Ich finde es gefährlich, das Level immer gleich an höchster Stufe anzusetzen. Ich meine damit so Sachen wie
- wenn Katzenhaltung, dann nur unter perfekten Umständen
- wenn Tierschutz, dann müssen aber auch die persönlichen Hintergründe perfekt abgestimmt sein (vegan, nur Bioprodukte, Ökostrom, kein Auto, keine Flugreisen, kein Plastik, kein Textil aus dem 08/15-Laden etc)
Damit ist doch jemand, der zum ersten Mal damit konfrontiert wird, total überfordert und abgeschreckt... So ein Fest dient ja in der Regel auch dazu, neue Helfer zu gewinnen. Und das schafft man mit Sicherheit nicht, in dem man sich als Grüppchen von Sonderlingen darstellt, die ihre Lebensweise unbedingt anderen aufzwingen wollen.
Und in Deutschland gehört die Wurst eben aktuell noch zu einem herkömmlichen Grillfest dazu. Sonst kommt kaum einer. Das Umdenken ist ein langsamer Prozess, der nicht erzwungen werden kann.
Ich vergleich das mal damit:
Als ich Kind war, war es total normal, dass auch in Anwesenheit von Kindern überall geraucht wurde, ob nun im Wohnzimmer oder im Auto. Wenn vor 40 Jahren einer auf die Idee gekommen wäre zu sagen "Also Silvester können wir nur bei uns feiern, wenn ihr zum Rauchen raus geht", der wäre doch ausgelacht worden. Dann hat sich das so nach und nach, aber wirklich immer nur kleinschrittig geändert. Und heute? Es kommt doch kaum jemand noch auf die Idee, sich ohne vorher nachzufragen, in einer Wohnung eine Kippe anzumachen.
Auch bei mir setzt nur peu a peu Umdenken ein. Ich finde eine Grillwurst nämlich echt lecker. Aber so langsam ist auch bei mir die gedankliche Verknüpfung, unter welch zum Teil grausigen Zustanden das Schwein zur Wurst wurde, auch noch präsent, wenn die fertige Wurst duftend auf dem Teller liegt. Also gelingt es mir inzwischen oft, aber noch nicht immer, eine vegetarische Alternative zu nehmen. Und genau so ist das mit allen anderen Sachen, die das Thema Umwelt, Nachhaltigkeit und Gerechtigkeit betreffen auch, sei es Gemüse vom Erzeuger (warum is'n das so teuer? - na, weil der halbwegs gerechte Löhne zahlt), Verzicht auf Einwegflaschen und Weigerung bei primark zu kaufen.
Natürlich kann man jetzt sagen, das sei ja ein Witz und diene nur dazu, das eigene Gewissen zu beruhigen. Aber das löst nur Demotivation aus und bewirkt nicht, dass ich den Weg weiter gehe.
Jetzt der Bogen zum Tierschutz:
Es ist besser, jeder macht genau das, was er gut kann und freiwillig bereit zu geben ist. Wenn man den Menschen überfordert, hat er keine Lust mehr und stellt seine Unterstützung komplett ein. Wenn jemand mehr tun möchte, kommt das von allein.
Und dabei ist das doch egal, ob jemand in der BackOffice (Kisten schleppen, Schutzhütten bauen) oder frontoffice (Futterstelle) tätig ist, oder?