Ich wollte doch nur Futter spenden ...

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Da bleibt mir, mal wieder, nichts anderes übrig als zu sagen: HERRLICH!!!
Ohne deine Geschichten fehlt sonntags einfach was zum Frühstück.

PS: Ich habe 6 Katzen, aber soooo schön lustige Geschichten gibt es bei uns nicht*grübel
 
A

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Das sind sie , die Herrscher des Planeten. Aber ihn retten und die niederen Lebewesen zu besserer Einsicht zu führen haben sie noch nicht geschafft.

Schön , dass es aufwärts geht was die Nichtfreundschaft, zwischen Fritz und Henry betrifft.
Hätte mich auch gewundert , bei dem sanften Wesen von Fritz😀
 
Fritz lässt ausrichten: Eher friert die Hölle ein, als dass der doofe Rote jemals sein Freund wird! Und Berichte, wonach er dem morgens immer die Ohren wäscht und mit ihm gemeinsam den Keller erkundet, die weist er als (ich zitiere) "Lügen, infame Lügen" zurück.

Da sind sie wieder, die Fake News... 😀
 
Zitat:
Fritz lässt ausrichten: Eher friert die Hölle ein, als dass der doofe Rote jemals sein Freund wird! Und Berichte, wonach er dem morgens immer die Ohren wäscht und mit ihm gemeinsam den Keller erkundet, die weist er als (ich zitiere) "Lügen, infame Lügen" zurück.
Da sind sie wieder, die Fake News... 😀


Und wer braucht schon Freunde, wenn man solche Feinde hat.😎
 
Wenn du vom morgendlichen Ohrenwaschen ein Foto hättest , könntet ihr am Fotowettbewerb in diesen Monat schnell noch teilnehmen.
"Tierische Kumpel ". Da hätten Fritz und Henry sicher gute Chancen. 😀
 
Schön wieder von dir zu hören Mikesch.
Wo du recht hast , hast du recht.
 
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@mikesch: Einen Fisch in eine Publikation einzuwickeln, die die Fußabdrucktendenzen zeitgenössischer Politgrößen wiedergibt, ist nicht nur eine sehr unartgerechte Form der Fischhaltung, es träte das arme Tier auch noch mit Füßen. Pfui, sage ich da!😀

Zum Drama der Woche:

10. Juni 2017: Der schlimmste Tag des Jahres ist gekommen. Nachdem ich bereits einen Zahnarzttermin, die Krebsvorsorge und einen vollständig verregneten Pfingsturlaub hinter mich gebracht habe, dräut nun am sonnig blauen Junihimmel das ultimative Highlight einer grauenhaften Woche. Das absolute Maximum an sadistischer Finesse. Horror, dein Name ist Straßenfest!

Seit Tagen schon säumen aufgeregte Parkverbotschilder die Straße, mein armes kleines Auto muss ganz allein und fern von mir auf dem Friedhofsparkplatz stehen, Straßensperren lungern am Grünstreifen herum. Und nun ist es soweit. Um halb eins sprießen die Tapeziertische wie Pilze aus dem Boden, das rote Spielmobil der Stadt mit der Autohaus-Werbung kommt angerollt, und der Bürgermeister hält eine Rede. Henry habe ich schon seit der Ankunft des Kasperletheaters nicht mehr gesehen, und auch Fritz hält es nicht mehr in seinem geliebten Schaukelstuhl, als ein näselnder Alleinunterhalter mit der musikalischen Dauerbeschallung beginnt.

Einzig Flori kann die ganze Aufregung wieder mal überhaupt nicht verstehen und heftet sich an meine Fersen, als ich mit einem Brötchen und einem Buch dem Trubel zum Trotz auf den Balkon hinaus trete. Eine Weile hält er seine neugierige Rübe durch die Gitterstäbe des Metalltörchens und guckt interessiert zu, wie unten kleine Kinder von Stelzen fallen oder aus dem Rhönrad purzeln. Lustig, findet Flori, denn er hört ja das Geschrei nicht. Ich beneide ihn.

