Okay, so ein Bonnie kommt mir nicht ins Haus: Meine Yogasachen haben diese Woche schon genug gelitten!
😀
So eine Midlife-Crisis ist schon etwas Schreckliches. Knapp zwei Wochen vor meinem fünfzigsten Geburtstag treiben mich Fragen um wie: Hat die Erdanziehung zugenommen?, Waren Putzeimer, Einkaufskisten und Flori eigentlich immer schon so schwer? oder: Wie zum Teufel habe ich eigentlich früher einen Acht-Stunden-Tag in einem Job mit körperlicher Arbeit bewältigt?
Immerhin ist mir eine Konstante in meinem schon so langen Leben seit frühester Jugend geblieben: Mein Freund Murphy (der mit dem Gesetz) ging stets loyal an meiner Seite. Im September war eine Kollegin krank, die zweite war im Urlaub, auf der B58 wurde endlich mal die lustige Schaukeldelle in Richtung A1 saniert, und meine Nachbarn verreisten, damit das Alien auch mal was anderes von der Welt sah. Also stand ich um halb fünf auf, um in zwei Wohnungen fünf Katzen zu füttern und sechs Klos sauberzumachen, mit den anderen in der Provinz Berufstätigen an der Baustelle im Stau zu stehen und irgendwie den stetig wachsenden Stapel auf meinem Schreibtisch abzubauen. Abends dann schnell noch Besorgungen machen, nach Hause kommen und möglichst zügig dem Geschrei und Gekratze an zwei Wohnungstüren Einhalt gebieten.
Immerhin lernt man auf diese Weise das Wochenende erst so richtig schätzen. Ich putzte die Wohnung und den Hausflur, versorgte und bespaßte meine Schutzbefohlenen und freute mich auf die zweite Woche. Die kranke Kollegin wurde am Dienstag zurück erwartet und die verreisten Nachbarn am Mittwoch.
Am Sonntagabend steige ich mit den Prinzessinnen hinab in den Wäschekeller, um meine Wäsche dem Trockner zu entnehmen. Während ich die ersten Hosen falte, geraten die Prinzessinnen außer Rand und Band, springen in den Wäschekorb, quetschen sich hinter die Waschmaschinen und erklimmen schließlich jede einen Trockner. Eine Weile schauen sie von dort herab, wie ich die Wäsche falte. Dann beschließt Tapsy, mal nachzuschauen, ob die Wäsche auch wirklich trocken ist.
Die Prinzessinnen sind, wie es sich für Prinzessinnen gehört, wunderschön. Die Augen sind groß und grün, das Fell ist glatt und glänzend und die Pfoten klein und zierlich. Dass an dieser makellosen Prinzessinnenaußenansicht auch nur ein Staubkorn haften könnte, ist eigentlich undenkbar. Und wie sie es geschafft haben, derartig dicke Staubflusen an ihren kleinen Füßen unbemerkt in den Trockner und die dort befindliche frisch gewaschene Wäsche zu befördern, das ist mir unerklärlich. Das muss irgendsoeine Wurmloch-Geschichte sein, wieder mal.
Ich ziehe Tapsy aus dem Trockner und versuche, die Flusen von der Wäsche zu zupfen. Die Flusen sind sehr feinflusig und zerflusen beim Zupfen. Ich fühle mich sehr müde und mache erstmal ein Foto von den Prinzessinnen, das ich den verreisten Nachbarn schicke. Dann schmeiße ich die flusige Wäsche in den Wäschekorb und schleppe meinen müden Leib die Treppen hinauf. Wozu Flusen zupfen, bis ich die Sachen anziehe, sind sie eh wieder vollgehaart, und ich muss sie ohnehin mit dem Kleberoller entfusseln.
Oben lade ich das Handy auf und gehen schlafen. Am Montagmorgen ist immerhin die Baustelle verschwunden, die B58 hat ein neues, glattes Stück Asphaltdecke, und ich bin schon um zehn vor acht in der Firma. Die Nachbarin schreibt aus dem Urlaub, dass ihr beim Anblick des lustigen Fotos eingefallen ist, dass ihre Wäsche auch noch immer im Trockner sei, und ob ich die wohl rausnehmen könnte. Eine interne Mail informiert mich, dass die kranke Kollegin weiterhin krankgeschrieben ist. Die Nachbarin fügt noch an, dass sie erst am Donnerstag nach Hause kommen. Ich kriege schlagartig Kopfschmerzen. Zum Glück ist heute Abend Yoga, da kann ich ein bisschen entspannen.
Um viertel nach fünf bin ich zuhause, um sechs muss ich zum Yoga. Schnell hole ich die Wäsche aus dem Trockner, füttere fünf Katzen, säubere sechs Klos, bereite das Frühstück für den nächsten Tag vor, lege meine Arbeitskleidung und die Fusselrolle bereit, schlüpfe in meine Yogasachen und will die paratstehende Sporttasche ergreifen. Stelle fest, dass Fritz, der in den letzten Tagen immer auf der Tasche geschlafen hat, wohl schlecht geworden sein muss. Beseitige schnell noch die Laufspuren am Schrank und die gröbsten Brocken, schnüre die Decke mit dem Yogagurt mit Polster und Matte zusammen, packe Blöcke und Platten in eine kleinere Tasche und schmeiße die Sporttasche zur späteren Säuberung in die Dusche.
Mit fast fünfzig und ganz viel Yoga mag man die Erdanziehungskraft als zunehmende Belastung wahrnehmen. Man verfügt aber auch über die nötige Gelassenheit, um seine Katzen nicht am Halse zu würgen. Oooooommmmmmmm!
Hier zeigt uns Tapsy das Asana "Die herabschauende Katze"