Puh da scheine ich ja ein sehr sensibles Thema angesprochen zu haben...
Für jemanden der keine Erfahrung hat, befindet man sich nur halt genau zwischen zwei Fronten. Weil auch viele Leute die frühe Kastration ablehnen, da die Tiere dann geistlich Kinder bleiben und dies dann von vielen als Tierquälerei ausgelegt wird.
Den Gedankengang einen zweiten Tierarzt zu kontaktieren halte ich aber auch für eine gute Idie 🙂
Schön dass ihr euch jetzt für eine zeitigere Kastration entschieden habt, als die erste TÄin sie für sinnvoll hielt!
🙂
Ich möchte noch etwas zum Thema "geistig Kinder bleiben" loswerden (geistlich könnten sie es schon deswegen nicht, weil sie keiner Religion angehören ^^):
Eine psychische Erkrankung bzw. verminderte Intelligenz kann es bei Katzen sicherlich auch geben, nicht nur beim Menschen, aber das hat Null mit dem Thema Kastration zu tun.
Verhaltenstechnisch bleiben alle in Menschenhand gehaltenen Katzen im kindlichen Verhaltensschema. Dem Menschen gegenüber! Mit ihren Artgenossen interagieren sie - Kastra hin oder her! - natürlich auf erwachsene kätzische Weise. Aber evolutionstechnisch haben Katzen in grauer Vorzeit entdeckt, dass der Mensch eher zu - für Katzen vorteilhafte - Handlungen bereit ist, wenn die Katze mit ihm kommuniziert, wie es die Kitten mit der Katzenmama tun.
Erwachsene Katzen kommunizieren untereinander in erster Linie olfaktorisch (Geruch), aber auch durch Körpersprache. Lauttechnisch erfolgen aber eher Schnurren, Fauchen, Knurren und Singen als Miauen und andere Verballaute. Letzteres ist bei verwilderten Hauskatzen (Streunern) und auch bei Kitten und Mama, die im Haus gehalten werden, eine häufig und besonders von den Kitten genutzte Kommunikationsform.
Natürlich lernen auch die Kitten die Körpersprache der anderen Katzen und auch, was welcher Geruch bedeutet. Aber sie rufen nach der Mama, diese ruft die Kitten, und sie antworten auch.
Und im Rahmen der Selbstdomestikation der Katze hat sich dieses Verhalten evolutionstechnisch als erfolgreich im Umgang mit dem Menschen erwiesen, so dass die Hauskatze es in ihren Verhaltenskatalog mit aufgenommen hat und im Haus bei ihren Dosenöffnern durchgängig und weit weit überwiegend erfolgreich
😀 anwendet.
Über die anderen Merkwürdigkeiten, mit denen manche TÄe begründen wollen, warum eine Katze noch nicht kastriert werden kann, bist seid ihr ja schon ausführlich aufgeklärt worden.
😉
Übrigens: es ist tatsächlich so, dass eine Frühkastration dem Tier nicht schadet, sondern absolut von Vorteil ist. In Großbritannien gibt es ausführliche Studien zu diesem Thema, und es ist dort auch absolut gängig, wie Rickie schon geschrieben hatte, dass die Kitten dort kastriert werden, bevor sie drei Monate alt sind.
Selbst habe ich noch keine unkastrierte Katze in meinen Haushalt aufgenommen, aber meine Orientalen kamen (kastriert) je im Alter von ca. sechs Monaten in mein Haus.
Mein Sternchen Nine Katharine wurde zudem seitens des Züchters kastriert, obwohl sie bei der Abgabe noch kein Kilo wog (sie war schon als Kitten leider chronisch krank, holte aber als Teenie gewichtstechnisch gut auf
🙂).
Ich möchte auch noch ein Wort loswerden zum Thema Kater - Katze und Spielverhalten.
Wir hatten immer auch einen Kater im Haus, und spieltechnisch sind da tatsächlich große Unterschiede vorhanden. Kaum ein Mädel mag die groben Raufspiele, die zwei Kater sich mit Begeisterung liefern. Und es gibt auch nur wenige Kater, die mädchenhaft spielen und neben sanftem Raufen die Fange- und Lauerspiele der Mädels klasse finden.
Und selbst der sanfteste aller Kater hat in seiner Teeniezeit so eine Rüpelphase, wie man sie auch von Jungs kennt: unser aktueller Kater Moody ist so ein sanfter Mädchenkater, der liebend gern Fangen und Nachlaufen spielt. Für Raufspiele hat er seine Freundin Mercy, die als einziges Mädel mit vier Brüdern in einem Wurf aufgewachsen ist und die auch ausgesprochen gern sportelt. Aber auch mit Mercy rauft Moody nicht wirklich katerlich, sondern so verspielt und sachte, wie auch zwei Mädels miteinander raufen würden
Als Moody bei uns einzog, war er mitten in dieser genannten Rüpelphase und ging sofort auf die Mädels los und verprügelte sie nach allen Regeln der Kunst. Kein Wunder, dass er sich sofort eine Menge Ohrfeigen einfing und erstmal verdaddert aus der Wäsche guckte: er war in ein Haus voller Tanten geraten, die schlagkräftig an ihm rumerzogen!
Seitdem glaubt Moody zwar immer noch, dass Frauen ein bisschen Haue gern haben, aber er rauft, wie gesagt, auf Mädchenart und ist insgesamt ein ausgesprochen friedlicher Spielekater, der gern kuschelt und seine Damen voller Zuneigung wäscht.
Es ist absehbar, dass euch das in der Rüpelphase eures Katers auch passieren wird, und selbst wenn euer Katerchen ein Mädchenkater sein sollte, bedeutet dies nicht automatisch, dass eure Kätzin ein so robustes und sportliches Mädel ist wie Mercy, die sich gern auf eine kleine Rauferei einlässt. Sprich: die Wahrscheinlichkeit spricht leider dagegen, dass eure beiden Kitten sich noch so gut verstehen und lieben werden wie heute, wenn sie erst die Pubertät hinter sich gebracht haben. Leider ist die Wahrscheinlichkeit viel höher, dass euer kleines Mädchen vom Kater und seinen Raufversuchen angenervt sein wird oder dass sie sogar Stress und Angst bekommt und ihr alles zu viel ist.
Bitte habt das im Hinterkopf und beobachtet eure Katzen und besonders euer kleines Mädchen!
Die beste Lösung in diesem Fall wäre, dem Kater einen passenden Raufkumpel zu besorgen, aber ich persönlich würde dann wirklich dringend umziehen, denn für drei Katzen erscheinen mir 56 qm wirklich arg begrenzt (kommt auf den Schnitt der Wohnung und die katzengerechte Gestaltung an).
Btw, die Pubertät ist hier als hormonfreie körperliche und seelische Entwicklung gemeint, denn das Spielverhalten der Katze ist frei von hormonellen Zusammenhängen.
😉