Als die Bühne und das Mikrofon von den überaus unmusikalischen Zöglingen der Kita gekapert werden, die ein einstudiertes Lied hinaus krähen, kapituliere ich und schlage vor, dass wir wieder hinein gehen und Fenster und Türen vor den Darbietungen verschließen. Mittlerweile hat auch Flori ziemlich schlechte Laune. Für gewöhnlich sitzen Fritz und Henry am Türgitter oder im Provisorischen und gucken neidvoll zu, wie der Chefkater draußen umher flaniert und ab und an herablassende Blicke auf seine sicher verwahrten Untergebenen wirft. Wenn die nicht da sitzen und neidvoll zugucken, dann lohnt sich das Flanieren ja gar nicht. Und macht auch keinen Spaß.

Vertrieben ziehen wir uns in die etwas stilleren Gefilde unserer Behausung zurück. Hier macht es zwar auch fleißig „Umffta, umffta“ und übertönt das Gebrabbel auf der Straße, aber es hat doch nicht die Intensität des Outdoor-Bereiches. Flori schlurft in die Küche und guckt in die Näpfe. Die Näpfe sind leer. Die Wohnung irgendwie auch. Die Untergebenen sind nicht nur nicht an Gittertür und im Provisorischen, nein, sie sind überhaupt nirgendwo zu sehen.

Flori ist nun ein wenig beklommen zumute. Die sind doch wohl nicht wieder ohne ihn in den Keller gegangen? Das nagt jeden Morgen an ihm, dieses unüberwundene Treppentrauma, das ihn oben am Absatz hält und ihn hindert, den Kumpels voran zu gehen in die geheimnisvolle Tiefe des Waschkellers. Unschlüssig steht Flori in der Küche und wedelt vor sich hin. Eigentlich ist es schon Zeit, den Chor der Hungerleider anzustimmen. Als Solist fühlt sich Flori aber nicht wohl. Unglücklich krabbelt er auf seinen Lieblings-Küchenstuhl und legt sich schlafen.

Auch ich beginne mich allmählich zu fragen, wo der Rest meiner kleinen Truppe abgeblieben sein mag. Auf mein ermunterndes Rufen hin lugt ein rotes Köpfchen aus dem Pappkarton auf dem Kleiderschrank. Ob denn der Henry nicht mal wieder runter kommen und was essen möchte, frage ich. Nein, sagt der Henry. Der Henry bleibe hier im Pappkarton, bis die brabbelnde Horde da unten woanders hingegangen sei.

Fritz bleibt unauffindbar, bis ich zum zweiten Mal in den Kleiderschrank gucke und in der allerhintersten Ecke hinter meinem eingemotteten Cocktailkleid ein winziges Stückchen grauen Pelz zittern sehe: Da hockt der arme Kerl und drückt sein Köpfchen an die Wand. Nicht einmal die liebevolle Anteilnahme von Personal und Chefkater vermögen das unsagbare Elend zu lindern. Fritz kauert und zittert. Ein Tellerchen Schlecksnack mit Zylkene wird wehen Blickes aufgeschlabbert, dann versucht das bibbernde Bündel wieder, sich unsichtbar zu machen.

Man mag mich einen ungeselligen Stoffel schelten. Aber ich mag keine Straßenfeste. 😡

Sind jetzt auch wirklich alle weg ...?
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Was muss das für ein schreckliches Straßefest gewesen sein.
Der arme Fritz ist ja wirklich ein Sensibelchen. :pink-heart:

Aber immerhin habt ihr es jetzt hinter euch. Jetzt kommt sicher nur noch das Stadtfest und das Sommerfest und ?

