Hallo,
jetzt kommt ein Roman, sorry - aber das Thema ist mir sehr, sehr wichtig. Und ich merke, wie sehr Ihr Euch Gedanken um Sissy macht. Hier also meine Gedanken / Anregungen / mein "Senf" 😉
Ich würde gerne zu bedenken geben, dass die Katze zu 99,9 % entweder jetzt (Ende April) ganz kurz vor dem Werfen ist oder sogar gerade geworfen hat. Die früher so berühmten Maikätzchen kommen seit etlichen Jahren bereits längst im April, teils sogar im März.... und Du hast sie ja selbst im Februar gesehen, als sie gedeckt wurde (glaub mir, wenn sie rollig war, dort laufen noch Dutzende unkastrierter Kater rum, die Du nicht gesehen hast, die aber durchaus gemerkt haben, dass Sissy rollig war). Die Trächtigkeit beträgt 60-63 Tage - also recht genau 2 Monate.
Bei einer jungen Katze, die vermutlich das allererste Mal trächtig ist, muss auch gar kein richtig dicker Bauch zu sehen sein, weil sie a) noch ein sehr festes Bindegewebe hat und b) sie u.U. nur 1 oder 2 Junge trägt beim ersten Mal. Somit KANN diese Katze durchaus hochträchtig sein (oder gewesen sein = die Jungen liegen schon irgendwo), ohne dass der Bauch wie bei einem Esel seitlich richtig dick auslädt (sorry, mir fiel kein besserer Vergleich ein).
Für mich gäbe es nur 2 Optionen :
Eine sehr schwer zu entscheidende...
a) wenn Du absolut sicher bist (aber auch nur dann !!), dass sie (noch) trächtig ist UND die Jungen dort keinerlei Chance hätten / haben (z.B. aufgrund von bösen Nachbarn, Hunden o.ä.), dann würde ich sie schleunigst mit einer Falle einfangen (alles Andere ist absolut sinnlos, Dinge wie Kescher, Netz, Bettlaken etc. gehen nicht nur gründlichst in die Hose, damit stresst man die arme Katze absolut unnütz). Das bitte auf KEINEN Fall. Mit einer Katzenfalle einfangen und dann kastrieren lassen, so traurig das ist. Rein "technisch" gesehen ist das für die Katze KEIN Problem, dass sie dadurch einen Schaden erleidet. Es bedeutet aber, die Jungen sterben. Wenn das irgendwie zu vermeiden ist, würde ich es nicht machen wollen.
b) Du bist Dir nicht sicher (ob noch trächtig oder schon geworfen - in dem Fall würden die Jungen verhungern, wenn sie ganz klein sind und die Mutter ist einen Tag weg) oder Du sagst, das kommt nicht in die Tüte, an die Kleinen kommt Niemand ran / es passiert ihnen dort nichts (sofern einschätzbar), dann lass Sissy bitte einfach die Jungen dort, wo sie will, vermutlich schön warm und sicher in der Scheune bekommen. Füttere sie gut, beobachte sie, alles ganz in Ruhe, aber mach bitte mindestens die ersten 2-3 Wochen einen riesengrossen Bogen (und nicht nur Du, alle Leute dort) um den Platz, wo Du die Kleinen vermutest. Sag es am Besten Niemand, damit Keiner auf dumme Ideen wie suchen, anfassen etc. kommt. Denn eine Katze sucht sich den idealen Schutzplatz für ihre Kleinen und wenn man sie stört, verschleppt sie die Kleinen an einen anderen Ort, der u.U. viel weniger geschützt und für Euch gleichzeitig auch schlechter erkennbar / erreichbar ist.
Wenn die Kleinen dann ca. 4-5 Wochen alt sind, kannst Du schon übers Futter etwas steuern, dass die Mutter die Kleinen zum Fressen mitbringt. Sobald das der Fall ist, bitte ZUERST die Mutter mit der Falle einfangen und kastrieren lassen und dann, sobald das passiert ist, die Kleinen schnappen und reinholen, damit sie nicht verwildern - und diese dann vermitteln.
Die Kleinen zuerst wegnehmen (vor der Kastration der Mutter) kann zur Folge haben, dass sie dann verstört ist, sie sucht, ganz abwandert und erst dann wieder auftaucht, wenn sie wieder soweit ist...
So, wie Du die Katze beschreibst, ist sie eine scheue, draussen geborene, freilebende Katze, die gerade etwas Vertrauen zu Dir fasst. Diese Katze über etliche Wochen in einen Raum einzusperren, nur damit man die Kleinen fest unter Verschluss hat - sprich absolut zu 100% auf Kosten der Mutterkatze (der man sie dann letztendlich doch noch obendrauf wegnimmt), die dann Dauerstress und Panik erleidet, halte ich persönlich für Tierquälerei der Mutter gegenüber. Davon würde ich gerne massivst abraten, bitte.
