Nachbars Katzer ist eingezogen – ob das funktioniert?

  • Themenstarter Themenstarter Desiree68
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Statusbericht nach 4 ½ Monaten…….

Danke der Nachfrage!


Wir haben gute und wir haben schlechte Tage. Nach einer ruhigen Nacht folgen meist zwei laute Nächte. Es gibt fünf Katzentoiletten (sechs, wenn man die im Stiegenhaus mitzählt). Neben Bett und Sofa (mit unterschiedlich beschaffenen Decken) gibt es neun Liegen, fünf Mulden, drei deckenhohe Kratzbäume. Es gibt vier Katzenbrunnen und gefuttert wird nur hochwertiges Futter und alle zwei Wochen schneide ich 70g-Portionen Rinder- oder Hühnerherzen. Es gab Zylkene, gibt Bachblüten, gerade stecken wieder Felyway-Zerstäuber in Gang und Wohnzimmer.

Es gibt Bälle, Mäuse, Laserpointer, Spielschienen, Fummelbretter, Spielzeug mit Katzenminze, Baldriankissen – das Spielzeug wird natürlich alle paar Tage ausgetauscht. Es wird geclickert, ausgiebig gespielt, spazieren gegangen und – soweit gewünscht – gekuschelt und geschmust. Es gibt Zeit und viel Liebe.

Ich hab ein Seminar für die Anwendung von Tellington Touch besucht (und wird auch täglich angewendet), wir waren mit Tiger bei der Akupunktur. Im Dezember besuch ich auch noch einen Grundkurs zur Tierkommunikation. Wenn ich diesen Kurs mache, kann ich im Anschluss eine „Schamanische Reise zum eigenen Kraftier“ machen, wobei ich das noch ein bisserl sehr schräg finde und das niemanden erzählen würde – aber wer weiß, ich hätte mir vor Monaten einiges nicht vorstellen können :yeah:

Ich bin relaxed – wir waren vorletzte Woche auch vier Tage im Ausland. Amsterdam erwies sich als ideales Reiseziel, weil halt schon eine entspannte Stadt, was wirklich gut getan hat. (Die Katzen wurden natürlich zweimal täglich von meinem Vater – selbst im Besitz von sechs Katzen – betreut).

Tiger:
Wenn ein „stadtbekannter“ Streuner zu einem lautstarken Stubenhocker mutiert, darf man wohl interpretieren, dass er angekommen ist. Er ist bedeutend ruhiger geworden, aber immer noch ein bisserl ein „Problemkater“. Er lässt sich von uns zwar schon recht gerne streicheln, fordert seine Kuscheleinheiten auch ein, aber er hat immer noch etwas sehr unberechenbares und haut oft zu, kratzt und beißt (Kinder lass ich nicht mit ihm spielen). Er pinkelt immer noch „unmotiviert“ in die wenigen Ecken ohne Toilette, es gab aber zwischendruck auch schon mal zwei urinfreie Wochen. Ins Stiegenhaus darf er nicht mehr. Er plaudert den ganzen Tag und ist immer in unsere Nähe. Er weiß, dass er die Nummer zwei im Haus ist. Er fliegt immer noch 2-3 mal am Tag raus, weil er nicht daran denkt, sein Lieblingshobby „Pezi jagen“ auch nur ein bisserl einzuschränken. Er ist – das wage ich wirklich zu behaupten – ein glücklicher Kater geworden.

Pezi:
Sie kann den Kater nicht leiden und ist sehr genervt von ihm. Sie hat sich verändert, wobei ich nicht glaube, dass sie leidet! Sie ist nicht mehr die Schmusekatze von früher und liegt immer im Kratzbaum ganz oben. Wenn sie dann doch mal schmusen kommt ist sie meist nicht entspannt, vor allem wenn sie den Kater in der Nähe weiß. Jede Bewegung von ihm lässt sich aufhorchen. Sie hat noch einige Privilegien (sie darf z.B. mit ins Stiegenhaus um den Müll zu versorgen). Sie spielt immer noch nicht gerne, zum Clickern ist sie mehr zu animieren, hat aber sicher mit den Leckerlies zu tun, die sie bekommt.

Tiger & Pezi:
Freunde werden die Beide nicht mehr. Er jagt sie immer noch, wann immer sich die Gelegenheit ergibt. Ablenkung unmöglich. Wenn er ihr zu nahe kommt wird immer noch heftig gepfaucht und geknurrt. Vor allem morgens ist meist Theater. Er kann auch mal seine Pfote ausfahren, wenn sie irgendwo ruhig liegt. Aber ohne Krallen. „Gebückt“ geht sie nicht mehr durch die Wohnung und wenn sie sich in der Küche treffen wird auch intensiv vorn und hinten geschnuppert. Unter Tags, wenn es ums schlafen geht, ist mittlerweile wirklich Ruhe. Sie haben sich diesbezüglich arrangiert. Sie schlafen in unterschiedlichen Zimmern und lassen einander sein.

Wir waren ja für ein paar Tage verreist. Natürlich wurden die Katzen bestens betreut. Mein Vater, der morgens und abends immer zum Füttern und Streicheln kam, hat nicht feststellen können, dass es irgendwelche Aggressionen gegeben hätte. Beide waren immer da und die Wohnung war auch nicht verwüstet, als wir zurückgekommen sind. Ich hatte schon Angst, Pezi unterm Sofa erst mal hervorlocken zu müssen oder dass sie gar nicht so schnell kommt. Aber: Große Freude von Beiden, als wir wieder zurückgekommen sind. Pezi ist sofort zum Schmusen gekommen und hat sich vor lauter schnurren kaum mehr ein bekommen. Er war auch sehr aufgeregt und wollte auch ins Bett, was Pezi aber mit Pfauchen und Knurren zu verhindern wusste. In der Nacht nach unserer Rückkehr – nachdem es Pezi auf dem Kratzbaum im Schlafzimmer gemütlich gemacht hat, ist der Kerl auch das erst mal (und bisher auch einzige mal) ins Bett schlafen gekommen. Und ich war dann doch überrascht, dass keine der Katzen auch nur irgendwie verspannt war.

Die Tage werden kürzer, die Aufenthalte in freier Natur werden weniger. Aber es wird nicht „schlimmer“ geworden, was ich sehr befürchtet habe. Wirklich besser aber auch nicht.

