In einer insgesamt ausgewogenen Katzengruppe, wo also schon mindestens zwei gut eingespielte Tiere vorhanden sind, mag es funktionieren, dass ein Kitten zu älteren Tieren zieht.
Sonst würde beispielsweise kein seriöser Vereinszüchter je seine zugekauften Nachwuchszuchttiere in die bestehende Gruppe erfolgreich integrieren können.
Aber bei der Thematik älteres einzelnes Tier und Kitten sehe ich die Erfolgsmöglichkeiten der Vergesellschaftung äußerst kritisch.
Zu den Gründen muss ich nichts näher ausführen; das haben meine Vorredner schon sehr anschaulich gemacht.
Ich möchte am eigenen Beispiel aufzeigen, dass es sehr gut funktionieren kann, dass es aber auch schwierige Situationen bzw. Konstellationen geben kann.
Katzentechnisch hatten wir ein vom Alter her ziemlich homogenes Dreigespann von zwei Katern und einer Kätzin, die alle als erwachsene Tiere aus dem Tierschutz zu uns kamen. Die beiden Kater haben sich nie wirklich gut verstanden, da Nicki, der Nickerkater, andere Kater eigentlich nicht wirklich leiden konnte (was uns vorher nicht bekannt war; er wurde uns als sehr soziales und freundliches Tier vermittelt).
Nachdem der erste Kater, Nero, verstorben war und Jeannie, die Kätzin mit Krebs diagnostiziert wurde, stand relativ schnell fest, dass Jeannie (der nur noch eine kurze Lebensspanne prognostiziert wurde) Entlastung brauchte, denn Nicki wollte spielen und war für Jeannie einfach zu lebhaft und grob. Es musste eine Kätzin sein, und sie sollte lebhaft und für Nicki eine adäquate Partnerin sein.
So kamen wir auf die Idee, dass es ein junges, noch nicht ausgewachsenes Katz sein sollte, und wegen der Rasse, die ich sehr liebe, eine Orientalin oder Siamesin, natürlich vom Vereinszüchter mit Papieren.
Nach einiger Suche zog Nine Katharine zu uns, ihres Zeichens chronisch krank, aber lebhaft, sozial, verspielt und verschmust und nicht zu raufig. Nicki liebte den Neuzugang für seinen Harem auf den ersten Blick, Jeannie musste erst noch mehrfach klarstellen, wer die Erstfrau des Nickerkaters ist.
Auch nachdem Jeannie dann ein Sternchen wurde und Nine allein für unseren Nicki keine adäquate Auslastung war, zog eine Teenagerin zu uns: Pfötchen, dreibeinige Siamkätzin, ca. ein halbes Jahr alt, natürlich mit Papieren. Nine ist ein gutes Jahr älter als Pfötchen und nahm das Schneeweißchen freundlich auf, nachdem es angemessene Zeit unter dem Bett wohnen musste (man hält ja auf sich, so als neue Erstfrau *hüstel*). Wie zuvor, verleibte Nicki die Neue (drei Beine hin oder her) begeistert seinem Harem ein.
Ein halbes Jahr später zog dann zu Pfötchens Unterstützung noch Mercy ein, etwas jünger als Pfötchen, aber jedenfalls pumperlgsund und mächtig sportlich. Mercy, der Flummi. Mercy-Katz-trainiert-für-Olympia. Noch eine Bereicherung für Nickis Harem. Nicki war begeistert!
Bei allen drei halbwüchsigen Kätzinnen war Nicki ein sehr verbindendes Element, eine Art Mutter der Kompanie. Die Mädels hatten immer einen, der sie tröstete, abschleckte und bekuschelte, falls was war. Und die beiden kleinen Mädchen, also Pfötchen und Mercy waren sofort Pattex pur, so sehr, dass Pfötchen sogleich zu Mercy unters Bett zog, als Mercy neu war.
Als der Nickerkater über die Brücke ging, mussten sich die drei Weiber völlig neu sortieren. Die beiden kleinen Mädchen hatten einander, Nine weinte und suchte und litt.
So kam nach langer Suche Moody zu uns, seines Zeichens Nines neuer Mann und Haremswächter.
Nine war selig, Moody auch, aber die beiden kleinen Mädchen dachten anders, denn Pfötchen war zwischenzeitlich in Nickis große Schuhe gestiegen und hatte die Haremsleitung an sich gerafft.
Und Moody war altersentsprechend (damals ca. 7 Monate alt) mitten im besten Rüpelalter. Zudem als Handaufzucht zwar verspielt und mit dem Mehrkatzenhaushalt bei seinem Züchter vertraut, insgeheim aber doch davon überzeugt, dass er ein Mensch ist und keine Katze.
Wir hatten einige Holpereien und Missverständnisse, bis sich die beiden kleinen Mädchen mit Moodys dauerhafter Existenz im hiesigen Katzenhaushalt anfreunden konnten und bis Moody kapiert hatte, dass man Weiber nicht ungestraft verhauen darf (jedenfalls nicht immer....😀).
Zwischen Moody und Pfötchen wird es nie die große Liebe werden, aber sie akzeptieren sich und spielen auch miteinander. Es wird aber auch sich gegenseitig unflätig beschimpft und rumgezickt und eifersüchtig und neidisch gegenseitig vertrieben.
Mit Mercy, die mit ihren vier Brüdern groß geworden ist (einziges Mädchen im Wurf), rauft Moody nach Katerart, jagt mit ihr aber auch auf Mädchenart, denn Moody ist (bis auf seine Rüpeleien) eigenltich ein Mädchenkater, spielt und jagt also weitaus mehr als zu raufen. Und er kuschelt wahnsinnig gern, mit seiner Frau, zu dritt auch mit Mercy, aber auch allein mit mir. Nur halt nicht so mit Pfötchen.
Kurz:
Auch mit den Mädels hätte die jeweilige Vergesellschaftung schwierig werden können, gerade zu Anfang, also beim Generationswechsel, als Nine bei uns einzog und mehr als 10 Jahre jünger war als die beiden "Alten"!
Hier war Nicki das vermittelnde Element, ebenso beim Einzug der beiden kleinen Mädchen.
Wir haben da sehr viel Glück (in Gestalt des Nickerkaters als Haremswächter) und sachkundige Züchter gehabt, in welche Katzengesellschaft sie ihre Jungmädels geben!
Das ist leider nicht durchgängig garantiert, egal ob man die Katze von einer Pflegestelle, aus dem Tierschutz oder vom Züchter hat. Und es hat auch nicht jeder Katzenhalter das Glück, eine Mutter der Kompanie zu haben!
LG