Ich wohne in einer ähnlichen Situation wie die TE es beschreibt. Kuhdorf, aber Durchgangsstraße, und auch ab und zu mal ein Bus. In alle anderen Richtungen Feld, Wald, Wiesen, Gärten. Aber interessant ist hauptsächlich, was sich auf der anderen Straßenseite befindet. Dort habe ich meine Jungs mehrmals vorgefunden und auch schon mehrmals unter einem notgebremsten Auto hervorfischen.
Ich habe das Dilemma so gelöst, dass ich immer mitgehe. Das bedeutet aber höchstens einmal pro Tag vielleicht eine Stunde Freigang und im Winter meistens gar nicht, denn wenn ich von Arbeit komme, ist es schon zu dunkel, um da noch durch die Büsche zu kriechen. Die Miezen haben sich mit der Situation arrangiert, aber sie waren noch nie ausgesprochene Hardcore-Freigänger.
Wenn ich dabei bin, klappt das. Die Jungens gehen dahin, wohin ich gehe. Sie gucken, wo ich bin und folgen mir. Wenn sie mich nicht sehen, suche sie mich. Aber es ist eben kein richtiges Freigängerdasein. So richtig glücklich bin ich mit der Lösung nicht.
Ich bin absolut pro Freigang und der Meinung, dass sich ein hochspezialisierter Jäger zu Tode langweilt und unterfordert ist, wenn er nicht das tun kann, was in seinen Genen seit Jahrtausenden verankert ist und das Tier Katze eigentlich ausmacht.
Auch ich weiss, dass durch den starken Verkehr das Risiko für Verletzungen oder sogar den Tod hoch ist, aber dagegen steht halt auch eine glückliche Katze, die ihre Triebe voll ausleben kann.
Das, was das Tier draussen erlebt, kann man ihm in der Wohnung mit Bällchen, Kratzbaum und Spielangel niemals bieten, auch wenn man sehr viel Zeit investiert.
Frag mal einen Hund, ob er an der Leine durch den Strassenverkehr laufen, ein Pferd, ob es auf einer umzäunten Weide oder in einer Stallbox stehen, einen Kanarienvogel, ob er im Käfig oder der Voliere hocken oder einen Fisch, ob er in einem 60l Aquarium herumdümpeln möchte.
😉 Alle diese Tiere haben dasselbe Bedürfnis nach freier Entfaltung, denn alle stammen von Wildtieren ab, warum gestehen wir es aber nur unseren Katzen zu? Und warum nehmen wir es dann so selbstverständlich hin, wenn sie Opfer ihrer freien Entfaltung wurden? Weil man an jeder Ecke eine neue bekommen kann?
Falls du dich entscheidest, deine Katzen doch herauszulassen, dann gehe einfach die ersten Male mit, sprich hinters Haus, mit ihnen zusammen ins Landschaftsschutzgebiet.
Da gibt`s garantiert alles, was die Katze braucht, Mäuse, Vögel und Kaninchen und sie können den ganzen Tag jagen. Wenn sie sich dort wohl und unterhalten fühlen, habe sie eigentlich keinen Anlass, auf die "falsche" Strassenseite zu wechseln.
Es tut mir leid, das sagen zu müssen, aber das reicht nicht aus. Ich bin mit meinen Katern ein halbes Jahr mit hinausgegangen, wir haben den Freigang geübt, erst mit Leine, dann ohne, ich bin mit ihnen auf dem Feld hinterm Haus gewesen, habe ihnen jeden Weg gezeigt, mir Ärger mit den Nachbarn eingehandelt deshalb. Kaum waren sie eine Woche alleine unterwegs, zack, habe ich sie auf der anderen Straßenseite erwischt. Und nachdem die Nachbarskatze überfahren wurde, gehe ich halt wieder mit.