Das Problem ist, daß ich keine ausgebildete Therapeutin bin, sondern eben einfach nur die Dinge sehe und mache wenn die Mietzen um mich rum sind. Jemand anderem zu erklären was er wie wann machen soll fällt mir schwer, da es eben sehr Situationsbedingt sein kann. Das hatte ich auch beim Moustache-Fall gemerkt - ich war nicht in der Lage zu erklären, wie sie sich wann verhalten soll. Deshalb hatte ich dann ja gesagt, ich nehm die Maus selbst, als es sich zuspitzte. Da du ja bei mir mitliest, müßtest du von Moustache - bei mir Mourina - ja auch gelesen haben, oder?
Das ist dasselbe Grundprinzip.
Ignorieren heißt wirklich komplett ignorieren, auf nichts eingehen, was er treibt, nur beobachten wie er dann reagiert und beim ansehen blinzeln und bewußt wegschauen um ihn nicht völlig zu verunsichern. Wenn er sich auf dich legt, dann aber auch nicht runterschuppsen, sondern drauf liegen lassen, aber nicht streicheln und nix. Auf kein anstupsen reagieren, nicht ihn ansprechen. Aber: immer ne gute Laune verbreiten. Summ z.B. vor dich, les was (auch ruhig vorlesen 😉 ), mach dein Kram, sei dabei gut drauf und tu so, als gäbe es ihn nicht. Du wirst sehen, daß er dann seine ganze Bandbreite an Möglichkeiten auspielen wird - von Maukonzerten über hinterherlaufen über belagern - auch bis hin zum hauen - und wenn er merkt, daß du auf nix reagierst, dann wird das große ? über seinem Kopf stehen - und dann wird irgendwann Ruhe geben. Und das ist der Punkt, ab dem du anfangen kannst was zu ändern. Dann Leckerlierituale einführen. Ich würde nicht mit einem Klicker oder einer Klingel oder so arbeiten, sondern mit Wörtern oder Schnalzgeräuschen, denn das sind Sachen, die man auch unerwartet im Alltag einsetzen kannst, ohne drauf vorbereitet zu sein. Ich hab immer ein Zwitschergeräusch als "Gut bzw. Alles ok". Sobald eine Katze in meinem Umfeld dann etwas tolles macht, was ich mir schon lange wünsche - oder umgedreht sehr ängstlich reagiert kann ich sofort mit dem Zwitschern auf die Situation reagieren und ihr so sagen "Gut gemacht" oder "Bleib ruhig, es ist alles ok". Wichtig ist, daß die Leckerlierituale dann gemacht werden, wenn er eben gerade es NICHT einfordert. Später darf er seine - dann Liebgewonnen - Rituale auch einfordern, aber zu Anfang geht es ja gerade darum ihn zu konditionieren und nicht wieder dich 😉 Ebenso das streicheln: wenn er dann zur Ruhe gekommen ist und dich nicht mehr ständig bestalkt und belagert, dann darfst du ihn wieder anfangen zu streicheln - ABER: nicht, wenn er zu dir kommt, sondern, wenn er irgendwo ganz artig liegt ohne Theater zu machen. Dann geh hin, sprech ihn an (wichtig!) und streichel ihm 2,3 x mal kurz übers Köpfchen und geh wieder. Folgt er dir dann wieder - dann wieder ignorieren. Bleibt er liegen, dann kannst du das streicheln wieder weiter ausbauen. Auch das ist nur eine Zeitlang nötig. Wenn er (fast) immer nach dem Kurzstreicheln liegen bleibt und das nicht mehr als Aufforderung für neue Belagerungsrunden ansieht, dann kannst du damit wieder aufhören, dann hat er seine Lektion diesbezüglich gelernt.
Das richtige streicheln auf seine Aufforderung hin müßt ihr euch über das Leckerliespiel erarbeiten. Wort/Geräusch einstudieren, bis er es sichtbar verknüpft hat, daß es auf das Geräusch hin ein Leckerlie gibt. Dann ihm die Hand hinhalten - stuppst er sie mit dem Köpfchen an - Geräusch+Leckerlie. Haut er - Hand wegnehmen, ignorieren - Spiel aber nicht komplett abbrechen, abr sondern abwarten. Dann erneut Hand hinhalten - bis er artig ist - dann aufhören. Klappt das gut, dann kurz über das Köpfchen streicheln, bleibt er artig Geräusch + Leckerlie. Auf die Art sich Stück für Stück vortasten. Jede Session muß gut enden (das ist wichtig), klappt gerade gar nichts und er ist schlecht drauf, dann wieder 1,2 Schritte zurückgehen um es eben auf der Ebene positiv enden zu lassen. Außerhalb der Sessions kannst du die jeweils bereits erarbeiteten und gut funktionierenden Schritte anwenden, so lang er dabei artig bleibt. Also klappt z.B. das kurz über den Kopf streicheln gut und ohne Hauen und ihr übr jetzt das über den ganzen Körper streicheln, dann darfst du das kurze Köpfchenstreicheln auch auf der Couch machen, wenn er ankommt - aber eben noch nicht mehr.
Spielen dasselbe - während der Ignorationsphase schmeiß mal - ganz aus Versehen und gaaar nicht für ihn bestimmt 😉 - ein Bällchen oder Mäuschen in die Runde und warte ab bzw. laß immer etwas - wechselndes - Spielzeug rumliegen. Er wird irgendwann von sich aus anfangen zu spielen, wenn du auf nichts eingehst. Wenn er das macht, dann kannst du wieder anfangen mit ihm zu spielen - aber ebenso erst wieder ohne Aufforderung an dich sondern z.B. steig dann ins Spiel mit ein, wenn er eigenständig spielt, oder fange ein Spiel an, wenn er artig irgendwo liegt/sitzt. Und beende das Spiel sofort, wenn er haut oder aufdringlich wird. Dann ignorieren und erst wieder anfangen, wenn er wieder artig ist, dann aufhören - DU beendest das Spiel.
Es geht darum a) ihm die Möglichkeit zu nehmen dich zu kontrollieren, b) ihm beizubringen, daß er auch ohne Kontrolle alls bekommt und c) das du für ihn berechenbar wirst und er lernt, daß nichts geschieht, ohne Vorwarnung (deshalb außerhalb der Sessions immer ansprechen, bevor du irgendwas von ihm willst) und er somit keine Kontrolle mehr braucht, weil nichts unvorhersehbares mit ihm geschieht.
Prinzip verstanden?
Vie Arbeit, viel Zeit, viel Geduld braucht sowas - aber es lohnt sich.