Was mich bei dieser (von dir in einem anderen Beitrag verlinkten) Studie aus Norwegen (?) massiv stört, ist der Punkt, dass offenbar allein die Dosis befragt wurden. Es wirkt auf mich nicht so, als wenn z. B. auch die Züchter der betroffenen Tiere befragt worden wären, z. B. wie die Elterntiere charakterlich veranlagt sind. Das hätte m. E. mehr Sicherheit und Objektivität in die Studie gebracht.
Zudem frage ich mich, wieviele der teilnehmenden Tiere tatsächlich reinrassig sind, also einen Stammbaum haben. Denn soweit es sich um Lookalikes handelt, kann natürlich sonstwoher die Charaktereigenschaft x kommen. Oder auch nicht.
😉
Bei mir wohnen aktuell zwei Siamesen mit Stammbaum und eine Peterbald, dito mit Stammbaum. Alle drei sind recht verschmust und lassen sich gern flauschen, kommen auch aktiv an und fordern es ein. Aber die Chefin, mein Dreirädchen, die Katze aus dem Avatarbild, geht beispielsweise nie nie nie auf meinen Schoß.
Dieses Verhalten hat aber nichts mit ihrer Rasse zu tun, sondern es liegt in ihrer individuellen Geschichte, denn offenbar wurde Pfötchen nach ihrem Unfall, der sie das Hinterbein kostete, für die Gabe von Medis etc. immer auf den Schoß gesetzt und dann eben gehändelt; das hat sie vergleichsweise handscheu gemacht, und es war für mich sehr viel Arbeit, ihr Vertrauen zu gewinnen, damit ich sie auch jederzeit händeln kann.
Für Pfötchen habe ich nicht den Schoß, sondern wir haben am Kratzbaum den Platz, wo es die Medis etc. gibt oder wo iwas nachkontrolliert wird. Augen, Ohren, was auch immer. Und dazu das Codewort. Dann klappt das auch, und Pfötchen kommt gern auf den Esstisch, haut sich neben den Schleppi und lässt sich den Bauch flauschen.
Und beide Siamesen kommen im Bett unter die Decke, einer links, einer rechts. Hauptsache, sie merken nicht, dass der andere auch da ist, sonst gibbets Zoff. *seufz*
Siamkater Moody ist, so betrachtet, der Verschmusteste von der Bande, er möchte in seine Menschen am liebsten reinkriechen und ist ausgesprochen aufdringlich, springt direkt auf den Schoß oder den Tisch, egal was draufsteht, und will Aufmerksamkeit. Das kann recht anstrengend sein, das muss man wirklich bei einer Katze wollen.
Und Mercy, die Peterbald, ist das absolute Sonnenscheinchen. Ein zuckersüßer Charakter, wie er den Nacktkatzen auch nachgesagt wird, immer gut gelaunt und sehr ausgeglichen. Aber nicht ganz so verschmust wie die beiden Siamesen; Mercy duckt sich auch schon mal unter der Hand weg, die streicheln will, wenn sie keine Zeit für Flauschen hat. Z. B. weil sie wieder einen Sonnenstrahl oder eine Fliege an der Wand bemerkt hat und diese wundersamen Phänomene mit einem lauten Juchzer kommentieren muss (Mercy ist die Blondine bei uns....
😀).
Wohl aber:
Der Nickerkater, aus echtem rechtem sächsischen Bauernkatzenadel, ist genauso verschmust, anhänglich und redselig gewesen wie jede meiner orientalischen Katzen mit Stammbaum! Und Nicki hat garaniert kein orientalisches Blut in seinen Adern gehabt!
Nicki war bis ins hohe Alter sehr verspielt, neugierig und gesprächig, wollte immer wissen, was geht, und liebte seine kleinen Mädchen (Pfötchen, Mercy und die inzwischen verstorbene Nine Katharine) über alles.
Diese angeblich allein "siamesischen" Charaktereigenschaften hatt Nicki alle, nur nicht das laute Röhren, das die Siamesen von sich geben, wenn ihnen was nicht passt oder sie aufgeregt sind.
