Hat dich der Tierarzt umfassend zum Thema Struvit beraten oder einfach nur zu dem Urinaryfutter geraten, weil es weniger Mineralstoffe enthält?
Struvit entsteht dann, wenn der pH-Wert im Urin dauerhaft zu hoch ist, eine entsprechende Übersättigung mit Magnesium, Ammonium und Phosphat im Urin vorliegt und der Urin entsprechend lange in der Blase verweilt.
Erzähl vielleicht noch etwas mehr zu ihrer Krankengeschichte. Wodurch wurde das Struvit festgestellt? Gingen dem Ganzen Blasenentzündungen vorraus? Was bekam sie bisher für Futter? Gibt es bei ihr besondere Gründe für die Struvitneigung?
Urinary Futter ist nicht nötig. Grundsätzlich solltest du bei der Futterauswahl aber Folgendes beachten:
- Kohlenhydrate vermeiden - da diese den pH-Wert ins Alkalische verschieben, das gilt insbesondere für Getreide
- hochwertige Proteine füttern - da diese weniger Harnstoffkonzentration im Urin bedeuten, eine hohe Harnstoffkonzentration würde ansonsten ebenfalls den pH-Wert ins Alkalische verschiebt, also pflanzliche Proteine meiden
- ein ausgewogenes Calcium-Phosphor-Verhältnis (zwischen 1,1-1,2:1) - dadurch vermeidet man eine Übersättigung eines der beiden Stoffe im Urin,
- ein moderater Magnesiumgehalt - hier sind Werte unter 0,1% in Trockenmasse absolut ausreichend, oft sind aber auch Werte ein Wenig darüber vollkommen in Ordnung
Neben den besonderen Anforderungen ans Futter selbst sind zwei Dinge weitaus entscheidender bei Struvit:
- viel Flüßigkeit - hierdurch werden Nieren und Blase besser und häufiger durchspült, somit sinkt die Konzentration der ungünstigen Stoffe im Urin und es bleibt so weniger Zeit für das Kristallwachstum; kleine Kristalle werden so auch oft ausgespült, bevor sie zu groß dafür werden
- regelmäßige Kontrolle des pH-Wertes und ggf. Ansäuerung - der pH-Wert sollte 4-8h nach der letzten Mahlzeit im Bereich von 6,2-6,5 liegen, dieser Bereich verhindert das Ausfallen neuer Kristalle und löst bereits bestehende auf
Die Maßnahmen sind also das NaFu mit ein wenig Wasser zu strecken und auch anderweitig viele Trinkmöglichkeiten anzubieten. Hier musst du schauen was dein Tier bevorzugt, auch Spielangebote die Wasser beinhalten sind sinnvoll. Und zusätzlich den pH-Wert regelmäßig überwachen und bedarfsgerecht ansäuern.
Wie kommst du darauf, dass man nicht dauerhaft Ansäuern darf? Bei vielen Tieren reicht oft bereits eine entsprechende Futterumstellung (dabei meine ich kein Urinaryfutter) und die erhöhte Flüßigkeitsaufnahme aus, aber bei einigen Tieren kommt man um die dauerhafte Ansäuerung nicht herum. Darum ist die Vermeidung alkalisch wirkender Futterbestandteile so sinnvoll, da es die Notwendigkeit der künstlichen Ansäuerung auf ein Minimum reduziert.
Das Urinaryfutter säuert ebenfalls dauerhaft an, allerdings sind hier viele Inhaltstoffe alles andere als ideal für die Krankheit und die Ansäuerung erfolgt lediglich pauschal. Dadurch kann es ohne entsprechende pH-Wert-Kontrolle nicht nur zu Struvitrückfällen, sondern im ungünstigsten Fall sogar zu Oxalatsteinen führen. Also auch wenn du dich für das Urinaryfutter entscheidest, ist die Kontrolle unumgänglich. Aber dann kann man im Grunde eben auch gleich entsprechend hochwertig füttern und individuell Ansäuern. Und preislich macht es auch nocheinmal einen Unterschied.