Eine entfernt ähnliche Situation hatten wir, als der Nickerkater (inzwischen schon lange ein Sternchen) bei meinen ersten beiden Katzen einzog, dem gemütlichen Kater Nero und der Oberzicke und Chefin Jeannie.
Nicki war, ähnlich wie Merlino, einer vom Stamme "Hoppla, jetzt komm ich" und "was nicht bei drei auf dem Baum ist, ist meins". Kaum aus dem Kennel raus, stolzierte er schon durch die Wohnung, als ob er immer bei uns gewohnt hätte. Und während ich noch die Formalitäten mit den Damen vom TSV, die ihn gebracht hatten, regelte, hörte ich schon das erste entrüstete Fauchen von meiner großen grauen Ratte, die den neuen Untertan vollkommen überflüssig fand. 😀
Eine direkte Konfrontation der beiden mit Konsequenzen blieb mir insofern erspart, als ich Nicki direkt zum TA schleppte, weil er mit einem Schnupfenschub ankam und der TA mir zu einer Separierung im Bad riet, damit meine Ureinwohner sich nicht ansteckten.
Meiner Erinnerung nach blieb Nicki etwa 1,5 Wochen in Quarantäne, bis sein Schub abgeklungen war, und auch wenn Jeannie immer wieder man Wache vor der Tür saß, blieben weitere Protestkundgebungen aus. Davon ab war Jeannie - als erfahrenes und ausgebeutetes Mütterchen - jede Art von Katzengesellschaft gewohnt und konnte sich auch als Kastratin sehr gut durchsetzen. Ich glaube, sie hat die Y-Chromosomträger ohnehin nie ganz für voll genommen.... 😀
Die Ureinwohner reagierten eher defensiv, also mit Fauchen und Weggehen, auf Nickis Ankunft, nachdem er seiner Einzelhaft entkommen konnte, und sie arrangierten sich auch schnell mit ihm. Jeannie stapelte gern mit beiden Katern, und auch wenn die beiden Kater sich untereinander nie so richtig anfreunden mochten, kamen sie miteinander aus.
Nicki mochte eigentlich keine anderen Kater, wie wir im Lauf der Zeit feststellten, aber nach einigen Attacken von der Art, dass ein grober Klotz auf einen groben Keil muss, akzeptierte er, dass Nero ältere Rechte hatte, und stieg, nachdem die zierliche, aber drahtige Jeannie ihm mehrfach heftige Ohrfeigen verpasst hatte, auf Mädchenraufen und Fangespiele etc. um. 😉
Von daher bin ich der Meinung, dass solche unternehmungslustigen und raumgreifenden Katertypen - so sozial sie auch sein können! - v. a. dort gut aufgehofen sind, wo ein selbstbewusstes älteres Weibchen den Ton in der Gruppe angibt und den Raufbolden ordentlich Kontra gibt.
Bei einem Sensibelchen wie deiner Püppchen besteht da immer die Gefahr, dass eine zu schnelle Zusammenführung ein Vakuum ergibt, in das der neue Raufbold reingrätscht und sich breit macht, während sich die sensible Kätzin immer mehr zurückzieht und nichts mehr traut.
Unter Katzens hat man von gewaltfreier Erziehung bisher noch nichts gehört, daher sollte man als Katzenhalter akzeptieren, dass die Feliden ihre Meinungsverschiedenheiten relativ gewalttätig austragen können und dass auch Teenager noch mit Ohrfeigen und groben Worten in ihre Schranken gewiesen werden. 😉
Du hast das Rüpelproblem dir in gleich dreifacher Ausführung ins Haus geholt:
Tom und Jerry sind normale durchschnittliche Kater-Teens, und Merlino ist der Typ angry young man wie sintemalen James Dean (nur ohne Porsche ^^) oder eben was heute als bad boy durch diverse moderne romantic comedies und Filme geistert.
Während die Brüder sich miteinander beschäftigen können, muss sich Merlino seinen Platz selbst erschaffen - so zumindest dürfte er selbst es sehen. Und hier mit dem neuen Zuhause hat er die Gelegenheit, eine Gruppe aufzumischen und seinen eigenen sozialen Status enorm zu verbessern, wenn er die beiden vorhandenen Weiber übertrumpfen kann.
Die langsame Zusammenführung mit Gittertür stärkt Püppchens Status, weil sie jenseits der Tür (aus Merlinos Sicht) ihren jetzigen Rang beibehält im Duo der beiden Ureinwohnerinnen und ihm, ohne Konsequenzen fürchten zu müssen, klar machen kann, was sie von seinen Rüpelmanieren hält.
Im Katerzimmer kann sich Merlino eventuell als Chefkater der kleinen Katergruppe etablieren, was gegenüber seiner gewesen Situation als Streuner (vermute ich) eine Aufwertung seines sozialen Ranges sein mag und seinen diesbezüglichen Ehrgeiz befriedigen könnte.
Je länger der Zeitraum ist, den die Katzen im gemeinsamen Revier verbringen (auch wenn sie durch die Gittertür getrennt sind), desto mehr nehmen sie auch den gemeinsamen Gruppengeruch an und akzeptieren die Anwesenheit der anderen Katzen im Revier.
