Derweil fütterten wir weiter täglich morgens und abends, …
… genossen Watches‘ Anwesenheit…
… und vergaßen auch eine Glückskatze nicht, die im Restaurant ihre Runden drehte:
Inzwischen kannten wir die Zeiten unserer Futtergäste.
Watches und sein vermutlicher Bruder lagen früh schon auf den Gartenmöbeln vorm Haus, warteten mein morgendliches Bad im Mittelmeer ab und verdrückten zusammen erstmal eine Dose Futter. Während unseres Frühstücks gabs dann nochmal Nachschlag. Ähnliche Mengen gingen abends über die Futtertheke.
Der Admiral kam nur abends, fraß auch nicht allzuviel und verzog sich nach einer kurzen Ruhepause wieder irgendwohin in sein Versteck. Ein Test mit Easypill noch ohne Medikamente nur als Leckerli funktionierte bestens. (Das Easypill mit dem Floh- und Zeckenmedikament am nächsten Tag ignorierte er gepflegt…)
Ich stellte daher eines Abends zum Angewöhnen eine Box vors Haus, neben die Futterteller. Der Erfolg stellte sich sofort ein, allerdings anders als gedacht!
Watches‘ unkastrierter Bruder, diese Neugiernase, spazierte ungeniert in die Box und sah sich deren Innenleben in aller Ruhe an, während ich danebenhockte. Ich brauchte nur die Boxentür leise zu schließen – und da saß er nun…
Natürlich ging es schnurstracks mit ihm zur Tierärztin, nicht ohne ihr vorher mitzuteilen, dass der jetzt anreisende Kater doch ein wenig anders aussieht als der angekündigte…
Watches‘ Bruder wurde am nächsten Vormittag kastriert und bekam wunschgemäß auch ein Spot on gegen Ungeziefer. Sie wollten ihn dann gern noch über Nacht dort behalten, um zu schauen, ob alles gut verläuft. Die Praxis macht einen sehr ordentlichen und das Team einen sehr kompetenten Eindruck, also ließ ich ihn dort, um ihn am übernächsten Vormittag abzuholen.
Um in der Namenslogik „Gold – Silver – Watches“ zu bleiben, heißt Watches‘ Bruder nun übrigens „Jewel“.
Inzwischen wurde mir die Zeit etwas knapp. Sollte mit dem Admiral was Ernsteres sein, wären wir nicht mehr lange genug auf Rhodos. Leckerlies und Box würdigte er keines Blickes, und für das Fangen mit dem Handtucheinwickeltrick erschien mir der Admiral zu ausgebufft und clever.
Als er an dem Tag auch recht früh am Nachmittag auftauchte, fackelte ich nicht lange, nahm den Kescher zu Hilfe und kaperte einen sichtlich überraschten Admiral.
Allerdings saß Jewel in der eigentlich für den Admiral vorgesehen stabileren Box, und die stand in der Tierarztpraxis.
Leider hat die Praxis genau an diesem einen Wochentag abends nicht geöffnet. Wir richteten uns also darauf ein, den intensiv nach Kater duftenden Admiral im Bad unterzubringen. Und das in einer etwas zierlicheren Box. So wurde das Paket noch in ein Netz eingewickelt und die Boxentür mit Kabelbindern gesichert. Er war zwar jetzt im beobachtenden, erstarrten Streunermodus, aber es wäre nur eine Frage der Zeit gewesen, dass er in der Stille der Nacht versucht, auszubrechen.
Ich versuchte dennoch, die Tierärztin zu erreichen. Glücklicherweise konnte zwar nicht sie, aber ihre Kollegin es einrichten, dir Praxis nur für uns nochmal aufzuschließen.
Bis sie erschien, vertrieb ich mir die Wartezeit dort mit einem verschmusten, kastrierten Kater, der mir dann als ihr Praxiskater vorgestellt wurde:
Am Vormittag darauf holte ich Jewel ab, der seine Beobachtungszeit abgesessen hatte, und besprach mit der Ärztin Admirals Behandlung.
