Ich hatte schon als Kleinkind Neurodermitis und Asthma. In meiner Jugend war ich dann eine Weile symptomfrei, die Probleme sind im Erwachsenenalter (heftig) zurückgekehrt und waren psychisch sehr belastend für mich. Bei Kindern sind die Ekzeme in der Regel in den Arm- und Kniebeugen, bei Erwachsenen eher im Gesicht und an den Händen (wie bei mir). Bei mir war besonders das Ekzem im Gesicht so stark, dass es aussah wie eine Verbrennung/Verätzung oder ein Feuermal. Die Wunden haben auch oft stark genässt. Ich konnte nicht rausgehen, ohne dass ich angestarrt wurde wie ein Tier im Zoo, man mit dem Finger auf mich gezeigt hat oder mir Beleidigungen hinterhergerufen wurden. Ich habe auf alles mit Verschlimmerung reagiert, hatte plötzlich neue Lebensmittelallergien und dann sogar mehrmals eine Anaphylaxie (tödlich verlaufende Allergiereaktion). Ich muss jetzt immer eine Notfallspritze mit mir führen.
Ich habe alles cmögliche ausprobiert und es hat ziemlich lange gedauert, bis ich eine gute Pflegeroutine gefunden habe. Letztendlich sind Ekzeme multifaktoriell (Kontaktekzem/Allergie auf Inhaltsstoffe in Kosmetik, Waschmittel etc., Lebensmittelunverträglichkeiten, Stress, Superinfektionen,...) und man muss versuchen methodisch vorzugehen, damit man so viele Trigger wie möglich findet.
Basispflege: Ohne Eincremen geht's nicht. Man braucht eine gute Basispflege und muss sich mehrmals täglich eincremen. Meiner Erfahrung nach ist es am besten mit Produkten anzufangen, die so wenig Inhaltsstoffe wie möglich haben, und am besten mit Stoffen die wenig/kein Allergiepotenzial haben. Atopische Haut hat eine gestörte Hautbarriere, dies führt zu Wasserverlust ("transepidermal water loss" - TEWL) und die Haut trocknet immer mehr aus. Gleichzeitig ist sie anfälliger für Bakterien, Pilze usw. - deshalb kommt es bei Neurodermitis oft zu sogenannten "Superinfektionen", vorwiegend mit Staphylococcus Aureus. Das ist ein Bakterium, das ganz normal auch auf gesunder Haut lebt, aber bei Ekzemen eine große Rolle zu spielen scheint. Die Pflegeprodukte die ich empfehlen kann sind:
- Reinigung (das Produkt gibt es auch "auf deutsch", allerdings ist da die Zusammensetzung etwas anders - die Parabene (Konservierungsstoffe) sind beim deutschen Produkt etwas mehr, das muss man im Hinterkopf behalten). Wieso ist es ein gutes Produkt? Es sind neben Wasser nur 7 andere Inhaltsstoffe enthalten, es ist also sehr verträglich:
Code:
Water, Cetyl Alcohol, Propylene Glycol, Sodium Lauryl Sulfate, Stearyl Alcohol, Methylparaben, Propylparaben, Butylparaben
- Eincremen - da hat sich's bei mir bewährt, in mehreren Schichten zu arbeiten. Geschichtet wird von dünnster zu dickster Konsistenz. Nach dem waschen "tupfe" ich die Haut nur ab, so dass sie immer noch leicht feucht ist und benutze erst ein Hyaluronserum (für Feuchtigkeit), lasse das kurz einziehen und danach kommt die Creme drüber. Wenn die Haut so richtig im Arsch ist, kann man als oberste Schicht zusätzlich noch Vaseline auftragen.
Zum Eincremen nimmt man am besten erst mal eine sogenannte "Basiscreme", das ist eine Cremegrundlage in die man dann normalerweise andere kosmetische Stoffe reinmischt. Kann man in der Apotheke in großen Mengen kaufen und ist auch eher günstig (gibt es z.B. von Linola, Cetaphil, Dermatop,...). Basiscremes sind ziemlich fettig/"schwer" auf der Haut, sind aber perfekt um Wasserverlust (TEWL) zu reduzieren und die Haut geschmeidig zu machen. Vaseline (Paraffinum Liquidum) hält übrigens Wasser am besten auf der Haut. Wichtig ist es beim eincremen, die Basiscreme nicht auf die trockene Haut zu cremen! Direkt nach dem (lauwarm/kühl) duschen, wenn die Haut noch ein bisschen feucht ist, ist es am besten. Basiscremes haben nicht immer genau die gleichen Zusammensetzungen, man sollte also auch dort auf die Inhaltsstoffe achten. Manche Menschen reagieren auch nicht auf die Inhaltsstoffe der Creme an sich, sondern auf die okklusiven (Verdunstung verhindernden) Eigenschaften. Das merkt man z.B. daran, dass nach dem Auftrag einer fettigen Creme die Haut rot wird, man evtl. anfängt zu schwitzen, die Haut anfängt stark zu jucken etc. - wenn das passiert braucht man eine etwas leichtere Creme. Silikone (steht oft als "Dimethicone" in den Inhaltsstoffen) sind gut geeignet, weil sie zwar TEWL reduzieren, aber atmungsaktiver sind als Vaseline oder pures Fett.
Wenn man die absoluten Basics (Waschlotion, Basiscreme) verträgt, kann man sich nach und nach an "kompliziertere" Produkte herantasten. Hilfreich sind z.B. Inhaltsstoffe wie Hyaluronsäure, Ceramide, Urea, Panthenol,...
Was auch hilfreich ist sind Chlorbäder (das geht natürlich nicht im Gesicht, aber für die Hände z.B. ist das super), das ist auch wissenschaftlich bewiesen. Das verdünnte Chlor (Sodiumhypochlorit) tötet die Bakterien ab, die für die Superinfektionen verantwortlich sind. Ich mag die Sterilisationsflüssigkeit von
Milton, das wird eigentlich zur Sterilisation von Babyflaschen etc. benutzt, ich benutze es aber in der Küche und im Bad, deshalb hab ich das zuhause. Man muss nicht genau dieses Produkt benutzen, aber ich nehme das, weil da garantiert keine Zusätze (wie z.B. Farbstoffe oder sonstiges) drin sind. Man nimmt 125ml Milton auf 60l lauwarmes Wasser und badet darin 10 Minuten, 1-2 Mal die Woche. Danach mit Wasser abbrausen, abtupfen und sofort eincremen.
Alternativ könnte man auch Octenisan Waschlotion benutzen - damit habe ich gute Erfahrungen gemacht. Ist aber kein Chlor, sondern Octenidin. Bin allgemein ein großer Octenidin-Fan 😄