Liebe Eva,
nachdem meine Mutter letztes Jahr nach langer chronischer Krankheit gestorben ist, war ich innerlich sehr damit beschäftigt, was ich an welchen Stellen hätte anders machen sollen und wie es gewesen wäre, wenn ich bei den Ärzten mehr für meine Mutter hätte erreichen können.
Liebe Eva-Maria,
das mit deiner Mutter tut mir sehr, sehr leid... Ich kann es dir nachempfinden, habe selbst beide Eltern an Krebs verloren, meine Mutter schon vor langer Zeit.
Mehr erreichen kann man leider bei erwachsenen Menschen nicht, denn sie sind eigenverantwortlich. Meine Mutter hat sich damals im ersten Schritt gegen eine Chemotherapie entschieden und stattdessen alternative Therapien gemacht, was ich damals schon als Jugendliche für einen schweren Fehler hielt, aber sie war unbeirrbar und glaubte lieber ihrer verrückten Ärztin.
Stattdessen griff sie zu Naturheilverfahren wie Mistelspritzen, rohe Leber essen, Kupferarmband tragen, aber auch Psychotherapie, Familienaufstellungen, Bäume umarmen und solche Sachen halt. Dagegen ist ja nichts einzuwenden, wenn man es
ergänzend macht, aber nicht
ersetzend.
Der Effekt war, dass sie 2 Jahre später überall im Körper Metastasen hatte und letztlich dann doch Chemo- und Strahlentherapie gebraucht hat und dennoch sehr qualvoll verstorben ist.
Das hat mich sehr belastet, ob es eine Chance gegeben hätte, dass sie noch leben könnte.
Chancen zu ergreifen lag bei deiner Mutter, nicht bei dir. Wir alle können unseren zweibeinigen Familienangehörigen nur beratend und unterstützend zur Seite stehen, aber nicht für sie die Entscheidungen treffen, das habe ich vor langer Zeit erkannt.
Bei meinem Vater war es auch sinnlos, ihn zu (damals noch präventiven) Arztbesuchen zu bewegen. Er klagte bereits jahrelang über Verdauungsbeschwerden und später über Schmerzen im Darm, ging aber nicht zum Arzt, trotz unserer Bitten und unserer Angebote, ihn zu jeder Untersuchung zu begleiten. Er wollte einfach nicht. Erst als er einen Darmverschluss hatte, aber da war es bereits zu spät. Der Tumor wurde operativ entfernt, aber er starb wenige Tage später an den Folgen des Eingriffs. Das hätte nicht sein müssen, gerade bei Darmkrebs ist Früherkennung alles, denn man kann bei dieser Krebsform häufig sogar präventiv vieles verhindern, indem man bspw. Polypen (die theoretisch Jahre später entarten könnten, wenn man sie drin ließe) sofort bei der Untersuchung rausschneidet und histologisch untersucht.
Das meine ich damit, wenn es um Menschen geht, können wir einfach nichts tun außer reden, reden, reden...
Bei unseren Tieren ist das anders, da treffen wir die Entscheidungen und sind beim kleinsten Pups in der Tierklinik, da wird nicht lang gefragt, ob es der Katze recht ist, sondern da fährt man los und lässt die Katze untersuchen und behandeln, Einverständnis der Katze hin oder her.
Ich habe das dann mit meiner Therapeutin besprochen, die auch energetisch arbeitet. Sie erzählte mir, dass bei jedem Wesen vorher bestimmt sei, wann es sterben wird.
Ich bin nicht sicher, ob es wirklich vorherbestimmt ist, denn wie gesagt, wir selbst haben es in der Hand, ob wir zum Arzt gehen oder nicht. Vieles lässt sich bei rechtzeitiger Diagnose behandeln, manches natürlich auch nicht, aber grundsätzlich treffen wir die Entscheidungen.
Ich weiß natürlich nicht, ob Du daran glaubst, dass es mehr gibt, als das, was wir hier direkt erfassen können.
Definitiv! Ich habe selbst schon einige Erfahrungen gemacht, die wissenschaftlich nicht erklärbar sind, und zwar bereits in früher Kindheit. Bei mir waren es hauptsächlich meine Katzen, mit denen ich stets verbunden war und bin.
Als Kind hatte ich einen Kater, der bei meiner Großmutter auf dem Land lebte, mit dem ich innig verbunden war und der in meiner Kindheit mein bester Freund war. Fast jedes Wochenende fuhren wir zur Großmutter (1-stündige Fahrt) und immer wartete mein Kater ca. 1/2 bis 1 Stunde vorher beim Gartentor. Das weiß ich deshalb so genau, weil es meiner Großmutter immer auffiel und sie dabei auf die Uhr sah und es später erwähnte. Meine Großmutter konnte sich nach meinem Kater richten: Sobald er am Gartentor saß, wusste sie, dass wir bald ankommen würden.
