@sassenach: Na dann herzlich willkommen ... gut, dass grade Ostern ist und genug Zeit zum Forumgucken!
🙂
Unsere Geschichte, heute zum Thema "Katzentreue":
Während die Treue des Hundes zum Menschen schon sprichwörtlich geworden ist, kann sich die Katze solcher Tugenden nicht rühmen. Was ihr aber auch ziemlich egal ist. Vor allem wenn’s ums Fressen geht. Da kann sie erschreckend emotionslos reagieren.
Seit ich – wieder einmal – meine mehr oder weniger moppeligen Mitbewohner auf Diät gesetzt habe, hängt der Haussegen schief. Vor allem die innige Beziehung zwischen Flori und mir hat sich merklich abgekühlt, nachdem ich die tägliche Futterration um ein Drittel reduziert habe.
Unter rein rechnerischen Aspekten macht das durchaus Sinn. Jede Katze erhält morgens und abends eine Portion Nassfutter. Fritz frisst von seiner Portion ungefähr zwei Drittel, Henry ein Drittel und Flori alles plus das, was die anderen beiden liegen lassen. Seit alles nur noch zwei Drittel kriegen, frisst Fritz genausoviel wie vorher, Henry die Hälfte und Flori kommt mit seinen zwei Drittel plus Henrys Drittel auf eine ganze Portion statt wie bisher auf zwei. Somit werden Fritz und Henry satt, und Flori macht FDH.
Mathematik ist indes nicht Floris Ding. Und wenn es um seinen Magen geht, dann ist ihm die Magie der Zahlen auch herzlich wurst. Beim Anblick der winzigen Portion auf seinem Teller macht sich schon Bestürzung in seiner Miene breit, und Fritzens blank geputzter Napf stürzt ihn in einen Abgrund tiefster Verzweiflung. Klagend wendet sich das geschundene Tier ans Personal, doch das lässt sich nicht erweichen. Aus dieser unhaltbar tierquälerischen Situation führt nur ein Ausweg. Nämlich der über den Hausflur.
Es ist Samstagabend, und mir fällt ein, dass ich noch die Wäsche aus dem Trockner holen muss. Flori watschelt misslaunig hinter mir her, und ich beschließe, ihn ein wenig im Flur zu lassen. Dort duftet es ganz wunderbar, denn die Nachbarin kann sehr gut kochen. Während ich mich in den Waschkeller hinab begebe, pflanzt sich Flori auf die Fußmatte der Nachbarn und wartet geduldig.
Bald schon wird seine Ausdauer im Auf-der-Stelle-Sitzen belohnt, denn der Nachbar kommt heraus, um die Getränke fürs Abendessen aus der Rumpelkammer zu holen. Angesichts des ausgehungerten Tieres auf der Matte gerät das Vorhaben jedoch ins Stocken. Was Flori denn da mache, will der Nachbar wissen. Er käme zum Abendessen, erklärt Flori und versucht hineinzugehen. Der Nachbar ist mit der Situation überfordert und ruft nach der Köchin, die nun auch an der Türschwelle erscheint und von Flori wissen möchte, was er denn da mache und wo sein Personal sei.
Das Personal hat den Aufruhr aus dem Obergeschoss mittlerweile mitbekommen und eilt, Böses ahnend, die Treppe hinauf. Flori hat sich, seiner Leibesfülle zum Trotz, am Nachbarbein vorbei gequetscht und schickt sich an, die Nachbarwohnung zu betreten, aus der es so verheißungsvoll duftet. Den geeinten Protest von Nachbarn und Personal pariert er elegant mit dem Hinweis auf sein körperliches Handicap.
Um dann mit einem Mal den Rückwärtsgang einzulegen: Das Prinzessinnen-Empfangskomitee, bislang noch in der Küche mit dem Bewachen des Herdes beschäftigt, ist im Flur erschienen, und IKH Chili begrüßt den Gast mit ausgestrecktem Hals und empor gerecktem Schwänzchen. Flori gerät in Panik und tritt den Rückzug an. Chili indes will den unerwarteten Gast noch nicht gehen lassen und kommt hinterher. Flori erstarrt zur Salzsäule, hin- und hergerissen zwischen seinem entsetzlichen Hunger und der angeborenen Furcht eines großen dicken Katers vor der geballten Macht zweier halb so großer Prinzessinnen.
Die Nachbarn ergreifen die Chance und die Prinzessin und knallen die Tür zu, und ich versuche mein gebeuteltes Tier damit zu trösten, dass bei uns eine leckere Tiefkühlpizza mit Spinat im Ofen brutzele. Flori wirft mir einen Blick zu, der PETA erweichen würde, und trottet mit hängendem Schwanz in die Wohnung, ein Geknechteter nach einem missglückten Fluchtversuch.
Bei Katern geht die Liebe ganz eindeutig durch den Magen.
Gut gepolsterte Katzen erfreuen sich bei ihren Artgenossen großer Beliebtheit