Leider ist von unserem gewohnten und gelebten glücklichen Katzenzusammenleben nicht allzu viel über. Aber wir haben Tiger „versprochen“, dass er sicher bis Ende Jahr bleiben darf. Bis dorthin reden auch mein Mann und ich nicht darüber, ob wie und was. Wir freuen uns über jeden ruhigen Tag und hoffen halt :verstummt:.

Ein guter Bekannter von mir ist im örtlichen Tierheim beschäftigt. Er hilft uns, wenn wir uns entscheiden, Tiger nicht zu behalten, wobei der sich bei einem „Lokalaugenschein“ auch etwas Sorgen gemacht hat, weil das Tigerlein eben nicht ein Kater ist, in den man sich sogleich verliebt und schon als „Probelkater“ einzustufen ist. Na ja – vielleicht mach ich dann doch noch die Schamanische Reise :omg:.

Soweit – ich meld mich wieder!
Liebe Grüße
Desi
 
A

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Hallo Desi! 🙂

Das hört sich so la la an. Nicht schlecht, aber es könnte wirklich besser sein. Toll, was Du bisher alles unternommen hast. Hut ab! Du lässt keine Möglichkeit aus.

Ich drücke immer noch ganz doll die Daumen, dass Tiger es sich doch noch überlegen wird und Pezzi nicht mehr jagt. Und vielleicht endlich begreift, wozu ein Katzenklo da ist. Man muss ihm mal irgendwie deutlich machen, dass er sein Zuhause damit aufs Spiel setzt 😉

Ich hoffe sehr, dass er, wenn es denn nicht klappt, nicht ins Tierheim muss, sondern Ihr für ihn ein schönes Zuhause finden werdet. Bitte berichte weiter.
 
das Ultimatum ist defintiv abgelaufen!

Über ein halbes Jahr ist es jetzt her, dass wir den vom Streuner zum Stubenhocker mutierten Kater Tiger bei uns aufgenommen haben. Nichts haben wir unversucht lassen was auch mit einer intensiven Auseinandersetzung mit kätzischen Seelen einherging. Ich habe so viel über Katzen gelernt in den letzten Monaten, aber auch über mich selbst….Und an dieser Stelle auch nochmal einen ganz ganz lieben Dank an Mikesch. Sie hat mich in der – doch schwierigen – Zeit immer wieder unterstützt, wichtige und interessante Tipps gegeben und war immer da. Ohne Mikeschs Zuhören hätten wir wahrscheinlich nicht so lange durchgehalten.

Wir sind immer noch ein gutes Stück von einem harmonischen Katzenhaushalt entfernt. Aber waren es früher 3 Tage Terror und ein Tag halbwegs ruhig ist es heute schon mal 3 Tage halbwegs ruhig und „nur“ ein Tag Terror. Ruhe. Aber wenn man gut beobachtet und auch mit ihnen „arbeitet“ sieht man auch immer noch kleine Fortschritte. Und deshalb bleibt der Tiger definitiv hier, auch wenn es immer noch eine große Aufgabe ist!!!

Sein Pinkeln haben wir langsam in den Griff bekommen. Er hat zwar jüngst in meinen Stiefel bepinkelt, nachdem ich drei Tage weg war, aber sonst geht es schon viel besser. Er ist immer noch wild und kein verschmustes Tier, obschon er immer unsere Nähe sucht und Aufmerksamkeit lautstark einfordert. Fremden gegenüber ist er extrem scheu. Pezi ärgern tut er immer noch gern – sein neues Spiel: er schleckt ihr den Kopf ab um ihr dann recht unvermittelt in den Nacken zu beißen (was hast das eigentlich zu bedeuten? Ich weiß schon, dass Kater Kätzinnen auf diese Art begatten, aber er ist ja kastriert?).

Wo wir beim heißgeliebten Mädi sind: Ich weiß es nicht immer zu beurteilen, ob es Angst ist oder sie „einfach nur“ genervt ist ob seiner Existenz. Sie mag ihn auf alle Fälle nicht. Es kommt schon mal vor, dass beide auf dem Sofa schlafen (mit größtmöglichen Abstand) und einmal! habens beide im Bett geschlafen (fast 3 Stunden) und Tiger durfte sie sogar berühren (dabei ist mir ein Lieblingsfoto gelungen; siehe unten). Aber das sind totale Ausnahmen. Tiger würde schon mal gern auf Pezi zugehen, aber sie blockt immer total ab, indem sie gleich zum Knurren beginnt, wenn er nähe als 50cm auf sie zukommt. (Gepfaucht wird übrigens kaum mehr – außer beim Nackenbiss). Sie versucht ihm so gut wie möglich aus dem Weg zu gehen. Natürlich ist sie (und das weiß sie) die Nummer eins!

Ich habe viele Reaktionen bekommen, die mich dafür verurteilen, dass ich den Kater hierlasse im Wissen, dass Pezi sich nicht wohlfühlt in seiner Gegenwart. Ihr könnt mir glauben, das Wohlergehen meine Pezi ist ein wichtiger Bestandteil in meinem Leben. Sie mag den Tiger nicht, aber sie ist KEINE unglückliche Katze. Sie vertraut uns, sie kommt schmusen, wir werden begrüßt wenn wir heimkommen (manchmal sogar von Beiden). Sie hat keine Verhaltensauffälligkeiten entwickelt. Natürlich ist manches anders geworden und sie ist nicht mehr die alleinige Prinzessin, aber sie hat immer noch ein „perfektes „ Katzenleben. Beide haben Freigang (mit Katzenklappe, die können raus und rein wie immer sie wollen), unsere großzügige Wohnung ist katzengerecht eingerichtet, beide finden mehrere Schlafplätze in allen Räumen. Und keine der Katzen kommt spiel- bzw. beschäftigungstechnisch zu kurz. Ich glaube schon, dass man das verantworten darf und kann.

Tiger ist kein Kater, den man so gleich ins Herz schließt. Sein Schnurren ist beispielsweise kaum hörbar, er liegt schon mal bei den Füssen, aber schmusen tut er nicht. Es bedarf sehr viel Geduld und Aufmerksamkeit, mit ihm umzugehen. Seine Unberechenbarkeit konnten wir nicht wirklich lindern. Unsere Versuche, ihn gut zu vermitteln waren erfolglos und auch im Tierheim (mit denen ich immer in Kontakt war und bin) haben sie ihn als „Problemkater“ eingestuft. Er würde wohl auch im Tierheim lange auf Menschen warten müssen, die sich ihn „antun“. Ich kann ihn nicht ins Tierheim geben. Und solange er Pezi nicht verletzt (was nicht der Fall war oder ist) wird sie wohl mit ihm leben müssen. Und wie habt ihr so oft erzählt: es kann sich auch nach einem Jahr noch etwas verändern…

Ich wollte Euch die Geschichte einfach zu Ende erzählen. Zusammengefasst muss ich sagen, dass es letztlich nur einen Tipp gibt der zum Erfolg führt: Geduld! Ihr hattet Recht. Vielen Dank für alles.

