Liebe Löwenmutter, ich finde es lieb von dir, dass du noch mal nachfragst.
Es hat sich alles ganz anders entwickelt, als erwartet. Shaiya lebt noch.
Es war bereits ein Termin mit der Tierärztin vereinbart, sie ist abends zu mir nach Hause gekommen, stand sogar schon mit ihrem Koffer bei mir im Flur. Wir hatten 1 Stunde zuvor telefoniert, die Entscheidung hatte ich aber schon morgens getroffen. So.
Die letzte Stunde wollte ich für Shaiya so schön wie möglich machen. Wir haben noch mal zusammen gekuschelt, er ist zur Toilette gegangen und hat auch noch mal getrunken.
Er hat dann seinen Kopf immer wieder zur Wohnungstür gedreht und ich habe das als Zeichen genommen, dass er noch mal vom Garten abschiednehmen möchte; beziehungsweise er einfach den Wunsch hat, noch mal raus zu gehen, die Luft zu schnuppern und die Schneeflocken auf seinem Fell zu spüren. Und das wollte ich ihm nicht verwehren.
Und tatsächlich ist er das erste Mal nach sechs Tagen wieder rausgegangen, war total interessiert an allem und ist immer weiter nach hinten in den Garten gelaufen. Weil aber der Termin mit der Ärztin vereinbart war, habe ich ihn auf den Arm genommen und in die Wohnung zurück getragen.
Unter Tränen habe ich meine beste Freundin angerufen (die sowieso mit uns mit gezittert hat ) und ihr gesagt dass ich jetzt vollends verwirrt bin. Ich wusste, dass es falsch ist. Dass er noch nicht gehen will. In den Minuten hat er dann auch wieder ein bisschen gefressen und getrunken.
Ich habe die Ärztin trotzdem kommen lassen, habe ihr die Situation geschildert und sie meinte, das wäre ganz typisch. Sie praktiziert seit 30 Jahren, ist eine sehr geerdete und ruhige Person. Sie hat mir gesagt, dass sie ihn nach wie vor als stabil einschätzt. Sie sehe auch noch Leben in ihm. Es sind oft die Besitzer, die den Zustand nicht mehr aushalten können und ihr Tier verständlicherweise erlösen wollen. Die Tiere selber brauchen diese Erfahrung aber auf einer anderen, spirituellen Ebene. ich könnte sie jederzeit anrufen, sobald sich etwas ändern sollte.
Der Besuch ging aufs Haus.
Dass seine Zeit überschaubar ist, darüber sind wir uns einig. Aber er ist noch nicht am Ende.
Ich glaube auch, dass er die Lunte gerochen hat, sozusagen. Und er hat mir ganz klar gezeigt, dass er noch nicht bereit ist zu gehen.
Das mögen andere Leute anders sehen aber er gehört zu mir und ich liebe ihn so, wie er ist und er liebt mich so, wie ich bin. Von daher kann ich nur so handeln, wie ich bin…
(Ich möchte hier noch mal etwas klarstellen, habe mich nicht richtig ausgedrückt:
Ich hatte geschrieben, dass sein Hinterbeine versagen und dass er sie hinter sich her zieht. Aber das war lediglich auf das „unters Bett kriechen“ bezogen. Laufen konnte er immer! Und es ist in den letzten Tagen besser geworden, mittlerweile springt er sogar wieder die Couch hoch. Er versteckt sich auch gar nicht mehr unter dem Bett.
Durch die Infusionstherapie sind die u.a. Nieren derart groß geworden, dass vieles abgeklemmt wurde. Vielleicht hat auch der Tumor gezwickt.)
Ich habe mich auch in den letzten Tagen dafür entschieden, die Infusionstherapie abzulehnen.
Weder in der Praxis, noch zu Hause. Das, was er von selber zu sich nimmt, soll er nehmen. Doch werde ich nichts in ihn einflößen oder irgendwelche Nadeln in seinen Körper stechen.
Außerdem trinkt er krankheitsbedingt besonders viel. Mehr als genug. Ich hatte auch nicht in Eindruck, dass ihm die Infusionen gut taten, ganz im Gegenteil… es hat ihn fertig gemacht.
Er bekommt von mir weiterhin das SUC, nierengerechtes Futter, Phosphatbinder, kolloidales Silberwasser und gleich hole ich in der Apotheke Ulmenrinde ab, in der Hoffnung ihm damit noch zu etwas mehr Linderung zu verhelfen.
Auch geht er jetzt täglich wieder raus, zwar nur Minutenweise aber ich merke, es tut seiner Seele gut.
Und ich werde den Weg mit ihm zu Ende gehen.
Ihr könnt davon halten, was ihr möchtet.
Mein Bauchgefühl sagt mir, es ist der richtige Weg für uns zwei.
Habe sogar Rückendeckung von der Arbeit, so dass ich die nächsten Wochen bei ihm sein kann 🙂
Ich hoffe, dass das hier auch Besitzer lesen, die in einer ähnlichen schwierigen Lage sind.