Der genetische Farbcode der Katze
Ihr habt ja bestimmt schon bemerkt, dass ich hinter jedem Merkmal, dass ich beschrieben hab, Groß- oder Kleinbuchstaben gesetzt habe, die als Abkürzung dienen. Große Buchstaben stehen für dominante Merkmale, kleine Buchstaben stehen für rezessive Merkmale.
Mit diesen Buchstaben kann man den kompletten Farbcode einer Katze darstellen, d. h. man kann mit dem Code nicht nur darstellen, was die Katze phänotypisch zeigt, sondern auch, was sie genetisch verdeckt trägt. Natürlich nur, sofern man es weiß.
Beispiel von einer Züchterseite:
aa BB CC DD ii -mc Oo ss ww
Quelle: http://www.sinthari.de/katzen/dalchini.html
Aus diesem Code kann man jetzt die genaue Farbe der Katze bestimmen.
Wichtig: Nicht bei jeder Rasse schreibt man alle Buchstaben dazu, da es je nach Rasse Merkmale gibt, die gar nicht vorkommen. Beispiel: Bei Norwegischen Waldkatzen gibt es kein Point, es sind also alle Tiere CC, deshalb würde man es da nicht unbedingt dazu schreiben.
Aber hier erstmal nochmal ein Überblick, was die Groß- und Kleinbuchstaben bedeuten:
A = Agouti (mit Tabbymusterung)
a = non-agouti (Solid, ohne Tabbymusterung)
B = Black
b = Chocolate
bl = Cinnamon
Bm = kein Black Modifier (kein Amber)
bm = Black Modifier (Amber)
C = Vollfarbe
c^b = Burmafärbung
c^s = Siam- oder Maskenfärbung
c^a = Albino (weiß) mit blauen Augen
c = Albino (weiß) mit roten Agen
D = keine Verdünnung
d = Verdünnung
G = Gloving (Handschuhe)
g = kein Gloving (keine Handschuhe)
I = Silber
i = nicht-Silber
mc = Mackerel Tabby
Für Tabbymuster aber auch verwendet (und vermutlich üblicher):
Ta = Ticked Tabby
t = kein Ticked Tabby
T = Mackerel Tabby
tb = Classic Tabby
Sp = Spotted Tabby
sp = kein Spotted Tabby
O (oder alternativ XO) = Rot
o (oder alternativ xo) = nicht-Rot
S = Weißscheckung
s = keine Weißscheckung
W = Epistatisch Weiß
w = nicht-Weiß
- = Wenn ein Strich da ist, weiß man an der Stelle nicht, wie das zweite Allel aussieht
So, jetzt schauen wir uns diesen Code
aa BB CC DD ii -mc Oo ss ww von der Katze aus dem Link oben nochmal Schritt für Schritt an:
aa = reinerbig Non-Agouti, d. h. die Katze hat keine Tabbymusterung
BB = reinerbig Black, die Katze hat die Farbe Schwarz
CC = reinerbig Vollfarbe, d. h. die Katze hat keine Maske, sondern Farbe am ganzen Körper
DD = reinerbig für nicht verdünnt, d. h. ihr Schwarz ist nicht verdünnt zu Blau, sondern bleibt Schwarz
ii = die Katze hat kein Silber, ist also nicht Smoke
-mc = Ein Allel der Tabbymusterung ist Mackerel, der Strich bedeutet, man kennt das zweite Allel nicht, könnte ebenfalls Mackerel sein oder Classic
Oo = Die Katze hat ein Allel für Rot und ein Allel für Nicht-Rot, d. h. sie ist Tortie
ss = reinerbig auf Nicht-Weißscheckung, die Katze hat keine Weißscheckung
ww = reinerbig für Nicht-Weiß, d. h. die Katze ist nicht Weiß, sondern zeigt ihre Farben Schwarz und Rot
Wenn wir jetzt zusammenfassen, wissen wir sie hat die Farben Black und Red und ist damit
Black Tortie. Weitere Zusätze kommen nicht, da kein Tabbymuster, kein Weiß, kein Silber, kein Point. Schauen wir nun auf das Bild im Link zum Farbcode, sehen wir, dass Black Tortie stimmt
🙂
Genauso kann man es andersrum machen, vom Phänotyp der Katze den Genotyp ableiten, zumindest teilweise.
