Ich muss einfach mal meine Gedanken irgendwo loswerden.
Wenn Nava ihren Fiebersenker geschluckt hat, dann hat sie trotz weiterhin erhöhter Temperatur noch guten Appetit, sie mauzt mich hungrig vor dem leeren Futternapf an wie eh und je, und sie frisst normale bis große Portionen.
Aber wenn die Medis am nächsten Morgen nachgelassen haben, dann hängt sie nur rum und macht einen elenden Eindruck und will von Futtern nix wissen, ein schlapp entgegengenommenes und halb wieder fallengelassenes Stückchen Hackfleisch vielleicht ausgenommen.
Spielen ist überhaupt nicht mehr drin, schon seit zwei Monaten nicht mehr - das war das erste Anzeichen, dass mit ihr gewaltig was nicht stimmt. Aber unter Medikamenten geht sie immer noch ein paarmal am Tag mit mir raus in den Garten, schnuppert ausgiebig rum, wälzt sich auch mal gemütlich in einem Beet und setzt sich zu mir auf die Terrasse. Es kommt sogar vor, dass sie in Jägerhaltung geht und sich an irgendein Insekt anschleicht, sie springt nur nicht danach.
Gestern und heute hat sie sich auch ein wenig geputzt, und gestern ist sie doch tatsächlich den Kratzbaum hochgestiegen (sie kam nur nicht mehr allein runter).
Jetzt grad sitzt sie in Katzenbrotstellung (alle vier Pfötchen unter sich) vor dem Wohnzimmertisch, und ihr Kopf fällt immer wieder vornüber. Anscheinend schläft sie ein, aber will sich nicht hinlegen ...
Die TÄ meinte gestern am Telefon zu mir, dass man unter diesen Umständen doch erwägen sollte, Navas Leiden (das sie ohne Medikamente wahrscheinlich hat) bald ein Ende zu setzen.
Aber dann seh ich wieder ihre schönen Stunden im Garten und ihre Begeisterung für ihr geliebtes Rinderhack, wenn der Fiebersenker wirkt. Wie sie schnurrend auf meinen Schoß klettert oder sich von Grisu bekuscheln und putzen lässt. Und dann frag ich mich, ob es wirklich schon Zeit zum Abschiednehmen ist?
Das Doofe ist, dass man Metacam nur alle 24 Stunden geben kann/darf - es gäbe zwar eine Alternative, die man auch öfter geben könnte, aber die muss so furchtbar schmecken, dass man sie leider, leider absolut nicht in Nava reinbekommt. Sie spuckt, sabbert, kratzt und schreit, wenn man es versucht, bis alles wieder draußen ist, und danach ist sie noch eine halbe Stunde lang durch den Wind. So ein Kampf in ihrem Zustand, mit ungewissem Ausgang, und das auch noch dreimal täglich? Auch nicht wirklich zumutbar. Somit hat sie diese blöden Fieberschübe nachts und am frühen Morgen.
Ich bin so unschlüssig, was nun richtig ist. Eigentlich hab ich zwei verschiedene Katzen hier - eine ohne wirkende Medikamente, für die es wahrscheinlich Zeit zu gehen ist, und eine mit, die mit ziemlicher Sicherheit noch etwas Lebensqualität hat. Die TÄ meint, man sollte gucken, wann die Quälerei die schönen Momente überwiegt. Aber kann man das mit der Uhr messen? Ist es zwei Stunden apathisches Daliegen wert, dass man sich zwei Stunden Gartenluft um die Nase wehen lassen und den Bauch in die Sonne strecken kann?
Ich könnte warten, bis sie auch unter Medikamenten sichtbar abbaut und nicht mehr raus will. Aber merke ich bei so einem schleichenden Abbau überhaupt, wann die Zeit gekommen ist? Ist ihr Zustand vielleicht jetzt schon unzumutbar, und ich merke es nicht, weil ich mich an eine spielunlustige, fast nur schlafende Nava schon gewöhnt habe?
Oder ich könnte sogar warten, bis sie nix mehr sieht oder Fieberkrämpfe hat oder beim Atmen röchelt, weil die Flüssigkeit in ihren Brustraum vorgedrungen ist. Und dann erst in Hektik und Verzweiflung ausbrechen. Aber mute ich ihr damit nicht schon zuviel zu?
Ich könnte auch warten, bis sie zu fressen aufhört, aber ihr Appetit scheint ja so ziemlich als letztes das Feld zu räumen, wenn es ihr schlecht geht.
Wie kann man nur so eine Entscheidung treffen?