Wir fuhren aber nicht immer zur selben Zeit und auch nicht immer am selben Tag, manchmal war es Freitag Mittag nach der Schule, manchmal Freitag Abend, manchmal Samstag früh, manchmal war es auch ein Feiertag mitten in der Woche. Ganz egal, mein Kater wartete immer zum richtigen Zeitpunkt. Er hat immer gespürt, wann wir kommen (bzw. wann
ich komme, er wartete nicht auf uns, sondern auf
mich) über 100 Kilometer Entfernung hinweg.
Erst vor einigen Jahren, als ich die Bücher von Rupert Sheldrake entdeckte, erfuhr ich, dass diese Phänomene sogar extrem oft zwischen Tieren und ihren Menschen auftreten, allerdings überwiegend bei Hunden. Ich habe damals Pam (Sheldrakes Assistentin) ein Mail geschrieben und ihr meine Erfahrungen geschildert und sie fragte mich, ob sie meine Erfahrung ihrer Datenbank hinzufügen dürfte, da sie so wenige Erfahrungsberichte mit Katzen haben. Natürlich habe ich zugestimmt, es war mir eine Ehre. Mein Kater Minki hat nun ein würdiges Denkmal in Rupert Sheldrakes Datenbank...
Auch in den letzten Tagen mit Minnie spürte ich immer über Kilometer hinweg, wie es ihr am jeweiligen Tag ging, als sie in der Tierklinik war und ich in der Arbeit.
Bei Lara war es ebenso. Als sie im Sommer beim Tierarzt an der Narkose starb (da wusste ich noch gar nichts davon, sondern ich hatte Minuten zuvor noch die Nachricht auf der Mailbox erhalten, dass alles gut verlaufen war und ich Lara dann abholen könnte), erfasste mich plötzlich so eine seltsame Unruhe, Hektik, Stress, Nervosität, die ich mir nicht erklären konnte. Ich war im Büro gerade mit den langweiligsten Routinearbeiten der Welt beschäftigt, es gab an meinem Arbeitsplatz keinen Anlass dafür.
Und Minuten später rief der Tierarzt nochmals an, um mir mitzuteilen, dass Lara soeben verstorben war und er sie nicht retten konnte.
Das waren die furchtbarsten Momente meines Lebens, gemeinsam mit den Ereignissen der letzten beiden Wochen (Lotti und Minnie)...
Ich finde es unfassbar schwer, geliebte Wesen gehen zu lassen und zuzuschauen, wie wir nichts mehr tun können.
Ja, so geht es mir auch, ich kann wirklich sehr schwer loslassen... Gerade meine Katzen konnte ich am schwersten loslassen... Bei meiner Mutter war ich zuletzt froh, dass sie sterben konnte, denn sie hatte furchtbare Schmerzen.
Und gleichzeitig gibt mir der Gedanke ein wenig Zuversicht, dass es irgendwie seine "Richtigkeit" haben wird, auch wenn wir das nicht verstehen können.
Ich wünsche Dir viel Kraft.
Danke, liebe Eva-Maria, auch ich schicke dir viele gute Gedanken!
Mich tröstet halt ein bisschen der Gedanke daran, dass die Seele eines jeden Lebewesens weiterlebt und eines Tages wieder inkarnieren wird, dessen bin ich sicher...
Dennoch tut es furchtbar weh, sie zu verlieren, noch dazu unter Schmerzen... Und wenn man selbst auch noch daran Schuld trägt, weil man etwas nicht richtig eingeschätzt hat oder zu lange gewartet hat oder nicht auf das eigene Gefühl gehört hat, sondern auf die Ärzte, dann ist alles noch viel schlimmer.
Auch dieses allein sterben müssen ist so furchtbar. Bei Lara konnte ich nicht vor Ort sein, weil ich ja bei einer gesunden Katze nicht damit rechnete (wie ich heute weiß, muss man leider IMMER damit rechnen, dass man sie zum letzten Mal sieht, wenn man sie zum TA bringt, auch wenn es ein im Grunde harmloser Routineeingriff ist) und bei Minnie setzte das Herz so plötzlich aus, dass der Anruf der Tierklinik zu spät kam und ich auch... Als ich dort ankam, war sie bereits klinisch tot.
Ich hatte dann dort im Reanimationsraum noch kurz Kontakt mit ihr, als sie aus ihrem Körper ausgetreten war. Das war der Moment, als ich den Arzt bat, mit der Herzmassage aufzuhören, denn ich wusste in diesem Augenblick, dass sie gegangen war. Und nach über 50 Minuten ohne eigenes Herzsignal war es ohnehin zu spät. 30 Minuten sind es laut Lehrbuch, ich habe ihn damals gebeten, bei Minnie eine Ausnahme zu machen und einfach weiter, weiter, weiter zu machen... Bis ich dann selbst wusste, dass es zu spät war.
Liebe Grüße
Eva