Nehmen wir mal folgendes Beispiel:
Katze Mimi von Feuerkopf in Black White
Wir beginnen in alphabetischer Reihenfolge beim A-Locus: Die Katze hat keine Tabbymusterung, ist also Solid. Da sich Solid nur zeigt, wenn reinerbig aa vorliegt, wissen wir hier schon mit Bestimmtheit:
aa
Beim Genort B-Locus sehen wir sofort, dass die Katze die Farbe Schwarz hat, also B. Allerdings wissen wir nicht, ob sie reinerbig BB war, denn sie wär auch optisch Schwarz, wenn sie verdeckt Chocolate oder Cinnamon tragen würden. Bei ihr ist also möglich BB, Bb oder Bbl. Da wir das nicht wissen, müssen wir einen Strich setzen, also:
aa B-
Beim Genort C sehen wir sofort, dass sie Vollfarbe hat, also keine Maskenzeichnung hat, also C. Aber auch hier sehen wir vom Äußeren her nicht, ob sie das Gen für Maskenzeichnung nicht verdeckt trägt, also müssen wir wieder einen Strich setzen:
aa B- C-
Am Genort D sehen wir gleich, dass sie nicht verdünnt ist (also nicht blau), aber auch hier könnte die rezessive Verdünnung wieder verdeckt getragen werden, deshalb wieder ein Strich:
aa B- C- D-
Am Genort I sieht man ebenfalls, dass sie nicht-Silber ist. Da nicht-Silber rezessiv ist, wissen wir hier mit Bestimmtheit, dass sie ii ist:
aa B- C- D- ii
An den Tabbygenorten wissen wir gar nicht, was die Katze hat, da sie ja Solid ist und ihr Muster nicht zeigt. Sie könnte theoretisch alle Muster tragen: Classic, Mackerel, Ticked und Spotted. Es sind quasi alle Kombinationen möglich, die im Spoiler des Posts über Tabbymuster stehen. Also lassen wir das offen.
Auf dem X-Chromosom, wo sich die Information für Rot befindet, können wir gleich sagen, dass sie oo ist, da sie nicht-Rot ist bzw. nicht Tortie:
aa B- C- D- ii oo
Am Genort S sehen wir, dass sie Weißscheckung hat, allerdings wissen wir nicht, ob sie reinerbig für Weißscheckung ist, deshalb wieder einen Strich:
aa B- C- D- ii oo S-
Am Genort W können wir gleich sagen, dass sie ww ist, da sie nicht komplett Weiß ist:
aa B- C- D- ii oo S- ww
Und damit haben wir den genetischen Code:
aa B- C- D- ii oo S- ww
Wenn man den vollständigen genetischen Code einer Katze ermitteln will, also ohne Striche, gibt es 3 Möglichkeiten:
1. Man weiß die Farbe der Elterntiere (Stammbaum)
2. Man macht eine oder mehrere gezielte Testverpaarungen und zieht Rückschlüsse aus der Farbe der Kitten
3. Man macht einen Gentest: lässt Blutproben der Katze genetisch untersuchen, z. B. bei Laboklin
Nehmen wir mal an, wir wollen wissen, ob die Katze reinerbig unverdünnt DD ist oder doch Verdünnung trägt Dd.
1. Wenn man die Eltern kennen würde und sie hätten bspw. die Farben Blue White und Black, dann wüssten wir ganz sicher, dass sie Verdünnung trägt, also Dd ist. Denn eine Blaue Katze ist nur Blau, wenn sie reinerbig Verdünnung dd hat. Und wenn sie dd hat, kann sie den Nachkommen ja nichts anderes weitergeben als d.
Nehmen wir aber an, die Eltern hätten die Farben Black White und Black, dann bleibt es weiterhin unklar, ob sie Verdünnung trägt. Denn die Elterntiere können beide DD sein, somit wären die Nachkommen definitiv DD, da sie ja nichts anderes erben können. Die schwarzen Elterntiere können aber selbst schon Verdünnung tragen, also Dd sein, dann können die Nachkommen sowohl Verdünnung tragen, als auch nicht, das ergibt sich aus dem Vererbungskreuz:
….....D ….....d
D …..DD …..Dd
d …..Dd …..dd
2. Man könnte eine Katze in Black White mit einem blauen Kater verpaaren. Trägt die Katze keine Verdünnung, werden alle Kitten Black (mit oder ohne Weiß). Trägt sie Verdünnung, können blaue Kitten entstehen. Aber Achtung: Nur weil keine blauen Kitten entstehen, heißt dies nicht automatisch, dass die Katze keine Verdünnung trägt, es kann auch einfach durch Zufall kein Blaues entstehen, obwohl nach Statistik 50 % Black (mit oder ohne White) und 50 % Blue (mit oder ohne White) rauskommen würden.
Der einzig sichere Weg ist also 3., ein Gentest
😉
Quellen:
Buch "Das kleine 1x1 der Genetik" von Claudia Ricken