Schönen Dank für die Sonntagsgeschichte. :pink-heart:
 
Du und deine Pelzingers können einem aber auch so was von leid tun. Was ihr so alles erdulden müsst.😱
Aber stell dir mal vor, liebe Semolina, nix würde passieren, aber auch gaaaar nix. Das wäre doch ein langweiliges Leben. Und außerdem hätten viele hier des Sonntags zum Morgenkaffee nichts zum Lachen. Furchtbar! Denn wie man an euch sieht, ist das Leben ernst und hart genug.😀
 
"Und jetzt Die KiTa Kreischalarm mit ihrer Version von Hell's Bells!"

Liebe Semolina,
vor Strassenfesten stehe ich auch stets fassungslos da und frage mich, wie das sein kann. Allerdings habe ich in der Regel mehr Mitleid mit mir selbst, weil ich dazu gezwungen bin zwischen den Bierständen und Bühnen mit pensionierten Musiklehrern drauf ("Die Dixie-Kings") zum Rewe zu laufen, während sich mein Kater in den Schmutzwäschebehälter zurückziehen kann.

Liebe Grüße Mikesch2011
 
Unter großer Anteilnahme internationaler Medien wurde unlängst eine jener Fragen am Europäischen Gerichtshof entschieden, welche als wegweisend für unser aller Zusammenleben auf dem gemeinsamen Kontinent, ja als schicksalsträchtig für die gemeinsame Zukunft gelten können. Eine Frage, die uns EU-Bürger lange umtrieb, die uns nachts nicht in den Schlaf finden ließ, die wie eine ewige Wolke ihren Schatten auf das europäische Haus warf – endlich, endlich ist sie nun geklärt: Dürfen vegetarische Ersatzprodukte „Milch“ oder „Butter“ heißen? Das hohe Gericht hat uns nun von der drückenden Last dieser untragbaren Ungewissheit befreit und entschieden: Nein, dürfen sie nicht. Was nicht aus dem Euter kommt, ist auch keine Milch, geschweige denn ein Milchprodukt. Wo kommen wir, wo kommt der unkundige Verbraucher denn da hin.

Doof jetzt nicht nur für die ganzen Veggie-Boom-Firmen, sondern auch für die armen Drogerieverkäuferinnen, die vermutlich umgehend die Sortimente um Fußbutter und Sonnenmilch bereinigen müssen. Ich persönlich bin mir auch nicht so sicher, ob ich so voll und ganz hinter der Entscheidung stehen soll. Man sollte da, finde ich, als EuGH-Richter nicht päpstlicher sein als der Papst und auch mal an die Kühe denken.

Neulich, es war kurz vor der EuGH-Entscheidung, da stand ich im Supermarkt vor dem Kühlregal mit den Veggie-Produkten. Veggie-Produkte haben nämlich schon im Supermarkt eigene Kühlregale. Soweit ist es schon gekommen. Ich hielt ein Veggie-Produkt mit der Aufschrift „Veggie-Fleischwurst“ in der Hand und dachte, na ja, also Veggie-Fleischwurst, das muss ja jetzt wohl auch nicht sein. Aber dann dachte ich, egal, wenn’s schmeckt, und schmiss es frohgemut in den Einkaufswagen.

Tatsächlich, fand ich, schmeckte es. Was mich in meiner Vermutung bestärkte, dass der an industrielle Nahrungsmittel gewöhnte Westeuropäer eigentlich gar keine armen Kühe essen muss. Die Nahrungsmittelindustrie ist in der Lage, mit einem Haufen Geschmacksverstärkern und synthetischer Aromen aus jeder beliebigen in Form gepressten Pampe etwas Schmackhaftes zu zaubern. Das ist doch sehr fortschrittlich, vor allem für unsere muhenden Mitgeschöpfe. Gesund vielleicht nicht, also jetzt für uns Westeuropäer. Aber fortschrittlich.