Vielen Dank für alles !
Liebe Grüße
Desi
 

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Hallo Desiree 🙂

Das freut mich für Tiger ungemein 🙂 Wer weiß, vielleicht sieht es in einem weiteren 1/2 Jahr noch anders, noch besser aus.

Geduld, Liebe und Spuke - ich wünsche Euch weiterhin alles. Und melde Dich ruhig ab und an mal hier.

Alles Liebe und Gute für Euch alle!
 
Pezi ärgern tut er immer noch gern – sein neues Spiel: er schleckt ihr den Kopf ab um ihr dann recht unvermittelt in den Nacken zu beißen (was hast das eigentlich zu bedeuten? Ich weiß schon, dass Kater Kätzinnen auf diese Art begatten, aber er ist ja kastriert?).

Wann wurde Tiger kastriert? Vielleicht ist es noch ein Verhalten, das in ihm steckt. Es kann auch ein wenig Dominanzgehabe sein. Hauptsache, Pezi lässt sich das nicht einfach so gefallen. Aber sie scheint sich ja "wehren" zu können. Kann sein, dass Tiger immer noch auslotet, wer der Chef ist. Aber auch das ist nicht unnormal.
 
Ich finde es toll, dass Tiger bei euch ein gutes Zuhause gefunden hat und bleiben darf. Und ich denke, auch für Pezi ist das ok. Sie scheint sich ja davon nicht wirklich stressen zu lassen.

Freigänger mit Katzenklappe und genügend Platz, um sich auch in der Wohnung aus dem Weg zu gehen, müssen ja nicht unbedingt BFF's sein 😉 Meine Mama und ihr Freund haben seine Katze und unseren Kater vergesellschaftet und die beiden verstehen sich jetzt auch nicht super gut. Aber es sind auch beides Freigänger und sie leben die meiste Zeit eine friedliche Koexistenz in ihrem Altersruhesitz.
 
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Ich habe vorhin den ganzen Thread durchgelesen.
Ihr habt wirklich eine Engelsgeduld mit Tiger.

Ich kann nur aus Erfahrung sagen, dass es (hoffentlich auch bei dir) besser wird mit den Jahren.
Als ich die Leeloo aus dem Tierheim geholt habe, wollte ich ihr einen "Partner" zur Seite stellen. Mit zu wenig Ahnung über Katzen, habe ich dann natürlich den Fehler gemacht, ihr einen jungen Kater an die Seite zu stellen (sie war damals ca. 9 Monate alt, er 10 Wochen alt). Nach 4 Wochen schmollen ihrerseits lief es eigentlich ganz gut. Die beiden liebten sich nicht heiss und innig, aber die hatten auch ihre Gemeinsamkeiten. Sie war klar der Boss und er kuschte immer, wenn sie klar machte, wer hier die Nummer eins ist. Warum auch immer kippte das nach ein paar Jahren, wo er ständig versuchte sie zu jagen, ihren Boss-Status nicht mehr so hingenommen hat und sie mit extremen Fauchen und sich zurück ziehen reagiert hat. Eigentlich spielte er nur Katerspiele, die sie aber extrem daneben fand. Das ging richtig lange so. Ca. 3-4 Jahre. Je mehr sie fauchte, desto mehr stellte er ihr nach. Je mehr sie weg lief, desto mehr jagte er sie. Ich war schon am verzweifeln und war kurz am überlegen ihn wegzugeben, aber das habe ich nicht übers Herz gebracht, weil er sie ja letztendlich nur wie einer Katerkumpel behandelt hat und nicht bösartig war. Zudem hänge ich an beiden gleich und auch in der schlimmen Zeit gab es immer wieder Momente wo sie sich mal kurz geputzt hatten und ich dachte: so schlimm ist es wohl doch nicht (rückblickend aber schon).
Nach und nach lief es sich wieder ein, aber zur alten Harmonie sind die beiden selbst im 14. Ehejahr nie wieder zurück gekommen. Er würde ja immer noch gerne mit ihr, aber sie nur begrenzt mit ihn. Heute akzeptieren sie sich, haben auch ab und zu mal liebevollen Kontakt, aber halt immer nur kurz. Es ist schon eine Gemeinschaft, aber mit klaren Regeln wo - sie - ihre Grenzen hat.
Mit ihm Klickern und mehr auslasten, hat übrigens viel Spannung rausgenommen. Er ist ein kleiner Klickerkönig geworden und fordert des auch täglich ein.

Deshalb ist mein Tipp: rausfinden, wofür man Tiger begeistern kann.


Was ist eigentlich bei dem Prozess der Vorbesitzerin passiert oder steht der noch an?
 
Hallo Desiree,

schade, dass ich deinen Beitrag erst jetzt gesehen habe. Nachdem ich ihn jetzt ganz gelesen habe, muss ich sagen: Hut ab!!

Ich finde es so super von euch, dass ihr Tiger behalten habt und ihm ein zuhause gebt in dem er geliebt wird, trotz all der Probleme.
Ich denke nicht, dass Pezi leidet. Sie wird es sicher nicht toll finden, dass Tiger hier ist, aber Katzen denken auch in längeren Zeiträumen.

Merlin hat jetzt nach fast einem Jahr erst ein freundschaftliches Verhältnis zur Nachbarskatze aufgebaut und wir sind uns sicher in noch einem Jahr liegen die nicht mehr 1m voneinander entfernt, sondern kuscheln. Manchmal dauert es einfach länger... 😳

Ich finde es sooo wunderbar von euch, dass ihr Tiger nicht ins Tierheim gebt!! Für Freigänger finde ich Tierheim immer besonders schlimm und er wurde ja schonmal verlassen... 🙁

Es ist sicher nicht einfach. Die Angst um Petzi, die Pinkelei und dann ist er nichtmal ein Schmusetier. Es fällt einem bestimmt schwer ihn gern zu haben und bleiben zu lassen.

Ich hoffe du berichtest auch nach dem halben Jahr das du Tiger gegeben hast hier weiter, würde mich sehr interessieren! Und ich wünsche euch, Petzi und Tiger alles Gute und ein harmonisches Miteinander!
 
