JimmisMama
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Das Kongenitale Vestibularsyndrom tritt bei einigen Rassen gehäuft auf. Vermutet wird ein autosomal-rezessiver Erbgang. Bei Hunden sind vor allem Akita-Inu, Cocker Spaniel, Deutscher Schäferhund, Dobermann und Tibet-Terrier, bei Katzen Burma-Katzen und Siamkatzen betroffen.
Betroffene Tiere zeigen eine Fehlbildung des Gleichgewichtsorgans mit fehlenden oder missgebildeten Statolithen sowie häufig auch eine Degeneration der Haarzellen des Corti-Organs in der Hörschnecke.
Die Erkrankung zeigt erste Symptome innerhalb des ersten Lebensmonats. Dabei treten Kopfschiefhaltung und Gleichgewichtsstörungen mit Neigung zum Umfallen und leichten Bewegungsstörungen. Meist tritt gleichzeitig eine ein- oder beidseitige Taubheit auf, die durch einen Hörtest oder eine Hirnstammaudiometrie nachgewiesen werden kann. Ein Augenzittern (Nystagmus) tritt, im Gegensatz zu den meisten anderen Gleichgewichtserkrankungen, nicht auf, allerdings lässt sich oft auch kein physiologischer Nystagmus auslösen.
Die Diagnose lässt sich anhand der Rasse- und Altersprädisposition und dem klinischen Bild stellen.
Eine Behandlung ist nicht möglich. Der Krankheitsverlauf ist sehr variabel. Zumeist stellt sich ab dem 2. Lebensmonat eine Besserung ein, da die Funktionsstörung des Gleichgewichtsorgans durch andere Sinne (Gesichtssinn, Propriozeption) ausgeglichen wird, so dass trotz Taubheit ein weitgehend beschwerdefreies Leben möglich ist. Betroffene Tiere sollten allerdings von der Zucht ausgeschlossen werden.
Vestibular Syndrom
Vestibuläres Syndrom
Geriatrisches Vestibulärsyndrom
Idiopathisches Vestibulärsyndrom
All diese medizinischen Ausdrücke kennzeichnen ein und dasselbe Krankheitsbild – eine Störung des Gleichgewichtorgans (Gleichgewichtsorgan = Vestibulärapparat).
Idiopathisch in der Medizinsprache bedeutet, dass es für dieses Krankheitsbild bis jetzt keinen bekannten Grund gibt.
Geriatrisch beschreibt die Altersgruppe: alt, doch auch bei jüngeren Tieren kann die Krankheit auftreten.
Betroffen sind alle Tierarten; bei uns in der Kleintierpraxis also nicht nur Hunde und Katzen, sondern auch Heimtiere wie z. B. Meerschweinchen und Kaninchen.
Die Krankheit betrifft in der Regel Tiere, die bis zum Auftauchen der ersten Symptome völlig normal erscheinen. Sie dauert einige Tage bis zu sechs bis manchmal auch acht Wochen.
Die Tiere fallen um, stolpern, beginnen im Kreis zu rotieren, erbrechen, verweigern das Futter – nicht weil sie nicht fressen möchten, aber vor ihnen dreht sich buchstäblich der Futternapf. In solchen Fällen müssen wir unsere Lieblinge per Hand füttern, was in der Regel auch klappt. Das Erbrechen kann medikamentös gestoppt werden. Auch für das ständige Übelkeitsgefühl gibt es Medikamente.
Auffallend sind rhythmische horizontale Augenbewegungen (= Nystagmus) und eine Kopfschiefhaltung zur betroffenen Seite der Schädigung.
Da der Gesamtzustand unserer Lieblinge erheblich gestört ist – in der Regel sind ja die älteren Tiere betroffen –, ist es ratsam, sie über eine Infusionstherapie zu unterstützen. Mit dieser Hilfe durchleben sie die Krankheit erfahrungsgemäß viel stabiler.
Manche Tiere behalten kleine Schäden zurück wie z. B. eine leichte Kopfschiefhaltung. Diese beeinträchtigt sie in der Zukunft allerdings nicht.
Selbstverständlich müssen alle Differentialdiagnosen, die eine ähnliche Symptomatik hervorrufen können, ausgeschlossen werden – Ohrentzündungen (=Otitis media / interna / Labyrinthitis) Fremdkörper / Tumore/ Infektionskrankheiten / Staupe / FIP bei Katzen / Toxoplasmose bei Hund und Katze / Meningoenzephalitis / Medikamente, die toxisch auf das Hör- und das Gleichgewichtsorgan wirken. Doch das ist uns heute mit den diagnostischen Möglichkeiten in der Tiermedizin gut möglich.
Ein Punkt passt für mich einfach nicht zum Vestibularsyndrom: Wenn dieses auftritt, dann ist es aus meiner Sicht ein permanenter Zustand und nicht einer, der so anfallsweise auftritt.
Ich finde es jedoch erstaunlich, dass es bei denen einen heisst, dass kein Nystagmus auftritt und bei den anderen, dass dies eines der auffälligen Symptome sei.