Hallo Rudi,
willkommen hier im Forum! Ich finde es gut, dass du dich informieren möchtest, und dass du Siamkatzen liebst, freut mich ebenfalls, denn genau die sind auch meine große Leidenschaft.
Allerdings wahrscheinlich nicht die, die du im Auge hast (ich vermute mal, dass es eher die Thaikatzenoptik ist, nicht die der modernen Siamesen, wie ich sie liebe... diese wandelnden Gerippe mit Fledermausohren
😉).
Die "weiße" Katze in meinem Avatarbild ist Pfötchen, meine moderne Siamesin, die väterlicherseits aus reinen Siamlinien stammt. Auf dem Foto ist sie ein halbes Jahr alt und war gerade frisch bei uns eingezogen, daher ist die Maske noch nicht so ausgeprägt. Pfötchen ist eine chocolate tabby point Siamesin, sie stammt aus Bayern und lebt bei uns in Berlin zusammen mit ihrem Siamkumpel Moody (aus Frankfurt/M.) und Peterbaldkumpeline Mercy aus Bremen. Die vierte im Bunde, Nine Katharine, eine getigerte Orientalisch Kurzhaarkätzin, musste leider vor eineinhalb Jahren eingeschläfert werden. Nine stammte aus dem Land Brandenburg.
Du siehst, nicht einmal in Berlin ist es einfach, seriöse Vereinszüchter zu finden, und von den Züchtern, wo meine Katzen her sind, ist aktuell nur noch Mercys Züchterin (nach einer Zuchtpause wieder) aktiv. Sie ist aber eher auf Peterbaldkatzen (die "nackten" Orientalen) spezialisiert als auf moderne Siamesen.
Auch bei Thaikatzen (die sind im Vergleich mit den modernen Siamesen "rundlicher", also haben nicht gar so einen dreieckigen Kopf und einen stämmigeren Körperbau) ist es sehr schwierig, heute einen seriösen Züchter zu finden, aber bitte nimm die Mühe auf dich, wenn du diese Rasse wirklich liebst, denn nur so kann verhindert werden, dass noch mehr seriöse Vereinszüchter vor dem Überangebot der widerwärtigen Vermehrer kapitulieren und ihre Vereinszucht einstellen!
Warum also nicht beim Vermehrer kaufen?
Weil der Vermehrer sich - mangels Vereinszugehörigkeit - an keine der sinnvollen und aufwändigen Regeln halten muss, denen sich die Vereinszüchter unterwerfen, um ihre Rasse gesund und typvoll zu erhalten und voranzubringen!
Der Vereinszüchter ist verpflichtet, eine Menge Labortests und ärztliche Untersuchungen für seine Zuchtkatzen machen zu lassen; das kostet sehr viel Geld, bevor auch nur die erste Verpaarung erfolgt ist! Das Ziel ist es, potentielle Erbkrankheiten auszuschließen, die eventuell sogar zum Tod der Tiere und ihres Nachwuchses führen könnten.
Zudem muss der Vereinszüchter seine Tiere nach bestimmten Mindeststandards halten, z. B. hochwertiges Futter geben, die Kater nicht einzeln und getrennt von der Gruppe halten. Aufwändige Gesundheitsvorsorge und lange Wurfpausen für die Weibchen.
Die Kitten dürfen beim Verkauf nicht unter 12 Wochen alt sein, und sie müssen entwurmt und zweifach gegen Schnupfen und Seuche geimpft sein. Vorzugsweise auch kastriert, damit es keinen Schindluder und weitere Vermehrerei gibt!
All diesen Aufwand hat der Vermehrer nicht, und genau deswegen ist Vermehrerei ein - durchaus nicht unerfolgreiches - Geschäft mit den Katzen und nicht ein kostenintensives und zeitaufwändiges Hobby, wie es die Vereinszucht ist.
Natürlich ist Vermehrerei illegal, weil die Einkünfte aus dem Verkauf der Kitten nicht steuerlich deklariert werden, es handelt sich also häufig um potentielle Steuerhinterziehung. Die auch nicht unterstützt werden sollte.....
Meine erste Orientalin, eine Orientalisch Kurzhaarkätzin, habe ich (wie meine beiden Lastramikater) aus dem Tierschutz adoptiert. Die Bezaubernde Jeannie war eine gewesene Zuchtkatze, die über Umwege in den Tierschutz kam. Sie war mit Rattengift vergiftet worden, ein Versehen, behauptete der ehemalige Besitzer.
Allerdings war Jeannie, als sie in die Pflegestelle kam, bereits sechs Jahre alt, und man sah ihr an, dass sie lange als Mütterchen hatte dienen müssen. Und dies garantiert nicht beim seriösen Vereinszüchter!
Jeannie war sogar für eine Orientalin klein, winzig. "Unsere groß geratene Ratte", habe ich gern mit einem Augenzwinkern gesagt, weil Jeannie so mausgraues Fell (blue) hatte, wie es auch bei Ratten vorkommen kann, und Knopfaugen, wenn sie in die Kamera guckte. Neben dem großen schwarzen Nero wirkte Jeannie wie ein Kitten, aber auch im Vergleich zu dem normal großen roten Nickerkater war sie sehr klein.
Wir vermuten, dass sie viel zu früh gedeckt wurde, also noch mitten im Wachstum war, als ihr erster Wurf kam. Und dann einer nach dem anderen, wie es bei Vermehrern zulässig und - Gewinnoptimierung! - nicht unüblich ist.