Danke für Eure Aufmerksamkeit

Jööö, freu mich über Eure Reaktionen!

… und stimmt: ich hab echt vergessen Euch über einen „Nebenschauplatz“ zu berichten. Das ist für Euch sicher auch noch interessant: Die Anzeige meiner Nachbarin. Echt eine Geschichte wert!

Die erste Herausforderung war – eigentlich kaum zu glauben – überhaupt einen Richter zu finden, der die Anzeige strafrechtlich zulässt bzw. behandelt. „Kleinstdelikte“ kommen ja nicht immer gleich vor Gericht sondern werden via Verwaltungsstrafe abgehandelt (österreichische Rechtslage, vielleicht ist es in Deutschland – hoffentlich – etwas anders.) Wir haben aber hier einen ganz ganz tollen Tierschutzombudsmann, der mir sehr geholfen hat. Und gemeinsam haben wir auch einen Richter gefunden, der die ganze Sache zur strafrechtlichen Anzeige gebracht hat. Und dann ging es los: Sie konnte sich ja denken, wer hinter der Anzeige steckt und so stand plötzlich ihr Freund eines Tages vor meiner Haustür. Ich wiederhole hier nicht, was ich mir hab alles anhören lassen musste. Der ist voll ausgeflippt, zwei Nachbarinnen haben sein Geschrei und seine Bedrohung mitbekommen und mitgehört. Gut so, das gab mir die Möglichkeit, auch ihn wegen Bedrohung anzuzeigen. Da der Typ mehrere Vorstrafen wegen Gewalt hatte, hat auch das ein gerichtliches Nachspiel – Zeugenladung für Februar haben wir auch schon im Briefkasten.

Ende November war dann Gerichtsverhandlung. Vor der Verhandlung hat mich meine ehemalige Nachbarin einfach angespuckt! Was – total zufällig – der Richter selbst gesehen hat. Sie hat eine Strafe von € 524 bekommen und sie muss für die Gerichtskosten aufkommen (keine Ahnung was sowas kostet) und der Richter selbst hat ihre Beleidigung zur Anzeige gebracht. Der Richter war echt cool und tierfreundlich und wir (Tierschutzombudsmann, der mich begleitet hat und ich) konnten wirklich eine gute „Beziehung“ aufbauen und ein Bewußtsein bilden, dass solche Geschichten auch wirklich geandet werden: Den haben wir im Team! Die Geschichte wurde auch in den regionalen Medien gespielt und es gab viel Zustimmung, dass wir das alles durchgezogen haben (hat ja auch ein bisserl Geld gekostet). Es gab auch Reaktionen, was für eine „gemeine“ Kuh ich wäre, die Existenz von Menschen anzugreifen, die eh schon am Rande der Gesellschaft sind und für die diese Kosten unerschwinglich sind und Menschen wären ja schon noch mehr wert als Tiere (sie hatte also eine schwere Kindheit, immer schon wenig Geld, keine Arbeit etc.) Ich habe kein schlechtes Gewissen ob meiner Aktion: Armut (oder eine schwere Kindheit) rechtfertigt Tierquälerei nicht!!! Und was ist das anders als Tierquälerei, wenn ich akzeptiere, dass mein Tier qualvoll verreckt! (ich werde schon wieder so wütend).

@Mikesch: Meine Freundin 🙂. Tiger wurde eine Woche bevor wir ihn aus dem Tierheim wieder geholt haben kastriert, also vor rund 7 Monaten. Gerade in den ersten Wochen habe ich sein Verhalten oft darauf zurückgeführt, dass es halt eine Zeit braucht, bis auch seine Hormone umgestellt sind. Aber nach 7 Monaten sollte das erledigt sein. Ich hab mal von Mikesch gelernt ;-), dass sein Verhalten nicht böse sondern kätzisch ist. Diesen Aspekt hab ich sehr verinnerlicht und so glaube ich auch, dass sein Verhalten nicht unbedingt dominant ist. Er „kämpft“ vielmehr um „Liebe“?? Mir kommt das manchmal wie so eine Übersprunghandlung vor (nennt man das so?), also er steigert sich irgendwie so in das Abschlecken hinein, dass er dann vor lauter *irgendwas* gar nicht anders kann als zubeißen. Zumal ich sein Verhalten immer nur im Bett feststellen konnte. Dazu darf ich vielleicht die Situation genauer erläutern: für Tiger ist das Bett eigentlich tabu. Da nicht sehr verschmust, ist das kein Platz für ihn. Pezi hingegen hat – mittlerweile wieder – schon ihre Fixzeiten im Bett. Vor allem am morgen – da kommt sie immer so zwischen 05.00 und 06:00 Uhr. Natürlich im Wissen, dass man uns mit lautem Schnurren schnellstens Wach bringt und damit rasche Aussicht nach Futter besteht. Natürlich geben wir ihrem Verlangen nicht sofort nach. Aber dann wird es spannend (um es mal charmant zu bezeichnen): Tiger kommt zum Bett und „prazelt“ auf sie ein. Ich verscheuch ihn dann schon, was ihn aber nur weinige Minuten abhält, lästig zu sein. Dann kommt eben meistens sein Hüpfer ins Bett wo dann seine Schleck- und Bissattacken starten. Ich verscheuch ihn halt dann oft vom Bett. Ist er eifersüchtig?

@ Luchen: (Super schöne Fotos von deinen Beiden!) Danke für deinen Erfahrungsbericht. Macht insofern Hoffnung, als dass man auch mit zwei Katzen leben kann, auch wenn die Katzenharmonie nicht als solches bezeichnen werden kann. Wie bei mir: Er will spielen, sie findet das super daneben. Sie mag ihn nicht und zeigt das, damit es auch ja jeder mitbekommt. Ich kann jetzt nicht sagen, dass der Tiger mir so unglaublich an Herz gewachsen wäre – aber ich glaube das wir ihm sehr ans Herz gewachsen sind. Er ist ja auch eine extrem ängstliche Katze und wir sehen es als großes Geschenk, dass er uns gegenüber alles andere als scheu ist. Wir lernten und lernen mit der Situation umzugehen – immer aber mit dem Aspekt, dass es beiden Katzen gut geht! Vor allem – bitte verzeiht – meiner Pezi. (ich hab mich mit meinem Bruder auch nicht gut verstanden und musste auch mit ihm zusammenleben *g*). Wir beschäftigen uns sehr viel mit den Katzen. Am liebsten mag Tiger, wenn wir ihn nach draussen begleitet. Er ist wie gesagt sehr ängstlich, außer wir sind in der Nähe. Wenn mein Mann nicht mit ihm draußen war, ist Unruhe immer angesagt. Clickern ist ganz okay, aber immer lässt er sich auch hierfür nicht begeistern. Und er rauft auch gerne. Wir haben entsprechende Handschuhe! Ich halte dich auf dem laufenden, wie sich diese Beziehungen – über die Jahre – entwickelt.

