Als überzeugte Verfechterin der langsamen Zusammenführung, möchte ich meine Erfahrungen schildern:
Nach dem Tod der ersten Gefährtin (damals 10 Jahre) von meinem Kater Moritz (damals ebenfalls 10 Jahre), musste ich innerhalb weniger Tage eine neue Katzengefährtin suchen, weil Moritz ganz furchtbar trauerte und das Fressen einstellte.
Ich traf nicht die richtige Entscheidung, sondern eine Entscheidung aus Mitleid und mangels anderer Katze, und entschied mich für Lady (damals 8 Jahre).
Damals trennte ich nicht und die Lady fand innerhalb weniger Stunden, daß sie ein tolles neues Zuhause gefunden hat....und nur der Kater eindeutig überflüssig war
🙄
Im übertragenen Sinne packte sie seine Koffer und hätte gerne gesehen, daß er auszog
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Irgendwie fanden wir eine Basis, aber es holperte mehr vor sich hin, als daß es ein gutes, harmonisches Miteinander war.
Da Moritz sehr sozial war und Artgenossen gegenüber sehr aufgeschlossen war, entschied ich mich für eine weitere Katze, damit er Moritz etwas "für´s Herz" bekam. Das war 2007 und die spanische Cari zog ein.
Nach Cari zogen noch weitere Katzen ein und es wird seitdem ausschließlich eine langsame Zusammenführung praktiziert, weil Lady generell auf neue Artgenossen mit Ablehnung reagiert.
Die Katzen waren also alle über 10 Jahre und die Neuzugänge immer 10 Jahre +/-, alle mit schwieriger/unbekannter Vorgeschichte, mit schlimmer Vergangeneheit.
Unsere Neuzugänge werden generell IMMER separiert. Die ersten Tage bleiben sie mit geschlossener Tür im Büro, damit sie zur Ruhe kommen.Sie bekommen die Chance mich kennenzulernen, sich an neue Geräusche zu gewöhnen.
Cari kommt aus Malaga und hat m.E. vorher noch nie in der Wohnung gelebt.
Sicher kommen die Tiere "in eine bessere Welt", aber man sollte immer berücksichtigen welcher Schock das für die Tiere bedeutet.
Wir haben eine andere Kultur, wir leben anders, wir reden anders. Die Tiere wissen nicht, daß "sie es nun besser haben". Woher denn?
Also bleiben die Neuzugänge einige Tage im Büro, so kann ich zum einen den Kot zur Untersuchung auf Darmparasiten bringen und ich kann kontrollieren, ob die Katzen fressen, trinken, wie sie sich insgesamt verhalten.
Nach einigen Tagen wird die Gitternetztür eingesetzt....zum Schutze der Neuzugänge!
Die Gitternetztür bleibt solange drin, bis Lady zeigt, daß sie gesehen hat, daß das Dingsda wirklich existiert, lebt und hier wohnt
😉
Sie hofft jedesmal, daß sie mal wieder nur eine Erscheinung hat.
😉 Wenn sie dann die Realität erkannt hat, gibt es von ihrer Seite immer mächtig Gegenwind. Sie knurrt, faucht und moppert herum.
Wenn zu sehen ist, daß sie sich entspannt, wenn sie ohne großes Getöse am Büro vorbeigehen kann, dann wird die Gitternetztür entfernt.
Anfangs bleibe ich in der Nähe, zum Schutze der Neuzugänge, um hier und dort sanft einzugreifen und irgendwann findet sich die Gruppe.
Aufgrund des schwierigen Charakters meiner Lady, werden die neuen Katzen explizit NUR nach dem Charakter ausgesucht. Die neuen Kater MÜSSEN sich mit Lady arrangieren und dafür braucht es ein gutes Sozialverhalten, keinerlei Dominanz und Gelassenheit.
Das Kriterium "oh wie hübsch" gibt es bei mir nicht, weil ich Lady nicht mit Schönheit beeindrucken kann
😀
Hier der Beweis, daß die Vergesellschaftung mit älteren Katzen durchaus funktionieren kann:
Zu dem Zeitpunkt war
Lady (schwarzweiß) 11 Jahre
Picias (braun) 9 Jahre
Moritz (graugetigert) 13 Jahre
Cari (schwarz) 11 Jahre
Picias verstarb leider nach 16 Monaten und da Cari sich sehr alleine fühlte, musste ein weiterer Kater einziehen.
Das ist ein aktuelles Foto
Lady 14 Jahre
Moritz 16 Jahre
Yogi 10 Jahre
Cari 14 Jahre
Nach Picias und vor Yogi zog ein anderer Kater ein, der wollte nicht bei uns leben, weil er sein Zuhause schon auf der Pflegestelle (jetzt Endstelle) gefunden hat.
Nicht jede Vergesellschaftung funktioniert. Man kann nur nach besten Wissen und Gewissen das Tier aussuchen.
Man muß - gerade bei erwachsenen Tieren! - den Charakter der eigenen Katzen gut einschätzen können und sich auf die Angaben des Tierheimes, der Pflegestelle verlassen.
Das wichtigste ist der Charakter...und nicht das Aussehen!!
Man kann sich eine Katze eher schön gucken als mit einem unpassenden Charakter zusammenleben.
Für mich ist die langsame Zusammenführung die einzig richtige Entscheidung.
Wenn ich mich für ein neues Tier entschieden habe, dann deshalb, weil ich der Meinung bin, daß es zu meinen Katzen passt.
Ich möchte, daß sich die Tiere langfristig verstehen, miteinander klarkommen.
Und was sind anfangs 10-15 Tage erhöhter Aufwand gegen eine lebenslange Freundschaft bzw. gegenseitige Akzeptanz?
Das ist doch nichts....ausser eine sanfte Gewöhnung aneinander.
LG
Claudia