Zum Thema Einzelkatze.
Ich betone noch einmal, dass eine Einzelhaltung, insbesondere bei Wohnungskatzen, schlecht ist, darüber besteht Konsens.
Die Hardliner unter den Verfechtern der Haltung, mit 2 oder mehr Katzen, scheinen mir allerdings ganz überwiegend nur die Situation in geschlossenen Wohnungen zu kennen. Katzen haben ein ausgeprägtes Sozialverhalten, keine Frage, aber es sind keine Rudeltiere, die fest Gruppen bilden, gemeinsam jagen oder ihr Revier verteidigen.
Gut, Katzen in freier Wildbahn gibt es eigentlich nicht, aber ihr normales Verhalten und ihre traditionelle Umgebung ist eben nicht eine 40 m² Wohnung, sondern der Freigang. Natürliche Umgebung ist, bei einem reinen Haustier, sicher ein unpassender Begriff, also nennen wir ihn besser den Traditionellen.
Traditionell wird eine Katze in einer menschlichen Behausung wohnen, aber ein weit größeres Revier abstecken. Die Kater laufen weiter, die Katzen etwas weniger. Die Reviere können identisch sein, sich überlappen oder die Grenze wird beinhart verteidigt.
Auf dem Bauernhof, bei uns nebenan, lebt eine glückliche Einzelkatze, die gerade versucht den Mauskillrekord unseres Coonis zu brechen. Ihr Revier ist etwa 300 m lang. Die Kater aus der Umgebung haben noch größere. Da gibt es einen Schwarzen, der wird hochkant rausgeworfen, wenn er sich bei uns blicken lässt und einen Roten, mit dem geschmust wird.
Der Schwarze hat also ein komplett anderes Revier, das Revier vom Roten überlappt mit dem von Bauersmiez.
Unsere 6 haben nur noch begrenzten Freigang. Damit liegt ihr Revier mitten im Revier von Miezi. Wenn man sich begegnet gibt es jede Reaktion, von freundlicher Annäherung, über Ignorieren, bis hin zur Aggression, je nachdem, wer ihr gerade begegnet.
Anders ausgedrückt das Sozialverhalten von Katzen ist nicht einfach nur vorhanden, sondern hochkomplex, viel zu komplex als dass wir es einfach ersetzen könnten. Selbst Kastraten die artig auf ihr Klo gehen, fangen schnell an, ein Revier zu markieren, wenn sie draußen Gelegenheit dazu bekommen. Das ist ein natürliches Sozialverhalten, und dafür bedarf es nicht 2 Katzen, die exakt im gleichen Haus wohnen. Das regeln die ganz von allein!
Wenn wir zu dem Schluss kommen, unsere Sesselfurzer, in Luxushaft, brauchen einen Spielkameraden, dann ist es grundsätzlich richtig, aber trotzdem nur eine Krücke, die das völlige Verblöden der Tiere verhindert. Wir können ihnen weder ein angemessen großes Revier bieten, noch lebende Beute oder Kontakt zu laufend anderen Katzen, wie es in Freiheit vorkommt.
Was ist jetzt die Schlussfolgerung? Freigang ist immer natürlicher als Wohnungshaltung, und eine Einzelkatze in Freigang wird wahrscheinlich mehr Sozialkontakte haben, als eine Schmusemaus im Doppelzimmer.
Ich persönlich habe eher ein schlechtes Gewissen, weil ich meinen Tieren diesen Freigang nicht mehr gewähre, als dass ich mir Sorgen, um die einzelne Mieze nebenan, mache.
Ach ja, was Kitten betrifft, denke ich positiv und gehe davon aus, das der TE sein Kitten, mit frühestens 3 Monaten, übernimmt. Spätestens mit 6 Monaten hat es dann entweder seinen ersten Kumpel gefunden oder sich einen Satz heißer Ohren geholt. Das Risiko besteht immer, bei Freigang.
Der TE betonte aber bereits, dass er Freigang gewähren will. Damit wäre es sicher immer noch schöner, zwei Tiere zu haben, der Zwang dazu ist aber weit geringer.