@ Tilawin: Danke für dein Kompliment! Ich halte euch auf dem laufenden….! Tut gut!

Danke Euch und liebe Grüße
Desi

PS: ich wurde gebeten, einen Artikel betreffend „Zusammenführung“ mit Beispiel unserer beiden Stubentiger, für das örtliche Tierschutzmagazin zu schreiben. Gibt das Tierschutzheim heraus, mit denen ich ja in intensiven Kontakt war (und mittlerweile dort auch engagiert bin). Schreib ich am Wochenende und stell es dann vorher noch rein – hoffentlich gebe ich richtige Empfehlungen. Obschon ich unsere Geschichte nicht „wirklich“ erzählen sollte. Ist ja mehr abschreckend als „anmächelig“.
 
Desi, das hast Du/Ihr gut gemacht 🙂 Auch, wenn es Dich sicher teilweise Überwindung gekostet hat.

Und es gibt immer wieder Leute, die dagegen stänkern, dass man sich für ein Tier einsetzt.

Tiger war lange Zeit potenter Kater. Es kann also sein, dass er einige Eigenschaften, wie vielleicht auch das Markieren, nie ganz ablegen wird. Habe auch so einen Kater, der spät kastriert wurde. Aber es muss nicht sein. Und man kann damit leben, wenn man entsprechende Putzmittel im Haus hat. Das mit dem beißen, nun, ich denke schon, es wird sich irgendwann geben. Tigers Vertrauen wird weiter wachsen und Euer Vertrauen zu ihm sicher auch.

Ich finde Deinen/Euren Einsatz für Tiger einfach toll. 🙂 Und bitte berichte weiter.
 
….Der Feind meines Feindes ist mein Freund 

Es ist kaum zu glauben, aber der Lauser fährt seit ein paar Tagen die absolute Charmeoffensive – und das nicht nur uns, sondern auch Pezi gegenüber. Ich weiß echt nicht was genau der Auslöser ist, aber Tigerlein ist dieser Tage nicht wiederzuerkennen. Nicht das die beiden jetzt Freunde sind, aber es ist seit fünf Tage zwischen den Beiden echt Friede! Das erste Erlebnis – mir sind die Tränen in die Augen geschossen – war am vergangenen Sonntag: Nach dem üblichen Wecktheater so gegen 6 Uhr früh (mit allem was dazu gehört) hab ich bevor ich mich wieder Schlafen gelegt habe noch gewartet, bis der Tiger nach der Balkoninspektion wieder reinkam um die Türe wieder zu verschließen (Katzenklappe nur bei der Terrasse, nicht zum kleinen Balkon). Pezi glaubte ich im Garten – sie würde Tiger ja nie folgen sondern geht ihm ja wo nur geht aus dem Weg. Kaum wieder in Land der Träume eingetaucht war es Tiger der aufs Bett gesprungen ist und mit lautem Maunzen begonnen hat, mich aufgeweckt hat (macht er NIE!). Er ist immer wieder zur Balkontür gerannt, hat gekratzt und geplaudert, wieder aufs Bett, wieder zum Balkon. Eigentlich wollte ich nicht nachgeben und ihn wieder rauslasen (er hat am anderen Ende er Wohnung eine Katzenklappe wo ihn ein Paradies erwartet, da muss er keinen Terror machen, nur um auf den Balkon zu gelangen), aber ich wollte noch ein bisserl Schlafen. Also bin ich auf, zur Balkontüre, um diese doch aufzumachen. Und wer sitzt vor der Balkontür, mit verzweifelten Augen: Pezi! Ich hab sie rausgesperrt. Nie hätte ich beide zur gleichen Zeit am Balkon vermutet. Es gab dann auch ein Nasenbussi und Tiger ist mit erhobenem Schwanz raus in den Garten (nachdem ich ihn natürlich ganz fest gelobt habe).

Doch damit nicht genug. Es dürfte gerade die Zeit sein, wo Kater (wenn nicht kastriert) rollig sind. Bei uns geht es ziemlich zu (bin nur immer wieder insofern entsetzt, dass es immer noch viele unkastrierte Hauskatzen gibt). Unsere Terrasse ist ja in den Wintermonaten auch für die Katzen eingerichtet (Decken und Katzenhaus), was aber auch viele andere Katzen anzieht (leider stinkt es gerade ziemlich da draußen – da wird viel markiert). Wie zwei Zinnsoldaten stehen die Beiden vor der Katzenklappe, keine zwei Zentimeter voneinander entfernt, und knurren. Andere Katzen können nicht durch die Katzenklappe (nur mit Chip), aber das wissen die Katzen ja nicht. Da war es Pezi vor wenigen Tagen, die echt raus musste aber da saß der Revieroberboss (ein wunderschöner, riesiger roter Waldkatze-Kater) vor der Klappe. Und was macht der Tiger: Nasenbussi für Pezi, Buckel und RAUS! Er hat den roten Kater vertrieben. (Okay, nachdem die echt aufeinander los sind, sind wir dazwischen und haben den Kater vertrieben). Pezi konnte auf alle Fälle raus. Noch ein Novum: Diese Woche haben beide zweimal im Bett geschlafen – die ganze Nacht. Gab es auch noch nie.

Charmeoffensive uns gegenüber? Kein einziges Mal hat er diese Woche zugebissen!

….. ich glaub ich verlieb mich doch noch in ihn!

Tiger dürfte bald drei Jahre alt werden (März/April?). Genau weiß ich es ja nicht. Eigentlich ein Alter, wo man sagt, dass die Katzen „erwachsen“ werden. Auch bin ich immer noch überzeugt, dass es auch ein bisserl dauert nach der Kastration (wenn die Kater schon älter sind) bis der Hormonhaushalt eingestellt ist. Wir schaffen das noch mit dem „harmonischen“ Katzenhaushalt – ich hätte nie gedacht, dass wir das erleben dürfen. Vielleicht bleibt es nicht so – aber im Moment bin ich sehr sehr glücklich…….