Jewel war inzwischen sichtlich genervt von seinem Aufenthalt dort: “Lass mich sofort raus, oder es setzt was!”
Das liebevoll bereitgestellte Frühstück wurde deshalb ignoriert, erst einmal in Sicherheit bringen!
Die folgende Nacht war leider kurz. Spätabends miepte irgendwo ein Kitten. Es beruhigte sich zwar, aber nachdem es irgendwann wieder ununterbrochen zu hören war, machten wir uns gegen vier Uhr morgens dann doch auf die Suche.
Hinter unserem Ferienhaus und dem daneben verläuft eine Bruchsteinmauer. Und genau von nebenan kamen die Geräusche. Wir sind also mit Taschenlampe auf das Nachbargrundstück geschlichen und fanden das Kätzchen glücklicherweise auch. Das Kleinteil muss versucht haben, an der Mauer hochzuklettern und ist wohl in einen Hohlraum gepurzelt. Da saß es nun und fauchte mich an. Die Katzenmama war auch da, konnte aber nichts ausrichten.
Hier ganz hinten auf halber Höhe hockte das Kleine:
Zum Glück waren die Mauersteine lose, und ich konnte die Mauer soweit freilegen, bis Minikatz sich entschied, zu fliehen.
Die Katzenmutter war übrigens die Glückskatze aus dem Restaurant, die inzwischen auch immer mal wieder bei uns ihr Futter bekam.
Sie ist zutraulich und freundlich wie Watches.
Es wäre ein Leichtes gewesen, sie einzusammeln und kastrieren zu lassen. Denn unkastriert ist sie, wie ihr deutlich zu sehendes Gesäuge bewies.
Leider ist das aber auch der Grund, warum wir sie nicht eben mal zwei Tage für eine Kastra wegfangen können, abgesehen von ihrer zierlichen Statur, die alleine schon eine Kastration riskant erschienen ließ. Sie zeigte sich tags darauf auch mit ihrer Familie:
Andrea von den “Flying Cats” hat mir aber versprochen, dass sie ein Auge darauf haben werden und versuchen, sie zum geeigneten Zeitpunkt kastrieren zu lassen, und die Kitten auch, wenn sie soweit sind. Dafür schon einmal Danke vorab!
Tags darauf konnte ich den Admiral wieder in Empfang nehmen – um einige Körperteile leichter. Denn er wurde nicht nur kastriert, sondern ein gesplitterter Backenzahn oben links und die Wurzelreste der abgebrochenen unteren Canini wurden gleich mit entfernt.
Die Ärztin schätzte ihn auf ungefähr 10 Jahre oder auch älter, was für eine Streunerkatze schon ein erstaunlich hohes Alter ist.
Versorgt mit Langzeit-Antibiotikum und Schmerzmitteln und ebenfalls recht missgelaunt zog er von dannen, das Frühstück ließ auch er unangetastet.
Abends war aber schon wieder alles vergessen. Der Admiral stromerte durch die Restaurants, wie die Katzenmama und Watches auch. Und kam spätabends sogar nochmal für einen kleinen Imbiss bei uns vorbei.
Jewel hat im Kreise seiner Mitkatzen ebenfalls wieder Appetit:
Watches ruht abends ab und an weiter bei uns:
Also eigentlich alles wieder wie am Anfang, als wir doch nur füttern wollten…
Rhodos ist nun um zwei kastrierte Katzen reicher und ich um die Erfahrung, dass auch anderswo Tierschutzvereine tätig sind, die einen mit Rat und Informationen unterstützen, wenn schon niemand vor Ort ist.
Den “Flying Cats” wünsche ich für ihre Arbeit alles Gute und neben all den Herausforderungen, die der Tierschutz bereithält, auch weiterhin viele schöne und glückliche Momente des Erfolgs!