Anders als echte Wildkatzen, die in der Tat strikte Einzelgänger sind und jeden Artgenossen aus dem eigenen Revier vertreiben, verhalten sich Hauskatzen bei Revierstreitigkeiten generell eher defensiv, solange die Möglichkeit besteht, dass die vorhandenen Ressourcen geteilt werden können und trotzdem ausreichen.
Die Weibchen einer verwandten Gruppe verteidigen das Revier gegen fremde Männchen insbesondere auch unter dem Gesichtspunkt der Welpenaufzucht, soweit mir bekannt ist, akzeptieren aber häufig auch fremde Männchen an den vorhandenen menschengemachten Futterstellen.
Kastraten und Kastratinnen sollten insofern reviertechnisch deutlich toleranter sein als intakte Kätzinnen und Kater.
Wenn die Gemeinsamkeit des Gruppengeruchs und das stete Vorhandensein der neuen Katzen (= "der geht aber nicht mehr weg" ^^) erstmal etabliert ist, tun sich die Ureinwohner durch den Zeitablauf und die damit verbundene Gewöhnung leichter, die Neuen als gruppenzugehörig zu akzeptieren.
Die persönliche Sympathie und Kompatibilität entscheidet dann darüber, ob sich neue Freundschaften bilden oder es auch dauerhaft bei einer Zweckgemeinschaft bleibt.
Zwischen meinen Sternchen Nicki und Nero blieb es, um es in diese Termini zu bringen, eher bei einer Zweckgemeinschaft, während zwischen Nero und Jeannie einerseits und Jeannie und Nicki andererseits deutliche Freundschaft herrschte.
Five, deine Mädels sehen sich in Gestalt der neuen Kater insofern einer kleinen Invasion von männlicher Rauferei und Gewalt gegenüber:
die beiden Pubertisten, Tom und Jerry, sind in einem Alter, wo sie ggf. auch gern mal eine Frau verkloppen, um etwas Abwechslung zu haben (die raufen alles an, was nicht bei drei auf dem Baum ist 😉), und Merlino als bad boy mit der dicken Hose, die erstmal von einer der "Tanten" ausgeklopft werden muss, um ihn wieder auf Normalmaß zurecht zu stutzen. 😉
Denn: beide Mädels sind ja älter als die drei Jungs und insofern "Tanten".
"Tanten" helfen bei der Kittenerziehung in der Müttergruppe häufig mit und ergänzen das, was die Mütterchen den "Schulkindern" an kätzischem Sozialverhalten mit auf den Weg geben, bevor der neue Wurf geboren wird und die volle Aufmerksamkeit des Mütterchens beansprucht.
Wie nachhaltig die Tanten das Katerverhalten beeinflussen und wieviel Ausdauer sie gerade bei den Kater-Pubertisten benötigen, habe ich bei meiner aktuellen Gruppe (drei - jetzt noch zwei - Mädels und ein Kater, der als Teenager im Alter von ca. sieben Monaten bei uns einzog) deutlich gesehen.
Moody, frisch kastriert und noch voller Erinnerung an das gewesene Testosteron, zog bei uns ein, völlig davon überzeugt, dass ihm die Welt gehört und dass alle Frauen ein bisschen Haue gern haben. Er bezog das Kinderzimmer, und die Damen des Hauses (ein bis zwei Jahre älter als er, also trotzdem schon Tanten) wurden ihm einzeln vorgestellt.
Da die älteste, Nine, die verträglichste war und seine künftige Kumpeline werden sollte, setzte ich sie kurz nach seiner Ankunft dazu, und beide freundeten sich auch schnell miteinander an.
Bei den anderen beiden, dem sportlichen Törtchen Mercy und ihrer Herzensschwester, der dreibeinigen Chefin Pfötchen, war die Begeisterung über einen neuen Kater mäßig, und einen Raufer (nicht mal einen Mädchenraufer) wollten sie schon gar nicht.
Moody beeindruckte das gar nicht, und es brauchte Monate und etliche Ohrfeigen und Gefauche, sogar Geknurre der Tanten, bis er sie endlich ernst nahm und neben dem Mädchenraufen vermehrt Mädchenspiele mit ihnen spielte.
Das gemeinsame Raufen macht Moody vor allem mit Mercy, die als sportliches Mädchen in einem Wurf von Brüdern von kleinauf kennt, was Katerspiele sind, und die Mädchenspiele spielt er mit allen Mädels. Sie sind auch eng miteinander befreundet und stapeln häufig miteinander, was besonders für Moody als Handaufzucht nicht selbstverständlich ist.
Leider geht die Vergesellschaftung einer gemischten Gruppe nicht immer so relativ leicht, wie es bei uns der Fall war. Deine Katzen könnten, sollten die persönlichen Sympathien keine geschlechtsübergreifenden Freundschaften zulassen, zwei Kleingruppen bilden, das Mädchenduo und das Katertrio, Five.
Schwieriger könnte es aber dann werden, falls Püppchen ihre Reise ins Regenbogenland antreten würde und Nala bis dahin keine Freundschaften innerhalb der Katergruppe hätte schließen mögen. Dann bliebe sie allein zurück und würde eine neue Freundin benötigen.
Aber Nala erscheint ja recht aufgeschlossen und auch selbstbewusst, so dass sie auch in der Lage sein sollte, unter den Katern passende Kumpels zu finden. 😉
.... (Fortsetzung im nächsten Beitrag) ....