Ich halte euch natürlich auf dem laufenden……

Liebe grüße
Desi
 
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:pink-heart: :pink-heart:

Mehr kann man dazu nicht sagen :pink-heart:

Doch: bitte noch einmal Bilder 😀
 
Na ist das denn zu glauben!! :pink-heart:

Es kann aber auch sein, dass du dein Verhalten ihm gegenüber geändert hast. Vor zwei Wochen habt ihr entschieden, dass er bleiben darf. Erst seitdem ist er "wirklich willkommen" (klingt blöd, mir fällt nichts besseres grad ein) und akzeptiert. Vorher hat er auf Probe gewohnt.

Katzen sind ja sehr, sehr feinfühlig und sensibel für Stimmungen. Vielleicht hat er deine Unsicherheit gespürt? Vielleicht hat er sich nie richtig darauf einlassen können, weil er nur geduldet war?
Ich kann mir gut vorstellen dass es so war und hab das auch hier im Forum schonmal so gelesen.

In dem Moment wo ihr entschieden habt, dass er bleiben darf und nicht mehr ins Tierheim muss, nach dem halben Jahr - erst da war er wirklich zu Hause und willkommen.
Und jetzt zeigt er, dass er es wert ist und euch lieb hat.

Vielleicht interpretiere ich zuviel in sein Verhalten hinein, wer weiß? Aber wäre es nicht schön, wenn es so wäre? 🙂


Zu der Gerichtsverhandlung:
Wahnsinn, da fehlen einem die Worte... Aber wenigstens hat dieses Mal die Gerechtigkeit gesiegt! Auch wenns ein steiniger Weg war (und ist) und viel Mühe erfordert hat.
Wie läufts mit dem Zusammenführungs-Artikel?
 
Tiger und Prinzessin.

.... also mein "Artikel" ist fertig - (danke für das Interesse). Ich konnte natürlich nicht die ganze "Dramatik" schildern -soll der Artikel auch Mut machen und nicht zum Aufgeben (oder es sich gar nicht erst antun) ermuntern. Und dann hoffe ich halt, dass meine "Empfehlungen", Erfahrungen und Eindrücke der "Öffentlichkeit" zumutbar sind....
spart nicht an Kritik 🙂
es sind übrigens 200 Zeichen zu viel - a bissi gekürzt werden die Zeilen wohl noch...

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Tiger mit Prinzessin.

Die Geschichte einer nicht ganz freiwilligen Katzenzusammenführung.

Eigentlich war das Thema für uns bereits abgeschlossen. Wir haben schon mal versucht, unsere Katze Pezi, nachdem ihr Bruder Kasperl plötzlich verschwunden war und nicht wieder aufgetaucht ist, mit einem neuen Spielgefährten zu überraschen. Das ist spektakulär schiefgegangen. Und so haben wir uns – nach etlichen Nächten voll Gepfauche, Geknurre und Gemaunze – mit der Tatsache abgefunden, dass EINE Katze uns und vor allem sich selbst vollkommen genügt.
Bis zu dem Tag, als uns Tiger über den Weg gelaufen ist.

Aus eins mach zwei.

Katzenzusammenführungen sind heikel. Das liegt zum einen daran, dass Katzen territoriale Tiere mit einem ziemlichen Kontrollfimmel sind, die es nicht mögen, wenn sich in ihrer kleinen Welt etwas gravierend verändert. Zum anderen sind sie ausgeprägte Individualisten und nur bedingt kompromissfähig. Deswegen sind die Regeln für die Vergesellschaftung eigensinniger Samtpfoten bestenfalls Richtlinien: Sie sollten ungefähr im gleichen Alter sein und eine „sanfte“ Zusammenführung sei erfolgversprechender als ein abruptes Aufeinander-Loslassen. Aber schon bei der Geschlechterwahl scheiden sich die Geister – ist für die einen das unterschiedliche Sozialverhalten von Kater und Kätzin ein Hinderungsgrund, ist es für die anderen das oft unvermeidliche Gezicke einer reinen Katzenfrauen-WG. Natürlich spielen auch die Sozialisation im Babyalter und der jeweilige Menschenbezug eine Rolle.
Sicher ist allenfalls, dass es kein Patentrezept gibt und dass man eine ganze Menge Geduld, Einfühlungsvermögen und Stressresistenz braucht, wenn sich die Beziehung von „Altkatze“ und Neuankömmling als problematisch herausstellt. Die Dramen, die sich dabei vor den Augen der hilflosen Menschen abspielen können, reichen vom simplen Ignorieren bis zum offenen Kriegszustand. Mit allem, was dazwischen liegt.
Das Theater wollten wir uns nicht mehr antun. Also keine zweite Katze mehr. In dieser Hinsicht stand unser Entschluss fest. Eisern und konsequent, wie das so unsere Art ist.

Der Findelkater.

Dann, eines schönen Frühlingstages, kam Tiger den Hang hinter unserem Garten miauend herab- und auf uns zugehoppelt. Wie sich später herausgestellt hat, hat ihn eine Nachbarin, die weggezogen ist, einfach zurückgelassen und wollte ihn nicht mehr zurück. Dementsprechend war er in einem erbärmlichen Zustand: Abgemagert, erkältet, mit stumpfem Fell und einer ganzen Zeckenschar in selbigem. Das hingestellte Futter hat er trotzdem in Rekordzeit verputzt, und damit hatten wir ihn – im wahrsten Sinn des Wortes – am Hals. Was tun?
Am besten einmal ins Tierschutzheim zwecks medizinischer Betreuung und Kastration (dieses Detail hatte besagte Nachbarin nämlich übersehen). Von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Tierschutzheim wurde er liebevoll aufgepäppelt und wir wurden über seinen Zustand auf dem Laufenden gehalten. Nach Ablauf der vier Wochen haben wir, weil wir uns mittlerweile für den kleinen Kater irgendwie verantwortlich gefühlt haben, beschlossen, es noch ein letztes Mal zu versuchen.
Also haben wir unser Schlafzimmer in eine temporäre Katzenpension verwandelt, mit Toilette, Spielzeug, Katzenbrunnen und allem Drum und Dran. Damit sich die beiden erst einmal nicht sehen, sondern nur riechen können, haben wir die Türscheibe durch ein Gitter ersetzt und verhängt. Tiger hat das gar nicht gefallen. An Freigang gewöhnt und entsprechend erfinderisch, hat er unter fortwährendem Protest gerade einmal eine Woche benötigt, um sich mit Zähnen und Klauen durch das Gitter zu arbeiten. Und dann, obwohl wir ihn natürlich eine Zeitlang in der Wohnung lassen wollten, nix wie raus, in sein angestammtes Revier. Am nächsten Morgen ist er ganz selbstverständlich zurückgekommen und hat lautstark sein Frühstück eingefordert. Ganz nach dem Motto: „Hier bin ich, und hier bleibe ich jetzt.“
Pezi war nicht besonders erfreut. Sie ist zwar grundsätzlich eine freundliche Katze, hat aber gänzlich andere Vorstellungen von Freizeitgestaltung als Tiger, der wie alle Jungkater gern Schaukämpfe mit Abfangen-Spielen veranstaltet, was Pezi zu sofortigem Fauchen und überstürzter Flucht veranlasst (ein grober taktischer Fehler, übrigens).