Aus diesem Grund bin ich sehr vorsichtig, wenn es darum geht, den einzelnen Rassen gewisse Charaktereigenschaften zuzuweisen.
Was ich durchaus unterschreiben kann:
Bei den orientalischen Rassen (natürlich nur MIT Stammbaum *hust*) wird die Charaktereigenschaft "anhänglich und verschmust" ebenso wie die Charaktereigenschaft "redet gern" sicherlich statistisch deutlich häufiger vertreten sein als bei Lastramis.
Aber das bedeutet keinesfalls, dass es nicht auch einen gewissen Prozentsatz Lastramis (wie eben auch den Nickerkater) gibt, die charakterlich typisch wie eine orientalische Katze veranlagt sind!
Ebenso wie es halt schweigsame und gemütliche reinrassige Perser geben wird, aber eben auch Lastramis, die gemütliche große Schweiger sind. So einer war beispielsweise mein Sternchen Nero (der begnadete Innenarchitekt, wer sich daran erinnert ^^). Ein echter Lastramikater, groß und schwarz, hohes Piepsstimmchen (wenn er denn mal was zu erzählen hatte ^^) und am liebsten Couchpotato, entweder auf dem Kratzbaum oder in der Heizungshängematte. Er war auch verschmust, insgesamt aber deutlich zurückhaltender als alle anderen von meinen Katzen.
Und Stimme zeigte er vor allem, wenn er, seine füllig-"schlanke" Gestalt gut hinter einer schmalen Kratzbaumsäule versteckt, aus dem Hinterhalt in den Garten pöbelte und lautstark seine Hasstiraden den fiesen Eindringlichen in seinen Garten entgegen schleuderte, ihnen finstere Schicksale und höllische Rache androhte, falls sie es wagen sollten, ihre miesen Visagen jemals wieder in seinem Revier zu zeigen.....
😀
Dennoch hatte Nero gar nichts von einem Perser oder einer Exotic Shorthair!
Was nun Rasse ist, hat saurier ja bereits sehr gut beschrieben (eben eine Stammbaumkatze), und auch nur da kann man im Grunde eine aussagekräftige Statistik führen, inwieweit einer Rasse tatsächlich gewisse Charaktereigenschaften zugeschrieben werden könnten.
Und wenn man untersuchen will, wie es um die Vererblichkeit bestimmt ist, müsste man m. E. die Generationen von Stammbaumkatzen über die Jahre verfolgen, wie sich die Tiere charakterlich im Lauf ihres Lebens zeigen.
Denn - wie Pfötchens Beispiel zeigt - es können sich im Lauf des Lebens auch Erfahrungen einstellen, die das Verhalten der Katze verändern und damit auch die Ausprägung der vorhandenen oder vermuteten Charaktereigenschaften.
Und ich warne auch sehr davor, eine durchgefärbte Katze (= keine Points) als "OKH-Mix" zu bezeichnen, nur weil ein Elternteil Points zeigt!
Eine Orientalisch Kurzhaar ist nicht nur eine durchgefärbte Katze mit orientalischer Gestalt, sondern sie hat beispielsweise laut Rassebeschreibung auch flaschengrüne Augen. Unabhängig von der eigentlichen Fellfarbe. Innerhalb des orientalischen Rassespektrums ist die OKH eine ganz eigenständige Rasse und teilt mit den Siamesen vor allem die schlanke Figur und das lebhafte und gesprächige Wesen. Natürlich ist die OKH aus der modernen Siamkatze hervorgegangen und kann auch weiterhin mit SIA verpaart werden (und umgekehrt), aber ebensowenig wie ein Pointmix automatisch Siamgene haben muss (genausogut könnte eine Raggie Papa oder Mama gewesen sein oder weiter hinten in der Ahnenreihe auftauchen.... oder eine BKH mit Points - ja, die gibt es inzwischen auch!), muss das durchgefärbte Kitten einer Pointmixkatze etwas mit der Orientalisch Kurzhaar zu tun haben! Eher kommt das betreffende Tierchen nach dem genauso rasselosen Nicht-Point-Elternteil, und sollte es grüne Augen haben, dürfte das eher Zufall sein.