Man kann ganz generell die Massstäbe, die man bei einer ganz zahmen Stubenkatze anlegt (möglichst drinnen, möglichst behütet, möglichst warm, möglichst unter Kontrolle und viel Kontakt) bei freilebenden "wilden" Katzen absolut nicht anlegen - sondern viel eher das genaue Gegenteil. Deshalb muss man / sollte man (leider) auch - im Gegensatz zur zahmen Katze, wo die Lütten natürlich so lange wie möglich bei der Mama bleiben sollten, bei einer scheuen Mama einen anderen Weg gehen - um die Kleinen zahm zu bekommen, damit sie nicht auch draussen leben und verwildern müssen. Denn das ist KEIN schönes Leben für die meisten freilebenden Katzen. Also nimmt man diese Kleinen dann, sobald sie selbstständig essen, nach drinnen (lässt sie natürlich dann als Geschwister zusammen, aber ohne Mama) und gewöhnt sie an den Menschen, dann werden sie zu ganz normalen zahmen Hauskätzchen - so wie ihre Mutter (oder Grossmutter) auch mal war, bevor sie verwildert ist. Dies aber dann mit dem möglichst geringsten Stress für die Mutter. Die OP / Kastration kann man ihr nicht ersparen, sonst hat sie im August die nächsten... Die Wegnahme der Jungen kann man ihr nicht ersparen, auch das ist nicht schön, aber es geht nicht anders. Aber man kann ihr ersparen, sie obendrein noch als Fluchttier einzusperren und zu ängstigen.
Wie gesagt, ich möchte hier Niemand meine Meinung aufdrängen, aber für mich ist das wochenlange Einsperren einer wirklich scheuen Katze (wenn sie z.B. jetzt in der Mitte trächtig wäre (denn auch das ist möglich, da eine Katze jederzeit rollig werden kann), hiesse das, noch 4 Wochen bis zur Geburt und dann weitere mindestens 4-5 Wochen mit den Babies = über 2 MONATE eingesperrt) in einen Raum, wo sie zuerst buchstäblich die Wände hochgeht, irgendwann nur noch resignieren und leiden wird, keine Option.
Zum Thema Garage - halte ich zudem für äusserst gefährlich. Eine Katze, die zum ersten Mal gebärt, ist manchmal sowieso etwas überfordert mit den Jungen, es gibt sogar Fälle, wo die Mutter beim ersten Mal die Jungen tötet / frisst, weil sie nichts damit anzufangen weiss. Die Gefahr, dass sie dies tut, steigt immens, wenn die Katze unter massivstem Stress steht = eingesperrt, Dir ausgeliefert ist, nicht flüchten kann. Und - Du riskierst, falls Du keine Schleuse hast - also Zwischentür z.B. - dass sie bei der erstbesten Gelegenheit Dir zwischen Deinen Beinen hindurch rausschiesst und über alle Berge ist - und Du sitzt da mit frischgeborenen Jungen ohne Mama.
Von daher nochmals :
Entweder, Du lässt ihr die Jungen zumindest bis zum dem Punkt, wo sie nicht mehr bei ihr ausschliesslich trinken, Ihr kastriert dann die Mutter und nehmt dann die Jungen weg, um sie zu vermitteln - oder die unschöne, aber dennoch für die scheue Mutter BESSERE Option als einsperren über Wochen : Ihr lasst sie operieren, bevor sie die Jungen hat.
Es besteht aber - wie gesagt - ein grosses Risiko jetzt, dass sie entweder just geworfen hat oder ganz kurz davor ist. Es wäre gut gewesen, sie im Februar einzufangen und alles wäre einfacher für Dich / Euch jetzt.
Übrigens, die Falle ist der mit Abstand SCHONENDSTE Weg für die Katze, sie geht rein, die Falle schliesst, Katze sitzt drin - und muss sofort dunkel abgedeckt werden und sofort zum TA. Alles, was DU direkt machen würdest, mit Versuchen wie Zupacken, irgendwie wo hineinzwängen usw., DAS lastet Dir die Katze an und das Vertrauen, was Du mühsam aufgebaut hast, ist weg (und ich garantiere Dir, es geht schief, was bedeuten kann, Du bekommst sie nach einen missglückten Versuch entweder erst Wochen, Monate später oder vielleicht sogar nie, wenn sie schlau ist). Von den Verletzungen mal ganz abgesehen, die sie Dir in ihrer Panik dann beibringt.
Auf den Fotos ist für mich nicht erkennbar, ob sie noch trächtig ist oder nicht - das ist auch gerade bei jungen Kätzinnen wirklich schwer zu deuten. Ich habe schon viele Katzen eingefangen, die wirklich schlank waren und sie waren dann trächtig, womit Niemand gerechnet hätte bei deren Statur. Letztes Jahr habe ich eine junge Katze eingefangen, die ganz extrem schlank war - beim TA stellte sich heraus, sie war weit trächtig, letztes Drittel - mit EINEM Jungen, welches jedoch viel zu gross war. Die Katze hätte die Geburt nicht überlebt, das ist Fakt. Und da sie absolut scheu war, hätte sie irgendwo allein gelegen und wäre gestorben und Keiner hätte ihr helfen können.
Ich hoffe, mir nimmt Niemand meinen ersten Beitrag - noch dazu zu einem so schwierigen und sensiblen Thema - übel und ich hoffe, Du triffst für Dich und Sissy die richtige Entscheidung. Gibt es denn keine Katzenhilfe bei Dir in der Nähe, wo Du einfach mal um Rat fragen könntest, bitten könntest, sie schauen sich Sissy mal an ?
Liebe Grüsse
Gaby
PS : Ich finde es ganz enorm, wieviele Gedanken Du / Ihr Euch um Sissy macht - leider sind vielen Menschen die scheuen Katzen relativ egal, da man sie ja nicht anfassen kann, also "nichts von ihnen hat". Oft sind sie Tiere 2. oder 3. Klasse und deshalb bin ich begeistert, hier ein solches Engagement zu spüren. Hut ab !