Ich bin kein Experte oder gar ein Tierarzt. Alles was ich gemacht habe, beruht auf informationen und Empfehlungen, die ich aus unterschiedlichen Internetquellen zusammengesucht habe und was mir schlüssig erschien. Es kann durchaus sein, das ich etwas falsch gemacht habe oder anderes besser funktioniert. Deswegen kann ich hier auch keine allgemeinen Empfehlung oder Ratschläge geben, sondern nur erzählen, was und warum ich bei meiner Giardienodyssee gemacht habe.
Meine Jungs wurden mit Metronidazol eine Woche lang behandelt. Gleichzeitig habe ich folgende Hygienemaßnahmen für insgesamt vier Wochen zu Hause durchgeführt.
Medikamentengabe:
Metrobactin kannte mein Tierarzt noch nicht, behandelt wurde mit Metronidazol. Soll wohl sehr bitter sein und kann bei der Katze speicheln auslösen.
Ich habe mir deshalb Leerkapseln besorgt, die ich selber befüllen kann, die sich aber (
ganz wichtig!) im Magen auflösen.
http://www.lillysbar.de/epages/6118...ps/61181519/Products/140/SubProducts/140-0001
Die Größe 3 war bei mir sehr knapp, hatte gerade so gereicht. Etwas größere Kapseln wären besser gewesen. Die Kapselgröße hängt aber am Ende von der Dosis/ Pillenmenge ab, die da rein soll. Leerkapseln ohne Geschmack bekommt man auch in der Apotheke.
Pillendosis abmessen, zu feinem Pulver zwischen zwei Löffeln zerreiben und mit einem kleinem selbstgefalteten Papiertrichter in die Kapseln füllen und zudrücken und entsprechend den Katzen getrennt sortieren. Ich habe mich wie ein Drogendealer dabei gefühlt. Bitte immer nur ein paar im Voraus machen, die Haltbarkeit der ursprünglichen Tabletten sinkt, wenn man die aus den Blistern herausdrückt (siehe z. B. Beipackzettel Metrobactin).
Da das Zeug auch für Menschen echt ekelig ist, habe ich dabei Einweg-Latex-Handschuhe getragen.
Odin und Krümel haben die Kapseln dann in Leberwurstpaste eingehüllt bekommen. Für Bigfoot und Bommel habe ich auf kleinen Schälchen ( für Sojasoße) mit Malzpaste mehrere kleine Klebepunkte gemacht, Kapsel in eine rein und nochmal Malzpastekleber obendrauf und dann Cosma-Snackie-Brösel darauf verteilt. Die Brösel kleben dann etwas am Schälchen und sie mussten etwas intensiver alles ablecken, um die zu bekommen und haben dabei die Kapseln gleich mit aufgenommen.
Von den insgesamt 56 Kapseln ( 4 Katzen jeweils 2x täglich für eine Woche) hatte nur eine nicht gleich auf Anhieb funktioniert, die ich dann entsorgen musste.
Aber lieber initial etwas mehr Medikament besorgen, nicht das man dann am Wochenende ohne da steht, weil Katze nicht mitspielt und man etwas entsorgen musste (wie gerade bei Buddy).
Desinfektionsmittel:
Halamid ist eines der wenigen Desinfektionsmittel das gegen Giardien hilft. Haushaltstypische Desinfektionsmittel helfen nicht. Kann man beispielsweise über Amazon und Ebay beziehen. Kommt als Pulver zum anmischen. Normalerweise braucht man eine 2%-ige Lösung (20g pro Liter). 1kg Pulver liegt etwa so bei 35€, kommt aber auch in kleineren Packungsgrößen. 1kg war für mich zu viel, habe massig über, aber die benötigte Menge hängt auch von den anderen Maßnahmen ab.
Ich habe das mit einer Blumensprühflasche benutzt. Sollte 20 Minuten einwirken, dann hat es, wenn ich mich richtig erinnere, eine 80%-ige Wirksamkeit gegen Giardien.
