@Reni: Na, dann mal herzlich willkommen - und alle Achtung vor deiner Lesekompetenz!
🙂
Heute widmen wir uns dem schönen Thema: Wasseraufnahme bei Haustieren
Das mit Abstand überflüssigste Utensil in einem Haushalt mit Haustieren ist definitiv die Wasserschüssel. Die Wasserschüssel steht eigentlich nur rum, setzt Kalk an und schwappt regelmäßig über, wenn man mit dem Fuß dagegen stößt. Traurig schwimmt ein durchweichter Teppich aus Staubflusen und Tierhaaren auf ihrer unberührten Oberfläche. Nur hin und wieder erfährt sie mal ein bisschen Zuwendung seitens des Haustiers, wenn zum Beispiel eine Plüschmaus in ihr ertränkt werden muss.
An der Wasserschüssel treffen sich zwei Welten, die sich sonst eher auf Kollisionskurs zueinander befinden, in ungeahnter Eintracht: Wird sie doch von Hunden und Katzen gleichermaßen verschmäht. Der beste Freund des Menschen stillt seinen Durst beim Gassigehen aus möglichst schlammigen Ackerpfützen, Tümpeln voller Entengrütze oder Bewässerungsgräben. Die in der menschlichen Behausung residierende Samtpfote hingegen hat ihre eigenen Strategien zur Vermeidung der verschmähten Wasserschüssel entwickelt und offenbart auch hier ihren Hang zur individuellen Lösung.
Floris bevorzugte Wasserquelle ist die Vogeltränke auf dem Balkon. Nicht weil das Wasser dort besonders schmackhaft ist, sondern weil die anderen da nicht drankommen und sich immer neidisch die Nasen am Gitter des Provisorischen plattdrücken, wenn der Chefkater draußen einher stolziert und sich gelassenen Schrittes an der Vogeltränke niederlässt, um dort seinen Brand zu löschen (und den Nichtchefkatern triumphierende Blicke zuzuwerfen.) Nur an heißen Hochsommerabenden, von denen wir glücklicherweise ja nicht allzu viele haben, da bekommt die Chefkaterwürde den einen oder anderen empfindlichen Dämpfer, denn da besteht die balkonansässige Ringeltaube lautstark und flügelschlagend darauf, dass das eine Vogeltränke sei und der fette Kater jetzt gefälligst mal seinen dicken Hintern da weg bewegen solle, weil jetzt Ringeltauben-Blue-Hour sei.
Fritz zieht konfliktfreie Wasserquellen mit Geschmack vor. Sobald die Kaffeetasse und das Schüsselchen für den Obstsalat zum Einweichen in die Spüle gestellt werden, ist Fritz zur Stelle und schlabbert Wasser mit Kondensmilch- und Joghurt-Aroma. Fritz hat auch seine Liebe zum Gärtnern entdeckt und nimmt sich schon mal der vernachlässigten Topfpflanzen an, die ich dann abends bei meiner Heimkehr in der Joghurtschüssel schwimmend vorfinde. Man glaubt gar nicht, wie schleimig so ein Rest Joghurt das Wasser macht, bis man mal seine Topfpflanzen aus der Brühe gefischt hat und voller Grauen mit ansehen muss, was für eklige Fäden das zieht.
Henry schließlich hat sich auf den ganz großen Wasserspender im Haushalt verlagert: Die Dusche. Seit ich Henry habe, ist Wassersparen ein ganz großes Thema. Sobald ich die Dusche ausstelle, ist das Tier zur Stelle und klebt erwartungsvoll an der gläsernen Duschtür. Dusche ich zu lange, ist es auch schon vorher zur Stelle, patscht an die Tür und maunzt vorwurfsvoll, ich solle mich mal beeilen, es habe Durst. Ein regelmäßiger Konfliktpunkt ist die Benutzung des Duschkabinenabziehers. Während ich die Ansicht vertrete, das tägliche Abziehen der Glastüren spare viel Reiniger und schütze die Umwelt, ist Henry der Meinung, das Herumgequietsche mit der roten Gummilippe sei an sich schon ein tierquälerischer Akt und dauere außerdem viel zu lange. Öffnen sich endlich die Türen, drängelt er herein, möpt einmal beleidigt in Richtung Duschkabinenabzieher und macht sich daran, die Duschtasse säuberlich abzulecken. Ich steige umständlich über das schlabbernde Katertier hinweg, föhne mein Haar und schlurfe in die Küche, wobei ich an die flusige, verkalkte Wasserschüssel stoße.
Wann habe ich eigentlich das letzte Mal einen der drei daraus trinken sehen?
Durst ist schlimmer als Heimweh