@Roberta Ob sie den ganzen Tag draußen war nach 5 Uhr wissen wir ja nicht, denn über Zeit steht ja nichts weiter da.
Ich wollte aber noch einen anderen Gedanken einbringen, was mir noch nachträglich eingefallen ist: Vielleicht ist die Katze ja eifersüchtig auf das Baby. Wenn sie wirklich organisch nichts haben sollte, könnte es ja auch eine andere Ursache haben. Und eine Ursache hat es ganz bestimmt, wenn sich das Verhalten zu vorher so verändert hat. Das ist ja eine Einzelkatze und ich denke, da treten solche Verhaltensweisen eher auf als wenn es zwei oder mehr Katzen in einem Haushalt gibt. Man müsste dazu wissen, wann ist das Baby geboren, die Katze ist seit letztem März dort und sind die Verhaltensauffälligkeiten kurz nach Anwesenheit des Babys aufgetreten. Wenn das jetzt zufälligerweise zeitgleich mit der Kastration und Fäden ziehen zusammen kommt, könnte die Ursache ja auch vielleicht hier zu suchen sein und man fokussiert sich zu sehr auf die Kastra.
Katzen sind ja zuweilen sehr schlau und sie können nun mal nur die Ausdrucksformen einsetzen, die sie nun mal naturgemäß haben. Eine Episode mit meiner Sina (Einzelkatze) ist mir dazu eingefallen, weshalb ich darauf komme, da war sie vielleicht zwei Jahre alt. Übrigens – ich wusste damals nicht, dass es besser wäre, zwei zu haben, aber das ist ein anderes Thema. Man hatte im allgemeinen eben nur eine.
Situation ist folgende: Sinchen ist die meiste Zeit mit mir als ihre Bezugsperson allein. Bis sie nach draußen durfte, habe ich mich täglich intensiver als nach dem Freigang mit ihr beschäftigt. Das heißt: in dieser Zeit baute sich unsere Beziehung auf und gelernt wurde während dessen auch, dass es im Wohnzimmer eine Tabu-Zone für sie gab – nämlich ein Schrank mit einem doppelstöckigen Bücherregal. Da ist sie gerne drüber gekrabbelt, was dazu führte, dass ich jedes Mal die Bücher zunächst herauskramen musste um Madam aus ihrem Versteck herauszuholen. Mit der Zeit haben wir das wunderbar kapiert. Braucht aber Geduld wie gesagt. Und sie hat das auch nicht mehr gemacht.
Und jetzt kommt aber die Situation, dass ich mich genau im Wohnzimmer mit einer Freundin unterhalte, sie ist auch friedlich dabei. Dann nach einer Weile springt sie genau in die Bücherecke rein und guckt kess aus der Lücke über die Bücherrücken raus, was zur Folge hat, dass ich sie sofort herausgeholt habe. Genau das war ja auch bezweckt: So in etwa „Das mit dem Besuch finde ich jetzt doof, da geht mir Aufmerksamkeit ab.“ Das habe ich als solches sofort so gewertet. Die ist eifersüchtig und signalisiert das so.
Viel später habe ich dann in einem klugen Katzenbuch lesen können, dass Tabus zu haben, sinnvoll sind, eben weil man sie dann auch mal aus Frust überschreiten kann. Eine Katze, die grundsätzlich alles darf, hat diese Möglichkeit des Frust-Zeigens ja nicht. Das sehe ich aufgrund dieser Erfahrung eben auch so.
Ob das mit dem Baby hier in dem Fall eben auch auf Frust zurückzuführen ist, müsste man versuchen, herauszufinden. Um 5 Uhr morgens wird die Katze in den Garten gesetzt. Babys, wenn sie noch sehr klein sind, werden öfters gestillt, auch zwischen 4 und 5. Vielleicht kann es ja sein, dass die Katze merkt, dass das Baby nur kurz schreit und bekommt sofort die Aufmerksamkeit, während die Katze eher an Aufmerksamkeit im Gegensatz zu vorher einbüßt. Und wie lässt man seinen Unmut raus? In Aggression. Und die Situation ändert sich ja nicht (aus Sicht von Katze), nein, es geht immer weiter.
Ich finde, man könnte zumindest auch mal in diese Richtung denken.