Alternativ helfen Temperaturen von mindestens 60° - 70° Celsius zum Abtöten der Giardien.
Katzenklo:
Katzenklos sollten
täglich bis zum hoffentlich negativen Nachtest etwa 2-3 Wochen nach der Medikamentengabe desinfiziert/ ausgekocht werden, das Streu sollte täglich entsorgt werden. Bei mir also 1 Woche Behandlung + 3 Wochen Wartezeit = 4 Wochen. Das ist nicht nur ein Müllmengen-Problem sondern bei normalerweise hochwertigerem Streu auch ein finanzielles.
Streumäßig bin ich für die Zeit auf Hygienestreu von Fressnapf
https://www.fressnapf.de/p/fit-fun-hygiene-katzenstreu#1071976
umgestiegen. Hatte das beste Mengen/ Preisverhältnis. Ein Beutel hat für etwa drei Klofüllungen gereicht. Bei zwei Klos bedeutete das zwei Beutel Streu für drei Tage (also knapp 20 Beutel Streu für die Zeit = 600 Liter Streu!).
Kot sollte, sobald man welchen bemerkt, auch gleich entsorgt werden, trotz des täglichen Austausches. Pinkelböller gibt es bei dem Hygienestreu nicht.
Wichtig ist natürlich auch die jeweilige Desinfektion der Sieb-/ Schäufelchen.
Das billige Streu staubt beim Einfüllen sehr, nicht wundern.
Als Behelfsklos habe ich mir vier Samla-Boxen besorgt:
http://www.ikea.com/de/de/catalog/products/30102974/
Entgegen den sinnvollen Empfehlungen von Katzenzahl +1 Klos, kam ich in der Zeit bei vier Katzen glücklicherweise mit zwei Klos aus.
So konnten ich immer zwei in Nutzung haben, während ich die anderen beiden in Ruhe desinfizieren konnte.
Ich habe die Klos erst mit Halamid eingesprüht, mindestens 20 Minuten einwirken lassen und dann noch mal mit kochendem Wasser komplett übergossen. Die Samla-Boxen überstehen von der Temperatur her auch das kochende Wasser.
Da ich nicht gleich mit der Giardienbehandlung angefangen hatte, konnte ich erst die Klos auf die Samla-Boxen mit dem normalen Streu umstellen, und dann etwas später auch das normale Streu zum Hygienestreu wechseln. So war der Umstieg nicht ganz so krass für die Jungs.
Fress- und Wassernäpfe:
Sollten auch täglich ausgekocht werden. Ich habe auf insgesamt drei Sätze Fress- und Wassernäpfe aufgestockt, da meine Jungs zu drei Gelegenheiten Futter bekommen, Morgens, nach der Arbeit und Abends. So konnte ich jeweils frische, desinfizierte Näpfe benutzen. Die Wassernäpfe nicht vergessen. Normal in die Spülmaschine und dann einfach mit kochendem Wasser übergießen / in kochendes Wasser eintauchen.
Haushalt:
Da Katzen mit ihrem Po beim Sitzen überall Giardienstempel hinterlassen können, müsste eigentlich alle möglichen Sitz- und Liegeflächen immer wieder desinfiziert werden. Hier kann man sich mit kochbaren Laken/ Tüchern behelfen, mit denen man die Flächen immer wieder abdeckt und entsprechend wäscht/ kocht. Die Frage ist halt nur, was man mit den schon betroffenen Flächen wie Couch, Sessel, Kratzbaumsisal, etc macht.
Fliesenböden/ PVC-Belag kann man mit Halamid überwischen, Teppich und Textilien sind da eher schwierig.
