv. Und selbst WENN ich weiß, welcher bakterielle Erreger der Auslöser ist - Cefaclor ist für keinen einzigen der in Frage kommenden Erreger auch nur 1., 2. oder 3. Wahl in der gängigen veterinärmedizinischen Standardliteratur, egal ob nun Hartmann, Kraft, Schrey, Löscher, whatever.
Ich würde hier umgehend (!) erneut zum Tierarzt gehen, vielleicht zu einem anderen - und ein anderes AB absprechen bzw. darauf drängen.
Was das Alter angeht - sechs Monate ist quasi auf der Kippe, einige Antibiotika darf man tatsächlich bei sehr jungen Katzen bzw. im Wachstum nicht geben, weil sie knorpelschädigend sein können. Doxycyclin ist für diverse der oben genannten Bakterien 1. Wahl, immer noch (obschon es alt ist), aber - es sollte nicht unter sechs Monaten gegeben werden wegen siehe letzter Satz. Wenn die Katze wachstumsverzögert ist, spielt man hier ein gewisses Risiko. Eine andere Option ist z.B. Veraflox (Wirkstoff: Pradofloxacin) - darf laut Hersteller ab sechs Wochen gegeben werden bzw. wurde so getestet (ist eine Ausnahme, gilt NICHT für andere Wirkstoffe aus derselben Wirkstoffgruppe, der der Fluorchinolone):
https://www.veraflox.com/en/about-veraflox/safety/safety-in-cats/kittens/
Ansonsten käme ferner noch Azithromycin in Frage, das man umwidmen kann aus der Humanmedizin.