Koexistenz.

Das Wichtigste: die Situation entspannen. Zum Beispiel mit regelmäßigen Spieleinheiten für den Kater und ebenso regelmäßigen Streicheleinheiten für die Stammkatze, um den unabdingbaren Eifersuchtskundgebungen vorzubeugen. Was auch hilft: spezielle Bachblütenmischungen, die beruhigen und den natürlichen Stress, den Katzen in solchen Fällen haben, ein wenig mildern. Ebenso kam ein natürliches Wohlfühlpheromon für Katzen (Feliway-Stecker) zum Einsatz und der Eigengeruch der jeweiligen Katze wurde täglich auf die andere übertragen. Wir haben auch Zylkene, ein natürliches Ergänzungsfuttermittel, welches Katzen bei der Stressbewältigung helfen kann, verwendet.
Es kann auch nicht schaden, dem Neuankömmling manchmal seine Grenzen aufzuzeigen und ihn liebevoll-energisch daran zu erinnern, dass er sich gefälligst zu benehmen hat. Darüber hinaus empfiehlt es sich aber, nach Möglichkeit ruhig zu bleiben und die Katzen es sich untereinander abmachen lassen, wie und in welchem Rahmen sie in Zukunft miteinander auszukommen gedenken.
Nach mittlerweile einem halben Jahr hat das bis jetzt eigentlich ganz gut geklappt. Vor allem beim Fressen zeigen Pezi und Tiger unbedingte Solidarität, sitzen zu den Essenszeiten wie zwei Zinnsoldaten nebeneinander in der Küche und erinnern uns plappernd daran, dass das alles schon ein wenig schneller gehen könnte. Auch die bösen roten Kater aus dem Nebenhaus werden synchron angeknurrt. Und manchmal – der Höhepunkt! – schlafen sie auch in einem Abstand von einem Meter nebeneinander und tun so, als wäre eh alles ganz normal.
Tiger hat sich zu einem Prachtkater entwickelt, der immer menschenbezogener und verschmuster wird und seine pubertären Ausbrüche auf ein Minimum reduziert hat. Prinzessin Pezi nimmt die Situation, von gelegentlichem Allüren abgesehen, einigermaßen gelassen hin und erinnert uns auf ihre Art daran, dass sie selbstverständlich nach wie vor die Nummer Eins ist.
Und wir?
Wir schauen uns das Ganze weiterhin aufmerksam an. Sehr aufmerksam.
 
😀 Diesen "Artikel" habe ich mit Schmunzeln im Gesicht gelesen. 😀 Du hast eine schöne Schreibweise, die aber auch verständlich ist.

Schade, dass er noch gekürzt wird. Man könnte ihn eher noch ergänzen, denke ich. Aber das würde wohl zu lang werden.

Ja, ich denke schon, dass er Mut macht, es auch zu versuchen. Du bist ja auf die wirklich nervenaufreibende Dramatik nicht näher eingegangen, sondern hast sie eigentlich nur umrissen 😉

Wo soll er erscheinen?
 
Ich werde noch den ganzen Thread lesen, hab jetzt gerade nicht die Zeit dazu - aber bin sehr interessiert. Wenn es bei Euch nach so großen Schwierigkeiten noch geklappt hat, kann ich für uns weiter hoffen!

Der Artikel ist übrigens toll 🙂
 
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wenige gemeinsame Fotos 🙂

Liebe Mikesch,

dass mit den Fotos ist gar nicht so einfach. Nur weil unsere Wohnung keinem Kriegsschauplatz mehr ähnelt (die meiste Zeit zumindest), heißt das noch lange nicht, dass hier Friede, Freude, Eierkuchen herrscht. Man geht sich bestmöglich aus dem Weg. Vor allem sie ihm! Statusbericht folgt :grin:

Foto 1: Wenn sie im Kratzbaum liegt, kann es schon mal sein, dass er es sich eine Ebene niedriger bequem macht, so wie gestern Abend.

Foto 2: :pink-heart: Natürlich war sie zuerst im Bett, als er es sich neben ihr so platzierte, als würde hier nix und niemand auch nur ein Wäschern trüben. Wobei er sich über Stunden nach oben gearbeitet hat. Zuerst lag er ja bei den Füssen; da aber Pezi unbehelligt blieb, ist er immer mehr zu ihr gerollt. Dieses Foto war mein Weihnachtswunder. Kam auch nicht wieder vor. Dieses Foto entstand während seiner erwähnten Charmeoffensive. Ganz so offensiv ist die Offensive nicht mehr, aber sein guter Wille ist immer noch erkennbar.

Foto 3: :zufrieden: „Wir bewachen die Terrasse – es könnten böse Feinde in UNSER zu Hause eindringen“. Ist schon etwa 3 Wochen alt das Bild, aber deshalb für uns so besonders, weil es auch den Fortschritt zeigt. Noch vor 2, 3 Monaten wäre dieser Schnappschuss unmöglich gewesen! Er wäre sofort auf sie los bzw. sie sofort von der Terrasse weg.

Und das Foto 4: :grin: Weil es einfach so herzig ist (nicht die Füsse meines Mannes). Zeigt aber auch, dass selbst ein Springinkerl wie der Tiger Nähe sucht.

Der Artikel erscheint übrigens / ist erschienen im regionalen Tierschutzmagazin. Immerhin eine Auflage von 6000 Stück, weswegen ich keinen Blödsinn schreiben wollte. Ich lass dir liebe Mikesch eine Exemplar zukommen  - Dich „zu finden“ war ja nicht ganz so schwer.