Ich habe mir ein Ozon-Generator gekauft, die Dinger kann man aber auch ausleihen. Leider sind beide Möglichkeiten recht kostenintensiv. Hier sind mögliche Adressen:
http://www.tierisch-gute-luft.de/giardien.shtml
http://www.medical-ozon.de/shop-ozon.html
Damit habe ich dann im täglichen Wechsel drei Wochen lang jeweils immer eine Hälfte der Wohnung desinfiziert während ich im Büro war. Die Katzen waren dann jeweils immer in der anderen Hälfte der Wohnung. Der Vorteil ist halt, dass man damit wirklich alles "begasen" kann, Sofa, Sisal, Menschenbetten, nicht kochbare/ empfindliche Materialien, etc.
Hilfreich für die Abschaltung der Geräte ist eine Zeitschaltuhr, die man einfach auf die Laufzeit einstellt und danach schaltet die Steckdose einfach ab. So etwas in der Art:
https://www.conrad.de/de/steckdosen...rogramm-theben-260030-3500-w-ip20-469418.html
Kratzbaumbettchen/ Hängematten:
Trotz des Ozons habe ich die Bettchen und Matten der Kratzbäume einmal alle desinfiziert und gewaschen. Also richtig Nass mit Halamid einsprühen, einwirken lassen und dann bei 60° in die Waschmaschine. Ein Trockner wäre hilfreich, ist aber nicht nötig, ich habe auch keinen. Man könnte theoretisch das Halamid auch in die Maschine geben, aber das wäre bei einer 2%-igen Lösung und der Wassermenge echt viel Pulver in der Maschine.
Nachtest:
Da, wie Du ja schon selber weißt, der Eliza-Test sehr empfindlich ist, und auch bei toten ausgeschiedenen Giardien Alarm schlägt, sollte der Nachtest erst erfolgen, wenn auch die letzte tote Giardie ausgeschieden wurde. Daher sollte der Nachtest erst zwei, besser drei Wochen nach der letzten Medikamentengabe erfolgen, um sicher zu sein, dass Du da kein Falsch-Positives Ergebnis bekommst, und möglicherweise dann unnötig eine zweite Behandlungsrunde startest.
Die Hygienemaßnahmen sollten halt so lange weiter geführt werden, damit um eine mögliche Wiederansteckung bereits gesunder Tiere zu minimieren. Klar, müssten diese Tiere bei einer zweiten Behandlungsrunde ebenfalls wieder mitversorgt werden, aber der Giardienbestand wird halt immer kleiner und die Chancen dann immer besser.
Insgesamt war das viel Arbeit und möglicherweise auch Overkill, den man vielleicht nicht machen müsste, aber ich wollte alles tun, damit ich diese Zeit nicht mehrmals durchmachen musste.
Hier schließt sich halt der Kreis wieder mit den Wahrscheinlichkeiten. Je mehr man macht, desto besser die Chancen.
Was ich auch gekauft hatte, aber nicht für gut befunden hatte, war ein Dampfreiniger. Giardien lieben warme und feuchte Umgebungen, wenn man also nicht die Temperaturen erreicht, um sie zu töten, sind die Chancen gut, dass man ihnen bessere Überlebenschancen gibt. Bei meinem gekauften Dampfreiniger (Kärcher) konnte ich mit der empfindlichen Haut auf der Innenseite meines Unterarmes bis auf 10cm an die Austrittsdüse des Dampfes heran, ohne das es auch nur unangenehm warm wurde (Bitte nur auf eigene Gefahr machen, ansonsten Finger weg). Wie soll man mit so etwas eine Couch/ Kratzbaum desinfizieren, die dann auch noch eine Weile feucht bleiben.
Was sich aber auf alle Fälle als Anschaffung lohnt, falls noch nicht vorhanden, ist ein großer Wasserkocher, oder möglicherweise auch ein zweiter. Auf Dauer sind die Wartezeiten echt nervig.
Als letzter Hinweis:
Giardien können auch auf den Menschen übertragen werden, falls es ganz dumm laufen sollte. Falls Du oder Dein Mann jetzt auch eine Magen-Darm-Geschichte oder Durchfall bekommen solltet, wäre vielleicht auch ein Test von Euch möglicherweise eine gute Idee.