So sitze ich am Mittwochabend nach Arbeitstag und Hausputz müde auf der Couch, vor mir ein Brettchen mit Brot, dicken Veggie-Formprodukt-Scheiben und einem kühlen, alkoholfreien Weizenbier und mache den Fernseher an. Die Erkennungsmelodie meiner Serie erklingt. Leider gibt es kein Bild. Ich drücke eine Weile auf den Fernbedienungen von Fernseher und Receiver herum, doch der Bildschirm bleibt schwarz.

Bestimmt ist die Schüssel kaputt, denke ich und wandere über den Flur zur Nachbarin. Nein, sagt die Nachbarin, die Schüssel sei nicht kaputt, sie habe ein Bild. Ton habe sie vermutlich auch. Hört man nur grad nicht, weil das kleine Nachbar-Alien Blähungen hat, wovon es die ganze Welt in Kenntnis setzen möchte. Ich kraule kurz noch die Prinzessinnen-Ohren und flüchte vor dem grenzenlosen Jammer des armen gebeutelten Blähbäuchleins zurück zu meinem dunklen Bildschirm. Die Nachbarin ruft mir noch hinterher, ob ich mal geguckt hätte, ob auch alle Stecker fest sitzen.

Jetzt, wo sie das ruft, fällt mir wieder ein, dass ich beim Putzen das TV-Regal mit dem Receiver von der Wand gerückt hat. Rasch eile ich meiner schwer verkabelten Technik entgegen und gucke den Receiver an. Stöpsele das rausgezogene Kabel wieder ein und da, hurra! Ein Bild!

Freudig strebe ich dem Sofa zu, werde aber auf halber Strecke auf dem Weg zum wohl verdienten Abendbrot gebremst. Auf dem Teppich hocken drei Kater im Kreis um meine Veggie-Fleischwurst und knurren sich an. Ich bin fassungslos. Das, schreie ich, sei meine Veggie-Fleischwurst und für Katzen überhaupt nicht geeignet, weil da gar kein Fleisch drin sei. Fritz guckt mich an und sagt, ihm doch egal, schmeckt aber. Dann sagt er zu den anderen, was er geklaut habe, fräße er alleine, schnappt sich das geschmacksverstärkte Pressprodukt und verschwindet unterm Sofa.

Und darum sage ich dem EuGH: Falsche Entscheidung. Man kann ruhig alles Butter, Milch und Fleisch nennen, was industriell erzeugt wurde. Den Unterschied merkt nicht mal ein gestandener Kater und auch sonst keine Sau.

Geschmack ist alles
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Ah, auch eine, der es auch so geht.
Auch ich stehe vor den Veggie- Produkten im Supermarkt und denke: nein, was es alles gibt. Und im heroischen Selbstversuch teste ich mich durch die "Leckereien".
Und weiß dann nach dem Versuch oft wieder, wieso ich manche Veggie- Fleisch- Ersatz- Produkte schon im Bioladen immer gemieden habe. 😀
Ich hatte die unglaubliche Geschmacksexplosion der gepressten Produkte einfach wieder verdrängt.

(Aber manches ist wirklich lecker).

Leider helfen mir meine Katzen nicht dabei, die negativen Erinnerungen hochzuhalten. Sie sind sehr konsequente Fleischesser.
 
Großartiger Beitrag!
 
Rettet die Erbsen!

Hallo Semolina, danke für deine Gedanken zur Veggie-Zunft.

Schon seit längerem denke ich über die Geschäftsidee nach, auch von "Fleischfresser"-Seite aus auf die Zusammensetzung der Nahrung hinzuweisen und entsprechende Produktnamen zu entwerfen:

"Carni-Salami" für Pflanzenfreunde.

Noch konsequenter sind die Produkte "Carni-Erbsen" (mit Gelatine und Schweineschmalz), sowie:

"Mett-Falafel".

Doch der Europäische Gerichtshof hat mir nun einen Strich durch die Rechnng gemacht.

Liebe Grüße Mikesch2011
 
.....Veggie-Formprodukt-Scheiben...

