Einfluß der Fütterung auf den Plasmatauringehalt
Auffallend war, dass Katzen ohne Dosenfütterung einen durchschnittlichen Plasmatauringehalt von 221,32 μmol/l aufwiesen.
Dosenfutter scheint eine sehr beliebte Futtermittelformulierung zu sein, denn es war mir nicht möglich, mehr als 13 Katzenbesitzer zu finden, die einer Blutentnahme ihrer Katze zustimmten und üblicherweise kein Dosenfutter zufütterten. PION et al. beschrieben bereits 1992 die geringere Taurinversorgung von dosengefütterten Katzen.
Der genaue Mechanismus, der dazu führt, dass das im Überschuss zugesetzte Taurin nicht ausreichend von der Katze verwertet werden kann, ist nicht bekannt. Allerdings gibt es hierzu einige Theorien wie z. B.
- die Einschränkung der Resorption von Taurin und taurinkonjugierten Gallensäuren im distalen Abschnitt des Dünndarms, verursacht durch eine veränderte Darmflora, Bindung von Taurocholsäure an unverdaute Proteine und Inhibition der β-Aminosäuren-Transportproteine.
- Es wird im Besonderen darauf hingewiesen, dass die Erhitzung des Futters zu dieser nicht ausreichenden Verwertbarkeit führt.
- Auch HICKMAN et al. (1991) besttätigen, dass ein erhöhter Taurocholumsatz zu einer Verminderung der Taurinresorption bei Katzen, die hitzebehandeltes Futter bekamen, führt.
- KIRK et al. (1994) wiesen auf die Möglichkeit hin, das ein erhöhter Verlust von taurinkonjugierten Gallensalzen durch deren Bindung an unverdauliche Futterkomponenten, eine veränderte Darmflora, ein direkter Anstieg der Gallensekretion durch diätinduzierte Erhöhung des Cholezystokinins (CCK) zu einem Taurindefizit führen können.
- BACKUS et al. (1995) fanden heraus, das Futter, welches eine Verminderung der Taurinresorption verursacht, eine geringere Proteinverdaulichkeit aufweist und größere Cholecystokininausscheidung bewirkt, als Futter, das den Körpertaurinstatus erhält.
- 1991 konnten BEVERLYet al. zeigen, dass auch exogen zugeführtes CCK eine Verminderung der Taurinresorption bei der Katze bewirkt.
- SKRODZKI et al. (1991) untersuchten drei verschiedene Dosenfutter und selbst zubereitetes Futter. Sie stellten fest, dass auch innerhalb der verschiedenen Dosenfuttermarken markante Unterschiede auftraten und die Katzen, die selbst zubereitetes Futter erhielten, die niedrigsten Taurinwerte aufwiesen.
- FELGNER (1999) stellte in ihrer Untersuchung ebenfalls fest, das Katzen, die kommerzielles Futter erhielten einen höheren Plasmataurinspiegel hatten, als Katzen , die unregelmäßig und z. B. mit Kuhmilch oder Küchenabfällen gefüttert wurden. Dass selbst zubereitetes Futter die Plasmataurinwerte wesentlich senkt, konnte in dieser Studie nicht bestätigt werden. Katzen, die solches Futter erhielten, hatten annähernd denselben durchschnittlichen Plasmataurinspiegel (144,24 μmol/l) wie Katzen, die Dosen (150,93 μmol/l) oder Trockenfutter (150,57μmol/l) erhielten.
Sehr vielen meiner Probanden wurden auch rohe Schlachtabfälle gefüttert, deren Tauringehalt ca. 50% über dem von gekochtem Fleisch liegt. Das ist wahrscheinlich auch ein Grund dafür, dass Katzen, welche die Möglichkeit haben, Beute zu machen, einen höheren durchschnittlichen Plasmatauringehalt aufwiesen.
Der Unterschied zwischen Plasmataurinwerten der Gruppe mit Freigang und der Hauskatzen war jedoch nicht sehr groß (29,21 μmol/l), so dass man nicht wirklich darauf schließen kann, das der Beutefang für die kommerziell gefütterten Katzen eine wesentliche Bedeutung hat.
Den Katzen wird weniger selbst zubereitetes Futter verfüttert, da dem kommerziellen Futter der Vorzug gegeben wird. Insgesamt, betrachtet ist die Katzenpopulation in Österreich ausreichend mit Taurin versorgt. Auch die feststellbare negative Auswirkung von Dosenfutter auf die Taurinresorpion ist rein rechnerisch interessant, da selbst bei Dosenfütterung der durchschnittliche Plasmataurinwert weit über dem erforderlichen Wert liegt (150,93μmol).