Mit ihren sechs Jahren war Jeannie fertig auf der Bereifung, und fast hätte das mit dem Gift auch geklappt. Jeannie wurde nie wieder richtig gesund.
Mit ca. 15 Jahren ist Jeannie an Brustkrebs verstorben; der Krebs wurde knapp ein Jahr vor ihren Tod diagnostiziert und die betroffene Milchleiste operativ entfernt. Dass Jeannie noch ein Jahr nach der Diagnose hatte, dafür bin ich heute noch dankbar, denn auf diese Weise konnten wir uns sehr ausführlich von ihr verabschieden.
Intakte Kätzinnen, die erst nach der Geschlechtsreife kastriert werden, haben ein deutlich erhöhtes Risiko, an hormonell induzierten Brustkrebs zu sterben. Anders als der Mensch, kennt die Kätzin ja keine Menopause und bleibt daher ihr Leben lang hormonell aktiv, wenn kein entsprechender Eingriff an den Keimdrüsen erfolgt.
Während ein seriöser Vereinszüchter seine Zuchtkätzin überwiegend bereits im Alter von zwei oder drei Jahren in den Ruhestand schickt und kastrieren lässt, weil sie für weitere Verpaarungen zur Verbesserung und Erhaltung der Rasse nicht (mehr) benötigt wird und weil der Züchter sinnlose Wiederholungen von Verpaarungen nicht durchführt, wird der Vermehrer die Verpaarungen zwischen seinen intakten Tieren immer wiederholen, um einfach Kitten für den Verkauf zu produzieren, die er mit Gewinn verticken kann. Das bedeutet, dass so ein Mütterchen - wie es bei Jeannie mit hoher Wahrscheinlichkeit der Fall war - ab der Geschlechtsreife immer wieder werfen muss, ohne Ruhepausen, weil sowas ja "unnütze Kosten" verursacht. Kätzinnen wie Jeannie sind daher im Alter von sechs Jahren ausgelaugt und fertig auf der Bereifung. Unnütze Fresser, denn auch die Kastration kostet Geld. Da kommt eine Spur Rattengift durchaus nicht ungelegen.......
Jeder, der beim Vermehrer kauft, unterstützt daher die Ausbeutung der Elterntiere! Denn nicht nur die Mütterchen müssen leiden; gern wird der Decker bei Nichtgebrauch im Keller verstaut, damit er nicht die Wohnung vollsaut mit seiner Markiererei, und er muss sich sein Futter zusätzlich mit Fremddecken verdienen. Je Kätzin 50 Euro, ein freier Versuch, falls es beim ersten Mal nicht geklappt hat. Ob die Chemie zwischen den beiden Katzen stimmt oder nicht, ist Nebensache, und eine unwillige Dame kann einen Kater ganz schön verkloppen, wenn sie nicht in Stimmung ist.
Ganz zu schweigen von den sexuell übertragbaren Krankheiten! Nicht nur Katzen-Aids, sondern auch Leukose und andere unbehandelt tödlich verlaufende Krankheiten können durch Körperflüssigkeiten wie Blut (Katzenkampf) oder Sperma etc. direkt von einer Katze auf die andere übertragen werden.
Der seriöse Vereinszüchter lässt daher seine Katzen regelmäßig testen und impfen und gibt seinen Deckkater gar nicht oder nur innerhalb der Vereinszuchten zum Fremddecken frei. Natürlich nur nach den entsprechenden Tests bei beiden Tieren!
Es ist ein stilles Elend, das der namenlosen Kätzinnen und Kater, die bei illegalen "Zuchten" dienen müssen. Sie werden - Gewinnoptimierung! - nicht artgerecht gehalten, die Kater hausen im Keller, in der Garage oder im Gartenhaus - isoliert von der Familie und den anderen Katzen, damit sie nicht die Wohnung mit ihrem Urin verschmutzen.
Natürlich, wenn ein Interessent für die zu verkaufenden Kitten kommt, ist alles eitel und Sonnenschein, da sitzt der vielgeliebte Kater im Wohnzimmer mitten im Kratzbaum! Aber hinter den Kulissen sieht es leider meist anders aus, und die Katzen sind die Leidtragenden.
Jedes Kitten, das du beim Vermehrer kaufst, Rudi, sorgt dafür, dass Platz für den nächsten Wurf gemacht wird.
Das Vermehrertum lässt sich nur dann eindämmen, wenn die potentiellen Interessenten die Hintergründe kennen und zum Schutz der Elterntiere Abstand nehmen von einem Schäppchenkauf!
Willst du wirklich die Verantwortung dafür übernehmen, dass die Elterntiere "deiner" Kitten weiter dienen und wahrscheinlich in Umständen leben müssen, die (wenn nicht sogar tierschutzwidrig) zumindest wenig artgerecht sind?
Bitte nimm daher die Mühe auf dich und suche - nötigenfalls eben bundesweit - bei einem seriösen Vereinszüchter nach passenden Kitten mit Stammbaum!
Oder sieh dich im Tierschutz nach Pointmischlingen um; diese sind genauso liebenswert wie Katzen mit Stammbaum und kosten sogar nur einen Bruchteil des Kaufpreises für reinrassige Stammbaumkatzen!