Wenn das mal keine appetitanregende Bezeichnung ist.😀

An die Problematik im Drogeriemarkt habe ich noch gar nicht gedacht. Gut, Sonnenmilch könnte man Sonnenlotion nennen, aber was, wenn dann beim nächsten Urteil auch Sonne drin sein muss?
Das brennt doch!😱

Und womit belege ich in Zukunft Hamburger und Hot Dogs? Wie ist Lebenserwartung, wenn man nach Frankfurt, Berlin oder Wien zieht?
 
Die EU - Beamten müssen doch was zu tun haben. Was gibt es auch Wichtigeres als eine genormte Gurke , einen genormter Apfel und und und . Da wird in Kommissionen beraten , Gerichte müssen Tagen, Gesetze ausformuliert und die Umsetzung überwacht werden.
Super wichtig und teuer.😱

Ich habe auch mal vegetarische Paprikapastete gegessen , die schmeckte nach Mehl und war total versalzen. Nie wieder!! Sorry, ich habe sicher einen vermurksten Geschmack.:aetschbaetsch1:

Aber wenn es den Katern schmeckt und vor allem bekommt , warum nicht.:grin:
 
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Ein nicht unwesentlicher Teil der Überlebensstrategie kleiner Raubtiere ist der regelmäßige Wechsel des Schlafplatzes. Speziell bei Einzeljägern kann man dieses Verhalten beobachten. Wer seinen Schlafplatz regelmäßig wechselt, verringert das Risiko, mitten im seligen Schlummer von einem größeren Raubtier aufgestöbert und gefressen zu werden.

Dieses Erbe seiner Ahnen bringt unser flauschiger kleiner Freund, die Hauskatze, aus der Weite der Steppe mit in unsere Wohnwelt. Zwar ist die Gefahr relativ gering, auf dem heimischen Sofa einem hungrigen Pavian oder Leoparden zum Opfer zu fallen, aber: Vorsicht ist die Porzellanmutter der Elefantenkiste. (Oder so.)

In meiner kleinen Wohnwelt sehen die Schlafgewohnheiten derzeit so aus: Tagsüber schläft Flori auf dem Küchenstuhl, Fritz im Schaukelstuhl und Henry im Bett. Abends, wenn ich mich zur Ruhe begebe, muss ich erstmal Henry ein getragenes Kleidungsstück aufs Bett werfen, auf dem er sich dann wälzt. Hat er sich fertig gewälzt, stiefelt er aufgeregt quietschend in die Küche, aus der es verheißungsvoll klappert und poltert, weil dort die allabendlichen Rituale „Spiel- und Raufrunde“ und „Schränke ausräumen“ zelebriert werden. Ich lese noch ein bisschen, bis der sinkende Lärmpegel andeutet, dass die kleinen Lieblinge nun müde sind und sich auf ihre derzeitigen löwensicheren Schlafplätze begeben. In Floris und Henrys Fall ist das das Sofa, während Fritz wartet, bis ich das Licht gelöscht habe, um sich im Schutz der Dunkelheit heimlich ins Bett zu schleichen, wo er meinen Rippenbogen erklimmt (ich bin Seitenschläfer) und dort so lange döst, bis er runterfällt. Dann beschwert er sich ein bisschen und rollt sich vor meinem Bauch zusammen.