Liebe Tilawin,
deine Gedanken sind sehr interessant und ich kann sie sehr nachvollziehen – klingt echt logisch. Dass ich gerade mit meinem Verhalten nicht immer eine große Hilfe war für die Beiden ist mir bewusst; ich war sehr oft sehr überfordert. Ich glaube nicht, dass du zu viel in sein Verhalten hinein interpretierst – wobei schon erwähnt werden muss, dass hier immer noch nicht alles „gut“ ist und je nach Interpretation was „gut“ sein soll vielleicht auch nie „gut“ sein wird. Er hat sicher gespürt, dass er nicht so „daheim“ ist wie die Pezi. Aber zwei unglückliche Katzen ist auch kein Zustand für die Katzen und dass er gehen hätte müssen war klar. Aber es ist wirklich bemerkenswert, dass wir wieder einen Schub in Richtung „so kann es gehen“ gemacht haben, seit es keinen Zweifel mehr gibt, dass er bei uns sein Leben verbringen soll. Danke für diesen wertvollen Gedanken.

Liebe Giovanne_sr,
leider habe ich deine „Geschichte“ nicht gefunden. Aber ich wünsche dir ganz viel Geduld und Durchhaltevermögen und gute Nerven!

Noch ein kleiner Statusbericht:
Es wird es wird es wird – es entwickelt sich wirklich langsam in eine Richtung, mit der wir alle liebevoll miteinander leben können. Gut, dass wir katzentechnisch alles zwei bis dreifach anbieten können, Kratzbäume, Brunnen, Spielzeug…. Ist ein Kratzbaum besetzt, gibt es ja noch zwei andere mit denselben Ebenen. Vor allem Pezi meidet seine Nähe. Er kommt schon mal in ihre Richtung (Kratzbaum, Sofa, Bett) aber ihr würde es nie einfallen, sich auch nur in seine Nähe zu bewegen. Aber sie ist viel lockerer geworden und schnurrt auch schon mal weiter; rennt nicht gleich weg oder knurrt oder pfaucht.

Das Knurren und Pfauchen begleitet mich aber leider immer noch in jeden Tag. Die Tage beginnen immer noch so zwischen fünf und sechs mit lautem Gebrüll. Wobei ich mir langsam nicht mehr ganz sicher bin, ob das nicht mittlerweile auch ein Verhalten ist, für das ich eigentlich ganz selbst verantwortlich bin und „gelernt“ ist. Weil immer wenn das Theater beginnt steh ich auch auf und sie bekommen was zu fressen. Das war früher die einzige Möglichkeit, die beiden Streithälse zu beruhigen. Aber auch die Dämmerungsstunden am Abend können manchmal noch recht anstrengend sein, vor allem wenn wir unter Tags nicht so viel Zeit hatten, den Jungen auszupowern. Ein Tipp, den ich auch weitergeben kann: Viel Beschäftigung! Auch seine Jagdspiele hat er nicht ganz aufgegeben und Pezi landet manchmal noch unterm Sofa. Freunde werden die Beiden nicht mehr und Pezi ist schon manchmal noch sehr genervt von ihm.
Bei uns stehen einige Veränderungen ins Haus. Mein Mann hat seine Selbständigkeit ausgegeben und beginnt bei einem ehemaligen Kunden von ihm zu arbeiten. Die beiden werden jetzt lernen müssen, unter Tages alleine zu sein…… bin ja mal gespannt.

Das war es mal wieder  - bis demnächst!
Liebe Grüße
Desi
 

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Liebe Giovanne_sr,
leider habe ich deine „Geschichte“ nicht gefunden. Aber ich wünsche dir ganz viel Geduld und Durchhaltevermögen und gute Nerven!
Nun habe ich endlich den ganzen Thread durchgelesen. Menno, wie schade, dass ich diesen Thread nicht eher gefunden habe 😳 Threads über Zusammenführungen von Freigängern findet man nicht so oft.

Desiree, von mir gibt es (aus verschiedenen Gründen) hier keine "Geschichte", deshalb konntest Du auch nichts finden. Bei uns ist einiges völlig anders als bei Dir, aber vieles auch sehr ähnlich. Z. B. dass mein Kater geschlagene drei Monate mein Bett und zu Anfang sogar das ganze Schlafzimmer boykottiert hat, als unsere Neu-Katzi eingezogen war. Boah, habe ich mich bescheiden gefühlt ... Wie Deine Pezi ist er nämlich ein sehr menschenbezogener, verschmuster Einzelprinz. Aber Neu-Katzi war ein solcher Notfall, da konnte ich nicht nein sagen.
Mein Kater war und ist mega eifersüchtig und hat absolut keine Lust, sich mit ihr zu beschäftigen oder mit ihr zu spielen. Obwohl die beiden vom Charakter her sehr ähnlich sind! Anfangs hatte er sogar Angst vor ihr, aber irgendwann muss etwas passiert sein, denn nun hat sie Angst vor ihm. Zusätzlich schwierig ist bei uns, dass unsere Neu-Katzi sehr sehr scheu war und immer noch ist.

Ich verstehe sehr gut, dass Du zweitweise verzweifelt warst/bist, dass Du Dich fragst, ob Du das richtige machst und auch die Tränen, die dann fließen. Bei uns läuft das Ganze jetzt seit fast 1,5 Jahren.

Übrigens finde ich, dass Tiger ein WUNDERSCHÖNER Kater ist! :pink-heart:
 
Die Fotos sind einsame Spitze! Wenn man die Geschichte drumherum nicht kennen würde, würde man meinen, da liegen 2 Freunde nebeneinander. :pink-heart:

Ich glaube manchmal, wir Menschen sollten wirklich nicht zu viel menschliches Verhalten in die Katzingers hineininterpretieren. Ich schließe mich davon nicht aus 😳 Wer weiß, was die Katzen tatsächlich empfinden. Egal, ob sie nun knurren oder nicht.

Ich finde, es läuft ganz gut bei Dir, Desi 🙂 Und ja, das morgendliche Aufstehen ist ein selbstgemachtes Leiden 😀 Da bin ich mir sehr sicher 😉 Katzis sind ja nicht doof.

Berichte doch immer wieder, wenn sich etwas Neues tut oder auch Kleinigkeiten die langsam beginnende Liebe der beiden bezeugen 😉
 
😀😀😀
Jetzt bin ich über deinem Artikel gestolpert und grinsend hängen geblieben 😛
Toll geschrieben "Kompliment":yeah:

Dann beobachtet mal aufmerksam weiter. Sehr aufmerksam. 😎
Und ich bin sicher die Katzen behalten euch auch weiter im Auge 😀
 

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