Kleiner Einwurf: Auch wir füttern Nassfutter ohne Portionierung. Zwischendurch gab es natürlich immer mal Phasen, da war eine unserer drei Miezen etwas kräftiger, aber dann kam auch schon der nächste Wachstumsschub und das hatte sich erledigt. Jetzt da es etwas kälter ist, haben die Drei ein bisschen mehr auf den Rippen, aber immer noch nicht „zu viel“. Ich merke auch, dass jetzt schon die Futtermenge automatisch wieder zurück geht. Deshalb mache ich mir da auch gar keine Sorgen.
Allerdings mal anders herum gefragt: kennst du das Prinzip des intuitiven Essens bei uns Menschen? Es ist nämlich leider so, dass die wenigsten Menschen das einfach so können. Und woran liegt das? Meiner Meinung nach, daran, dass die einen gelernt haben, es gibt nur zu festen Zeiten was und dann nur das, andere haben gelernt, der Teller muss immer leer gemacht werden, andere, dass man bloß nicht so viel essen darf. Egal welche Variante davon: es führt meist dazu, dass der Mensch kein Gespür dafür entwickelt (bzw. es verlernt), wann und wie viel zu essen für ihn als Individuum genau richtig ist. Das kann man auch Katzen „antun“. Man kann aber sowohl Katz als auch Mensch zum perfekten, intuitiven Esser „erziehen“, indem vom guten Zeug immer reichlich da ist und man sich die Mühe macht, ein Lebewesen an die guten Nahrungsmittel zu gewöhnen. Dabei vom geliebten, aber eher sinnfreien Leckerbissen auch immer mal was anbietet, dann lernt das Lebewesen „Ah, ich muss darauf nicht verzichten“ und akzeptiert es als „Snack“ anstatt es als Hauptmahlzeit zu fordern. Bei manchen muss man da länger tüfteln als bei anderen, aber insgesamt funktioniert es sehr gut. Und ist die Umstellung einmal geschafft, bewegt man sich immer innerhalb der normalen und akzeptablen Gewichtsschwankungen.
Oder kann dein Katzenwesen zu dir kommen und sagen „du, ich hab mich heut so viel bewegt, ich brauch heute exakt 26,3g mehr als gestern“? Nee, oder? Lernt Miez, dass sie das selber regeln darf, weil immer was da ist, hört auch in der Regel das anfängliche Schlingen auf.
Lies dich vielleicht auch mal ins Reverse Dieting bzw. All In Diet Prinzip ein, wenn du Englisch kannst, gut, vielleicht gibt es dazu auch was auf deutsch, das weiß ich tatsächlich nicht, das ist ganz ähnlich und soll bewirken, dass Mensch ein gesundes Sättigungsgefühl entwickelt und dadurch ganz automatisch zum individuellen „Idealgewicht“ gelangt. Auch da gibt es natürlich Individuen, bei denen klappt es nicht, das wird es immer und bei allem geben, nur vielleicht macht das Beispiel am Menschen für dich mehr Sinn und ist leichter zu begreifen als beim Katzenwesen. Ich selber hab übrigens seit einer ganzen Weile auch viel mehr Hunger und esse entsprechend mehr, hab aber noch kein Gramm zugenommen - würde ich mein Essen abwiegen und nach Regelwerk futtern, hätte ich wahrscheinlich sogar abgenommen und würde auf dem Zahnfleisch kriechen. Kann dir bei deinen Katzen genauso passieren. Grad im Wachstum fatal.
Und natürlich sind Menschen anders als Katzen, aber beides sind Lebewesen, die durchaus physiologisch imstande sind, intuitiv genug zu werden, um nach Gefühl zu essen. Spart den Katzen ganz viel Stress, dir am Ende auch - außerdem ist es für den Katzenkörper auch bedeutend gesünder.
Anders ist es, wenn eine Stoffwechselstörung oder sonstige Krankheiten vorliegen, die das Prozedere stören, aber dazu gibt es dann wieder individuelle Anpassungsmöglichkeiten, die man betreiben kann.
Ich hoffe, das war jetzt nicht zu wirr und zu abstrakt geschrieben, aber im Endeffekt gibt es kaum (gesunde) Katzen, bei denen die ad libitum Fütterung nicht funktionieren mag.
Allerdings ist es durchaus oft so, dass Katzen zu Beginn der Umstellung schlingen, alles auf einmal reindrücken, dann zum Teil wieder „auswerfen“ und ne ganze Weile brauchen, zu verstehen „muss ich nicht, es ist ja wirklich IMMER was da, cool, dann esse ich nur, wenn ich Hunger habe und bis ich satt bin“, ich kann mir vorstellen, dass das nicht jeder Halter lange genug aushält. Unsere waren vor Einzug bei uns auch rationierte Portionen gewöhnt und waren ziemlich schmal (vor allem unsere Ellie war super dünn, fast schon zu dünn). Ich hab einige Auswürfe nach dem Futtern aufgesammelt, bin aber sehr froh, dass ich nicht aufgegeben habe. Die Zunahme unserer drei Süßen wurde mehrfach vom Tierarzt kontrolliert und immer für sehr gut befunden.
Und ja, das war jetzt viel, was ich da geschrieben habe, aber vielleicht hilft es, zu verstehen, dass es eben keine schlechte Idee ist, einfach immer Nassfutter zur Verfügung zu stellen. Und das Ganze auch vielleicht mal aus einem etwas anderen Blickwinkel beleuchtet.