Als Kaninchenhalterin möchte ich auch mal dazu etwas schreiben:
Es ist richtig: Leider ist die Erkenntnis, dass Kaninchen nicht in Käfige gehören, bei Weitem noch nicht bei Jedem angekommen 🙁
Die Formel: Viele Kaninchen im Freilauf = glückliche Kaninchen ist so aber leider(!) auch nicht per se richtig. In Kaninchengruppen herrscht eine Hierarchie und eine stete Dynamik. Letztere insbesondere dann, wenn immer wieder Tiere die Gruppe "verlassen" (meist leider aus traurigem Anlass) und/oder neue hinzukommen. Dann wird die Rangordnung jedes Mal wieder aufs Neue festgelegt und das verursacht Stress bei den Tieren. Ich hatte in solchen Perioden z.B. deutlich anfälligere Tiere für Parasitenbefall (Milben, Hefen, Kokzidien etc.).
Auch in "ruhigen" Phasen ohne Neuzugänge kam es jedoch mitunter leider auch zu Reibereien, z.B. wenn eines der "Leittiere" (das männliche oder auch das weibliche) schwächelte. Mehrmals ist es in den ganzen Jahren dann vorgekommen, dass das Leittier "vom Thron gestoßen" wurde, und zwar weißgott nicht immer sanft... Früh- und Spätkastraten bei den Böcken war auch immer so ein heikles Thema bei der Gruppenhaltung... 🙄
Wenn dann eines der Tiere nachhaltig aus der Gruppe geflogen war (teilweise ziemlich blutig...), stellte sich die Frage: Das Alttier behalten (und ein neues Tier als Partner anschaffen) oder das Alttier abgeben? Dann die Frage: Wer nimmt ein altes, teilweise krankes, teilweise sogar medikamentenpflichtiges, pflegeintensives Kaninchen und gibt ihm sein Gnadenbrot? Schwierig... nicht unmöglich, aber schwierig...
Die häufigste Option für uns war dann: Neuzugang, Vergesellschaftung und behalten. Dadurch wurden es dann mit der Zeit immer mehr Tiere, immer mehr "Gruppen" (wobei dann eine "Gruppe" mitunter nur aus einem Pärchen bestand) und immer mehr Platzbedarf. Und, ach ja, immer mehr Zeitaufwand, immer höhere Kosten usw.
Dann wurden kurz hintereinander unsere drei Kinder geboren und seitdem ist klar: Die Zahl der Kaninchen muss wieder sinken. Schwer(st)en Herzens gebe ich seitdem jedes Tier ab, das aus der Gruppe fliegt. Bei einem bin ich noch so sehr am Hadern, wissend, dass ich für ihn eine Lösung finden muss und ein Verbleib hier dauerhaft keinen Sinn macht.
Jede Abgabe belastet uns als Besitzer, aber natürlich auch das Kaninchen. Nun ist es bei uns(!) so, dass wir keinen derart engen Bezug zu unseren Kaninchen haben, wie zu unseren Katzen. Unvorstellbar wäre es, wenn wir über eine Abschaffung einer unserer Katzen auch nur nachdenken müssten! Sie sind für uns absolut vollwertige Familienmitglieder. Was also tut man, wenn man Katzen möglichst artgerecht in Gruppen- oder Partnerhaltung halten möchte, es jedoch schief läuft? Was macht eine Abgabe dann mit einem Tier, das sich so viel enger an den Menschen bindet als die meisten Kaninchen? Was macht sie mit den Menschen, die dieses Tier lieben? Mit den Kindern, was lebt man ihnen vor?
Das soll jetzt bitte nicht als Plädoyer für Einzelhaltung per se verstanden werden! Bezogen auf Kaninchen bin ich jedoch zu der Überzeugung gelangt, dass es Tiere gibt, die sich mit einem ruhigen Partnertier wohler fühlen als in einer Gruppe (ab 3 Tieren) oder gar Großgruppe. Bzgl. Katzen bete und hoffe ich, dass uns eine Abgabe auch weiterhin erspart bleiben wird und -ich bin ehrlich - schließe nicht kategorisch aus, dass ich zumindest auf Zeit Einzelhaltung betreiben würde (z.B. wenn von einem alten Geschwisterpaar irgendwann nur noch ein altes, kränkliches Tier verbleibt, dem ich einen Neuzugang inkl. Vergesellschaftung nicht mehr zutrauen würde).
Relativ oft findet man in den Kleinanzeigen bei den Abgabekaninchen als Begründung, das entsprechende Tier verstehe sich nicht mit den anderen. Oder es werden mehrere Tiere abgegeben, jedoch alle einzeln gehalten (und einzeln inseriert), weil es eben gekracht hat. Klar haben die Besitzer oft Vergesellschaftungsfehler gemacht. Aber manche Tiere sind halt eben auch... schwierig...
Viele Grüße,
Liloe