Im Rheinland heißt es, dass alles, was dreimal passiert, Tradition sei. Irgendwo hat jede Tradition ihr erstes Mal. Und jede Veränderung kann eine neue Tradition begründen. Früher wurde bei uns am Heiligen Abend der Weihnachtsbaum aufgestellt - heute steht er viel früher geschmückt in der Wohnung. Eine neue Tradition.
Das neue Jahr gemeinsam zu begrüßen, hat Tradition. Die Art und Weise kann variieren. In meinem Heimatdorf gingen alle auf eine Anhöhe und stießen miteinander an. Manche machen Raclette, andere wandern oder feiern wilde Parties. Feuerwerk ist ein Aspekt, eine dieser Gewohnheiten - und es kann sich ändern. Früher wurde geböllert. Heute wird geböllert, bis Arzt und Polizei kommen. Silvester gegen Mitternacht eine Straße entlangzugehen führt direkt ins Endzeitszenario und macht Angst. Niemand hätte sich vor einigen Jahren vorstellen können, welche Mengen an Feuerwerk über die Ladentische und in die Luft oder auch in die Menge gehen. Niemand hätte aber auch eine Vorstellung davon gehabt, wie toll Drohnen- und LED-Shows aussehen können. Und in vielen Events sind die schon Tradition.
Veränderungen verärgern und irritieren - aber sie setzen sich durch. Wer hätte 1960 gedacht, dass wir uns alle mal brav auch hinten anschnallen würden? Gesetz und Vernunft haben uns dazu gebracht. Wer hätte 1990 gedacht, dass in Flugzeugen, Zügen, Restaurants nicht mehr geraucht werden darf? Vernünftig und gesetzlich geregelt.
Warum ist Böllern so eine "heilige Kuh"? Es verschmutzt die Umwelt, verletzt und verängstigt Menschen und Tiere. Klar ist ein Feuerwerk hübsch anzusehen. Aber das sind Drohnenshows auch. Und die haben diese Nebenwirkungen nicht. Bleigießen muss übrigens heutzutage auch mit Wachs gemacht werden ... auch eine Silvester"tradition", die sich für den Gesundheitsschutz änderte ...