Diese fest eingefahrenen Gewohnheiten werden maßgeblich erschüttert, wenn ich abends nochmal weg muss. Das kommt nicht häufig vor, weil ich generell nicht gerne weggehe. Manchmal lässt es sich aber nicht vermeiden. Zum Beispiel wenn ich bis zwei Uhr morgens auf einer Kulturveranstaltung hocken muss, die ein paar lokale Alibi-Kleinkunstschaffende in versifften Besenkammern stationiert, damit sie das Prädikat „Kultur“ und die damit verbundenen finanziellen Mittel auch verdient. Da sitzt man dann als Kleinkunsthansel in seiner neonbeleuchteten Besenkammer mit einem selbstgemalten Schild „Lesung“ an der Tür und erklärt den Leuten den Weg zum Toilettenwagen, der ähnlich stiefmütterlich ausgeschildert ist. Fünf Stunden lang sitzt man da und ist nervlich schon ganz zermürbt von der Klanginstallation, die die ganze Nacht lang direkt vor der Besenkammertür stattfindet. Und dann kommt man zu ungewohnter Zeit nach Hause und bringt die Instinkte der Steppenbewohner durcheinander.

Meine Rückkehr wird zunächst durchaus enthusiastisch begrüßt. Schließlich gehört es zum häuslichen Regelwerk, dass es was zu fressen gibt, wenn die Olle nach Hause kommt. Je öfter ich also das Haus verlasse, umso mehr gibt es zu fressen. Logisch. Auch die Zubettgehrituale werden einfach noch mal abgespult: Wälzen, toben, Schränke ausräumen. Leider eskaliert das Sportprogramm in der allgemeinen Erregung ein bisschen. Dreimal muss ich aufstehen, weil Fritz sich das ganz neue Spiel „Ich bin ein Leopard und der Henry ist ein kleineres Raubtier“ ausgedacht hat. Beim vierten Mal schmeiße ich einfach meine Trekkingstiefel gegen den Schreibtisch. Danach ist Ruhe, wenn man mal von den traurigen Huplauten absieht, die Fritz anklagend vom Buffet erklingen lässt. Zehn Minuten halte ich das aus, dann gehe ich in die Küche und entschuldige mich bei dem beleidigten Leoparden. „Muuuup.“ sagt Fritz und dreht mir den Rücken zu. Ich spendiere noch eine Runde Knabberstangen. Mittlerweile ist es halb vier.

Zwei Stunden später sind die Knabberstangen verdaut, und die kleinen Raubtiere hüpfen im Bett rum und schreien, dass sie Hunger haben. Ich mache uns Frühstück, pussele dann eine Weile doof herum und trage Flori durch die Gegend, der einen schlimmen Schmuseflash hat. Schließlich schlage ich vor, dass wir uns noch ein bisschen hinlegen. Flori findet die Idee gut. Henry nicht. Tagsüber ist das Bett sein Schlafplatz, da haben Flori und ich nix zu suchen. Dieser Meinung verleiht er mit empörten Kniekneifern Ausdruck. Als das nichts bringt, weil meine Knie sich unterhalb der Bettdecke befinden, plumpst er auf den Teppich und watschelt raus ins Provisorische.

Er kommt erst wieder zum Vorschein, als Flori und ich unseren Ruheplatz aufs Sofa verlegen, um fernzusehen. Mit rachsüchtiger Miene entert er die Couch, quetscht sich zwischen Flori und mich und strampelt so lange herum, bis ich ganz an den Rand des Möbels gerutscht bin und das kleine Raubtier sich triumphierend ausgebreitet hat. Mit einem zufriedenen Seufzer schlummert er ein.

Nur eine entschlossene Schlafplatzstrategie garantiert schließlich the survival of the fittest.

Löwensicherer Schlafplatz
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Finn hat einen seiner sicheren Schlafplätze auf einem der Sessel in der Veranda.
Nun, letztens saß ich mit meinem Besuch...
Ich erspare uns lieber die scheußlichen Details dieser Katerquälerei.
 
Porzellanmutter der Elefantenkiste (oder so)😀😀:muhaha:

Wie schön von deinen Lieblingen zu hören.
Schön auch , dass der Henry sich so gut integriert hat und Fritz mutiger geworden zu seien scheint.:pink-heart:
 
Zuletzt bearbeitet:
was für eine toll geschriebene Geschichte

DANKE!

ich musst wirklich wieder sehr lachen
 

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